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unter den Ἕλληνες verstanden, der für klare, nüchterne Definitionen in gleichem Masse wie für mystischen, phantasievollen Schwung geschaffenen griechischen Sprache die Glut einzuhauchen, die in seinem Fühlen lebte, und dadurch scheint er sich mir vorteilhaft von den späteren Neuplatonikern zu unterscheiden, dafs seine Sprache wie seine Gedanken selbst in der höchsten Ekstase nie nebelhaft phantastisch und verschwommen werden. Er wäre würdig gewesen, König der von ihm geträumten IIaTovóлolis (Рorph. v. Plot. 12) zu werden.

B. Die strengen Archaisten.

Nur den wenigsten war es gegeben, über die blofse Schablone Aristides. hinauszukommen. Man hatte sich zwar durch lange Übung in der uíunois so gezüchtet, dafs man im Stande war, auf Kommando bald attisch zu schreiben wie Platon oder wie Thukydides oder wie Xenophon oder (und besonders) wie & gńtwo, bald ionisch wie Herodot oder gar wie Hekataios: aber bei den meisten war die Mache rein äufserlich in der Struktur der Perioden, in dem Aufputz der eigenen ärmlichen Gedanken (wie in grellstem Licht die Proben der Geschichtsskribillanten bei Lukian zeigen): das os, welches der daíuov in den grofsen alten Autoren war, fehlte diesen Epigonen. Ich mufs die hauptsächlichsten kurz charakterisieren, weil sie diese ganze Stilrichtung am deutlichsten kennzeichnen.

Über des Aristides gesinnungstüchtige Langeweile, die noch empfindlicher wird durch das süfsliche Wesen des Mannes, seine impertinente Eitelkeit, seine ewigen Versicherungen, er gerate durch seine Reden selbst in Verzückung und Raserei, wird sich jeder geärgert haben, der, wie ich selbst, auch nur einige seiner Reden ganz hat zu Ende lesen können. „Man kann, sagt H. Baumgart (Ael. Aristides p. 39), ohne Übertreibung behaupten, dass in den gesamten 55 erhaltenen Reden des Aristides auch nicht ein einziger selbständiger Gedanke entwickelt ist." Für das Einzelne genügt es, auf Baumgart und die Zusammen

quid est homo? Lucerna in vento posita. Ähnliches kann man öfters bei

Plotin beobachten.

Norden, antike Kunstprosa.

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stellungen von W. Schmid (D. Atticismus II 1889) zu verweisen.1)

Dieser Mann, der für uns von unerträglicher Öde ist, wurde nun aber als νέος Δημοσθένης das Ideal aller späteren Anhänger dieser Stilrichtung.

Im vierten Jahrhundert erfolgte nach der Trennung der beiden Reichshälften, unter mächtigen und für die Litteratur Sorge tragenden Herrschern, aus Opposition gegen die immer mehr erstarkende neue Religion, die sich schon einer bedeutenden Litteratur rühmen durfte, noch einmal ein gewaltiger Aufschwung auf heidnischer Seite. Während an der athenischen Universität im allgemeinen die moderne asianische Geschmacksrichtung Libanios herrschte, hielt im Osten Libanios) das Banner der ἀρχαῖοι hoch. Sein unmittelbares Vorbild war Aristides, cf. or. 63 (vol. III p. 347 Reiske): τὸν μὲν οὖν ἐμὸν εἰς ̓Αριστείδην ἔρωτα καὶ ὡς αἱρέσεώς μοι δοθείσης ἢ νικῆσαι πλούτῳ τὸν Μίδαν ἢ καὶ κατὰ μικρὸν ἐγγὺς ἐλθεῖν τῆς τοῦδε τέχνης . . (ich letzteres wählen würde), παντί που δῆλον. οὐ γὰρ ἐξ ὧν ἀκηκόασί μου φάσκοντος ἐρᾶν τοῦτο συνίασιν, ἀλλ ̓ ἐκ τοῦ πολλῷ μείζονος εἰς πίστιν, ἐκ τῶν ἔργων αὐτῶν ἐπίστανται, πόσον τι φίλτρον τοῦ ῥήτορος ἐν ἐμοί. τὸ γὰρ, ἡνίκα ἂν ποιῶ λόγους, τῶν ἰχνῶν ἔχεσθαι τοῦ ̓Αριστείδου καὶ πειρᾶσθαι τοὺς ἐμοὺς ἀφομοιοῦν, εἰς ὅσον οἷόν τε, τοῖς ἐκείνου καὶ κέρδος ποιεῖσθαι τοῦ βίου τό τινα τῶν καθημένων εἰπεῖν ὡς ἐοίκομεν σημεῖον οἶμαι παμμέγεθες τοῦ τῶν ἄκρων ἡγεῖσθαι τὸν ῥήτορα. Cf. ep. 1551, wo er seine Freude äussert über eine ihm geschenkte Büste des Aristides: wenn er eine Rede des Aristides lese, setze er sich neben diese Büste, sehe sie an und frage sich, ob diese Rede auch wohl echt sei; dann antworte er sich meist: ja, οὕτω πάντα θεοειδή καὶ καλὰ καὶ κρείττω τῶν πολλῶν. Daher stellt er sich, wie seiner Zeit Aristides, in scharfen Gegensatz zu den zeitgenössischen Sophisten: in der Geschichte seines Bildungsganges (or. 1) erzählt er, wie er es in seiner Jugend mit diesen Sophisten versucht habe, aber bald zur Überzeugung gekommen sei, dass er

