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,,Ben hatte, ihn ohne Erbarmen zu durchstossen, so stieß er sich sein eigen Schwerd durch die ,,nichtswürdige Brust, fast in eben dem Aus ,,genblicke, als er von dem meinigen durchbohrt „ward. Der Geschwindigkeit also ungeachtet ,,mit welcher er sich den Streich versehte, kann ,,ich sagen, daß ich zu seinem Tode etwas bey,,getragen habe, ob ich ihn schon nicht zuerst verwundet. So bald man ihn in seinem Blute »schwimmend, auf den Boden gestürzt, und ,,unter schrecklichen Gebrülle den Geist aufgeben ,,sahe, beschlossen alle Verschworne, ein so gross fes Werk nicht unvollendet zu lassen, sondern ,,gingen einmüthig, auch die übrigen Tyrannen, ,,die an feinen Gewaltthätigkeiten Theil gehabt, „aufzusuchen und zu bestrafen. Ich aber, als ,,ein betrübter und aufrichtiger Liebhaber, dem „kein andrer Gegenstand von dem kostbaren Gu,,te, das ich verlohren habe, so leicht abwendig ,,machen kann, eile, meiner geliebten Virginia ,,mit gefälligen Hånden die lehte Ehre zu er ,,weisen. Ich will, ihr Gedächtniß zu verewi „gen, ihrer Asche ein Grabmahl errichten, wels ,,ches sie den spätesten Jahrhunderten überliefern foll. Kommt, begleitet mich, ihr getreuesten ,,Freundinnen meiner Geliebten! Ihr Verdienst ,,und meine Liebe heischen es. Ihr werdet meine „Thränen rechtfertigen, und sie eines so grossen „Gegenstandes würdig machen helfen.

Pub

Publicia ist über das, was sie gehört hat, vergnügt, und beschließt das ganze Stück mit folgenden Worten: „Komm, Jcilius, komm ; „und vergiß nicht, dadurch, daß die zwey Böse= „wichter unbegraben liegen bleiben, und durch ,,das prächtige Leichenbegångniß, welches du ,,für Virginien vorhast, der Welt zwey Be ,,weise zu geben, daß die Tugend niemals ohne „Belohnung, und das Laster niemals ohne ,,Strafe bleibe!

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IV.

Auszug aus dem
Schauspieler

des

Herrn Remond von Sainte Albine

ch habe lange Zeit vorgehabt, dieses Werk des Herrn von Sainte Albine zu übersehen. Doch Gründe, die ich am Ende anführen will, haben mich endlich bewogen, die Uebersehung in einen Auszug zu verwandeln. Ich werde mich bemühen, ihn so unterrichtend, als möglich, zu machen.

Unfre Schrift ist schon im Jahr 1747. zu Paris auf zwanzig Bogen in Octav unter folgendem Titel ans Licht getreten: Le Comedien. Ouvrage divifé en deux Parties; par M. Remond de Sainte Albine. Ich kann von ihrem Verfasser weiter keine Nachricht geben, als daß er selbst kein Schauspieler ist, sondern ein Ge lehrter, der sich auch um andre Dinge befümmert, welche die meisten, ohne Zweifel, wichtiger nennen werden. Ich schliesse dieses aus seinem Auffage

fur

fur le Laminage (vom Blechschlagen) wovon ich bereits die dritte Ausgabe habe angeführt gefunden.

Sein Schauspieler ist, wie gleich auf dem Titel gesagt wird, ein Werk, welches aus zwep Theilen besteht. Zu diesen kommt noch eine Vorrede und eine kurze Einleitung.

In der Vorrede wundert sich der Verfasser, baß noch niemand in Frankreich darauf gefallen fey, ein eigentliches Buch über die Kunst Tra gödien und Komödien vorzustellen, zu verfertigen. Er glaubt, und das mit Recht, seine Nation Habe es mehr als irgend eine andre verdient, daß ihr ein philosophischer Kenner ein solches Geschenk mache. Was er sonst in der Vorrede fagt, find Complimente eines Autors, die eines Auszuges nicht wohl fähig sind. Man läßt ih nen nichts, wenn man ihnen die Wendungen nicht lassen will.

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Die Einleitung fångt mit einer artigen Vergleichung der Mahlerey und Schauspielkunst an. Diese erhält den Vorzug. Umsonst „rühmt sich die Mahleren, daß sie die Leinewand ,,belebe; es fommen aus ihren Händen nichts ,,als unbelebte Werke. Die dramatische Dichts ,,kunst hingegen, giebt den Wesen, welche sie ,,schaft, Gedanken und Empfindungen, ja fogar,

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,,vermittelst des theatralischen Spiels, Sprache
,,und Bewegung. Die Mahleren verführt die
„Augen allein. Die Zauberey der Bühne fes-
felt die Augen, das Gehör, den Geist und das
Herz. Der Mahler stellt die Begebenheiten
,,nur vor. Der Schauspieler läßt sie auf ge=
,,wisse Weise noch einmal geschehen. Seine
,,Kunst ist daher eine von denjenigen, welchen es
,,am meisten zukömmt, uns ein vollständiges Ver
»,gnügen zu verschaffen. Bey den übrigen
„Künsten, welche die Natur nachahmen, muß
unsre Einbildungskraft ihrem Unvermögen fast
,,immer nachhelfen. Nur die Kunst des Schau
spielers braucht diese Nachhülfe nicht; und
wenn ihre Täuscheren unvollkommen ist,
,,so liegt es nicht an ihr, sondern an den Fehlern
derjenigen, welche sie ausüben. Hiera
aus folgert der Verfasser, wie unumgänglich
nöthig es sey, daß sich diejenigen, die sich damit
abgeben wollen, vorher genau prüfen. Sie
müssen untersuchen, ob ihnen nicht diejenigen
natürlichen Gaben fehlen, ohne welche sie nicht
einmal dem allergemeinsten Zuschauer gefallen
können. Besißen sie diese, so kömmt es darauf
an, diejenigen Vollkommenheiten zu erlangen,
welche ihnen den Beyfall der Zuschauer von Ge-
schmack und Einsicht erwerben. „Die Natur
,,muß den Schauspieler entwerfen. Die Kunst
„muß ihn vollends ausbilden.

Nach

A

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