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„nen, die in demselben eingeprägt sind und es ,,betrüben. Weil wir uns in der Stunde geir „ret haben, und zu früh hergekommen sind; ich aber wegen des Gewühls und der Menge Men ,,schen, die auf dem Plage auf und nieder gehen, „leicht wieder zurück kehren kann, ohne daß „man es merkt, so widerseße dich meinem Wils „len nicht länger. Laß mich diesen Ort fliehen, „wo der unverschähmte Decemvir Appius sein „Tribunal hat, und sich so oft befindet.

Ihre Sorgfalt den Appius zu vermeiden scheinet der Publicia sehr löblich; gleichwohl aber besteht diese darauf, sie dazubehalten, und stellt ihr vor daß sie, wenn sie wider die Gewohn heit dem Feste nicht beywohne, selbst zu dem Verdachte dessen, was sie vermeiden wollte, Ges Legenheit geben und sich in die Umstånde seßen würde, daß man ihr ein Verbrechen daraus mache. „Die Gefahr, seht sie hinzu, ist übrigens nicht "so groß, als du dir einbildest. Wenn die Antwort, die ich in deinem Namen dem Ap. pius wegen seiner Forderung, wegen seiner An erbiethungen und seiner Drohungen gegeben habe, ihm seinen Irrthum auch nicht gänzlich ,,benommen hat, so wird sie doch wenigstens feinen Eifer erkältet haben. Eine Liebe, welche nur den Eigensinn zum Grunde und nur ,,die Sinne zum Sporen hat, ist niemals von »langer Dauer,

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Ob nun schon Virginia zugesteht, daß ihre Ehre einige Gefahr laufen könne, und daß sie forgfältig alles vermeiden müsse, was ihr irgend nachtheilig seyn dürfte; so überredet sie sich doch, daß es weit gefährlicher sen, dem Rathe der Publicia zu folgen. Nicht zwar, als ob sie sich fürchte, sich von dem Appius endlich erweichen zu lassen; nein, ́ihr Herz ist einzig und allein mit dem, was sie dem Jcilius, dem sie von ihrem Vater zur Ehe versprochen werden, schuldig ist, erfüllet und gänzlich unfähig, irgend einen andern Eindruck anzunehmen. Sie befürchtet nur, ihr Widerstand möchte die blinde Liebe des Appius noch mehr erhißen, und ihr noch empfindlichere Berfolgungen von Seiten dieses Decemvirs zuziehen. Sein Stolz, spricht sie, seine unvere schähmte Kühnheit, seine natürliche Treulosig ,,keit lassen mich es glauben.

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Publicia lobt die Ergebung der Virginia in den Willen ihres Vaters, ihre Ueberlegung, ihre Tugend, und ihre Klugheit. Sie erkennt fie an diesen Zügen für eine würdige Tochter des Virginius und der lumitoria, und sich selbst schäßt sie glücklich, thr so zärtliche Em pfindungen bengebracht zu haben. Gleichwohl will sie sie noch immer da behalten, und sagt: lege alle Furcht ben Seite. Appius muß ,,nothwendig gegen den Stand, gegen das Ansehen und gegen die Thaten deines Vaters Ach,,tung haben. Sen zugleich überzeugt, daß ihn

„wichtigere und für ihn schmeichelhaftere Gegen„stånde von seinen Verfolgungen abziehen wer ,,den. Es ist auch nicht möglich, daß er sich „ohne Schauer alle dem überlassen sollte, was ihm etwa seine sträfliche Leidenschaft eingeben „fönnte.

Doch weit gefehlt, daß sich Virginia durch diese Gründe sollte verblenden lassen; sie besteht vielmehr darauf, daß sie alles von einem so nie derträchtigen Manne befürchten müsse.