1) Seine eigenen Äufserungen über seinen Gegensatz zu den Modernen s. o. S. 369, 374 f.

2) Ich gehe mit ein paar Worten auf seine rhetorische Stellung ein, da sie in dem bekannten Buch von G. Sievers, Das Leben des L., Berlin 1868, so gut wie gar nicht berücksichtigt ist.

ἡγεμόσι τυφλοῖς ἑπόμενος εἰς βάραθρον ἀμαθίας ἔπεσεν (p. 8): daher habe er sich an einen Mann gewandt, der die лalαιoí hoch hielt. Als er daher, wie Eunapios (v. soph. p. 96 Boiss.) berichtet, später zu seiner Ausbildung nach Athen ging, versuchte er es mit den dortigen Sophisten, hielt es aber nicht lange bei ihnen aus, sondern αὐτὸς ἑαυτὸν ἐπὶ ταῖς μελέταις συνεῖχε καὶ πρὸς τὸν ἀρχαῖον ἐξεβιάζετο τύπον τὴν ψυχὴν διαπλάττων καὶ τὸν λόγον.1) Überhaupt weißs sich Eunapios nicht genug darin zu thun, das Altertümliche der Reden des Libanios hervorzuheben, besonders p. 99, wo er sagt, L. habe altattische, ganz in Vergessenheit geratene Wörter wie alte Weihgeschenke wieder hervorgezogen. Die Alten, voran Demosthenes, sind es daher, denen er und die ihm Gleichgesinnten nachstreben und deren Lektüre er seinen Schülern empfiehlt, cf. vol. I 202; II 207; 291; 293; III 354 (wo er Demosthenes über Antiphon stellt). Daher finden sich bei ihm auch kaum) die Flitter der modernen sophistischen Beredsamkeit: er sucht άoxaías zu schreiben, aber da das weder zeitgemäss noch möglich

1) Aus dieser Richtung erklären sich auch die gehässigen Worte, mit denen er ep. 654 eines Vortrags gedenkt, den Himerios, der Hauptvertreter der Modernen, in Nikomedia gehalten hatte (zwischen 346 und 351): dieser ἐσθήμασι λαμπρός habe in seinen Vorträgen die ganze ἀσθένεια der Sophisten gezeigt, denn seine λόγοι seien οὐ γνήσιοι (d. h. ihnen fehle die attische Prägung), und man habe ihn überhaupt nur hergerufen, um sich über ihn lustig zu machen. Dafs (der nicht genannte) Himerios gemeint ist, hat Tillemont durch anderweitige Zeugnisse sicher bewiesen, cf. Wernsdorf, Vita Himerii (vor seiner Ausgabe Götting. 1790) § 7 p. XLV. Da, wo Libanios in seinen Briefen den Himerios mit Namen nennt, spricht er freilich von ihm wie von einem berühmten Sophisten (cf. den Index der Ausgabe der Briefe von J. Ch. Wolf, Amsterd. 1738): der Mann war eine zu grofse Celebrität, als dafs es dem L. genützt hätte, das Gegenteil zu versichern.

