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mal irregeführt worden S. 150. Auch stilistische Anzeichen von Quellenwechsel zu sammeln hat keinen Zweck. Der Übergang zu einer anderen Quelle verrät sich mit unbedeutenden Ausnahmen (quoque S. 280, cum S. 238) nur, wenn es zugleich ein Übergang zu etwas Neuem ist, oder wenn gar sachliche Widersprüche mit im Spiele sind vgl. S. 18, 22, 295, 333.

Zum Schlufs noch zwei Bemerkungen über die Anbringung der Reden im Werke des Livius. Erstens ist der Schriftsteller hierin wieder nicht so selbständig und vorbedacht, als man oft meint. Nicht nur kurze Worte, wie sie allenthalben die Darstellung beleben, sondern auch schon ausgeführte Reden fand er in Coelius und den Annalisten reichlich vor. Es zeigt sich z. B., dafs zu den Redekämpfen um die Amtsführung des Diktators Fabius und um die Provinz Scipios ihm die Quellen vorgearbeitet hatten. Ich möchte glauben, dafs Livius, wie er überhaupt gegen seinen weitschichtigen Vorgänger Valerius Antias sich beschränkte, so auch in Reden eher weniger als mehr that, und dafs er ganz frei und aus eignen Mitteln ziemlich selten Reden geschaffen hat. Vor der Schlacht am Ticinus haben ihn seine Quellen zu einer Überproduktion verleitet. Hingegen wäre bei einigen Hauptmomenten und einigen. Hauptpersonen eine Rede nicht überflüssig gewesen z. B. bei Flaminius, Hasdrubal, Nero; vor seinen Soldaten hören wir Hannibal nach den drei bis vier Reden des ersten Kriegsjahres eigentlich nie wieder sprechen.

Dafs ferner die Absicht der Livianischen Reden eine andre ist als der Thykydideischen, liegt auf der Hand, schon wenn man auf die Gelegenheiten achtet, bei welchen Livius sie anbringt. Wäre der Zweck, die tieferen bewegenden

Ideeen aufzudecken und wichtige Momente der Entwicklung allseitig zu fixieren, so würde Livius es doch vor allem nicht versäumt haben, für und wider den Frieden ein Redeturnier stattfinden zu lassen, wie selbst seine Vorgänger gethan. Livius konnte an eine solche Vertiefung der Aufgabe schon deshalb nicht denken, weil es ihm an den tieferen Studien mangelte. Nicht eine Erweiterung des Blickes, sondern nur eine Ausmalung der Situationen und Charaktere erhalten wir, und wo wir dem Schriftsteller Bewunderung zollen müssen (nicht immer S. 449), da ist es wegen der technischen Gewandtheit im Ausmalen. Denn von der Schule sich loszumachen und nach dem Leben zu malen gelingt Livius nicht; kein Bild von ihm ist Porträt, selbst nicht in dem Sinne wie Plutarchs Charakteristiken S. 607. Seine Reden sind ein Schmuck, freilich der schönste im Sinne seines Zeitalters, aber doch eben nur ein Schmuck, den er anbringt, wo ein dankbarer Stoff ohne besondre Mühe winkt, wo ein schönes, am liebsten ein neues Thema ihn anlockt.

Exkurs über die Schlacht am Trasumennus.

Ob die Schlachtschilderungen des Polybios als brauch

bar zu betrachten sind oder nicht, ob er bei denselben von seinen vortrefflichen Nachrichten einen verständigen Gebrauch zu machen fähig war, diese Frage wird wesentlich durch die Prüfung der Schlacht am Trasumennus zu entscheiden sein. Wir haben ja gesehen, wie z. B. die Schilderung des Kampfes von Zama lediglich aus inneren Gründen angefochten wurde. Allein der Versuch Polybios durch Polybios zu widerlegen, wird immer mifslich und ein ungünstiges Urteil daraufhin subjektiv bleiben. Etwas anderes ist es, wenn einem Bericht nachgewiesen werden könnte, dafs er auf geographisch unhaltbaren Voraussetzungen aufgebaut sei. Eine Widerlegung an der Hand der Karte würde beweisen, dafs Polybios willkürlich zurecht geschnitten, dafs er von Einbildungen sich freizuhalten nicht vermocht hätte.

