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,,so bald ich sehe, daß mir keine andre Hülfe ,,übrig bleibt. In einer so dringenden Noth ,,werden meine Anhänger thun, was ich ihnen ,,befehlen werde. Wer wird aus dem Volke ,,mir diese Schöne nicht vertheidigen helfen, ,,wenn ihr beyde selbst, aus Mitleid gegen sie, euch ihrer annehmt?

Valerius verspricht es ihm in beyder Namen; allein er glaubt, daß man keine Zeit zu verlieren habe. Es sey von der äußersten Wichtigkeit, die Wuth eines Ungeheuers, als Appius, so bald als möglich zu hemmen, und dem tödtlichen Gifte, welches er aushauche, ein Ende zu machen. Man müsse daher die erste Gele genheit, die sich darbieten werde, nicht aus den Hånden lassen. Jcilius denkt in diesem Stücke wie Valerius, und versichert ihn, daß, sobald es darauf ankommen werde, mit einer råchenden Hand feinen Degen mit dem Blute des Tyrane nen zu beneßen, und die abscheuliche Brunst zu zerfleischen, in welcher so viel barbarische Anschläge verschlossen lågen, er nicht einen Augen« blick anstehen wolle.

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So viel Entschlossenheit ist gleichwohl nicht nach dem Geschmacke des Horatius. scheint ihm, der Muth müsse mit mehr Ueberlegung angewendet werden. Alles, was er von dem Jcilius verlangt, ist dieses, daß er seine Leute berede, sich den Verschwornen zuzugesellen, und daß er die Virginia dahin vermöge, daß sie

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bloß ihren Namen hergebe,damit man überall, wo es die Nothwendigkeit erfordern werde, zusammen, kommen könne. Jcilius giebt sein Wort dar auf, und weil die Umstände der Zeit ihrem Anschlage, in Betrachtung der Menge Volks, wel che das Fest der Pales auf dem Markte versammelt, vortheilhaft sind, so begeben sich die Rathsglieder weg, um alles zur Ausführung fertig zu halten.

Sechster Auftritt.

So bald sie weg find, spricht Jcilius „Ha! ,,erlauchte Patricier, welche Ehre habt ihr euch „nicht ehedem erworben, als die Maaßregeln, „die ihr zu Stürzung eines tyrannischen Königs nahme, so glücklich von Statten gingen! Mochte doch Rom, eure Mutter, euch, so wie euren berühmten Vorfahren, den Tod oder die Ver „bannung dieses neuen Tarquins, bald zu danken "haben. Möchte doch das Volk, welches edel„müthig nach der ihm geraubten Freyheit seuf»zet, aus einer so harten Knechtschaft gerissen „werden! Lasset uns, durch die gerechten Bewes "gungsgründe, die uns véreinigen, selbst das "Werkzeug dazu seyn! Und du Virginia, du, mein höchstes Gut, und Gebietherin dieses ent ,,brannten Herzens, welches nur dich ben allem, „nach dem es strebt, zur Absicht hat; erfülle die "ses Herz dergestalt, daß es sich nichts vorseße, „und nach keiner andern Ehre geize, als deinetR 3 »wegen

,,wegen unbesorgt seyn zu können. Sollte man „mir auch vorwerfen, daß ich von allen Römern, ,,die dieses großen Namens wirklich werth wå,,ren, der erste sey, welcher der Liebe den Vorzug ,,gegeben habe, der dem Vaterlande gehöre! ,,Dennoch soll alles, was in mir ist, nur durch ,,meinen Verdruß belebt werden.

Meine wüthende Eifersucht will sich nicht länger in meiner Seele verschließen lassen, und schon ei,,le ich, alle meine Anhänger aufzubringen. O „gieb nicht zu, großer Jupiter, daß der grau,,fame Appius, einer so starken Verschwörung ,,entfomme.

Siebender Auftritt.

In dieser Gemüthsbewegung wird er von dem klugen. Numitor überrascht, welcher es ihm verweiset, daß er sich nicht besser måßigen könne. Er stellte ihm vor, daß ihn sein Gesicht und seine Handlungen verriethen, welches dem Fortgange seiner Anschläge sehr nachtheilig seyn könn te. Er ermahnt ihn folglich, sich den zwey Rathsgliedern gleich zu stellen, welche viel zu klug und viel zu verschlagen wären, als daß sie ihr Vorhaben merken ließen; sie zwången sich vielmehr in Gegenwart des Tyrannens, und verbärgten dem Jcilius felbst den ganzen Umfang ihrer Absichten, indem sie bloß mit ihm von der Ursache seines Verdruffes offenherzig sprächen.

Diese vernünftigen Rathschläge gehen. Anfangs dem Jcilius sehr schwer ein, weil der De cemvir gegen alle Klagen und Erinnerungen sich zu verhärten geschienen, und er also keine Hofnung hat, Virginien ausser Gefahr zu wissen. Er glaubt so gar, es sey keine andre Hülfe übrig, als daß sie bey dem geringsten Vergehen des treulofen Appius alle zu den Waffen grieffen, um die Freyheit zu vertheidigen, und die allgemeine Sicherheit für Kränkungen zu schüßen. Doch da er endlich die tiefere Einsicht des klugen Flumitors zu erkennen genöthiget wird, so giebt er nach. Er verspricht, so lange es für Virginien nicht gefährlich sey, dem Beyspiele der zwen edeln Senatoren zu folgen, und ihnen zur Reifung ihres Entschlusses alle Zeit zu lassen, damit sie bey ihren Unternehmungen eines glücklichen Ausganges könnten versichert seyn, aus welchem seine Liebe den größten Vortheil ziehen werde. ,,Dem Proteus gleich, spricht „er, will ich alle Gestalten, nach dem es nöthig feyn wird, anzunehmen wissen. Als ein andrer Janus mit zwey Gesichtern, will ich mir die vergangnen Fehler zu Nuhe machen, um mich in Zukunft desto vorsichtiger aufzuführen.

Flumitor erfreut sich über diesen Vorfah und berichtet ihm, daß er dem Virginius von allem habe Nachricht geben lassen, daß er ihn alle Augenblicke erwarte, und daß er selbst ents schlossen sey, den Verschwornen durch seine AnK 4

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hänger beyzustehen, welche weder an Menge noch an Tapferkeit den Anhängern irgend einer Parthey nachzusehen wären. Dieses bestärkt die Hofnung des Jcilius, der sich nunmehr im Stande sieht, den größten Gefahren Troz zu biethen; doch ungeachtet dessen, was er sich von einer so mächtigen Verschwörung versprechen kann, wird sein Herz gleichwohl von einer heims lichen Ahndung beunruhiget, als ob ihn an dies fem Tage ein ganz besonders Unglück bevorstehe. Unterdessen verlassen sich beyde in ihren ersten Entschließungen, und machen dem zweyten Aufzuge ein Ende.

Dritter Aufzug.
Erster Auftritt.

Appius und Claudius treten mit einander auf, und unterreden sich von dem, was die zwey Senatores dem Decemvir gesagt haben. Dieser lobt den Appius ungemein, daß er sich nicht an sie gekehrt, noch seinem Ansehen, durch Annehinung ihrer Rathschläge etwas vergeben habe. Unterdessen ist es doch nicht sehr zu verwundern. Der Decemvir hat Ursache dem Vas lerius und Horatius nicht zu trauen; und auch außer seinem Stolze, welcher ihm nicht erlaubt, in seiner angemaaßten Herrschaft sich ir= gend Grenzen sehen zu lassen, ist seine Liebe zu Virginien so stark, daß er den Tod der gering

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