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Zweyter Auftritt.

Nachdem Publicia weg ist, beklaget Virs ginia ihr Schicksal, welches sie ihrem Vaterlande zu einem traurigen Schauspiele mache, ohne daß sie sich gleichwohl das geringste in ihrer Liebe für den Jcilius, in ihren Gedanken und Was ihren Handlungen vorzuwerfen habe. Verdruß noch mehr vermehret, ist dieses, daß sie vorher sieht, ihre Aufopferung werde dem Vaterlande, welches von einem Wüthriche beherrscht werde, nicht einmal etwas nüßen; der tödtliche Schlag werde sie nicht allein treffen, sondern ihr geliebter Jcilius werde die ganze Last Sie fühlt desselben mit ihr zu theilen haben. sich stark genug, den Tod zu erleiden, und aller der Wuth ihres Verfolgers mit Standhaftigkeit ju widerstehen. Selbst der Verlust ihres Lebens würde ihr angenehm seyn, wenn alles Uebel in dem Staate mit demselben aufhörte; wenn ihre Besiegung der Republik zum Vortheil gereichte, dessen Ruhm man allen andern vorziehen müsse. Aber wird dieses geschehen? Werden ihr Vater, ihr Geliebter deswegen glüklicher seyn? Dieses ist es, dessen sich zu schmeicheln ihr die Betrübniß nicht erlaubt; dieses ist es, was ihrem Kummer aufs höchste bringt. In dieser traurigen Stellung ruft sie aus: ,,Warum gabst du mir, grof ,,fer Jupiter, eine römische Seele, zu einer Zeit, „da man nichts als Unrecht verübt, wenn sie

,,nicht

,,nicht die Beschimpfung zu råchen dienen soll, ,,die man der Stadt erweiset, welche dein Thron ,,ist, und welche du auf eine so besondre Art ,,schüßest? War es nur deswegen, um auch an ,,mir fund zu machen, daß in dem großen Rom „nichts kleines ist? Hast du in meiner Person nur zeigen wollen, daß, wie die Glieder des Rö,,mischen Senats alle Monarchen an Würde und ,,Glanz überträffen, also auch das Herz einer ,,Plebejin dem erhabensten Herze in der gan,,zen Welt gar wohl gleich kommen könne? ,,Vielleicht! doch, gerechter Himmel, nicht mei,,ne heroischen Gesinnungen machen mich un,,glücklich. Das, was man an mir als Schön. ,,heit erhebet, und ich als ein vergångliches Geschenke betrachte, ist die wahre Quelle meiner ,,Noth. Dieses nur ist die eigentliche Ursache ,,meines Verdrusses. Das, was ich am we,,nigsten schäße, ist das, was den Appius am ,,meisten erhißt; und das worauf ich alle meine Sorge, alle meine Aufmerksamkeit wende, ist ,,das, was von den Göttern verlassen zu seyn scheinet. Wessen kann ich mich noch getrösten, ,,da ich der Hülfe der Götter und der Mens schen beraubt bin?

Dritter Auftritt.

Mittlerweile kommt Jcilius herzu, welcher die Virginia nicht zu Hause gefunden hatte, und also auf den Markt geeilt war, fie da zufu

chen.

chen. Er ist erfreut, sie anzutreffen, und sagt ihr gleich Anfangs alles, was die verbindlichste und zärtlichste Liebe nur eingeben kann. Virginia antwortet ihm nichts; Jcilius, welcher über ihr Stillschweigen, und noch mehr darüber erstaunt, daß er sie in Thrånen zerfliessen, und das Gesicht von ihm abwenden sieht, kömmt guerst auf den Verdacht, ob dieses nicht die Wirkung der Unbeständigkeit sey? Doch er läßt diefen Gedanken gar bald fahren, und fragt sie, wer der Verwegne sey, der sich unterstehe, ihr Verdruß zu verursachen, und dadurch die erste Schönheit Rom zu verdunkeln?,,Kann es wohl, ,,ruft er aus, eine so ungerechte Seele geben, ,,welche für eine so vollkommene Person nicht ,,Achtung haben sollte? Kann wohl jemand ,,seyn,der sein Leben so geringe schäßet, daß er meine Wuth aufbringt, ohne sie zu fürchten? Bin ,,ich es nicht, der fich, unter dem Schuße des „Volks, zu einemSchrecken der Tyrennen Roms „zu machen gewußt hat? Bin ich es nicht, welcher ,,Tribun eben dieses Volks gewesen ist? Habe „ich nicht noch Hofnung, es wieder zu werden? „Wenn du einige Ursache hast, dich zu bekla

