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D.i. Er liebte seine Freunde, verzeiht den herabrollenden Thränen: Ach!ich fühle es, hier bin ich kein Schauspieler mehr Er liebte seine Freunde mit einer solchen Inbrunst des Herzens, so rein von allem Eigennuge, so fern von aller Runst, mit einer so großmüthigen Freyheit, mit einem so standhaften Eis fer, daß es mit Worrten nicht auszus drücken ist. Unfre Thrånen mögen das von sprechen! Die schöne Ubbrechung in die fen Worten fiel ungemein glücklich aus. Herr Quin übertraf sich selbst, und er schien niemals ein größerer Schauspieler, als in dem Augenblicke, da er von sich gestand, daß er keiner sey. Die Pause, der tiefe Seufzer, den er damit verband, die Einlenkung, und alles das übrige war fo voller Rührung, daß es unmöglich ein bloßes Werk der Kunst seyn konnte; die Natur mußte daben das beste thun.

Auch der Epilogus, welcher von dem Herrn Weffington mit außerordentlicher Laune gehalten ward, gefiel ungemein. Diese Umstände nun, nebst der Ueberlegung, daß der Verfasser nunmehr dahin fey, verschaften diesem Trauerspiele eine neunmalige Vorstellung, die es an und vor sich selbst schwerlich würde gefunden haben. Denn, wie gesagt, es ist bey weitem nicht, irgend einem von den Thomsonschen Werken, an Güte gleich. Er hatte als ein dramatischer

Dichter den Fehler, daß er niemals wußte, wenn er aufhören müsse; er läßt jeden Charakter reden, so lange noch etwas zu sagen ist; die Handlung steht also, während dieser gedehnten Unterredungen, still, und die Geschichte wird matt. Nur sein Tancred und Sigismunde muß von diesem allgemeinen Tadel ausgenommen werden; dafür aber sind auch die Charaktere darinne nicht genug unterschieden, welche fich fast durchgängig auf einerley Art ausdrüden. Kurz, Thomson war ein gebohrner mahlerischer Dichter, welcher die Bühne nur aus einem Bewegungsgrunde bestieg, der allzu bekannt ist, und dem man allzuschwerlich widersteht. Er ist in der That der Ueltstgebohrne des Spenceres, und er hat es selbst oft bekannt, daß er das beste, was er gemacht habe, der Begeisterung verdanken müsse, in die er schon in feinen jüngsten Jahren durch die Lesung dieses alten Dichters sey gesezt worden.

Im August 1748 verlohr die Welt diese Zierde der poetischen Sphåre durch ein heftiges Fies ber, welches ihn im 48ten Jahre seines Alters dahin riß. Vor seinem Tode ward ihm von dem Herrn George Lyttelton die einträge liche Stelle eines Controlleurs von América verschaft, deren wirklichen Genuß er aber kaum erlebte. Herr Thomson ward von allen, die ihn kannten sehr geliebt. Er war von einer offnen und edelen Gemüthsart; hing aber

dann

dann und wann den gesellschaftlichen Ergößungen allzu sehr nach; ein Fehler, von welchem selten ein Mann von Genie frey zu seyn pfleget. Sein äußerliches Ansehen war nicht sehr einneh mend, es ward aber immer angenehmer und angenehmer, je långer man mit ihm umging. Er hatte ein dankbares Herz, welches für die geringste erhaltene Gefälligkeit erkenntlich zu seyn bereit wars er vergaß, der langen Ubwefenheit, der neuen Bekanntschaft und des Zu wachses eigner Verdiensie ungeachtet, seine al ten Wohlthäter niemals, welches er bey verschiednen Gelegenheiten gezeigt hat. Es ist ei ne richtige Anmerkung, daß ein Herz, dem die Dankbarkeit mangelt, überhaupt der allergröß ten Niederträchtigkeit fähig ist; wie ihm Gegentheils, wenn diese großmüthige Tugend in der Seele vorwirkt, gewiß nicht die andern liebenswürdigen Eigenschaften fehlen werden, welche eine gute Gemüthsart ausmachen. Und so war das Herz unsers vortrefflichen Dichters beschaffen, dessen Leben eben so untadelhaft als lehrreich seine Muse war: denn von allen engli schen Dichtern ist er derjenige, welcher sich von allem, was unanständig war, am meisten ents fernte, welches Zeugniß ihm unter andern auch Herr Lyttleton in dem angeführten Prologo ertheilt hat.

His

- His chafte Mufe employ'd her heav'n taught lyre

None but the nobleft paffions to infpire, Not one immoral, one corrupted thought One line, which, dying, he could wish to

blot.

d. i. Seine keusche Muse brauchte ihre himmlische Lever zu nichts, als zu Eine floffung der edelsten Gesinnungen. Rein einziger unfittlicher, verderbter Gedanke, keine einzige Linie, die er fterbend ausstreichen zu können, hätte wünschen dürfen.

Zum Schlusse muß ich noch erinnern, daß sein Bildniß, welches man vor diesem Stücke findet, nach demjenigen getreulich gestochen ist, welches vor seinen sämtlichen Werken stehet, deren wir hoffentlich noch einmal gedenken werden

III.

Auszug aus dem Trauerspiele
Virginia

des

117

Don Augustino de Montiano y Luyando.

ie Schriften der Spanier find diejenigen, welche unter allen ausländischen Schriften am wenigsten unter uns bekannt werden. Kaum daß man einige ihrer jehtleben-. den Gelehrten in Deutschland dem Namen nach kennt, deren nåhere Bekanntschaft uns einen ganz andern Begrif von der Spanischen Litte ratur machen würde, als man gemeiniglich davon zu haben pflegt. Ich schmeichle mir, daß schon die gegenwärtige Nachricht ihn um ein großes erhöhen wird, und daß meine Leser erfreut seyn werden, den größten tragischen Dichter fennen zu lernen, den jezt Spanien aufweisen und ihn seinen Nachbarn entgegen stellen fann. Es ist dieses Don Augustino de Montiano y Luyando, von dessen Lebensumständen ich, ohne weitre Vorrede, einige Nachricht ertheilen will, ehe ich von einem der vorzüglichsten seiner Werke einen umständlichen Auszug vorlege.

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