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Dritter Auftritt.

Die zwey Rathsherren, welche schlau und geschmeidig sind, und fich vortreflich zu verstellen wissen, reden ihn an. Valerius führt das Wort, und versichert ihn gleich Anfangs, daß fie in der besten Absicht, voller guten Vertrauens zu ihm kamen, ohne sich an den Ort, wo er jezt sey, noch an die Streitigkeiten zu kehren, welche sie mit einander im Senate gehabt hatten, weil sie befürchten müßten, ihre Trennung möchte dem Vaterlande, besonders bey so drin genden Gefahren, schädlich seyn. Er seht voraus, daß Appius ein Römisches Herz und ei ne aufrichtige Liebe für Rom habe, und stellt ihm hierauf vor, daß das Volk den Tod des Siccius erfahren habe, und ihn durchgängig dem Decemvir und General Cornelius zuschreibe, daß es diese That grausam und tyrannisch schelte, daß es neue Beleidigungen von dieser Art fürchte, feufze und sich beklage; daß auch der Adel nicht weniger beunruhiget und aufgebracht sey, und daß es die äußerste Nothwendigkeit erfor dre, fie insgesammt zufrieden zu stellen, ehe sie einerley Geist des Verdachts und der Wuth vereinige, und alle Hülfsmittel vergeblich mache.

Horatius ersucht den Appius auf diese Vorstellung wohl Acht zu haben, und den traurigen Folgen eines allgemeinen Mißvergnügens durch eine schleunige Gerechtigkeit zuvorzukom

men,

men, und sich ihres Beystandes, wenn er das Laster bestrafen wolle, zu versprechen, ja, wenn ihm dieser nicht genug sey, des Beystandes des Volks, der Ritterschaft und des Senats.,,Da ,,alle Wünsche, sagt er, nur auf die gemeine Ruhe abzielen, so wird ein jeder, so bald es ,,darauf ankömmt, sie zu rächen, mit Vergnü„gen dazu bereit seyn; und gleichwohl wirst du ,,allein die Ehre der Erleichterung, nach welcher ,,wir seufzen, genießen.

Weit gefehlt, daß Appius gegen die Reden der zwey Rathsglieder Uchtung haben sollte ; er erstaunt vielmehr, wie er sie mit so vieler Geduld habe anhören können. Er behauptet, daß das, was sie ihn jezt gesagt hätten, eine schändliche Verleumdung sen; und erklärt sich, daß er es ganz wohl wisse, daß nicht sowohl der Tod des Siccius als die Begierde, die Decemvirs unter sich uneins zu machen und ihre Gewalt zu schwächen, ihr Geschrey veranlasse. Aber wißt, ,,fagt er zu ihnen, daß ich, noch ehe euer falscher ,,Eifer den Endzweck, auf welchen euch eure „Kühnheit und Untreue zielen lassen, wird er,,langt haben, das Volk durch Strenge zu båns ,,digen, den Adel durch exemplarische Strafen zu „bessern, und beyde durch Furcht zurück zuhalten ,,wissen werde, weil es doch unmöglich ist, ihnen ,,Liebe einzuflösse und die Gelindigkeit zu nichts ,,taugt.

Gleich.

