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haft, sondern von vornehmen Stände, von zierlichen Sitten und von einer artigen Lebensart find, oder, wenn sie ja einige Laster haben, ihnen doch nicht solche ankleben, dergleichen bey dem Pöbel gemeiniglich zu finden sind. Von dieser Gattung sind ungefehr die verliebten Philosphen des Destouches, die Melas nide des la Chauffee, das Mündel des Fas gan, und der Sidney des Grefsets. Weil nun aber diejenige Person, auf die es in dem Stücke größten Theils ankömmt, entweder von guter Art ist, oder doch keinen allzus lächerlichen Fehler an sich hat, so kann daher ganz wohl gefragt werden, worinne denn ein solches Schauspiel mit dem Wesen der Komödie übereinkomme? Denn obschon mei sten Theils auch lustige und auf gewisse Art låcherliche Charaktere darinne vorkommen, so erhält doch genugsam aus der Ueberlegenheit der andern, daß sie nur der Veränderung wegen mit eingemischt sind und das Hauptwerk ganz und gar nicht vorstellen sollen. Nun gebe ich sehr gerne zu, daß dergleichen Schauspiele in den Grenzen, welche man der Komödie zu sehen pflegt, nicht mit begriffen sind; allein es fragt fich, ob man nicht diese Grenzen um so viel erweitern müsse, daß sie auch jene Gattung dramatischer Gedichte mit in sich schliessen können.* Wenn

*

Wenn der Endzweck der Komödie überhaupt eine anständige Gemüthserġökung ist, und diese

Wenn dieses nun der Endzweck der Komödie verstattet, so sehe ich nicht, warum es nicht erlaubt seyn sollte? Das Unsehen unsrer Vorgånger wird es doch nicht verwehren? Es wird doch kein Verbrechen seyn, dasjenige zu versuchen, was sie unversucht gelassen haben, oder aus eben der Ure fache von ihnen abzugehen, aus welcher wir ih nen in andern Stücken zu folgen pflegen? Hat nicht schon Horatius gesagt:

Nec minimum meruere decus, veftigia

græca

Aufi deferere.

Wenn

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durch eine geschickte Nachahmung des gemeinen Lebens verschaft wird: so werden sich die ver schiednen Formen der Komödie gar leicht erfin den und bestimmen lassen. Denn da es eine doppelte Art von menschlichen Handlungen giebt, indem einige Lachen, und andre ernsthaftere Ge müthsbewegungen erwecken: so muß es auch eine doppelte Art von Komödie geben, welche die Nachahmerin des gemeinen Lebens ist. Die eine muß zu Erregung des Lachens, und die andre zu Erregung ernsthaftrer Gemüthsbewegungent geschickt seyn. Und da es endlich auch Handlun gen giebt, die in Betrachtung ihrer verschiednen Theile, und in Ansehung der verschiednen Personen von welchen sie ausgeübt werden, beydes hervorzubringen fähig sind: so muß es auch eine. vermischte Gattung von Komödien geben, von wel cher der Cyclops des Euripides, ind der Ruhm redige des Destouches sind. Dieses hat der jüngst in Dennemark verstorbene Hr. Prof. Schlegel, ein Freund dessen Verlust ich nie genug betauren

Wenn man keine andre Komödien machen darf, als solche, wie sie Aristophanes, Plautus und selbst Terenz gemacht haben; so glaube ich schwerlich, daß sie den guten Sitten sehr zutråg lich seyn, und mit der Denkungsart unfrer Zeiten fehr übereinkommen möchten. Sollen wir deswegen ein Schauspiel, welches aus dem gemeis nen Leben genommen und so eingerichtet ist, daß es zugleich ergöße und unterrichte, als welches der ganze Endzweck eines dramatischen Stücks ift; sollen wir, sage ich, es deswegen von der Bühne verdammen, weil die Erklärung, welche die Alten von der Komödie gegeben haben, nicht völlig auf dasselbe passen will? Muß es deswe gen abgeschmackt und ungeheuer seyn? In Din gen, welche empfunden werden, und deren Werth durch die Empfindung beurtheilet wird, follte ich glauben, müsse die Stimme der Natur von größerm Nachdrucke seyn, als die Stimme der Regeln. Die Regeln hat man aus denjenigen dramatischen Stücken gezogen, welche