2) So sind, wenn ich nicht irre, sehr selten Stellen wie or. 13 (I 409): δακρύων μὲν ἐπὶ τοῖς κειμένοις, στένων δ ̓ ἐπὶ τοῖς σεσυλημένοις, ἀλγῶν δ ̓ ἐπὶ τοῖς ὑβρισμένοις, διδοὺς τοῖς πλησίον ὁρᾶν ἐν τῇ παρούσῃ λύπῃ τὴν ἐσομένην βοήθειαν oder in derselben Rede p. 413: οὐδ ̓ ἐν σκηνῇ καθήμενος περὶ τῶν ἐν τῇ μάχῃ πυνθανόμενος, ἀλλὰ καὶ ποδὶ χρώμενος καὶ χεῖρα κινῶν καὶ δόρυ σείων καὶ ξίφος ἕλκων (an beiden Stellen soll die Figur malerisch wirken). Nur seine beiden povodía auf den abgebrannten Apollotempel in Daphne und das vom Erdbeben zerstörte Nikomedia (III 332 ff. 337 ff.) fallen ganz aus seinem sonstigen Stil heraus: den Grund dafür werde ich später feststellen.

Themistios.

war, machen seine Reden einen so sterilen Eindruck; nicht einmal da, wo er zu und von seinem Liebling Iulian spricht, oder in der berühmten Rede an Theodosios über die Duldung des heidnischen Kultus weifs er wirklich zu erwärmen; ihm fehlt die Leidenschaft, die sich nur in der lebendigen Sprache zum Ausdruck bringen läfst; er redet aus Büchern und wie ein Buch, z. B. die grofse Lobrede auf Antiochia (or. 11, vol. I 275-365) ist genau nach dem Schema gearbeitet, das Menander für solche Lobreden auf Städte gegeben hatte: denn es war längst dahin gekommen, dafs die Theorie nicht mehr aus der Praxis abgeleitet, sondern die Praxis sklavisch nach der Theorie gestaltet wurde.1)

Der Hauptrepräsentant der φιλόσοφος ῥητορική im vierten Jahrhundert war Themistios. Er hat uns in den Reden, in welchen er seinen Standpunkt gegen seine Widersacher verteidigt (or. 23-29), ein deutliches Bild der von ihm vertretenen Beredsamkeit entworfen. Voller Entrüstung weist er die Identifikation mit den 60qiotaí zurück, gegen deren gezierte, mit Schminke bestrichene, nur auf den Beifall der Hörer bedachte, in ouata aufgelöste Beredsamkeit er heftige Ausfälle macht (cf. besonders 24, 301b; 302a; 26, 330a; 27, 332 c; 336 c; 28, 341b-d). Im Gegensatz dazu nennt er sich, den Vertreter der ἀρχαία φιλοσοφία 2), auch einen Anhänger der ἀρχαῖοι in der Sprache. Daher ist es auch begreiflich, dafs er mit

1) Von nichtklassischen Autoren sind (nach Sievers 1. c. 11) nur je einmal genannt: Favorinos (ep. 1313), Adrianos (ep. 546), Longinos (ep. 998) und zwar ist bezeichnend, dafs er keinen von ihnen besitzt, sondern sie von Freunden leihen muss.

2) Ζ. Β. 23, 295b: θεραπεύων οὐ τὴν νέαν ᾠδήν, ἀλλὰ τὴν πάτριον καὶ ἀρχαίαν τῆς ̓Ακαδημίας καὶ τοῦ Λυκείου. Von Constantin läfst er sich nennen p. 20a: προφήτης μὲν τῶν παλαιῶν καὶ σοφῶν ἀνδρῶν καθεστηκώς, ἱεροφάντης δὲ τῶν ἀδύτων τε καὶ ἀνακτόρων φιλοσοφίας· μαραίνεσθαι δὲ οὐκ ἐᾷ τὰς ἀρχαίας δόξας cf. auch o. S. 378 f.

