Immagini della pagina
PDF
ePub

machen, was man ihr für einen Werth zugefte hen müßte, so müssen wir sie, wie ich schon erinnert haben, nach der allgemeinen Absicht der dramatischen Poesie beurtheilen. Ohne Zweifel ist die Komödie zur Ergößung erfunden werden, weil es aber keine kunstmäßige und anständige Ergohung giebt, mit welcher nicht auch einiger Nußen verbunden wåre, so läßt sich auch von der Komödie sagen, daß sie nüßlich seyn könne und müsse. Das erstere, die Ergößung nehmlich, wird theils durch den Inhalt der Fabel selbst, theils durch die neuen, abwechselnden und mit den Personen übereinstimmenden Charaktere, erlangt. Und zwar durch den Inhalt; erstlich, wenn die Erwartung sowohl erregt als un terhalten wird; und hernach, wenn ihr auf eine ganz andere Art ein Genüge geschieht, als es Anfangs das Unsehen hatte, wobey gleichwohl alle Regeln der Wahrscheinlichkeit genau beob achtet werden müssen. Dieses hat so gewiß seine Richtigkeit, daß weder eine wahre noch eine erdichtete Begebenheit, wann sie für sich selbst auch noch so wunderbar wäre, auf der Bühne einiges Vergnügen erwecken wird, wenn sie nicht zu gleich auch wahrscheinlich ist.

Refpicere exemplar vitæ morumque

jubebo

Do&tum imitatorem.

Bery

Ben jeder Erdichtung nehmlich verursacht nicht so wohl die Fabel selbst, als vielmehr das Genie und die Kunst, womit sie behandelt wird, bey den Zuschauern das Vergnügen.,,Denn derje,,nige, sagt Wehrenfels,* erlangt einen allgemeinen Beyfall, derjenige ergökt durchgån "gig, welcher alle Personen, Sitten und Leidenschaften, die er auf der Bühne vorstellen will, „vollkommen, und so viel möglich, mit lebendi ,,gen Farben abschildert; welcher die Auf„merksamkeit der Zuhörer zu fesseln, und ihrem ,,Busen alle Bewegungen mitzutheilen weis, ,,die er ihnen mitzutheilen für gut befindet. Denn nicht nur deswegen gefällt die Komödie, weil sie andrer abgeschmackte und lächerliche Handlungen, den Augen und Gemüthern darstellet; (denn dieses thut eine jede gute Satyce) fondern auch weil sie eine einfache und für sich selbst angenehme Begebenheit so abhandelt, daß fie überall die Erwartung des Zuschauers unterhält, und durch dieses Unterhalten Vergnügen und Beyfall erwecket. Denn wie hårten sonst fast alle Stücke des Terenz, so viel wir deren von ihm übrig haben, und auch einige des Plautus, als zum Erempel die Gefangnen, in welchen durch die Darzwischenkunft eines Simo, eines Chremes, eines Phädria, eines Hegio, ein großer Theil derselben, nicht mur nicht scherzhaft, sondern vielmehr ernsthaft wird; € 3

In angeführter Rede S. 367.

wie

wie hätten sie, fage ich, sonst gefallen können? Wenn nun aber zu dem Ergößen nicht nochwendig elne lächerliche Handlung erfordert wird; wenn vielmehr eine jede Fabel, die der Wahrheit nachahmet, und Dinge enthält, welche des Sehens und Hörens würdig sind, die Genůther vergnügt: warum sollte man denn nicht auch dann und wann der Komödie einen ernsthaften, seiner Natur nach aber angenehmen Inhalt, geben dürfen? *,,uch alsdann em ,,pfinden wir eine wunderbare Wollust, wenn ,,wir mit einer von den Personen in der Komo „die eine genaue Freundschaft errichten, für sie bekümmert sind, für fie uns ångstigen, mitihe „Freund und Feind gemein haben, får fie ftille Wünsche ergehen lassen, bey ihren Gefahren ,,uns fürchten, bey ihrem Unglücke uns betri bent, und bey ihrer entdeckten Unschuld und „Tugend uns freuen.,, Es giebt viel Dinge, welche zwar nicht scherzhaft, aber doch deswegen auch nicht traurig sind. Ein Schauspiel, wels ches uns einen vornehmen Mann, der ein ge meines Mägdchen heyrathet, so vor die Augen stellet, daß man alles, was bey einer solchen Liebe abgeschmacktes und angereimtes seyn kann, genau bemerket, wird ergößen. Doch laßt uns diese Fabel verändern. Laßt uns sehen, der Entschluß des vornehmen Mannes fey nicht abgeschmackt, sondern vielmehr aus gewissen Urso