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ehe

kann, und ein Dichter der eine ewige Zierde der dramatischen Dichtkunst seyn wird, vollkommen wohl eingesehen. Man sehe was in den Anmers kungen zu der deutschen Uebersehung der Schrift des Herrn Batteup, Les beaux Arts reduits à un même principe, welche vor einiger Zeit in Leipzig herausgekommen, aus einer von seinen noch uns gedruckten Abhandlungen, über diese Materie angeführet worden. S. 316.

ehedem auf der Bühne Beyfall gefunden has ben. Warum sollen wir uns nicht eben dieses Rechts bedienen können? Und wenn es, außer der alten Gattung von Komödie, noch eine andre giebt, welche gefällt, welche Beyfall findet, kurz welche ergößt und müßt, übrigens aber die allge meinen und unveränderlichen Regeln des dras matischen Gedichts nicht verlehet, sondern sie in der Einrichtung und Eintheilung der Fabel und in der Schilderung der menschlichen Gemüthsarten und Sitten genau beobachtet; warum sollten wir uns denn lieber darüber beklagen, als erfreuen wollen? Wenn diese Komödie, von der wir handeln, abgeschmackt wäre, glaubt man denn, daß ein so abgeschmacktes Ding sich die Billigung, sowohl der Klugen als des Volks, erwerben könne? Gleichwohl wissen wir, daß dergleichen Spiele, sowohl in Paris, als an andern Orten, mehr als einmal mit vielem Glücke aufgeführet worden, und gar leicht den Weg zu den Gemüthern der Zuhörer gefunden haben. Wenn nun also die meisten durch ein solches Schauspiel auf eine angenehme Art. gerühret werden, was haben wir uns um jene wenige viel zu bekümmern, welche nichts dabey zu empfinden vorgeben*? Es giebt Leute, welchen die

lustige

Es scheint als ob man auf unsere Komödie dasjenis ge anwenden könne, was Cicero von dem Werth einer Rede gegen den Brutus behauptet. Tu artifex, fagt er, quid quæris amplius? Delectatur

luftige Komüdie auf keine Art ein Genüge thut, und gleichwohl hört sie deswegen nicht auf, gut zu seyn. Allein, wird man sagen, es giebt unter den so genannten rührenden Komödien sehr viel trockne, frostige und abgeschmackte. Wohl gut; was folgt aber daraus? Ich will ja nicht ein jedes armseliges Stück vertheidigen. Es giebt auch auf der andern Seite eine große Menge höchst ungereimter Lustspiele, von deren Verfassern man nicht sagen kann, daß sie die allgemeinen Regeln nicht beobachtet hätten; nur Schade, daß sie, mit dem Boileau * zú reden, die Hauptregel nicht inne gehabt haben. Es hat ihnen nehmlich am Genie gefehlt. Und wenn dieser Fehler sich auch bey den Verfassern der neuen Gattung von Komödie findet, so muß man die Schuld nicht auf die Sache selbst legen. Wollen wir es aber gründlich aus,

& 2

ma

audiens multitudo & ducitur oratione & quafi vo-
luptate quadam perfunditur. Quid habes quod
difputes? Gaudet, dolet, ridet, plorat, favet,
audit, contemnit, invidet, ad miferationem induci-
tur, ad pudendum, ad pigendum, irafcitur, mi-
ratur, fperat, timet: hæc proinde accidunt, ut
eorum, qui adfunt, mentes verbis & fententiis &
actione tractantur. Quid eft quod expectetur do-
eti alicujus fententia? Quod enim probat înultitu
do, hoc idem doctis probandum eft. Denique
hoc fpecimen eft popularis judicii, in quo nun-
quam fuit populo cum doctis intelligentibusque
diffenfio. Cic. in Bruto p. 569. f. edit. Elzev.
In der Note zu dem ersten Verse der Dichtkunst..

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