Immagini della pagina
PDF
ePub

Schreibart als sonderbar und steif getadelt, und wenn man dieses auch schon nicht gänzlich leugnen kann, so muß man doch zugestehen, daß sie sich zu den Beschreibungen vortreflich wohl schicket. Der Gegenstand, den er mahlet, stehet ganz vor uns, und wir bewundern ihn in allem feinen Lichte; wer wollte aber eine ratùrliche Seltenheit nicht lieber durch ein Vergröfferungsglas, welches alle kleine Schönheiten desselben zu entdecken fähig ist, betrachten, ob es gleich noch so schlecht gefaßt ist, als durch ein anders, welches zu dieser Absicht nichts taugt, aber sonst mit vielen Zierathen versehen ist? Thomson ist in seiner Manier ein wenig steif; aber seine Manier ist neu; und es ist niemals ein vorzügliches Genie aufgestanden, welches nicht seine eigene Weise gehabt hätte. So viel ist wahr, daß sich die Schreibart des Herrn Thomsons zu den zärtlichen Leidenschaften nicht allzuwohl schickt, welches man nåher einsehen wird, wenn wir ihn bald als einen dra matischen Dichter betrachten werden; eine Sphås re, in welcher er zwar sehr, aber doch nicht so sehr, als in andern Gattungen der Dichtkunst geglänzet hat.

Die Vortreflichkeit dieser Gedichte hatte unferm Verfasser die Bekanntschaft verschiedner Personen erworben, die theils wegen ihres vornehmen Standes, theils wegen ihrer erhabnen Talente berühmt waren. Unter den leztern be

fane

fand sich der Dr. Rundle, nachheriger Bischof von Derry, welchem der Geist der Andacht, der überall in den Jahrszeiten hervorstrahlet, so wohl gefallen hatte, daß er ihn der Freundschaft des verstorbenen Kanzlers Talbot empfahl, der ihm die Aufsicht über seinen ältesten Sohn anvertraute, welcher sich eben zu seiner Reise nach Franckreich und Italien fertig machte.

[ocr errors]

Mit diesem jungen Edelmanne hielt er sich drey Jahr lang in fremden Ländern auf, wo er ohne Zweifel feinen Geist durch die vortrefflichen Denkmähler des Alterthums, und durch den Umgang mit gelehrten Ausländern bereicherte. Die Vergleichung die er zwischen dem neuen Italien und dem Begriffe anstellte, den er von den alten Römern hatte, brachte ihn dhne Zweifel auf den Einfall seine Freyheit, in drey Theilen zu schreiben. Der erste Theil enthält die Vergleichung des alten und neuen Italiens; der zweyte Griechenland, und der dritte Britannien. Das ganze Werk ist an den ålteften Sohne des Lord Talbots gerichtet, welHer im Jahre 1734. auf seinen Reisen starb.

Unter den Gedichten des Herrn Thomsons findet sich auch eines zum Andenken des Isaac Newtons, von welchem wir nichts mehr sagen wollen, als dieses, daß er durch dieses Stück allein, wenn er auch sonst nichts mehr geschrie ben håtte, eine vorzüglichen Stelle unter den Dichtern würde verdient haben.

Um das Jahr 1728. schrieb Herr Thomson ein Gedicht, welches er Britannia nennte. Sein Vorfah war darinne, die Nation zu Ergreifung der Waffen aufzumuntern, und in den Gemüthern des Volks eine edle Neigung anzuflammen, das von den Spaniern erlittene Unrecht zu rächen. Dieses Gedicht ist bey weiten nicht eines von seinen besten.

