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daraus, dafs in jenen das Wort ein mehr unmittelbares Bild der Gedanken sei1), während es in diesen durch syntaktische Gesetze ein mehr konventionelles Aussehen bekomme, ohne dafs jedoch das syntaktische Moment vollständig das psychologische verdränge (was in den von Weil herangezogenen Sprachen nur beim Türkischen der Fall zu sein scheint). Das ist gewifs richtig; nur wird dabei der Einfluss des Rhythmus und der Evpovía für die alten Sprachen zu gering angeschlagen (erst ganz am Schlufs wird auf nur einer kleinen Seite angefügt un mot sur le nombre oratoire); er findet sich dabei in direktem Gegensatz zur antiken Lehre, was nach seinem eigenen Dafürhalten (p. 69, cf. 6 ff.) sehr kühn ist. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: das wichtigste Moment, das psychologische, dessen Bedeutung den antiken Theoretikern verborgen blieb und verborgen bleiben musste, weil sie ja keine entgegengesetzten Normen folgende Sprachen zum Vergleichen hatten, ist stark modifiziert durch ein konventionelles Gesetz, aber nicht, wie bei den neueren Sprachen, das der Syntax, sondern das des Wohlklangs. Der Ausdruck vлeoßatóv kommt zum ersten Mal Plat. Prot. 343 E in der Erklärung des simonideischen Gedichts vor, d. h. Begriff und Wort sind, wie das meiste derartiger Terminologie, schon von den alten Sophisten geprägt worden. Die Rhetoren haben es als wichtiges Mittel des hohen) Stils anerkannt, Dionys von Hal. hat diesem Thema eine ganze Schrift gewidmet, vgl. ferner z. B. Auct. ad Herenn. IV (V) 32, 44 transgressio est, quae verborum perturbat ordinem perversione aut transiectione. perversione sic: Hoc vobis deos immortales arbitror dedisse virtute pro vestra' (zur Erreichung der beliebtesten Klausel, die uns später beschäftigen wird,). transiectione hoc modo: Instabilis in istum plurimum fortuna valuiť

1) Cf. Kaibel 1. c. (oben S. 39) 96,,Allgemeingiltige Gesetze für die Wortfolge giebt es im Griechischen kaum: ein so einfacher Satz wie oi d' Αθηναῖοι τοὺς Λακεδαιμονίους ἐνίκησαν läfst eine sechsfache Ordnung der drei Begriffe zu, eine jede wird unter dem Drucke des Gedankenganges die einzig richtige sein können. Der Gedanke ordnet die Worte, nicht ein Sprachgesetz, und je klarer der Gedanke, desto klarer und einfacher nicht nur der Ausdruck, sondern auch die Wortstellung."

2) Im ἰσχνὸς χαρακτήρ soll der σαφήνεια halber die φυσική τάξις τῶν ovouάtav herrschen: Demetr. de eloc. 199.

(Klausel:, ebenfalls beliebt). Omnes invidiose eripuit bene vivendi casus facultates' (Klausel: wie im ersten Beispiel). huiusmodi traiectio, quae rem non reddit obscuram, multum proderit ad continuationes (Periodisierung). Quintilian VIII 6, 62 ff. hyperbaton quoque, id est verbi transgressionem, quoniam frequenter ratio compositionis et decor poscit, non immerito inter virtutes habemus. fit enim frequentissime aspera et dura et dissoluta et hians oratio, si ad necessitatem ordinis sui verba redigantur et, ut quodque oritur, ita proximis, etiamsi vinciri non potest, adligetur e. q. s., cf. IX 3, 91; 4, 26 ff. Danach ist in der Praxis verfahren worden, und auch hier ist das Mafs Kriterium des Kunstvollen und des Verkünstelten gewesen. Wie Isokrates, der gröfste bewusste Künstler des Stils, es fast immer erreicht hat, den Hiat zu vermeiden, ohne dafs er den Worten durch Umstellung allzu grofse Gewalt anthat1), während weniger gute Stilisten wie Polybios 2) und Tatian oder elende Skribenten wie der Verfasser des Aristeasbriefes zur Erreichung desselben Zwecks die Sprache mehr oder weniger vergewaltigten: so schreibt Platon, der gröfste instinktive Künstler des Stils, rhythmisch ohne Zwang (obwohl auch er einer gut bezeugten Tradition zufolge gefeilt hat) und bis zu einem gewissen Grade auch Cicero, dem die Kunst zur Natur geworden war, während bei einem Gorgias und Hegesias, einem Coelius Antipater und Maecenas das Raffinement sich in einer dem Rhythmus zuliebe verkünstelten Wortstellung zeigt; diesen Verirrungen werden wir später noch im einzelnen nachzugehen haben.

