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ihrem Schicksale entgegen eilen, und wie Herku les das trübe Reich der Schatten nicht bald ge nug erblicken können. Er verlangt die Ehre, die diese treibt, nicht, sondern wünscht sich, in einer verborgenen Hütte ruhig zu leben, wo das Glück auf einem zwar niedrigen aber sichern Orte fest stehe, wenn die kühne Tugend hoch herab stürzet. Hier sieht er die traurige Mes gara, mit zerstreuten Haaren nåher kommen, welcher der alte Amphitryo, der Halbvater des Herkules, langsam nachfolgt. Er macht ihnen also Plaß und Megara eröfnet den

Zweyten Aufzug.

Sie bittet den Jupiter, ihren und ihres Gez mahls Mühseligkeiten endlich einmal ein Ende zu machen. Sie klagt, daß noch nie ein Tag sie mit Ruhe beglückt habe; daß immer das Ende des einen Uebels der Uebergang zu dem andern sey; daß dem Herkules nicht ein Augenblick Ruhe gelassen werde; daß ihn Juno seit der zartesten Kindheit verfolge, und ihn Ungeheuer zu überwinden genöthiget habe, noch ehe er fähig gewesen sey, sie zu kennen. Sie fångt hierauf von den zwey Schlangen an, die er schon in der Wiege, so fest sie ihn auch umschlungen hatten, mit lächelnden Blicke zerquetschte, und berührt alle seine übrigen Thaten mit kurzen mahlerischen Zügen, bis auf die schimpfliche Arbeit im Stall des Augias.,,Aber, fährt sie fort, was ,,hilft ihn alles dieses? Er muß der Welt, die

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,,er vertheidigte, entbehren. Und schon hat es die „Erde empfunden, daß der Urheber ihres Frie„dens nicht zugegen sey! Das glückliche Laster „heißt Tugend; die Bösen herrschen über die „Guten; Gewalt geht vor Recht und die Gefeße „verstummen vor Furcht. Zum Beweise führt sie die Grausamkeiten des Lvcus an, welcher ihren Vater den Creon und ihre Brüder, dessen Söhne, ermordet und sich des Theba: nischen Reichs bemächtiget habe. Sie bedauret, daß diese berühmte Stadt, aus welcher so viel Götter entsproffen, deren Mauern Amphion mit mächtigen Melodien aufgeführt, und in welche selbst der Vater der Götter sich so oft herab gelassen habe, jezt einem nichtswürdigen Vers bannten gehorchen müsse. Der, weicher zu „Wasser und Land die Laster verfolgt, und tyran,,nische Scepter mit gerechter Faust zerbrochen „hat, muß selbst abwesend dienen, und das Joch tragen, wovon er andre befreyet. Dem Herku „les gehöret Theben und Lycus hat es inne. „Doch lange wird er es nicht mehr inne haben. ,,Plößlich wird der Held an das Tageslicht wieder hervor dringen; er wird den Weg zurück entweder finden, oder sich machen. Erschei „ne denn, o Gemahl, und komm als Sieger zu ,,deinem besiegten Hause zurück! Entreisse dich ,,der Nacht, und wann alle Rückgänge verschlos„sen sind, so spalte die Erde, so wie du einst das „Gebirge spaltetest, und dahin den Ossa und

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,,dorthin den Olympus warfst und mitten durch ,,dén Thessalischen Strom einen neuen Weg ,,führtest. Spalte fie; treibe was in ewigen ,,Finsternissen begraben war, zitternde Schaa,,ren des Lichts entwöhnter Schatten, vor dir her, ,,und so stelle dich deinen Weltern, deinen Kin,,dern, deinem Vaterlande wieder dar! Keine ,,andre Beute davon bringen, als die man dir ,,befohlen hat, ist deiner unwürdig!