* Wehrenfels am angeführten Orte.

chen

chen löblich, oder doch wenigstens zu billigen; follte wohl alsdann die Seltenheit und Rühm lichkeit einer solchen Handlung weniger ergößen, als dort die Schändlichkeit derselben? Der Herr von Voltaire hat eine Komödie dieses Inhalts, unter dem Titel Llanine, verfertiget, welche Beyfall auf der Bühne erhalten hat; und man kann auch nicht leugnen, daß man nicht noch mehr dergleichen Handlungen, welche Erstaunen erwecken, und dennoch nicht romanenhaft sind, erdenken und auf das gemeine Leben anwenden könne, als welches von dem Gebraus che selbst gebilliget wird.

Wir müssen uns nunmehr zu den guten Cha rakteren selbst wenden, welche hauptsächlich in der Komödie, von welcher wir handeln, anges bracht werden, und müssen untersuchen, aufwas für Weise Vergnügen und Ergöhung daraus entspringen könne. Die Ursache hiervon ist ohne Zweifel in der Natur der Menschen und in der wunderbaren Kraft der Tugend zu suchen. In unfrer Gewalt wenigstens ist es nicht, ob wir das, was gut, rechtschaffen und löblich ist, billigen wollen oder nicht. Wir werden durch die natürliche Schönheit und den Reiz dieser Dinge dahin geriffen: und auch der allernichtswürdigste Mensch findet, gleichsam wider Willen, an der Betrachtung einer vortreflichen Gemüthsart, Vergnügen, ob er sie gleich weder selbst besigt, noch sie zu besigen, sich einige Mü € 4

he

he giebt. Diejenigen also, aus welchen eine große und zugleich gesellschaftliche Tugend hervorleuchtet, pflegen uns, so wie im gemeinen Leben, also auch auf der Bühne werth und angenehm zu seyn. Doch dieses würde nur sehr wenig bedeuten wollen, wenn nicht noch andre Dinge dazu fåmen. Die Tugend selbst gefällt auf der Bühne, wo sie vorgestellt wird, weit mehr als im gemeinen Leben. Denn da ben Betrachtung und Bewunderung eines rechtschafnen Mannes, auch oft zugleich der Neid sich mit einmischer, so bleibt er doch bey dem Anblicke des bloßen Bildes der Tugend weg, und anstatt des Neides wird in dem Gemüthe eine füße Empfindung des Stolzes und der Selbstliebe erweckt. Denn wenn wir sehen, zu was für einem Grade der Vortreflichkeit die menschliche Natur erhoben werden könne, so dunken wir uns selbst etwas grosses zu seyn. Wir gefallen uns also in jenen erdichteten Personen selbst, und die auf die Bühne gebrachte Tugend fesselt uns desto mehr, je leichter die Sitten sind, welche den guten Personen beygelegt werden, und je mehr ihre Güte selbst, welche immer måßig und fich immer gleich bleibet, nicht so wohl die Frucht von Arbeit und Mühe, als vielmehr ein Geschenke der Natur zu seyn scheint. Mit einem Worte, fo wie wir bey den lächerlichen Personen, der Bühne uns selbst freuen, weil wir ihnen nicht ähnlich scheinen; eben so freuen wir uns über unsere

« IndietroContinua »