Aufser dem Streben nach rhythmischer Diktion war auch das Haschen nach Ungewöhnlichem besonders für spätere Autoren ein Grund zur Abänderung der natürlichen Wortfolge; so empfiehlt Longin Rhet. I 308, 24 Sp. die μsráðɛóis tõv λεγομένων, ὅταν τῆς συνήθους χώρας ἐκπέσῃ καὶ τῇ πεπατημένη κόσμον περιάπτῃ, ὡς ἐὰν λέγωμεν οὐδὲν δι ̓ ἄλλος καὶ τούτου

1) Von den Beispielen, die K. Peters, De Isocratis studio numerorum (Progr. Parchim 1883) 16 für die Verletzung der üblichen Wortfolge zusammengestellt hat, sind zutreffend nur 4, 80 to пolεîv ev cf. 63 tôv εv ποιησάντων, 4, 52 τοῖς ἀδικουμένοις ἀεὶ τῶν Ἑλλήνων, 9, 39 οὕτω περὶ αὐτοῦ θρασέως εἰρηκώς.

2) Cf. F. Kälker, Quaestiones de elocutione Polybiana in: Leipz. Stud. III (1880) 257 ff.

Concetti.

περὶ ἑνός καὶ τοῦ Διὸς τῷ νεῷ καὶ ̔ἄλλο τι ἤ καὶ τάχα ἴσως καὶ ὑστέρα τοίνυν δεκάτης, und wenn z. B. Eunapios v. soph. p. 15 Boiss. schreibt: оρεvоνται de xarà tyv ☎gav els Tà Tádαga Tou Tovs, so thut er das nur, weil ihm die feststehende Verbindung pa etovę zu gewöhnlich ist. Gewissermassen prototypisch für diese ganze Richtung könnte man die Inschrift unter Gorgias' Statue in Olympia (Arch. Zeit. XXXV [1877] 43) nennen: Χαρμαντίδου Γοργίας Λεοντίνος. 1)

2. Übertrieben und unnatürlich wie der Stil waren die Gedanken, die, häufig in die Form von yvõuaι gekleidet, wie ein Raketenfeuer des Esprits aufsteigen, um sofort zu verpuffen. Theophrast hat den Grund dieser und ähnlicher Verirrungen feinfühlig aufgedeckt: den Tugenden sind die Fehler benachbart, und so kommt es, dafs Schriftsteller, die grofsartig oder einfach oder zwischen beiden reden wollen, schwülstig oder platt oder kraftlos werden, während die wahre Kunst gerade darin besteht, die Extreme zu vermeiden. Als man nun für jede dieser drei

möglichen guten Redearten unter den klassischen Autoren Muster aufstellte, fafste man alle jene Verirrungen unter dem Namen der üblen Nachahmung', xaxonλía, zusammen. Gorgias gehörte zur ersten Kategorie der xaxonλía, von der es bei dem

1) Bemerkt von Kaibel, Epigr. gr. p. 534. Hier sind vor allem Spezialuntersuchungen bei einzelnen Schriftstellern nötig, wie sie Vahlen (Prooemium Berlin 1894/5 p. 10 f.) bei Valerius Maximus angestellt hat, wodurch er eine ganze Reihe von Stellen vor Änderungen geschützt hat. Ich erinnere mich z. B., dafs der Verfasser nɛqì vчovs in der Umstellung sehr weit geht; so schreibt er 9, 6 ανατροπὴν δὲ ὅλου καὶ διάστασιν τοῦ κόσμου λαμβάνοντος (wo Jahn nach Ruhnkens Vorgang δὲ διόλου ändert); c. 10, 1 ὃ μὲν γὰρ τῇ ἐκλογῇ τὸν ἀκροατὴν τῶν λημμάτων, ὃ δὲ τῇ πυκνώσει τῶν ἐκλελεγμένων προσάγεται (wo früher entweder τῶν λημμάτων νοῦ τὸν ἀκροατήν gestellt oder τὸν ἀκροατήν getilgt wurde). Einmal haben sogar die alten Abschreiber Anstofs genommen: c. 10, 3 övжɛ oiμαι καὶ ἐπὶ τῶν χειμώνων τρόπον ὁ ποιητὴς ἐκλαμβάνει τῶν παρακολουθούντων τὰ χαλεπώτατα: hier steht in der Hs. ὅπερ und τὸν ist über τῶν (vor zeuάvov) geschrieben worden; die Emendation övreo ist schon von Manutius gemacht. Für Demosthenes vgl. Blafs 1. c. III 19 p. 141 ff. Für die Dichter fehlt aufser den paar Bemerkungen von Naeke zu Valer. Cato 284 ff., Haupt, opusc. II 184 ff., Kaibel zu Soph. El. (cf. Register s. 'Wortstellung'), sowie der Dissertation von H. Boldt, De liberiore ling. graec. et lat. colloc. verb., Göttingen 1885, noch alles: und doch, welch ein Unterschied z. B. zwischen Vergil und spätern Epikern wie Valerius Flaccus!

