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und Mitleid erwecken, beydes mag nun einen Einfluß auf die Beßrung der Zuhörer haben können, oder nicht. Lebhafte Satyre, lächerliche Ausschweisungen, Stellungen, die den Narren in seiner Blöße zeigen, sind gänzlich aus einem solchen Stücke verbannt. Und wie wird man ein solches Stück nennen? Jedermann wird mir zuruffen: das eben ist die weinerliche Komödie! Noch einmal also mit einem Worte; das Possenspiel will nur zum Lachen bewegen; das weinerliche Luftspiel will nur rühren; die wahre Romödie will beydes. Man glau be nicht, daß ich dadurch die beyden erstern in eine Klasse sehen will; es ist noch immer der Unterscheid zwischen beyden, der zwischen dem Pöbel und Leuten von Stande ist. Der Pöbel wird ewig der Beschüßer der Possenspiele bleiben, und unter Leuten von Stande wird es immer gezwungne Zärtlinge geben, die den Ruhm empfindlicher Seelen auch da zu behaupten su chen, wo andre ehrliche Leute göhnen. Die wahre Komödie allein ist für das Volk, und allein fähig einen allgemeinen Beyfall zu erlangen, und folglich auch einen allgemeinen Nußen zu stiften. Was sie bey dem einen nicht durch die Schahm erlangt, das erlangt sie durch die Bewunderung; und wer sich gegen diese verhårtet, dem macht sie jene fühlbar. HierausTM scheinet die Regel des Contrasts, oder der Abstechung, geflossen zu seyn, vermöge wel$ 2

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cher man nicht gerne eine Untugend aufführt, ohne ihr Gegentheil mit anzubringen; ob ich gleich gerne zugebe, daß sie auch darinne ge gründet ist, daß ohne sie der Dichter seine Charaktere nicht wirksam genug vorstellen könnte.

Dieses nun, sollte ich meinen, bestimme den Nußen der weinerlichen Komödie genau genug. Er ist nehmlich nur die Hälfte von dem Nußen, den sich die wahre Komödie vorstellet; und auch von dieser Hälfte geht nur allzuoft nicht wenig ab. Ihre Zuschauer wollen ausgesucht seyn, und sie werden schwerlich den zwanzigsten Theil der gewöhnlichen Komödiengänger. ausmachen. Doch geseht sie machten die helfte derselben aus. Die Aufmerksamkeit, mit der sie zuhören, ist, wie es der Herr Prof. Gellert selbst an die Hand giebt, doch nur ein Kompliment, welches fie ihrer Eigenliebe machen; eine Nahrung ihres Stolzes. Wie aber hieraus eine Beßrung erfolgen könne, sehe ich nicht ein. Jeder von ihnen glaubt der edlen Gesinnungen, und der großmüthigen Thaten, die er siehet und höret, desto eher fähig zu seyn, je weniger er an das Gegentheil zu denken, und sich mit demselben zu vergleichen Gelegenheit findet. Er bleibt was er ist, und bekömmt von den guten Eigenschaften weiter nichts, als die Einbildung, daß er sie schon besize.

Wie steht es aber mit dem Namen? Der Name ist etwas sehr willkührliches, und man könnte

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könnte unserer neuen Gattung gar wohl die Benennung einer Komödie gåben, wenn sie ihr auch nicht zukằme. Sie kömmt ihr aber mit völligem Recht zu, weil sie ganz und gar nicht etwas anders als eine Komödie, fonder bloß eine Untergattung der Komödie ist.

Ich wiederhohle es aber noch einmal, daß diefes alles nur auf diejenigen Stücke gehet, welche völlig den Stücken des la Chauffee ähnlich find. Ich bin weit entfernt, den Herrn Gellert für einen eigentlichen Nachahmer desselben auszugeben. Ich habe beyde zu wohl gelesen, als daß ich in den Lustspielen des leßtern, nicht noch genug lächerliche Charaktere und satyrische Züge angetroffen haben sollte, welche aus den Lustspielen des erstern ganz und gar verwiesen sind. Die rührenden Scenen sind bey dem Herrn Gellert nur die meisten; und ganz und gar nicht die einzigen. Wer weis aber nicht, daß das mehrere oder wenigere, wohl die verschiedne Gemüthsart der Verfasser anzeigt, nicht aber einen wesentlichen Unterscheid ihrer Werke ausmacht?

Mehr braucht es hoffentlich nicht, meine Meinung vor aller Mißdeutung zu sichern.

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II.

Leben

des

Herrn Jacob Thomson.

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'homson ist auch in Deutschland als ein großer Dichter nicht unbekannt. Seine Jahrszeiten sind von denen, welche ihn in seiner Sprache nicht lesen können, in der Uebersehung des Herrn Brockes bewundert worden, so viel sie auch von ihrer Schönheit darinne verlohren haben. Vor einiger Zeit haben wir auch eine Uebersehung seines Agamemnons erhalten, deren ich weiter unten mit mehrern gedenken werde. Es wäre fchlecht, wenn beydes seine Leser nicht sollte begierig gemacht haben, nåhere Umstände von dem Verfasser zu wissen. Man erlaube mir also, daß ich mir schmeicheln darf, ihnen durch die Mittheilung derselben einen Gefallen zu erzeigen.

Es wird nöthig seyn vor allen Dingen meine Quelle anzuzeigen. Diese sind die Lebensbeschreibungen der Dichter Großbritan= niens und Irrlands, * welche im vorigen Jahren

* The Lives of the Poets of Great Britain and Keland, by Mr. Cibber and other hands.

Jahre in fünf Duodezbänden zu London herausfamen. Es haben verschiedene daran gearbeitet, der vornehmste Verfasser aber, der auf dem Titel genennt wird, ist Herr Cibs ber, welcher auch die Leben der berühmtesten Schauspieler und Schauspielerinnen Englands heraus gegeben hat. Aus diesem Werke also, welches Lobfprüche genug erhalten hat, will ich dasjenige ziehen, was den Herrn Thomson angehet, und zwar vornehmlich von der Seite eines theatralischen Dichters betrachtet.

*

Jacob Thomson war der Sohn eines Geistlichen der Schottischen Kirche, in dem Presbyteriate von Jedburgh.

Er ward an eben dem Orte gebohren, wo fein Vater Prediger war, und zwar im Anfange des jeßigen Jahrhunderts. Seine erste Erziehung genoß er in einer Privatschule der dasigen Gegend. In seinen ersten Jahren zeigte er so wenig ein besonders Genie, daß ihn viels mehr sein Lehrmeister, und alle die mit seiner Erziehung zu thun hatten, kaum die gewöhnlichsten und schlechtesten Gaben zutrauten.

Als er auf gedachter Schule die lateinische und griechische Sprache lernte, besuchte er oft einen Geistlichen, dessen Kirchspiel mit dem Kirchspiele seines Vaters in eben demselben

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Pres

The Lives aud Characters of the most eminent Actors and Actreffes of Great Britain, aud Ireland, from Shakespear to the present Time &c.

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