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gutes Urteil verrät, insbesondere, doch nicht ausschliefslich, dessen Polybianische Partieen. Uns ist ein eigentliches Zugrundelegen des Livius noch nicht begegnet; in einigen späteren Teilen, z. B. bei Hannibals Zug auf Rom und den Polybianischen Berichten über Makedonien wird es sich allerdings herausstellen. Öfters aber hat Dio, beim Reitertreffen an der Rhone, vor dem Gefecht am Tessin, bei Masinissas Verrat und beim Lagerbrand 203 v. Chr., den Livius sichtlich zur Ergänzung, bisweilen kann man geradezu sagen, zur Korrektur1) seines sonstigen Materials verwendet. Dieses ist nun in den bisher erforschten Teilen des Krieges als Cölianisch zu bezeichnen. Der ganze Marsch Hannibals bei Dio stimmte aufs beste zu der Nebenquelle des Livius d. h. zu Coelius, und auch die Belagerung Sagunts war wohl direkt Cölianisch. Die ersten Ereignisse in Afrika und die Schicksale Masinissas sind bei Dio und Appian zu einem Roman verwoben, zu welchem gerade Livius' Angaben über Coelius und Antias passen. Da aber Appians Bericht, welcher auf letzteren zurückzuführen ist, sich als verbesserte Auflage gegenüber demjenigen Dios darstellt, so ist letzterer wieder mit Wahrscheinlichkeit auf Coelius zurückzuführen. Dies Verhältnis wiederholt sich bei dem Lagerüberfall. Dio und Appian gemeinsam war es, dafs die Ausspionierung des numidischen Lagers durch Scipios Gesandte ausgemerzt ist. Das ist die Grundlage auf der Antias, diesmal recht kühn, weitergebaut hat. Er hat, wie uns Livius angiebt, die Verhandlung ins römische Lager verlegt, und eben diese Darstellung erkannten wir in Appian wieder; Dio aber kennt diese Verbesserung noch nicht. Auch bei

1) Zuweilen hätte man es aufserdem erwarten sollen, wo es nicht geschehen ist, S. 135.

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Zweiter Abschnitt.

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Appian, Dio Cassins.

den Schicksalen des Syphax, dem gebrochenen Frieden, dem Ende von Hasdrubal, Gisgos Sohn, der Schlacht von Zama bleibt das Verhältnis der beiden Schriftsteller dasselbe. Ihre Darstellung zeigt gemeinsame Züge, welche auf den schriftstellerischen Charakter des Coelius, Appian aufserdem Umgestaltungen, welche auf Antias passen; und wenn auch namentliche Anführungen des Livius nicht mehr begegnen, dient er doch insofern zur Kontrolle, als er in Varianten und Einschüben Züge bald des einen bald des andern aufweist.

Aber wenn Dio nach dem Bisherigen aufser den Livianischen Bestandteilen rein Cölianisch erscheint, so wäre es doch verfrüht, daraus sogleich auf alle Teile des Krieges zu schliefsen. Wie er nach Nissens Ergebnissen nicht ohne annalistisches Material war, so ist das auch hier vorauszusetzen. Unsre folgenden Untersuchungen werden das bestätigen und einigemal sogar bestimmt auf Antias hinführen. Ein so einfaches Hülfsmittel wie an Appian und Diodor haben wir also an Dio nicht.

Kaum bemerkt zu werden braucht, dafs, wenn Valerius Antias für den afrikanischen Krieg Coelius fast durchgehend zu grunde legte, deshalb doch noch nicht überall und ausnahmslos dasselbe Verhältnis vorausgesetzt werden darf.

Dritter Abschnitt.

Der Hannibalische Krieg von der Trebia bis Cannae.

Dafs die Trebiaschlacht von Livius fast ausschliesslich Polybios entlehnt ist, wird niemand bezweifeln, nachdem einmal dessen umfängliche, aber Zusätze nicht ausschliefsende Benutzung überhaupt konstatiert ist. Drei bis vier thatsächliche, später zu behandelnde Zusätze abgerechnet, ist die Übereinstimmung ganze Kapitel hindurch (XXI, 52 bis hinein in c. 56) so grofs als möglich, was um so wichtiger ist, als diesmal offenbar Nachrichten aus beiden Lagern stark ineinandergearbeitet sind. An der Hand von Böttchers Ausführungen selbst hätte man bis zum Beginn des Kampfes schon mindestens einen viermaligen Quellenwechsel anzunehmen c. 53, 7; 54, 6; 55, 1; 55, 3. Dafs die vollständige Übereinstimmung des Livius und Polybios in diesem Arrangement zu erklären von Böttcher gar nicht versucht wird, ist eine bedenkliche Lücke in seinem Räsonnement.

