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lehrten nichts beybehalten zu haben, als die beklagenswürdige Erbitterung, ihre Personen und ihre Werke unter einander zu verlåstern, und sich dadurch in den Augen ihrer Zeitgenossen und der Nachwelt verächtlich zu machen.

Es ist also nicht sowohl die Erschöpfung der Charaktere und des lächerlichen, noch die Begierde nüßlicher zu seyn, noch die Vorstellung eines gröffern Vergnügens, welche uns die Gattung des weinerlich Komischen verschaft hat, sondern vielmehr die Schwierigkeit, den Ton des Moliere zu erreichen, oder vielmehr die Begierde unsre Bewunderung durch die glänzenden Reiße der Neuigkeit zu überraschen. Diese Krankheit, welche dem Französischen Genie so eigen ist, erzeugt die Moden in der Litteratur, und steft mit ihren Sonderlichkeiten sowohl alle Schreibarten, als alle Stånde an. Unfre Neugierde will alles durchlaufen; unsre Eitelkeit will alles versuchen; und auch alsdenn, wenn wir der Vernuft nachgeben, scheinen wir nicht sowohl ihrem Reihe, als unserm Eigenfinn gefolgt zu feyn.

Wann diese Betrachtungen wahr sind, so ist es leicht, das Schicksal des weinerlich Komischen vorher zu sagen. Die Mode hat es einge führt, und mit der Mode wird es vergehen, und in das Land des Tragikomischen verwiesen werden, aus welchem es gekommen ist. Es glänzet vermöge der schimmernden Bliße der

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Neuigkeit, und wird eben so geschwind, als diese, verlöschen Das schöne Geschlecht, welches der gebohrne Beschüßer aller zärtlichen Neuerungen ist, kann nicht immer weinen wollen, ob es gleich immer empfinden will. Wir dürfen uns nur auf seine Unbeständigkeit verlassen.

Unter die Gründe, warum man den Geschmack an dem weinerlich Komischen wird fahren las fen, gehöret auch noch die äusserste Schwierigkeit, in dieser Gattung glücklich zu seyn: die Laufbahn ist nicht von groffem Umfange, und es wird ein eben so glänzendes und bearbeitetes Genie, als das Genie des Verfassers der Melanide ist, dazu erfordert, wenn man sie mit gutem Fortgange ausfüllen will. Der Herr von Fontenelle hat einen Ton, welcher ihm eigen ist, und der ihm allein unvergleichlich wohl läßt; allein es ist unmöglich oder gefährlich ihn nachzuahmen. Der Herr de la Chaussee hat gleichfalls seinen Ton, dessen Schöpfer er ist, und dem es mehr in Ansehung der Art von Unmöglichkeit, seine Fabeln nicht nach zu copiren, als in Ansehung der Schwierigkeit, sie mit eben so vieler Kunst und mit eben so glänzenden Farben vorzutragen, an Nachahmern fehlen wird.

Doch alle Kunst ist unnüße, wenn die Gattung an und für sich selbst fehlerhaft ist, das ist, wenn sie sich nicht auf jenes empfindbare und allgemeine Wahre gründet, welches zu allen Zeiten und für alle Gemüther verständlich ist.

Aus

Aus dieser Ursache vornehmlich wird die Täue fchung des neuen Komischen gewiß verschwin den; man wird es bald durchgängig überdrüßig feyn, die Auskrahmung der Tugend mit burger. lichen Abentheuern verbunden zu sehen, und romanenhafte Originale die strengste Weisheit, in dem nachgemachten Tone des Seneca predigen, oder mit den menschlichen Tugenden, zur Nachahmung des berühmten Marimenschreibers, sinnreich zanken zu hören.

Lasset uns daher aus diesem allen den Schluß ziehen, daß keine Erfindungen vergönnt sind, als welche die Absicht zu verschönern haben, und daß die Gattung des weinerlich Komischen eine von den gefährlichen Erfindungen ist, welche dem wahren Komischen einen tödlichen Streich versehen kann. Wenn eine Kunst zu ihrer Vollkommenheit gelangt ist, und man will ihr Wefen verändern, so ist dieses, nicht sowohl eine in dem Reiche der Gelehrsamkeit erlaubte Freyheit, als vielmehr eine unerträgliche Frechheit. (1)

Die

(1) Da alle Künste aneinander grenzen, so laßt uns noch die Klagen hören, welche Hr. Blondel in feinem 1747 gedruckten Difcours fur l'Architecture führet. Es ist zu befürchten, sagt er, daß die finnreichen Neuerungen, welche man zu jeßiger Zeit, mit ziemlichem Glück einführt, endlich von Künstlern werden nachgeahmt werden, welchen die Verdienste und die Fähigkeiten der Erfinder mangeln. Sie werden daher auf eine Menge uns

Die Griechen und die Römer unsre Meifter und Muster in allen Geburthen des Geschmacks, haben die Komödie vornehmlich dazu bestimmt, daß sie uns, vers mittelst der Critik und des Scherzes, zugleich ergößen und unterrichten soll. Alle Völker Eu

ropens sind hernach dieser Weise mehr oder weniger gefolgt, so wie es ihrem eigenthümlichen Genie gemäß war: und wir selbst haben sie in den Zeiten unsers Ruhmes, in dem Jahrhunderte angenommen, das man so oft mit dem Jahrhun derte des Augusts in Vergleichung gestellet hat. Warum will man jezt Thalien nöthigen die trau rige Stellung der Melpomene zu borgen, und ein ernsthaftes Ansehen über eine Bühne zu verbreiten, deren vornehmste Zierde allezeit Spiel und Lachen gewesen sind, und beständig ihr unterscheidender Charakter seyn werden?

Verfibus exponi tragicis res comica non

vult

Horaz in der Dichtkunst.

Hier

gereimter Gestalten fallen, welche den Geschmack nach und nach verderben, und werden ausschweis fenden Sonderlichkeiten den schönen Namen der Ers findungen beylegen. Wann dieses Gift die Künste einmal ergriffen hat, so fangen die Alten an uns fruchtbar zu scheinen, die großfen Meister frostig, und die Regeln allzu enge c. c.

Hier ist die Schrift des französischen Gegners

auf.

Ob es nun gleich nicht scheint, daß sie der Hr. Prof. Gellert gekannt habe, so ist es dennoch geschehen, daß er auf die meisten ihrer Gründe glücklich geantwortet hat. Weil sie dem Leser noch in frischem Andenken seyn müssen, so will ich ihn nicht lange abhalten, sich selbst da von zu überzeugen. Nur habe ich eine kleine Bitte an ihn zu thun. Er mag so gut seyn, und es dem Hrn. Prof. Gellert nicht zuschrei ben, wann er finden sollte, daß er sich dieses mal schlechter ausdrücke, als er sonst von ihm gewohnt ist. Man sagt, daß auch die besten Uebersetzer Verhunzer wåren.

Des

Hrn. Prof. Gellerts Abhandlung
für das

rührende Lustspiel

M

an hat zu unsern Zeiten, besonders in Frankreich, eine Art von Lustspielen versucht, welche nicht allein die Gemüther der Zuschauer zu ergohen, sondern auch so zu rühren und so anzutreiben vermögend wäre, daß sie ihnen so gar Thrånen auspresse. Man hat dergleichen Komödie, zum Scherz und zur Verfpottung, in der französischen Sprache, come

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