Gleichwohl weis es die ganze Welt, auf was für Weise Siccius ist umgebracht worden. Heftigkeit und Grausamkeit werden die Gemů ther nur noch mehr aufbringen. Das Volk ist schon in der Wuth. Die Truppen stehen in der Nähe des Berges Vellejus, und man muß fürchten, daß sie das Andenken des Siccius aufmun tern werde, zu zeigen, was die angeerbte Liebe zur Freyheit vermögend sey. Dieses ist es, was Valerius dem Decemvir noch vorstellet, und Horatius, welcher diese klugen Vorstellungen unterstüßt, giebt sich alle Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß diese Dinge wohl noch weiter gehen könnten; daß er selbst, wenn es das Volk erführe, wie wenig er nach den allgemeinen Trangfalen frage, und deswegen einen Aufstand machte, gar leicht das Opfer seines unversöhnlichen Zornes werden, und die Gefahr für ihn allein weit größer, als für alle seine Anhänger ausfal len könnte. Doch nichts vermag den hochmů thigen Appius zu bewegen. Er glaubt viel mehr es fen gut, wenn er nie aufhöre, sich fest. und hart zu zeigen, und drohet dem ersten den besten vom Tarpejo herabstürzen zu lassen, welcher sich unterstehen würde, das Volk in Bewegung zu seßen. ,,Denn, sagt er, die kluge Aufführung des Magistrats stören, ist kein gerin ger Verbrechen, als die Freyheit Roms durch ,,eine schändliche Unterdrückung mißhandeln. Mit diesen Worten geht er ab,

Vierter Auftritt.

Des Appius Vermuthung, als ob Valer rius und Horatius seine Gewalt zertheilen und ihn hernach den Gesehen ihres Eigensinnes unterwerfen wollten, ist für diese zwey Raths*glieder eine Art von Genugthuung. Aus seinem Abscheu vor allem Zwange, aus seinem heftigen Charakter schliessen sie, daß er fähig seyn werde, fich noch größerer Verbrechen schuldig zu machen, von einer verwegnen Unternehmung auf die andre zu fallen, und dadurch die Zahl seiner Gegner zu vermehren, und sie in Stand zu sehen, das Vaterland aus seiner Unterdrückung zu retten, und zugleich dem Jcilius und der Virgis nia nüßlich zu seyn. Sie reden es mit einander ab, die erste Gelegenheit zum öffentlichen Ausbruche zu ergreifen. Beyde haben ihre An verwandten und Freunde auf dem Markte verStreuet, welche bereit sind, sich auf das geringste Zeichen thätig zu erweisen. Es kommt nur darauf an, ein Wort auszumachen, an welchem sie sich alle erkennen, sich vereinigen und gemein schaftlich benstehen können. Dieses ist es, was fie thun müssen. Die Unterstüßung des Jcilius Scheinen sie noch nöthig zu haben, weil dieser eine große Menge Anhänger hat; sie machen sich als fo gefaßt, ihn aufzusuchen, als sie ihn eben mit einem Eifer herben kommen sehen, welcher seine Absichten und die Stärke seiner Liebe genugsam

an

anzeigt. Valerius schlägt sogleich vor, ihm mit wenig Worten das, was zwischen ihnen und dem Appius vorgefallen, zu erzehlen, und ihn dadurch zu ihrem Vertrauten zu machen.

Fünfter Auftritt.

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Die Neugierde ist es, welche den Jcilius herzuführet. Er hatte den Decemvir die beyden Rathsglieder zornig verlassen sehen, er ist also begierig zu erfahren, wie er ihre friedsamen Reden, und ihre klugen Rathschläge aufgenommen habe. Valerius läßt ihn nicht lange warten. Er sagt ihm sogleich; daß Appius nur seinem Ehrgeize folge, daß er seinen Zorn nirgends verberge, daß er sie kaum gewürdiget has be, ihre Vorstellungen anzuhören, und daß ihn alles in Grimm und Wuth bringe. ,, Er bes „hauptet, sezt Valerius hinzu, daß Siccius nicht vorseßlich sey ermordet worden; daß ,,der Unwille des Volks erdichtet und unser Eis fer eine Treulosigkeit sey. Kurz, nach seinem ,,ausgelaßnen Betragen zu urtheilen, scheint er „kein Gesez, als seinen Eigensinn zu erkennen, und Leben und Ehre sind bey ihm in Gefahr. Hier unterbricht ihn Horatius, und wender das Gespräch auf eine geschickte Art auf das, was für Virginien zu fürchten sen, und fragt, wer sie schüßen werde? Auf diese Frage antwor tet der eben so unerschrokne als verliebte Jcilius higig:,,mein Degen! Ich werde ihn brauchent

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