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Don Auguftino de Montiano Luyando ist den ersten März im Jahre 1697 gebohren, und also jezt in einem Alter von 57 Jahren. Sein Vater und seine Mutter stammten aus adlichen Familien in Biscaya, und zwar aus den allervornehmsten dieser Provinz. Seine Erziehung war seiner Geburth gemäß. Nachdem er die Humaniora wohl studiret, und die gewöhnlichen Wissenschaften eines jungen Menfchen von Stande begriffen hatte, that er sich als ein geschickter Weltweiser und Rechtsgelehrter vor. Er versteht übrigens die französische und italianische Sprache, und hat auch einige Kenntniß von der englischen. Er fand, schon in seiner zartesten Jugend, einen besondern Geschmak an der Dichtkunst und den schönen Wifsenschaften, so, daß er bereits in seinem zwey und zwanzigsten Jahre, nehmlich im Jahre 1719, eine Oper zu Madrid, ohne seinem Namen, unter dem Titel die Leyer des Orpheus, (la Lira de Orfeo) in 8vo drucken ließ, welche zu verschiednen Zeiten zu Palma oder Mas jorca, der Hauptstadt dieser Insel, gesungen ward. Im Jahr 1724 gab er in eben derselben Stadt eine prosaische und poetische Beschrei bung der bey der Krönung Ludewigs des I. angestellten Feyerlichkeiten, in Quart heraus. Fünf Jahr hernach entwandte man ihm ein klei nes Werk in Versen über die Entführung der Dina, der Tochter des Jacobs, da er es eben

noch

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noch ausbesserte, und stellte es in eben dem 1729. Jahre zu Madrid in Quart ans Licht. Dieses Gedicht ist nachher weit vollkommner. in Bar cellona in Octav, doch ohne Jahrzahl und ohne Erlaubniß, ans Licht getreten. Es führet den Titel: El robo de Dina.

Die Verdienste des Don Auguftino bewegten den König Philipp den Vten ihn im Jahre 1732. zum Secretår bey den Conferenzen der spanischen und englischen Commissare zu ernennen. Im Jahre 1738. ward er in der Kanzeley der allgemeinen Staatsangelegenheiten gebraucht. Das Jahr darauf trat er in die Königl. spanische Akademie; und als einer von den Stifter und ältesten Mitgliedern der Königl. Gesellschaft der Geschichte, ward er von der erstern in eben dem Jahre, als fie unter Königl. Schuß genommen ward, zu ihren Director ernennt, welche Stelle ihm 1745. auf Zeitlebens aufgetragen ward. Im Jahre 1746 beehrte ihn Se. Mas jeståt mit der Stelle eines Secretårs bey der Begnadigungs- und Gerichtskammer und dem Staate von Castilien. Auch war er im Jahre 1742. in die Gesellschaften der schönen Wissenschaften zu Barcellona und Sevilien aufgenom

men werden.

Ausser den angeführten Werken gab er auch im Jahr 1739. zu Madrid eine Vergleichung der Aufführung des Königs von Spanien mit der Aufführung des Königs von England, in SA Quart

Quart heraus: (El corejo de la conducta de S. M. con la del Rey Britannico) desgleichen in eben diesem Jahre eine Rede an die Rdnigl. Akademie der Geschichte; und im Jahre 1740 eine Rede an den Rönig Phis lipp den V. im Namen gedachter Akademie, über eine Anmerkung die dieser Monarch gemacht hatte. Beyde Reden sind in Octav gedrukt, und befinden sich in dem ersten und zweyten Theile der Schriften dieser Akademie. Ferner hat man von ihm eine Rede im Llamen der Spanischen Akademie an den Rönig, bey Gelegenheit der Vermählung der Infantin Donna Maria Antoinetta Ferdinanda mit dem Herzoge von Savoyen, in Quart; und eine Lobschrift auf den Doctor Don Blasio Antonio Cassarra y Ferriz, die er auf Verlangen der Spanischen Akademie machte, und 1751. zu Madrid in Octav drucken ließ.

Doch das vornehmste von seinen Werken sind unstreitig zwey Tragödien, deren eine 1750. und die andre gegen das Ende des Jahres 1753. ge». druckt ward. Die eine führet den Titel Pire ginia, und die andre Athaulpho. Beyden ift eine Abhandlung von den spanischen Tragödien vorgesetzt, in welchen er besons ders gegen den Herrn du Perron de Castera beweiset, daß es seiner Nation ganz und gar nicht an regelmäßigen Trauerspielen fehle. Wir

werden

werden ein andermal dieser Abhandlung mit meh rern gedenken, oder sie vielmehr ganz mittheilen; vorjeßo aber wollen wir uns an das erste der ge= dachten Trauerspiele machen, und dem Leser das Urtheil überlassen, was für einen Rang unter den tragischen Dichtern er dem Verfasser einräumen will.

Vor allen Dingen muß ich noch, eine kleine Erklärung vorweg schicken. Ich habe nicht so glücklich seyn können das Spanische Original der Virginia zu bekommen, und bin also ges nöthiget gewesen mich der Französischen Uebersehung des Herrn Hermilly zu bedienen, die in diesem Jahre in wen kleinen Octavbånden in Paris an das Licht getreten ist. Der eine Band enthält die erste der angeführten Abhandlungen über die Spanischen Tragödien, und der andre eine abgekürzte Uebersetzung der Virgis nia; beyden ist ein historisches Register der in der Abhandlung erwähnten Verfasser zur Helfte beygefügt, welches eine Arbeit des Herrn Her milly ist. Eben diesem habe ich auch die an geführten Lebensumstände des Spanischen Dich ters zu danken, die ihm dieser selbst überschrieben hat. Er hat die Virginia deswegen lieber in einen Auszug bringen, als ganz und gar überfehen wollen, weil die Franzosen keine prosaische Trauerspiele lesen mögen. Ich kann keine åhnliche Ursache für mich geltend machen, sondern muß mich lediglich mit der Nothwendigkeit $5

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entschuldigen, meinen Lesern eine so angenehme Neuigkeit entweder gar nicht, oder durch die Vermittelung des französischen Ueberseßers mitzutheilen. Es ist kein Zweifel, daß dieses nicht noch immer besser seyn sollte, als jenes.

Die Geschichte der Virginia ist aus dem Livius und andern zu bekannt, als daß ich mich hier mit Erzehlung ihrer wahren Umstände aufhalten dürfte. Man sehe, wie sich der Dichter dieselben zú Nuße gemacht hat.

Virginia.

Erster Aufzug.
Erster Auftritt.

Virginia und Publicia eröfnen die Scene. Sie wollen sich nach dem Foro begeben, um der Feyerung des Festes der Göttin Pales mit beyzuwohnen. Weil es aber noch allzu früh ist, fo will Virginia wieder zurück gehen, aus Furcht, sie möchte den Decemvir Appius ans treffen. Im hereintreten spricht sie: „Ja, Publicia, ich gebe es zu. Die Römerinnen, welche an der freudigen Verehrung unserer al,,ten Göttin Pales Theil nehmen sollen, werden ,,mich ungefäumt abhohlen, so wie sie mir es versprochen haben; allein mein Herz werden sie ,,wegen der Furcht, in der es stehet,' nicht beruhigen noch die traurigen Bilder auslöschen kön

nen,

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