"

gen glaubst du nicht, daß ich vermögend sen, „dich zu rächen? Bekümmre mich also nicht ,,långer. Eile, mir den Grund deines Verdruß»ses zu entdecken, oder fürchte, daß ein långers Zögern mein Tod sey!

Virginia antwortet hierauf bloß durch eine Betheurung ihrer Liebe, welche fähig ist, ihn we gen der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnungen zu be ruhigen. Sie sagt ihm, daß er allein ihr Herz besiße, daß es ihm nie ein andrer rauben solle, und daß es ihr unanständig seyn würde, einer neuen Leidenschaft nachzuhangen. Sie gesteht es zu, daß, ehe ihr Vater ihre Liebe gebilliget has be, ihr ein jeder Gegenstand habe gleichgültig feyn können. Aber jezt, seßt sie hinzu, verbin „den Pflicht und Vergnügen unsre Herzen auf „ewig.

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Ein so schmeichelhaftes Bekenntniß erfüllet den Jcilius mit Freude, und macht daß ihn sein erster Verdacht reuet. Gleichwohl aber ist dieses für ihn noch nicht genung. Er will durch. aus die Ursache des Kummers seiner geliebten Virginia wissen, damit er ihn wenigstens mit ihr theilen könne. Er bringt aufs neue in sie, ihm denselben zu entdecken; doch Virginia sucht sich zu entschuldigen, und wendet vor, die Ursache sen so groß, daß sie keine Worte finde, fie auszudrücken, besonders, wenn sie überlege, daß sie ihm, ihrem Jcilius, die Erzehlung davon machen folle. Fordre alfo, schließt sie, „nicht von mir, dir etwas zu sagen, das ich nicht „weis, wie ich dir es sagen soll.

Diese abschlägliche Antwort bringt den Jcis lius auf den Verdacht, daß es etwas sehr wichtiges seyn müsse, und daß vielleicht seine eigne J 2

Ehre

Ehre daran Theil nehme. Umsonst sucht Virginia ihn wegen des leztern Puncts zu beruhigen; umsonst versichert sie ihn, daß wenn seine oder ihre Ehre wåre beleidiget worden, sie den Schimpf, sollte es auch mit ihrem Blute seyn, schon würde geråchet haben: Icilius ist darum nichts ruhiger.,,Aber, sagt er, wenn es weder ,,die Liebe, noch die Ehre betrift, was ist denn sonst „auf der Welt, was dich betrüben, und dir ,,Thränen auspressen könne? Was kann dich ,,bewegen, mich als einen Fremden zu betrach,,ten? Uch, Virginia, entweder du kennst die ,,Ursache deines Verdrusses nicht, oder du hin,,tergehest meine Geduld!

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Die gewöhnliche Aufrichtigkeit der Virginia wird durch diesen Vorwurf beleidiget. Sie weis, daß sie unfähig ist, irgend eine Wahrheit zuverbergen, und läßt also den Jcilius von der Gewalt urtheilen, die sie fich besonders mit ihm anthun müsse. Ihr Herz kennet keine Verstellung. ,,Aber fügt sie hinzu, es giebt Fälle, welche eine klu,,ge Behutsamkeit erfordern,damit man sich nicht, ,,aus Mangel der Ueberlegung, allem, was Lei,,denschaft und Zorn eingeben können, blindlings ,,überlasse. Vielleicht würden ich und du dieser „Gefahr ausgefeßt seyn.

So viel Zurückhaltung macht den Jcilius ungeduldig, welcher nichts mehr hören will, wenn es nicht eine Erläuterung auf seine Frage sey. Virginia fürchtet sich ihn allzusehr zu erbit

tern,

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