Auf den Tod seines großmüthigen Beförde rers des Lord Talbots, welchen die ganze Nation mit dem Herrn Thomson zugleich aufrichtig betauerte, schrieb er eine Elegie, welche ihrem Verfassers, und dem Andenken des großen Mannes, den er darinne gepriesen hatte, Ehre machte. Er genoß, bey Lebzeiten des KanzlerTalbots, eine sehr eintrågliche Stelle, die ihm dieser würdige Patriot als eine Belohnung für die Mühe, den Geist seines Sohnes gebildet zu haben, zugetheilt hatte. Nach seinem Tode behielt der Nachfolger desselben diese Stelle dem Hrn. Thomson vor, une wartete nur darauf, bis dieser zu ihm kommen, und durch Beobachtungen einiger kleinen Formalitäten, fie in Befih nehmen würde. Doch dieses versäumte der Dichter durch eine unverantwortliche Nachläßigkeit, so daß zuleßt seine Stelle, die er ohne viele Mühe långer hätte behalten können, einem andern zufiel

Unter die leßten Werke des Hrn. Thom sons gehöret seine Burg der Trägheit,

(Caftle

(Caftle of Indolence) ein allegorisches Gedicht von so aufferordentlichen Schönheiten, daß man nicht zu weit geht, wenn man behauptet, dieses einzige Stück zeige mehr Genie und poetische Beurtheilungskraft, als alle seine andern Werke. Es ist in dem Stile des Spencers geschrieben, welchen die Engländer in den allegorischen Gedichten `eben so nachahmen, als die Franzosen den Stil des Morots in den Erzehlungen und Sinnschriften.

Es ist nunmehr Zeit den Hrn. Thomson auf derjenigen Seite zu betrachten, welche mit unsrer Absicht eine nähere Verwandtschaft hat; nehmlich auf der Seite eines dramatischen Dichters. Im Jahre 1730, ungefehr in dem sechsten Jahre seines Aufenthalts in Londen, brachte er seine erste Tragödie, unter dem Titel Sophonisbe, auf die Bühne, die sich auf die Karthaginensische Geschichte dieser Prinzeßin gründet, welche der bekannte lathaneel Lee gleichfalls in ein Trauerspiel gebracht hat. Dieses Stück ward von dem Publico sehr wohl aufgenommen. Die Mad. Oldfield that sich in dem Character der Sophonisbe ungemein hervor, welches Hr. Thomsont selbst in seiner Vorrede gestehet. Ehe ich schliesse, sagte er, „muß ich noch bekennen, wie sehr ich denjeni,,gen, welche mein Trauerspiel vorgestellt ha„ben, verbunden bin. Sie haben in der That ,,mir mehr als Gerechtigkeit wiederfahren laf

"

3

„sen.

,,sen. Was ich dem Masinissa nur liebens„würdiges und einnehmendes gegeben hatte, al,,les dieses hat Hr. Wilk vollkommen ausge= ,,drückt. Auch die Mad. Oldfield hat ihre ,,Sophonisbe unverbesserlich gespielt; schöner „als es der zårtlichste Eigensinn eines Verfassers „verlangen, oder sich einbilden kann. Der Reiß, „die Würde und die glückliche Abwechslung aller ,,ihrer Stellungen und Bewegungen hat der ,,durchgängisten Beyfall erhalten, und ihn auch ,,mehr als zu wohl verdient.

Bey der ersten Vorstellung dieses TrauerSpiels fiel eine kleine lächerliche Begebenheit vor. Hr. Thomson läßt eine von seinen Perfonen gegen die Sophonisbe folgende Zeile fagen:

O Sophonisbe, Sophonisbe O! Diese Worte waren kaum ausgesprochen, als ein Spötter aus dem Parterre laut schrie:

O Jacob Thomson, Jacob Thoms

So ungesittet es nun auch war, die Vorstellung durch einen so lächerlichen Einfall zu unterbrechen, so kann man doch das falsch Pathetische dieser getadelten Zeile nicht leugnen, und ein tragischer Dichter muß es sich zur Warnung dienen lassen, ja wohl auf sich Acht zu haben, daß er nicht schwülstig wird, wenn er erhaben seyn will - - Hr. Thomson mußte nothwendig an

dem

« IndietroContinua »