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Und man glaube nur nicht, daß diese durchgångige Uebereinstimmung schwer zu beweisen sen. Man nehme den Aristophanes, Plautus und Terenz; man durchlaufe das englische Thea ter und die guten Stücke des Jtalianischen; man befinne sich hernach auf den Moliere und Regnard und verbinde diese thåtlichen Beweise mit den Entscheidungen der dramatischen Gesetzgeber, des Aristoteles, des Horaz, des Despreaur, des P. Raping, so wird man die einen › sowohl, als die andern, dem System des kläglich Komischen gänzlich zuwider finden. Zwar wird man die nothwendigen Verschiedenheiten zwis schen den Sitten und dem Genie der Dichter eines jeden Volks bemerken; zwar wird man, nach. Beschaffenheit der Gegenstände, in den Stücken, welche die Laster des Herzens angreifen, einen nothwendig ernsthaften Ton antref fen, so wie man in denen, welche mit den Ungereimtheiten des Verstandes zu thun haben, eine Vermischung des Scherzes und des Ernstes, und in denen, welche nur das lächerliche schildern sollen, nichts als komische Züge und Wendungen finden wird; zwar wird man sehen, daß die Kunst eben nicht verbunden ist, uns zum Lachen zu bewegen, und daß sie sich oft begnügt, uns weiter nicht als auf diejenige innere Empfindung, welche die Seele erweitert, zu bringen, ohne uns zu den unmäßigen Bewegungen zu treiben, welche laut ausbrechen:

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aber

aber jenen traurigen und kläglichen Ton, jenes romanenhafte Gewinsle, welches vor unsern Augen der Abgott des Frauenzimmers und der jungen Leute geworden ist, wird man ganz und gar nicht gewahr werden. Mit einem Worte, diese Untersuchung wird uns überzeugen, daß es wider die Natur der komischen Gattung ist, uns unsre Fehler beweinen zu lassen, es mögen auch noch so häßliche Laster geschildert werden; daß Thalia, o zu reden, auf ihrer Maske keine andre Thrånen, als Thränen der Freude und der Liebe dul det; und daß diejenigen, welche sie quasi-tragische Thrånen wollen vergiessen lassen, sich nur eine andre Gottheit für ihre Opfer suchen können.

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Der Einwurf alfo, den man aus der willführlichen Natur der Komödie hergenommen, scheint mir hinlänglich widerlegt zu seyn; weil alles, was die vornehmste Wirkung, die ein Werk hervorbringen soll, vernichtet, ein wesentlicher Fehler ist. Wollte man gleichwohl noch darauf dringen, daß die Komödie natürlicher Weise mehr, als irgend eine andre Geburth des Genies, dem Geschmacke des Jahrhunderts, in welchem man schreibt, unterworfen fey, und daß man diesem Geschmacke also folgen müssen, wenn man darinne glücklich feyn wolle; so nehme ich diese Marimen ganz gerne an: allein was kann daraus zur Ehre des weinerlich Komischen flies

fen?

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fen? Weit gefehlt, daß der allgemeine Ge schmack sich dafür erkläre; wenigstens sind die Stimmen getheilt. Es giebt ein auserwähltes Häuschen Zuschauer, bey welchen das heilige Feuer der Wahrheit gleichsam niedergelegt wor den, und dessen sichrer und unveränderlicher Geschmack sich niemals unter die Tyranney der Mode geschmiegt, noch diesen Gößen weniger Ta ge angebethet hat.

Diesem erleuchteten Theile des Publicums hat man es zu danken, daß sich noch in allen Gats tungen jene ausgesuchte Empfindung der Natur und jener vollkommene Geschmack erhält, der, indem er wider die Blendungen gefährlicher Neuigkeiten eifert, zugleich den wirklich nůßlichen Erfindungen ihren wahren Werth zu bestimmen weis. Er ist eben so einfach, als die Wahrheit selbst; oder wenn man lieber dem Lehrgebäude des französischen Odendichters folgen will, so giebt es nur einen gedoppelten, deren Züge hier zu entwerfen nicht undienlich feyn wird, damit man den Unterscheid ihrer Cha raktere desto besser empfinde.