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hier nach sehr guten Quellen berichtenden Auct. ad Herennium heifst (IV 10, 15): gravi figurae (er meint das άdoóv oder uɛjalongɛnés) quae laudanda est, propinqua est ea quae fugienda: quae recte videbitur appellari, si sufflata nominabitur. nam ita ut corporis bonam habitudinem tumor imitatur saepe, item gravis oratio saepe inperitis videtur ea quae turget et inflata est. . . . . In hoc genus plerique cum declinantur et ab eo quo profecti sunt aberrarunt, specie gravitatis falluntur nec perspicere possunt orationis tumorem. Mit spezieller Anwendung auf Gorgias und seine Nachfolger drückt das der Verfasser der Schrift vom Erhabenen so aus: in der Absicht, neu, geistreich (xouvoi1) und

1) Hier einiges, was ich mir für diesen und die gleich folgenden Ausdrücke gesammelt habe (Ernestis Lexic. technol. bietet fast nichts). zoμóv zierlich, dann überhaupt geistreich (besser entsprechen französisch précieux, englisch euphues, die italienischen concetti) stammt aus der alten Sophistenzeit, das sehen wir aus Aristophanes, Euripides, Platon; bei Aristoph. Nub. 649 ff. verspricht Sokrates dem Strepsiades, er wolle ihm beibringen είναι κομψὸν ἐν συνουσίᾳ, indem er ihn in der Rhythmik (dem inάyyɛkua besonders des Hippias) unterrichte, cf. Ran. 967; Av. 197; fr. inc. 106 (II 1201 Mein.); Eurip. Suppl. 426 ff. (Theseus' Antwort auf die Rede des κήρυξ) κομψός γ ̓ ὁ κῆρυξ καὶ παρεργάτης λόγων. | ἐπεὶ δ ̓ ἀγῶνα καὶ σὺ τόνδ ̓ ἀγωνίσω, | ἄκου· ἅμιλλαν γὰρ σὺ προύθηκας λόγων, Hipp. 986 ἐγὼ δ' ἄκομψος εἰς ὄχλον δοῦναι λόγον; sehr oft braucht es Platon, nie ohne deutliche Ironie: die Stellen aus ihm und den Spätern bei Ruhnken zu Tim. 5. ν. κομψὸς λόγος (ed. 3 p. 88) und s. v. κεκόμψενται (p. 84). Lateinisch hiefs das bellum: Sen. contr. I 4, 10 (omnes aliquid belli dixerunt illo loco) und sonst sehr oft; Pers. 1, 85 crimina rasis Librat in antithetis, doctas posuisse figuras Laudatur: 'bellum hoc'. hoc bellum? an, Romule, ceves? Martial II 7, 1; X 46, 1. Für yvzęóv (frigidum Sen. 1. c.) genügt es, auf Budaeus, Comm. ling. graec. (Parisiis 1548) 12 zu verweisen. τὸ οἰ dovv schon Aristoph. Ran. 940 von Aeschylos; Plut. Cic. 26 oidovvra éńropa. Lat. tumidum: Sen. contr. IX 2, 26 illi qui tument, qui abundantia laborant, ib. 27. X praef. 9. suas. 1, 12 und 16. Gleichbedeutend ist sufflatus (Auct. ad Her. 1. c., Varro bei Gell. VI 14, 5) und inflatus (Sen. suas. 1, 12). – μειρακιώδες (seltner παιδαριώδες, νεαρόν) Polyb. XII 25 1, 3 (von Timaios); Dionys ep. ad Pomp. 2 (p. 760 R.) μáliora tots гogyiεiois ἀκαίρως καὶ μειρακιωδῶς ἐναβρύνεται (ὁ Πλάτων), cf. ep. ad Amm. II 17, de Thucyd. 46 in., de Isocr. 12, 13 i. f., 14 i. f., de Isaeo 19 nennt er den Gorgias naudaión; Philostr. v. soph. II 8 und 14. Proklos in Plat. Rep. in: Anal. Sacr. ed. Pitra V 16; mit diesem Schlagwort bezeichneten einige den Stil des platonischen Phaedrus, cf. die Zeugnisse bei A. Krische in: Gött. Studien 1847, 2. Abt. p. 932; Lucilius 158 L. 155 ff. Baehr. Es wird gern verbunden mit απειροκαλία: Lukian de hist. conscr. 50 μὴ εἰς κόρον μηδὲ ἀπειροκάλως