Ausgemalt und übertrieben ist der Meinungsunterschied der Konsuln. Zur Belebung ferner läfst Livius den Hannibal selbst auf der Rekognoszierung seinem Bruder den Plan zum Hinterhalt auseinandersetzen: hic erit locus u. s. w.; er bleibt sich darin aber nicht konsequent, wie die Herausgeber notieren, wenn er Polybios entsprechend fortfährt: ita praetorium missum. Veranlafst scheint Livius übrigens zu jener An

wendung der direkten Rede durch den ihm nicht geläufigen, aber echt Polybianischen Ausdruck κοινολογηθεὶς Μάγωνι. Endlich die: speculatores Galli ad ea exploranda tutiores quia in utrisque castris militabant, sind wahrscheinlich eigene Idee des Livius, der schon c. 26, 5 einen ähnlichen Zusatz gemacht hat, eine Art Hausmittel zur Erklärung des idos τὴν ἐσομένην ὁρμὴν τοῦ Τιβερίου.

Es finden sich aber allerdings auch drei Spuren einer Nebenquelle, welche wir nach der Übereinstimmung mit der, zwar sichtlich verkürzten und am Anfang lückenhaften, Beschreibung Appians Annib. 7 Valerius Antias nennen dürfen. Erstens können die Pferde der römischen Reiterei schon den Anblick und Geruch der Elefanten nicht vertragen. Naturgeschichtlich wäre die Sache sehr möglich. Aber abgesehen davon, dafs sie schon im Krieg gegen Pyrrhos vorkommt, setzt diese Erzählung eine andere Anordnung voraus als die des Polybios und Livius, nach welcher die Tiere vor der Front aufgestellt sind. Bei Appian stehen sie wirklich der römischen Reiterei auf beiden Seiten gegenüber, während Hannibals Kavallerie hinter ihnen bereit steht. Zweitens wird dann aber den Tieren durch velites ad id ipsum locati übel mitgespielt. Auch das kommt bei Appian, freilich aus Hast in eins gemengt mit dem Fufskampf, vor; man wird nach Livius an velites, welche den Reitern1) beigegeben sind, zu denken haben. Während Appian die Sache mit θεασάμενος δ' ὁ Ἀννίβας ἐσήμηνε τὴν ἵππον κυκλοῦσθαι τοὺς πολεμίους abmacht, weils Livius auch den Verbleib der Elefanten: in extremam (aciem) ad sinistrum cornu adversus Gallos auxiliares agi jussit Han

1) Wie es nach dem folgenden scheint, des rechten römischen Flügels, auf dem die schwächere Legionsreiterei zu stehen pflegte.

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φάλαγξ

nibal. Dort auf dem Flügel der eigentlichen acies standen also die Kenomanen, deren Livius in einem dritten (der Reihe nach ersten) Einschub gedenkt. In c. 55 nämlich giebt er nach Polybios erst Aufstellung und Zahl der karthagischen, dann der römischen Streitkräfte 1) an, fügt aber noch hinzu: auxilia praeterea Cenomanorum, ea sola in fide manserat Gallica gens. Wir dürfen also die einzigen fremdartigen und in der That sehr verwirrenden Einschübe bei Livius der Phantasieschlacht des Antias zuschreiben. Unschuldig ist übrigens der Annalist an folgendem: ὀλίγου μὲν ἐδέησε τρωθεὶς διαφθαρῆναι, μόλις δ' ἐς Κρεμῶνα διεσώθη φερόμενος; ein treftliches Beispiel für die Lässigkeit Appians, der es verschmäht auch nur mit einem Worte auf Früheres zurückzugreifen und zu sagen, dafs Scipio infolge einer früheren Verwundung sich der Sänfte bediente.

Hingegen wendet sich Livius zum Schlufs der Schlacht wohl Coelius zu. Diesen scheint mir wieder Zonar. VIII 24, P. 411 zu repräsentieren. Oder sollte es Zufall sein (vgl. S. 68), dafs dreimal nur Sempronius als Besiegter genannt wird: εἰς παράταξιν ὥρμησεν καὶ ἐσφάλη ... οἱ μετ' αὐτοῦ ἐτράπησαν ὡς ὀλίγους μετὰ τοῦ Λόγγου διασωθῆναι? Die folgenden Worte stellen wir mit Polybios und Livius zusammen.

Pol. III 74, 10 ff. καὶ πάντες ἐπὶ μὲν τῇ μάχῃ περιχαρεῖς ἦσαν ὡς κατωρθωκότες· συνέβαινε γὰρ ὀλίγους μὲν τῶν Ἰβήρων καὶ Λιβύων τοὺς

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1) duodeviginti milia für 16000 Römer ist fehlerhaft.

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