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konnte er die Grösse, den Reichthum und die verschiednen Gegenstände, die ihm alle Augenblicke in dieser berühmten Hauptstadt vorkamen, nicht genug bewundern. Er blieb oft stehen, und sein Geist war mit diesen Scenen so erfüllt, daß er auf das beschäftigte Gedrenge um sich herum wenig Achtung gab. Als er nun endlich den Weg nach Hannover Square, in einer zehnmahl längern Zeit, als er ordentlich nöthig gehabt hätte, zurück gelegt hatte, und dafelbst ankam, fand er, daß er seine Neugierde habe bezahlen müssen; man hatte ihm nehmlich das Schnupftuch aus dem Schupsacke gezogen, in welches die Briefe eingewickelt waren. Dieser Zufall würde einem, der weniger philofophisch gewesen wäre, als Hr. Thomsom, sehr em pfindlich gewesen seyn; doch er lächelte darüber, und brachte hernach oft selbst seine Freude durch bie Erzehlung desselben zum lachen.

Es ist natürlich, daß Hr. Thomson, nach seiner Ankunft in die Stadt, verschiednen von seinen Bekannten das Gedichte auf den Wine ter zeigte. Es bestånd Anfangs aus abgerisse nen Stücken und gelegentlichen Beschreibungen, die er auf des Hrn. Mallets Rath her nach in ein Ganzes zusammenbrachte. So vie len Beyfall es nun auch etwa fand, so wollte es ihm doch zu keiner hinlänglichen Empfehlung bey feinem Eintritte in die Welt dienen. Er hatte ben Verdruß, es verschiednen Buchhändlern

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vergebens anzubiethen, welche die Schönheit desselben ohne Zweifel nicht zu beurtheilen vers mochten, noch sich eines unbekannten Fremdlings wegen, dessen Name keine Unpreisung seyn konnte, in Unkosten sehen wollten. Endlich both es Hr. Mallet dem Hrn. Millan, jeßigem Buchhändler in Charing-croß an, der es auch ohne Umstände übernahm, und drucken ließ. Eine Zeitlang glaubte Hr. Millan sehr schlecht gefahren zu seyn; es blieb liegen und nur sehr wenige Exemplare wurden davon verkauft, bis endlich die Vortreflichkeit desselben durch eis nen Zufall entdeckt ward. Ein gewisser Herr Whatley, ein Mann von einigem Geschmacke in den Wissenschaften, der aber die Bewunde rung alles dessen, was ihm gefiel, bis zum Enthusiasmus übertrieb, warf ungefehr die Augen darauf; und weil er verschiednes fand, was ihn vergnügte, so las er es ganz durch und erstaunte nicht wenig, daß ein solches Gedicht eben so unbekannt, als sein Verfasser sey. Er erfuhr von dem Buchhändler die jezt gedachten Umstände, und in der Entzückung ging er von einem Kaffehause auf das andre, pofaunte die Schönhei ten seines Dichters aus, und both alle Leute von Geschmack auf, eines von den größten Genies, die jemals erschienen wåren, aus seiner Dunkel heit zu retten. Dieses Verfahren hatte eine sehr glückliche Wirkung; die ganze Auflage ward in kurzer Zeit verkauft, und alle, die das Gedichte

lasen,

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lasen, glaubten den Hrn. Whatley keiner Uebertreibung beschuldigen zu dürfen, weil sie es selbst so vortreflich fanden, daß sie sich glücklich schäßten, einem Manne von solchen Verdienste Gerechtigkeit wiederfahren zulassen.

Das Gedicht auf den Winter ist ohne Zweifel das am meisten vollendete und zugleich das mahlerischste von seinen Jahrszeiten. Es ist voll groffer und lebhafter Scenen. Die Schöpfung scheinet in dieser Jahrszeit in Trauer zu seyn, und die ganze Natur nimmt eine melancholische Bildung an. Eine so poetische Einbildungskraft, als des Thomsons seine war, konnte also keine andre, als die graufesten und schrecklichsten Bilder darbiethen, welche die Seele mit einem feyerlichen Schauer über die Dünste, Stürme und Wolken, die er so schön schildert, erfüllen. Die Beschreibung ist die eigene Gabe des Thomsons; wir zittern ben seinem Donner im Sommer; wir frühren bey der Kålte seines Winters; wir werden erquickt, wenn fich die Natur bey ihm erneuert, und der Früh ling feinen angenehmen Einfluß empfinden läßt.

Eine kleine Anekdote ist hier mitzunehmen. Sobald der Winter gedruckt war, schickte Hr. Thomson seinem Landsmanne und Bruder in Apollo, dem Hrn. Joseph Mitchel ein Erem plar zum Geschenke. Dieser fand sehr wenig darin

ne

ne, was nach seinen Gedanken zu billigen wäre, und schickte ihm folgende Zeilen zu:

Beauties and faults fo thick lie fcatter'd here,

Those i could read, if these were not fo

near.

d. i. Schönheiten und Fehler liegen hier sehr dicke unter einander. Ich könnte jene gelesen haben, wenn diese ihnen nicht so nahe wåren. Hr. Thomfon antwortete hierauf aus dem Stegreife: Why all not faults, injurious Mitchell; why

Appears one beauty to thy blafted eye; Damnation worse than thine, if worse can be,

Is all i afk, and all i want from thee. d. i. Warum fiehest du nicht überall Fehler, ehrenrühriger Mitchell: Wars um entdeckt sich deinem verdorbenen Auge auch einige Schönheit Cloch eine ungerechtere Verdammung, wenn es eine ungerechtere giebt, ist alles, was ich von dir verlange, und alles was ich von dir erwarte. Auf die Vorstellung, die ein Freund dem Hrn. Thomson that, daß man den Ausdruck blasted eye (verdorbenes

Auge)

Auge) für eine persönliche Anzüglichkeit ane nehmen könnte, weil Herr Mitchell wirklich dieses Unglück hatte, ånderte er das Beywort. blafted in blasting. (verderbend.)

Weil der Winter einen so allgemeinen Bey fall fand, so ward Herr Thomson, besonders auf das Unrathen des Herrn Mallet bewogen, auch die andern drey Jahrszeiten auszuarbeiten, mit welchen es ihm eben so wohl glückte. Die, welche davon zuerst ans Licht trat, war der Herbft; hierauf folgte der Frühling und endlich der Sommer.

Von jedem dieser vier Stücke, als ein bes fonders Gedicht betrachtet, hat man geurtheilet, daß es in Ansehung des Plans fehlerhaft sey. Nirgends zeigt sich ein besonderer Zweck; die Theile sind einer den andern nicht untergeordnet; man bemerkt unter ihnen weder Folge noch Vers bindung: doch dieses ist vielleicht ein Fehler der von einer so abwechselnden Materie untrennbar war. Genug, daß er sich keiner Unfüglichkeit schuldig gemacht, sondern durchgängig lauter folche Scenen geschildert hat, die jeder Jahrszeit besonders zukommen.

Was den poetischen Ausdruck in den Jahrse zeiten anbelangt, so ist dieser dem Herrn Thoms fon gänzlich eigen: er hat eine Menge zusams mengesetter Worte eingeführt, Nennwörter in Zeitwörter verwandelt, und kurz, eine Art einer neuen Sprache geschaffen. Man hat seine

Schreib.

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