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tern, und macht sich eben gefaßt, sie ihm zu geben, als Publicia mit dem Flumitor dazu Fömmt.

Vierter Auftritt.

Tumitor erstaunt, den Jcilius zornig, und die Virginia in Bewegung zu finden, und fragt, was sie beyde mit einander haben. Was giebt es denn? Wie? Ihr seyd beyde stumm? Jcilius überläßt es der Virginia die Ursache ihrer Verwirrung zu erzehlen; die Römerin nimmt also das Wort, und spricht: "Jcilius „sahe einige Thränen aus meinen Augen fliessen, „und ich konnte keinen Ausdruck finden, ihm die „Ursache davon zu sagen. Mußte er sich des„wegen wohl erzürnen? Urtheile selbst, Numitor, und weil dir Publicia doch schon et ,,was wird gesagt haben, so bringe ihn doch, ich ,,bitte dich, meinentwegen aus seinem Jrr thume.

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Tumitor billiget die kluge Zurückhaltung seiner Muhme, und weil Jcilius in ihn dringt, ihm den Handel zu entdecken, so giebt er gleich Anfangs dem jungen Römer zu verstehen, daß es besser für ihn seyn würde, wenn er in seiner Unwissenheit bliebe, als wenn man ihn daraus zöge und er seine natürliche Hiße weder zurück zu halten, noch sich einer so nöthige als klugen Verstellung zu bedienen wüßte. Er kömmt hierauf fogleich zur Sache selbst, und fügt hinzu: „Aps I 3

„pius

„pius, der Tyrann Appius, begehret der „Schönheit, die du, Jcilius, verehrest. Er ,,hat sich deswegen der Publicia entdeckt, wel,,che ihm mit aller Verachtung, und mit allem „Abscheu, den er verdient, und den seine stråf„lichen Absichten werth waren, geantwortet hat. ,,Sie ist ihm wirklich so hart begegnet, daß ich ihn ,,weder für so blind, noch für so verwegen halte, „einen neuen Versuch zu wagen. Ich bin viel,,mehr gewiß, daß er nach dieser Abfertigung, ,,weder Gute noch Drohungen mehr anwenden wird.

Auf diese Erzehlung kann sich Jcilius nicht enthalten, das Stillschweigen der Virginia ju billigen.,,Wie wohl hast du gethan, ruft er aus, indem er sich gegen sie wendet, daß du mir ,,eine solche Beschimpfung verschwiegen hast! Wie klüglich hast du gehandelt! Heiligsten Göt,,ter! Wo ist das Herz, das sie erdulden könn „te? Welcher Mensch ist so niederträchtig, daß er sich hierbey halten könne? Kann es eine so „nichtswürdige und unempfindliche Seele geben, „welche hier nicht nach Blut und Rache dürfte?

Was hat man noch zu verlieren, wenn Ehr„geiß, Grausamkeit und Gierde, uns Güter, Eh,,re, Freyheit und Vergnügen geraubet haben? ,,Den Feind hinrichten und sterben, das ist das ,,beste, was unser Unglück vergönnet. Lebe wohl, „Virginia, lebe wohl! Ich eile mich für mein „Vaterland, für meine Liebe, für meine Wuth,

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für

,,für meine Enfersucht, aufzuopfern. Großer ,,Jupiter, nimm das Opfer, das ich dir bringen „will, geneigt an! Nimm Theil an der Hand„lung, auf die ich sinne. Wann ich dich beleis ,,dige, so laß mich umkommen; wann ich die „diene, so verleihe mir Sieg!

Indem er diese lezten Worte sagt, will er fortgehen; doch er wird von dem Lumitor zurückgehalten, welcher ihm, seine Hiße zu måßigen, verschiedne seiner Urtheilskraft würdige Vorstellungen macht. Die Gefahr, in welche Virginia gestürzt würde, wenn ihm sein Anschlag mißlånge, ist ein Grund, welchen der Alte am meisten treibet. Virginia steht ihm bey, und beschwöret ihren Liebhaber, sie nicht zu verlassen. Ohne ihm würde sie das Leben verachten, aber seitdem sie es ihm ganz geweiht habe, sey es für fie ein kostbarer Schah, auf dessen Erhaltung sie bedacht seyn müsse. Wenn ich deinen ,,Schuß habe, sagt sie, und dennoch in Gefahr ,,bin, wie würde es nicht mit mir werden, wenn „ich dich nicht mehr håtte? Habe doch also Mit„leiden mit mir. Halte deinen Arm zurück. ,,Du wirst ihn mit größerm Ruhme brauchen, ,,wenn du wartest, bis er keinen zweifelhaften ,,Stoß thun darf.

