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Mifsgriffen des Senates zu erzählen. Ebenso hat nun dieser Schriftsteller, nach Dio-Zonaras zu schliefsen, auch den Zwistigkeiten bei der Verhandlung von 205 v. Chr. über die Provinzen (vgl. meinen fünften Abschnitt) eine Vorgeschichte gegeben. Wie es in Wahrheit mit den beiden Sendungen des L. Scipio an den Senat Ende 207 und Mitte 206 v. Chr. bestellt gewesen sein wird, habe ich oben gezeigt; die Entscheidung des Senats erscheint in beiden Fällen sachgemäfs. Wenn nun bei Zonaras nur das zweite Gesuch erwähnt wird und dies abschläglich beschieden wird, so tritt die Sache in eine ganz andere Beleuchtung. Nach der Entscheidungsschlacht Scipio noch länger in Spanien belassen, hiefs nichts anders als dem ersten Feldherrn Roms einen Räuberkrieg auftragen. Aber damit nicht genug! Der Spiefs wird auch noch umgedreht. Als man endlich Scipio ablöst, ist es eine von Neid und Furcht diktierte Mafsregel. Dio fr. 57, 53-56

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Zonar. P. 436 B rüstet Scipio nach Gewinnung von Syphax und Masinissa und Beruhigung von ganz Spanien zum Übersetzen nach Afrika, ὥσπερ οἱ ἐφεῖτο· καὶ γὰρ τοῦτο καίτοι πολλῶν ἀντιλεγόντων ἐπετράπη τότε) καὶ τῷ Σύφακι συγγενέσθαι ἐκελεύσθη. Und nun wird ausgeführt, was er wohl dort alles erreicht haben würde, ɛi μὴ οἱ ἐν οἴκῳ Ῥωμαῖοι τὰ μὲν φθόνῳ αὐτοῦ τὰ δὲ καὶ φόβῳ ἐμποδὼν ἐγένοντο u. s. w.

Es sind wunderliche Sprünge, welche hier zur Entschuldigung von Scipios Auftreten gegen den Senat gemacht werden. Für uns sind sie der beste Beweis, dafs es der Entschuldigung sehr bedurfte.

1) Bei der Ablehnung seiner Bitte als ein, wenig ernst gemeintes, Zugeständnis! Zugleich eine Deckung für das eigenmächtige Verlassen der Provinz.

Rückblick über Livius.

In den Partieen, welche in diesem Abschnitt untersucht worden sind, gestaltete sich das Verhältnis des Livius zu seinen Quellen ziemlich einfach, da naturgemäfs Polybios in bezug auf Spanien viel mehr hervortrat. Er ist Grundlage für das erste Kriegsjahr, wo Coelius, und für das zweite, wo ein späterer Annalist zur Aushülfe verwendet zu sein scheint. Ja, das dritte ist wohl ausschliefslich Polybianisch. Dabei hat Livius eine Unregelmässigkeit in der Disposition des Polybianischen Werkes, nämlich dafs infolge des eiligen Abschlusses von 216 v. Chr. in Buch III der spanische Feldzug dieses Jahres mit dem von 215 zusammen in Buch VII erledigt wurde, nicht richtig beurteilt; statt den. Bericht zu teilen, hat er ihn nur am Schlufs etwas gekürzt. Den Übergriff kann er beim nächsten Jahr, wo er annalistische Quellen wählt, nur oberflächlich verdecken. Im fünften bleibt er diesen Quellen getreu, denen allerdings Polybios, wo es sich nicht um Hauptaktionen handelte, an Reichhaltigkeit und trügerischer Fülle gewifs nicht entfernt gleichkam. Zum Jahre 213 v. Chr., wo afrikanische Verhältnisse zur Sprache kommen, scheint Livius wieder in der Hauptsache sich an Polybios zu halten. Dabei zeigt sich, dafs er dessen Berichte, durch den letztentlehnten irre geführt, um ein Jahr zurückzudatieren begonnen hat; Livius mufs Buch VII mit 216-215 v. Chr. statt mit 215-214 geglichen haben und so fort. Dem Polybios entnimmt er zum folgenden Jahre den Untergang der Scipionen, knüpft aber daran die Thaten des Marcius aus annalistischen Lügenberichten; es ist in erster Linie wohl Claudius, nebenbei ist Antias und auch Piso verglichen.