Diesen Weg nun hat man versucht bei der Schlacht von Cannae; man hat den Bericht über dieselbe vorworfen, weil dieser Ort gerade inmitten einer sich steil über dem Aufidus um 50 m erhebenden Hügelgruppe liegt, also das freie Gebiet, welches Polybios auf dem südlichen Ufer (richtiger auf beiden Ufern) voraussetzt, nicht vorhanden sei. Indessen ist der Schlufs schon deshalb nicht zwingend, weil Hannibals anfängliches Lager nach dem sich die Lage der beiden

römischen Lager bestimmt, vor deren Thoren die Schlacht stattfand gar nicht in oder unmittelbar vor Cannae gedacht zu werden braucht. Wenn es ferner auch wohl am nächsten liegt, die drei Lager in einer Linie zu denken, also das karthagische am östlichsten, so kann doch, wie ich S. 336 angemerkt habe, Polybios oder mindestens seine Quelle auch gemeint haben, dafs das grofse römische in der Nähe des karthagischen, das kleine von beiden östlich gelegen habe, wodurch sich das Schlachtfeld weiter dem Meere zu (das bei Appian, allerdings ziemlich unklar, erwähnt wird) verschieben würde, wo gleich unterhalb Cannae alles eben ist.

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Bleibt übrig die Schlacht am Trasumennus, bei welcher die Angaben des Polybios so bestimmt sind, dafs es kein Ausweichen giebt. Entweder es läfst sich eine Örtlichkeit finden, welche wesentlich den Voraussetzungen entspricht, oder sein Bericht ist eben unmöglich, d. h., da der Urberichterstatter und Augenzeuge (Silenos) mit den thatsächlichen Verhältnissen nicht so geradezu im Widerspruch gewesen sein kann, durch falsche Weisheit" verdorben. Die gang und gäbe Annahme des Schlachtfeldes (siehe das Kärtchen in der Teubnerschen Ausgabe), von Nissen 1) herrührend, auf dessen Folgerung die späteren Untersuchungen, auch die letzte mir bekannt gewordene von Stüremburg, 2) immer wieder zurückgekommen sind, pafst nun zu Polybios wie die Faust aufs Auge. Dafs sie mit Livius sich vereinbaren läfst, ist nach meinen Ermittlungen über das Quellenverhältnis ein mehr als zweifelhafter Vorteil, zumal wenn man bedenkt, dafs der

1) N. Rhein. Mus. XXII S. 565 ff.

2) De Roman. cladib. Trasumenna et Cannensi (mit 2 Karten), Progr. d. Thomasschule Leipzig 1883.

ganze Vorzug von Livius' Lokalangaben in ihrer Verschwommenheit und Dehnbarkeit besteht. Jedenfalls ist es aber noch nicht gelungen eine Örtlichkeit zu finden, bei der Polybios' Bericht im wesentlichen bestehen kann. Dies soll hier versucht und zu dem Zweck zunächst sein Bericht in den Grundzügen vorgeführt werden.

Hannibal, der aus der Richtung von Faesulae her an dem Gegner vorbeigezogen war, rückte weiter εἰς τοὔμπροσθεν ὡς πρὸς τὴν Ῥώμην, linker Hand Cortona und die nach der Stadt benannten Berge, rechts den See, indem er durch Verheerungen den Feind reizte.

ΠΙ 83: Ὄντος δὲ κατὰ (= hinter) τὴν δίοδον αὐλῶνος ἐπιπέδου, τούτου δὲ παρὰ μὲν τὰς εἰς μῆκος πλευρὰς ἑκατέρας βουνοὺς ἔχοντος ὑψηλοὺς καὶ συνεχεῖς, παρὰ δὲ τὰς εἰς πλάτος κατὰ μὲν τὴν ἀντικρὺ λόφον ἐπικείμενον ἐρυμνὸν καὶ δύςβατον, κατὰ δὲ τὴν ἀπ ̓ οὐρᾶς λίμνην τελείως στενὴν ἀπολείπουσαν πάροδον ὡς εἰς τὸν αὐλῶνα) παρὰ τὴν παρώρειαν, (2) διελθών [τὸν αὐλῶνα] παρὰ τὴν λίμνην, τὸν μὲν κατὰ πρόςωπον τῆς πορείας λόφον αὐτὸς κατελάβετο, καὶ τοὺς Λίβυας καὶ τοὺς Ἴβηρας ἔχων ἐπ' αὐτοῦ κατεστρατοπέδευσε, (3) τοὺς δὲ Βαλιαρεῖς καὶ λογχοφόρους κατὰ τὴν πρωτοπορείαν ἐκπεριάγων ὑπὸ τοὺς ἐν δεξιᾷ βουνοὺς τῶν παρὰ τὸν αὐλῶνα κειμένων, ἐπὶ πολὺ παρατείνας, ὑπέστειλε· (4) τοὺς δ ̓ ἱππεῖς καὶ τοὺς Κελτοὺς ὁμοίως τῶν εὐωνύμων βουνῶν κύκλῳ περιαγαγὼν παρεξέτεινε συνεχεῖς, ὥστε τοὺς ἐσχάτους εἶναι κατ' αὐτὴν τὴν εἴςο

1) Die Worte ὡς εἰς τὸν αὐλῶνα sind von Hultsch als verdächtig bezeichnet; ich habe vielmehr das folgende τὸν αὐλῶνα beseitigt.

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