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*

Der

Der Verfasser zielt hier auf eine Stelle in des Rousseau Briefe an Thalien. Sie ist so trocken schön, daß ich sie nicht zu übersehen wage. Wenn ich mich nicht irre, so ist es eben die, welche der Herr von Voltaire an einem Orte sehr scharf getadelt hat. Man sehe, ob Rousseau mehr darinne sagt als, daß es mit dem Geschmacke eine küßliche

Sache

Der erste giebt sich mit den Lastern ab, welche verächtlich machen, und mit den Ungereimeheiten, durch die man lächerlich wird er be lebt seine Bilder mit lachenden und satyrischen Zügen; er will, daß sich jeder in seinen Gemåhlden erkennen, und über seine eigne Abschilderungen eben so boshaft lachen solle, als ob alles auf Kosten seines Nächsten gehe. Der andere hingegen greift nur gewisse Fehler an, oder besser zu reden, er greift ganz und gar keine an: er sucht mühsam nichts, als traurige und aufferordentliche Stellungen, und mahlt sie mit den aller dunkelsten Farben. Der eine erfreut das Herz und vergnügt den Geist, durch ein lebhaftes und sich ausnehmendes Spiel, welches allen Verdruß verjagt; der andere stürzt uns durch einen traurigen Ton wieder hinein, und giebt sich alle Mühe eure Seele durch gehåufte Erzehlungen von Unglücksfällen zu betrůben. Nun wage man es, den Vorzug zu entscheiden, oder leugne die Wahrheit dieser Charaftere. Meine

Sache sey, und daß er nothwendig entweder gut
oder schlecht seyn müsse.

Tout inftitut, tout art, toute police
Subordonnée au pouvoir du caprice,
Doit être auffi confequemment pour tous
Subordonnée à nos differens gouts

Mais de ces gouts la dissemblence extreme,
A le bien prendre, est un foible probleme;
Et quoi qu'on dife, on n'en fauroit jamais
Compter que deux; l'un bon, l'autre mauvais &c.
Ileb.

Meine Gegner werden nunmehr unter ihren Einwürfen wählen müssen; denn ob man schon, durch die Beantwortung aller und jeder, die Materie ergründen würde, so muß ich mich doch, zu Vermeidung der Weitläuftigkeit nur auf die scheinbarsten einschränken.

,,Die Komödie ist das Bild der Handlun ,,gen des gemeinen Lebens, oder, wenn man ,,lieber will, der gewöhnlichen Laster oder Tu,,genden, die den Zirkel desselben erfüllen. In ,,der Schilderung sowohl der guten, als schlech,,ten Eigenschaften, bestehet daher ihre wesent liche Beschaffenheit. Das Portrait der Men,,schen mit Genauigkeit entwerfen, ihre Gemüths„neigungen und Gesinnungen auf das deutlichste ,,ausdrücken, und diese Gemåhlde zum Vor,,theile der Sitten anwenden; das heißt, "auf ein,,mal die groffen Gegenstände der Kunst und ,,des Künstlers fassen.

Obschon diese Grundfäße, überhaupt betrachtet, wahr sind, so können sie doch nicht anders, als auf eine ganz indirecte Weise, auf die komische Dichtkunst angewendet werden Die Menschen mahlen, und ihre Gemüthsarten mit Genanigkeit ausdrücken, ist ein Zweck, den auch die la Rochefoucaults und die la Bruyere mit ihr gemein haben, die uns zwar Gemahlde von Eastern und Tugenden überhaupt, niemals aber dramatische Gedichte haben liefern wollen. Die Schilderungen der guten und bd

sen

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