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erhaben zu sein, verfielen sie in falsches Pathos: ¿vdovolav Ɛavτοῖς δοκοῦντες οὐ βακχεύουσιν ἀλλὰ παίζουσιν (3, 2); daher lache man heute über gorgianische Bonmots wie ons 8 tav Περσῶν Ζεύς und γύπες ἔμψυχοι τάφοι. Er gebraucht dafür die Ausdrücke: schwülstig (tò oidovv), pueril (μɛiqanıãdes), frostig (vvxoóv) und im allgemeinen affektiert (xaxónλov); mit diesen

μηδὲ νεαρῶς, Greg. Nyss. adv. Eunom. 1 252 Β μηδεὶς δὲ μεγαλορρημονεῖν με διὰ τούτων οἰέσθω τῶν λόγων, ὡς ὑπὲρ τὴν προσοῦσαν δύναμιν ἐπὶ ματαίοις κομπάζοντα, οὐ γὰρ ἀπειροκάλως εἰς λόγων ἅμιλλαν ἢ ῥημάτων ἐπίδειξιν συγκαθεῖναι τῷ ἀνθρώπῳ πρὸς μειρακιώδη τινὰ φιλοτιμίαν προάγομαι. cf. ΧΙΙ 953 A. Phot. bibl. cod. 65 vom Stil des Theophylaktos: vɛavinỳ ảnɛigoκαλία. Besonders gern steht es zusammen mit anαigov (über dessen Bedeutung ich in Fleckeisens Jhb. Suppl. XVIII [1891] 308, 1 und 351 f. gesprochen habe; hinzuzufügen ist dort: Hermog. de id. p. 396, 12 ff., Quintilian IX 3, 102, wo er bezeichnenderweise gerade beim óuototélevtov das tempus zu wahren befiehlt): so in der ersten angeführten Stelle des Dionys; Agatharchides bei Phot. bibl. cod. 250 p. 446 a 17 ff. Bekk. (von Hegesias); Photius selbst cod. 102 (von einem Bischof Gelasios); in einer Satura Varros nɛol ɛinαigías lautet ein Fragm. (550 B): tu quidem ut taceas censeo, quoniam tu quoque adhuc adulescentiaris (vɛaviɛvy), was ich Rh. M. XLIX (1894) 533, 1 in diesen Zusammenhang einordnete, den ich jetzt bestätigt finde durch Fronto bei Gell. XIII 29, 5. Lat. puerile: Auct. ad Her. öfters, cf. den Index der Ausg. von Marx; Sen. contr. I 7, 10. VII 1, 21. IX 6, 12, cf. suas. 2, 23. κακόζηλον (den allgemeinsten und jüngsten Begriff) finde ich am besten definiert bei Diomedes GL I 451 K cacozelia est per affectationem decoris corrupta sententia, cum eo ipso dedecoretur oratio quo illam voluit auctor ornare. haec fit aut nimio cultu aut nimio tumore. nimio tumore: 'Iuppiter omnipotens, caeli qui sidera torques, Ore tuo dicenda loquor'. (Dichter unbekannt.) nimio cultu: aureus axis erat, temo aureus, aurea summae Curvatura rotae, radiorum argenteus ordo, Per iuga chrysolithi positaeque ex ordine gemmae (Ov. Met. II 107 ff.)'; andere Stellen bei F. BeheimSchwarzbach, Libellus neqi iqunveías qui Demetrii nomine inscriptus est, quo tempore compositus sit (Diss. Kiel 1890) 38, wo noch hinzuzufügen der Titel einer Schrift des Caecilius τίνι διαφέρει ὁ ̓Αττικὸς ζῆλος τοῦ ̓Ασιανοῦ (Suid. s. Καικίλιος) und der des Kallinikos περὶ κακοζηλίας ῥητορικῆς (Suid. s. nanoğŋlía). Übrigens hat schon Joh. Sturm gut über das Wesen dieses Begriffs gehandelt: Hermogenis Tarsensis rhetoris acutissimi de ratione inveniendi oratoria libri IIII, latinitate donati et scholis explicati atque illustrati a Joanne Sturmio, Argentori 1670 s. p. (p. 26 ff. von rückwärts). Dafs die im Text behandelte Scheidung der χαρακτῆρες λέξεως mit ihren benachbarten Fehlern auf Theophrast zurückgeht und dafs nur zweifelhaft ist, inwieweit dieser auch schon die Namen der fehlerhaften Stilarten geprägt hat, weist H. Rabe, De Theophrasti libris mɛgì légɛws (Diss. Bonn 1890) 24 ff. überzeugend nach.

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