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Solche kluge und vernünftige Gründe machen bey dem Jcilius Eindruck, und bringen ihn wieder zu sich selbst. Doch weil er allzu aufges bracht ist, als daß er einigen Entschluß faffen J4 könnte,

könnte, so bittet er die Virginia und den Lu mitor, ihm die Aufführung, die er beobachten folle, vorzuschreiben. Dieser giebt ihm daher verschiedne heilsame Anschläge, nehmlich, seine erste Bewegung zu unterdrücken, sich durch sie зи zu keinen Ausschweifungen bringen zu lassen, seinen Schmerz zu verbergen, damit er dem kühnen Appius keinen Verdacht erwecke, sondern ihn überraschen könne, wenn er am sichersten zu seyn glaube, und am wenigsten auf seiner Hut stehe. Die Virginia aber ermahnt er, an den Feyerlichkeiten des Fests der Pales Theil zu nehmen. Er verspricht ihr, für ihre Sicherheit zu wachen, dem Virginius von allen Nachricht zu geben, und ihn zu nöthigen, sogleich nach Rom zu kom men.,,Weil er so nahe ist, fährt er fort, so bes ,,ruhige dich nur unterdessen. Fürchte unter der ,,Aufsicht des Jcilius nichts. Die Gegenwart eines Ehegatten ist immer von großem Ge„wichte.

Valerius und Horatius sind noch zwey Stüßen, welche Jcilius seiner verfolgten Freun din geben will. Diese zwey Rathsherren, wels che seit langer Zeit mit ihm verbunden, und heftige Feinde des Decemvirats sind, erwarten ihn eben, sich wegen der gemeinen Noth mit ihm zu berachschlagen; des Jcilius Begierde also, sich zu rächen, wird gewiß für ihn ein neuer Bes wegungsgrund seyn, ihre Anschläge, so bald als möglich ausbrechen zu lassen. Die Umstände

scheinen

fcheinen ihm übrigens vortheilhaft. Der tapfre Siccius ist, nach der Aussage der ganzen Ar mee, durch die allerschimpflichste Verrätheren umgekommen. Man ist deswegen in Rom in der äussersten Bewegung. Jcilius schmeichelt sich, das Volk werde vielleicht seinen Groll ausbrechen lassen, und das schimpfliche Joch, das man ihm auflege, abzuschütteln suchen. Alle diese Betrachtungen scheinen ihm für Virginien eben so viel Gründe, sich zu beruhigen, zu seyn; und nachdem er sie ihr also alle vorgelegt, feßt er hin zu:,,Geh nur Virginia, und sey ohne Sor „gen. So große und so entschloßne Seelen sind ‚fürchterlich genug, wenn sie die Wuth beleber.

Gleichwohl beruhigen alle diese schöne Hofnungen Virginien nicht völlig. Doch ohne ihre Furcht zu verrathen, begnügt sie sich, für den Jcilius und sich, um den Schuß der Götter zu flehen, und sie zu bitten, daß Appius umkommen, Rom seine Freyheit wieder erlan= gen, und sie selbst ihre Pflicht erfüllen möge. Jcilius und Flumitor begeben sich hierauf weg; diefer aber, welcher ein eben so eifriger Patriot, als guter Vetter ist, giebt jenem bey dem Weggehen noch zu überlegen, daß er so viel als nichts würde gethan haben, wenn aus dem füh nen Anschlage, den er etwa im Sinne habe, der Republik einiger Schaten erwüchse, oder wenn er nicht mit seiner eignen Rache die Rache des Vaterlandes verknüpfe.

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