Doch hier besinnt sich Megara, daß diese Reden für ihre Umstände zu großsprechrisch find; und wendet sich lieber zu den Göttern, welchen fie Opfer und heilige Feste verspricht, wenn sie ihr den Gemahl bald wieder schencken wollen. „Hält dich aber, fügt sie hinzu, eine höhere ‚Macht zurück; wohl, so folgen wir! Entweder ,,schüße uns durch deine Zurückkunft alle, oder „ziehe uns alle nach dir! Ja, nachziehen ,,wirst du uns dir; denn uns Gebeugte vermag ,,auch kein Gott aufzurichten.

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Hier unterbricht sie der alte Amphitryo. „Hoffe ein besseres, spricht er, und laß den „Muth nicht sinken. Er wird gewiß auch aus „dieser Mühseligkeit, wie aus allen, gröffer hers ,,vorgehen!

Meg. Was die Elenden gern wollen, daß glauben sie leicht.

Amphil. Oder vielmehr, was sie allzusehr fürchten, dem vermeinen sie auf keine Weise entgehen zu können.

Meg.

Meg. Aber jest, da er in die Tiefe vers senkt und begraben ist, da die ganze Welt auf ihm liegt, welchen Weg kann er zu den Lebendigen zurückfinden?

Amph. Eben den, welchen er durch den brennenden Erdstrich, und durch das trockne Meer stürmender Sandwogen fand x.

Meg. Nur selten verschonet das unbillige Glück die größten Tugenden. Niemand kann fich lange so häufigen Gefahren sicher blos stel len. Wen das Verderben so oft vorben gegan gen ist, den trift es endlich einmal.

Hier bricht Megara ab, weil ab, weil sie den wůthenden Lycus mit drohendem Gesicht, und mit Schritten, die feine Gemüthsart verrathen, einhertreten sieht. Er redet die ersten zwanzig Beilen mit sich selbst, und schildert sich als einen wahren Tyrannen. Er ist stolz darauf, daß er fein Reich nicht durch Erbschaft besiße, daß er keine edeln Vorfahren, kein durch erhabne Titel berühmtes Geschlecht aufweisen könne. Ertrozt auf seine eigene Tapferkeit, und findet, daß sei ne fernere Sicherheit nur auf dem Schwerde beruhe. „Nur dieses, sagt er, kann bey dem „schüßen, was man wider Willen der Unterthas ,,nen besigt Unterdessen will er doch auch nicht unterlassen, einen Staatsgriff anzuwenden. Er bildet sich nehmlich ein, daß er sein neu erobertes Reich durch nichts mehr befestigen könne, als wenn er sich mit der Megara vermählte. Er

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kann sich nicht vorstellen, daß sie seinen Antrag verachten werde: sollte sie es aber thun, so hat er bereits den festen Entschluß gefaßt, das ganze Herkulische Haus auszurotten. Er fragt nichts darnach, was das Volk von so einer That urtheilen werde; er hålt es für eines von den vornehmsten Stücken der Regierungskunst, gegen die Nachreden des Pöbels gleichgültig zu seyn. In dieser Gesinnung will er sogleich den Versuch machen, und geht auf die Megara los, die sich schon im voraus von seinen Vorhaben nichts gutes verspricht. Seine Anrede ist nicht schlecht; er macht ihr eine kleine Schmeichelen wegen ih rer edeln Übkunft, und bittet sie, ihn ruhig an zuhören. Er stellt ihr hierauf vor, wie übel es um die Welt stehen würde, wenn Sterbliche einander ewig hassen wollten. Dem Sieger ,,und dem Besiegten liegt daran, daß der Frie ,,de endlich wieder hergestellet werde. Komm ,,also und theile das Reich mit mir; laß uns in ,,ein enges Bündniß tretten, und empfange meis ,,ne Rechte, als das Pfand der Treue.

Megara sieht ihn mit zornigen Blicke an. "Ich, spricht sie, sollte deine Rechte annehmen, ,,an welcher das Blut meines Vaters, und meis ,,ner Brüder klebt? Eher soll man die Sonne ,,im Ost untergehen, und im West aufgehen ses hen; eher sollen Wasser und Feuer ihre alte Feindschaft in Friede verwandeln c. Du „hast mir Vater, Reich, Brüder und Götter

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,,geraubt.

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