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die larmoyante, * das ist die weinerlich ge= nennt, und von nicht wenigen pflegt sie als eine abgeschmackte Machäffung des Trauerspiels getadelt zu werden. Ich bin zwar nicht Willens, alle und jede Stücke, welche in diese Klasse können gebracht werden, zu vertheidigen; sondern ich will bloß die Art der Einrichtung selbst ret= ten, und wo möglich erweisen, daß die Komddie, mit allem Ruhme, heftiger bewegen könne. Dacier ** und andre, welche die von dem Ariz ftoteles entworfene Erklärung weitläuftiger Haben erleutern wollen, setzen die ganze Kraft und Stärke der Komödie in das lächerlich. Nun kann man zwar nicht leugnen, daß nicht der größte Theil derselben darauf ankomme, obgleich, nach dem Voßius, *** auch dieses zweifelhaft seyn könnte; allein so viel ist auch gewiß, daß in dem Lächerlichen nicht durchaus alle ihre Tugend bes

stehe.

* S. die Vorrede des Hrn. v. Voltaire zu seiner Lanine im IX. Theile seiner Werke, Dresdner Ausgabe.

** In den Anmerkungen zu des Aristoteles Dichts kunst Hauptst. V. S. 58. Pariser Ausgabe von 1692. Ariftote en faisant la definition de la Comedie decide, quelles choses peuvent faire le fujet de fon imitation. Il n'y a que celles qui font purement ri dicules, car tous les autres genres de mechanceté ou de vice, ne fçauroient y trouver place, parce qu'ils ne peuvent attirer que l'indignation, ou la pitie, pasfions, qui ne doivent nullement regner dans · la Comedie.

*** In seiner Poetif. lib. I. c. V. p. 123.

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stehe. Denn entweder sind die reizenden Stücke des Terenz keine Komödien zu nennen; oder die Komödie hat ihre ernsthaften Stellen, und muß sie haben, damit selbst das Lächerliche durch das beständige Anhalten nicht geschwächt werde. Denn was ohne Unterlaß artig ist, das rührt entweder nicht genug, oder ermüdet das Ge muth, indem es dasselbe allzusehr rührt. Ich glaube also, daß aus der Erklärung des Aristos teles weiter nichts zu folgern ist, als dieses, was für eine Art von Lastern die Komödie vornehm lich durchziehen soll. Es erhellt nehmlich daraus, daß sie sich mit solchen Lastern beschäftigen müsse, welche niemandem ohne Schande, obs schon ohne seinem und ohne andrer Schaden, anhängen können; kurz, solche Laster, welche Lachen und Satyre, nicht aber Ahndung und · öffentliche Strafe verdienen, woran sich aber. doch weder Plautus, noch diejenigen, die er unter den Griechen nachgeahmet hat, besonders gefehrt zu haben scheinen. Ja man muß so gar zugestehen, daß es eine Art Laster giebt, welche gar sehr mit eines andern Schaden verbunden ist, als zum Erempel die Verschwendung, und dennoch in der Komödie angebracht werden kann, wenn es nur auf eine geschickte und kunstmäßige Art geschieht. Ich sehe also nicht, worinne derjenige Lustspieldichter fündige, welcher, in Betrachtung der Nüßlichkeit, die Regeln der

Kunst

Kunst dann und wann bey Seite seßt, besonders wenn man von ihm sagen kann:

Habet bonorum exemplum : quo exemplo fibi Licere id facere, quod illi fecerunt, putat.