3) Cf. 28, 343b: λιτὰ ῥήματα προηκάμην καὶ ταῦτα εἰκῆ οὕτωσὶ καὶ λίαν ἀρχαίως, οὔτε περιστείλας οὔτε κομμώσας. 20, 233: τῇ λέξει δὲ εἶ τι ἐλλείπειν εἰς παλαιότητα εὑρίσκοιτε, οὐ θαυμαστόν, χαλεπὸν γὰρ ἐφικέσθαι τῆς ἐν συγγραφῇ ἀκριβείας μὴ τοῦτο συνεχῶς ἐκμελετῶντας, ἀλλὰ πρὸς ἕτερα τὴν πλείω σπουδὴν ποιουμένους. Die attischen Redner, sowie Platon und Thukydides nennt er öfters auch in stilistischen Dingen, cf. den Index der Dindorf'schen Ausgabe.

Libanios befreundet war, wie der Briefwechsel des letzteren beweist.

Synesios1), der jüngere Zeitgenosse des Libanios und The- Synesios. mistios, wollte ebenfalls doxaías schreiben. Das folgt vor allem aus der oben (S. 355 f.) angeführten Stelle seines 'Dion', wo er die ιδέα ἀρχαϊκή, die ἀρχαία ῥητορική, die ἀρχαίους καὶ στασίμους ῥήτορας dem modernen Unfug rühmend gegenüberstellt. In demselben Sinn schreibt er an einen Freund (ep. 53): καὶ σὺ μὲν ἐργάζῃ ῥητορικήν, καὶ συγχωρῶ σοι μὴ ταύτην (die moderne) ἐπιτηδεύειν ἀλλὰ τὴν ὀρθὴν καὶ γενναίαν, ἣν οὐδὲ Πλάτων οἶμαι διαγράφειν πειρᾶται. Er verehrt den Aristides: ep. 101: πρόσειπε παρ ̓ ἐμοῦ πάνυ πολλὰ τὸν σε βασμιώτατον Μαρκιανόν (in Konstantinopel), ὃν εἰ προλαβὼν Αριστείδην Ἑρμοῦ λογίου τύπον εἰς ἀνθρώπους ἔφην ἐληλυθέναι, μόλις ἂν ἔτυχον τῆς ἀξίας, ὅτι πλέον ἐστὶν ἢ τύπος. Dagegen stichelt er zweimal auf die Γοργίεια σχήματα (ep. 83; 134). In einem Brief an Hypatia (153) äufsert er sich selbst kurz über seinen Stil, indem er der Philosophin die Veranlassung zu seinem 'Dion' auseinandersetzt: Philosophen und Mönche hätten ihn eines Verbrechens an der Philosophie geziehen, weil er in seinen Schriften auf die Schönheit und den Rhythmus der Worte und die rhetorischen Figuren sehe und weil seine Gedichte etwas von der άoxaía idéa zeigten (diese sind nicht erhalten). Das, was ich von seinen Reden gelesen habe (sie sind sehr schwierig), macht auf mich den Eindruck, dafs er einerseits lange nicht so klassicistisch und daher nicht so langweilig schreibt wie Aristides, Libanios und Themistios, andererseits nicht entfernt so neoterisch wie Himerios, sondern dafs er zwischen beiden Richtungen steht und zwar erheblich näher der ersteren als der letzteren. Dafs er viel geputzter ist als sein gepriesenes Ideal Dion, hat schon Theodoros Metochita misc. phil. et hist. p. 141 ff. hervorgehoben.2)

1) R. Volkmann, Synesius von Cyrené, Berlin 1869, geht auf das Rhetorische nicht ein.

2) Die Stelle ist gedruckt bei Krabinger in seiner Ausgabe der Werke des Synesios T. I (unicus) Landshut 1850 p. XLIV ff. Ein Byzantiner bei Bekker, Anecd. p. 1082 adn. nennt ihn oɛuvòv xaì ỏyxŋgóv, was im allgemeinen gut palst.

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