Da Livius solchergestalt, die vermeintliche Polybianische Datierung unbedenklich auf die Annalen übertragend, den Hauptinhalt von 211 v. Chr. vorweggenommen hatte, so restierten für den nächsten Bericht aus den Annalen nur die Verhandlung im Senat über die Ereignisse in Spanien und die weiteren darauf bezüglichen Massnahmen bis zu Scipios Wahl. Nachträglich über die Chronologie seines letzten Berichtes eine Bemerkung zu machen, war Livius nicht aufgelegt; er begnügt sich, die Kluft durch Verschiebung der Senatsverhandlung an den Anfang des Jahres in etwa zu verhüllen. Übrigens ist er weit entfernt, seinen Irrtum in bezug auf Polybios zu erkennen; und der Umstand, dafs der Grieche seinem abweichenden Jahranfang zufolge die Wahl Scipios erst unter 210 v. Chr. mit seinem Amtsantritt zusammen brachte, setzt Livius in den Stand, trotz seiner falschen Gleichung ohne weiteres wieder zu Polybios überzugehen und nach ihm noch die Ankunft Scipios in Spanien zu erzählen. Das ist also wieder ein Übergriff, während die aus annalistischer Quelle eingefügten karthagischen Winterquartiere die richtigen sind. Die Polybianische Schilderung der Einnahme Neukarthagos (209 v. Chr.) rückt er nun unter 210 v. Chr. ein. Indem er aber aus Coelius Details zusetzt und auch Valerius vergleicht, wird ihm die Differenz natürlich wieder bemerklich. Ihretwegen schiebt er auch diesmal die entsprechende Senatsverhandlung vor, aus 211 an das Ende von 210 v. Chr. Er fühlt sich sogar sicher genug, XXVII 7, 5 seine vermeintlich auf Polybios gestützte Datierung der Einnahme Neukarthagos gegen die der Annalen zu verteidigen (wiewohl es eine Art Konzession an letztere ist, dafs er die Verhandlung eben nur ans Ende von 210 vorrückt).

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Vierter Abschnitt. Rückblick über Livius.

Auch zum nächsten Jahre fährt er mit der Benutzung des Polybios fort, dem er nur einige Kleinigkeiten aus römischer Quelle (Valerius?) beimengt. Über die Differenz, die ihm hier abermals fühlbar und deren Stätigkeit ihm nachgerade mehr als auffällig werden mufste, spricht er sich diesmal aber gar nicht1) aus. Er übergeht dann gänzlich das Jahr 208 v. Chr., ohne auch nur den Abmarsch Hasdrubals aus Spanien zu berichten, und fährt 207 v. Chr. fort, die Lücke mit keinem Worte andeutend.

Über die Herkunft dieses Kriegsjahres läfst sich nicht. recht urteilen. Dagegen kann man den langen Kriegsbericht von 206 v. Chr., obwohl gegen den Schlufs das Material zur Vergleichung dürftig ist, als fast ausschliefslich Polybianisch bezeichnen; bis auf zwei oder drei Punkte hat Livius kaum einen Blick seitwärts gethan. Erst 205 v. Chr., wo Polybios wohl ziemlich versiegte, hat Livius sich wieder an Antias gewendet.

1) Wie dies Schweigen aufzufassen ist, werden wir bei der Wiedereroberung Tarents im fünften Abschnitt sehen.

Fünfter Abschnitt.

Der Krieg nach der Schlacht von Cannae auf dem italischen, sicilischen, makedonisch-griechischen Schauplatz.

Während Polybios auf dem sicilischen und makedoni

schen Schauplatz allerdings durch namhafte Bruchstücke vertreten ist, versiegt er für den Hannibalischen Krieg fast ganz. Zugleich werden auch die übrigen Quellen und besonders Appian dürftiger, fast möchte ich sagen sporadischer; Appian greift aus den sich zersplitternden kriegerischen Vorgängen willkürlich nur bald dies bald jenes heraus. Damit gehen uns wichtige Stützpunkte verloren. Dennoch lassen sich noch manche Beobachtungen über die römischen Quellen 1) im allgemeinen und sogar über einzelne, zuweilen ohne dafs wir einen Namen nennen können, machen. Zudem dürfen wir nach den Aufschlüssen, welche wir bei dem spanischen Kriege über das Verhältnis des Livius zu Polybios erhalten

1) Deren Unglaubwürdigkeit, besonders gegenüber der Aussage des Polybios, dafs Hannibal bis zur Schlacht von Zama unbesiegt dastand, ist von W. Streit: Zur Gesch. des zweiten pun. Krieges in Italien nach d. Schl. v. Cannae, Berlin Calvary & Comp. 1887, recht hübsch dargelegt. Gegen Streits Bemühen, die reinere Tradition in den Quellen zweiten Ranges besonders Zonaras nachzuweisen, habe ich mich ausgesprochen N. Philol. Rundschau 1887 S. 236,

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