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Es sey also immer die finnreiche Verspottung der Easter und Ungereimtheiten die vornehmste Verrichtung der Komödie, damit eine mit NuHen verbundene Fröhlichkeit die Gemüther der Zuschauer einnehme; nur merke man auch zugleich, daß es eine doppelte Gattung des Lächerlichen giebt. Die eine ist die stammhafte und, so zureden, am meisten handgreifliche, weil sie in ein lautes Gelächter ausbricht; die andere ist feiner und bescheidener, weil sie zwar ebenfalls Beyfall und Vergnügen erweckt, immer aber nur einen solchen Beyfall und ein solches Vergnügen, welches nicht so starck- ausbricht, sondern gleichsam in dem Innersten des Herzens verschlossen bleibt. 'Wann nun die ausgelaffene und heftige Freude, welche aus der ersten Gattung entspringt, nicht leicht eine ernsthaftere Gemüthsbewegung verstattet; so glaube ich doch, daß jene gefeßtere Freude fie verstatten werde. Und wenn ferner die Freude nicht das einzige Vergnügen ist, welches bey den Nachahmungen des gemeinen Lebens empfunden werden kann; so sage man mir doch, worinne. dasjenige_Luftspiel zu tadeln sey, welches sich einen solchen Innhalt erwählet, durch welchen es, auffer der Freude, auch eine Art von Gemüthsbewegung

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hervorbringen kann, welche zwar den Schein der Traurigkeit hat, an und für sich selbst aber ungemein süsse ist. Da nun aber dieses alsdann sehr leicht geschehen kann, wenn man die Komödie nicht nur die Laster, sondern auch die Tugenden schildern läßt; so sehe ich nicht warum es ihr nicht vergönnt feyn sollte, mit den tas delhaften Personen auch gute und liebenswürdige zu verbinden, und sich dadurch sowohl angenehmer als nüßlicher zu machen, damit einigermaaffen jener alten Klage des komischen Trupps bey dem Plautus abgeholfen werde.

Hujusmodi paucas Poetæ reperiunt comedias, Ubi boni meliores fiant.

Wenigstens sind unter den Alten, wie Scali ger erinnert, sowohl unter den Griechen als un ter den Römern, verschiedene gewesen, welche eine doppelte Gattung von Komödie zugelassen, und sie in die sittliche und lächerliche eingetheilet haben. Unter der sittlichen vers standen sie diejenige, in welcher die Sitten, und

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*Permagna enim, sagt der vortrefliche Engländer, Joseph Trapp, eft difcrepantia inter iftam triftitiam, quæ in tragœdia dominatur, & iftam, quæ in comœdiam admittitur. Illa tanquam hiemalis tempeftas, diem pene integrum nubibus & tene. bris obvolvit; interfperfis tantum raris & brevibus lucis intervallis: hæc actionem dramaticam, tan. quam cœlum tempore æftivo plerumque fu dum, nubibus non nunquam, fed rarius, inter cipit. Prakeit. Por: p. 323. edit. alt. Londini 1722.

unter der lächerlichen, in welcher das Lächerliche herrschte. Doch wenn man nicht allein darauf zu sehen hat, was in der Komödie zu geschehen pflegt, sondern auch auf das, was darinne geschehen sollte, warum wollen wir sie nicht lieber, nach Maaßgebung des Trapps,* also erklåren, daß wir sagen, die Komödie sey ein dramatisches Gedicht, welches Abschilderungen von dem gemeinen Privatleben enthalte, die Tugend anpreise, und verschiedene Laster und Ungereimtheiten der Menschen, auf eine scherzhafte und feine Art durchziehe. Ich gestehe ganz gerne, daß sich diese Erklärung nicht auf alle und jede Erempel anwenden lasse; allein, wenn man ́auch durchaus eine solche verlangte, welche alles, was jemals unter dem Namen Komödie begriffen werden, in sich fassen sollte, so würde man entweder gar keine, oder doch ein Ungeheuer von einer Erklärung bekommen. Genug, daß diese von uns angenommene Erklärung von dem Endzwecke, welchen die Komödie erreichen soll, und auch leicht erreichen kann, abgeleitet ist, und auch daher ihre Entschuldigung und Vertheidigung nehmen darf.

Damit ich aber die Sache der rührenden Komödie, wo nicht glücklich, doch sorgfältig führen möge, so muß ich einer doppelten Anklage entgegen gehen; deren eine dahinaus läuft, daß auf diese Weise der Unterscheid, welcher

* An angef. Orte S. 314. und folglich.

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