,,Wie sehr betriegst du dich, antwortet sie der Pub „licia, wenn du glaubst, daß ein Mann, der „nicht den geringsten Schein der Tugend auch nicht bey der kleinsten seiner Handlungen beys „behält, fähig sen, des Bösen überdrüßig zu werden. Hast du nicht gesehen, daß sich diefer Appius, wider die Erwartung des Se ,,nats, selbst zum Decemvir ernennte? Hast du „nicht gesehn, daß er der Geseze spottete, unter ,,dem Vorwande sie zu erweitern? Hast du ihn nicht die Confuls und Tribune unterdrücken sehen, welche die Stüße und der Schuß des „Udels und des Volks waren? Hast du nicht ge„sehen, bis zu welchem Grade er seine Tyranshen und Grausamkeit gegen sein eigen Vater land getrieben? Wie kannst du dir denn also „einbilden, daß er von seiner Ausschweifung wie,,der zu sich selbst kommen werde, wenn ihn nichts dazu zwingt? Gefeßt auch, daß er mich nicht als ein ungerechter Liebhaber verfolgen sollte,

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126 Auszug aus dem Trauerspiele

,,so wird er mich doch immer als die Geliebte ,,des Jcilius zu beleidigen suchen? Er hat die ,,fen Römer bey der heftigen Streitigkeit wegen „des Tribunats zum Gegner gehabt, und sein „Groll wird die ganze Last seiner Wuth auf mich ,,fallen lassen, weil ich für die Freyheit und für ,,den bin, welcher sie vertheidiget.

Da endlich Publicia der Stärke dieser Grüns de nachgeben muß, so thut sie den Ausspruch, daß bey gegenwärtigen Umständen die Gegenwart des Virginius, unumgänglich nöthig sey, „welcher sich auf dem Algido einzig und allein ,,beschäftiget, seine Tapferkeit zu üben, und ,,der kleinen Entfernung von Rom ungeachtet, ,,von dem Schimpfe, den man ihm drohet, ,,nichts weis.

Virginia giebt ihr hierauf zu verstehen, daß dieses für sie eine neue Ursache zur Unruhe sey. „Wenn ich erwåge, sagt sie, wie enfersüchtig „mein Vater auf seine Ehre ist; mit was für "Hiße er alle Gefahren verachtet, um den Ruhm, ,,den er sich in Rom durch seine Tapferkeit er,,worben hat, zu erhalten; wie ausserordentlich

..

argwöhnisch und zugleich unbeweglich er ist; „und kurz, daß ich mit wenigen alles sage, wenn ,,ich erwäge, daß er mein Vater ist, welcher mich auferzogen hat und mit der äußersten Zärtlichkeit liebt: so stellen sich tausend ver wirrte Gedanken auf einmal meiner Einbil dungskraft dar. Wozu würde er in der That „nicht

,,nicht fähig seyn, wenn der Decemvir mich zu verfolgen fortführe, und er auf eine nicht allzu„genaue Art oder durch einen fremden Kanal das ,,von Nachricht bekame?

Bey Erblickung dieser Gefahr scheint Publis cia selbst vor Furcht ausser sich zu seyn; und das mit ihre junge Gebietherin zu dem, was sich etwa gefährliches ereignen könnte, durch ihr Stills schweigen nichts beytrage, so ist sie der Meinung, daß sie ihren Better Lumitor und den Jcis lins von allem unterrichten solle. „Wenn du, „fügt sie hinzu, dieser ihrem Rathe folgest, so ,,darfst du nicht fürchten, dich zu verirren. Er „laube mir, sie sogleich aufzusuchen. Andacht und Liebe werden sie, ohne Zweifel, schon bey"de auf diesen Plaß gebracht haben.

Durch diesen Vorschlag fühlt sich Virginia ein wenig beruhiget; sie ergreift ihn mit Eifer und Entzücken und läßt die Publicia mit dem Befehle von sich, nur dem Humtor etwas zu entdecken, dem Jcilius aber, wenn sie ihn an treffen würde, bloß zu sagen, daß er zu ihr kommen folle. „Wenn wir alle beysammen sind, spricht »fie, so werden wir seine Heftigkeit leichter måßi. »gen können, indem er dasjenige erfährt, was „ich ihm mit Recht nicht långer verbergen kann, ,,und was er endlich wissen muß.

Zweyter

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