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tempels nur dadurch zu retten wußte, daß man sie vergrub 6). Diese Wahrscheinlichkeitsgründe werden durch eine Aeußerung Cicero's fast zur Gewißheit erhoben. Cicero sagt 7), man habe von der Sonnenfinsterniß des Jahrs 350 an, als der ersten in den PriesterAnnalen verzeichneten, die früheren Sonnenfinsternisse rückwärts berechnet bis zu der Sonnenfinsterniß an jenen Jden des Quinctilis, an welchen Romulus verschwand. Hat man sie aber erst berech= nen müssen, so können sie nicht verzeichnet gewesen sein. Nun hat es allerdings den Anschein, daß man nach dem gallischen Unglück (365) den Versuch machte, die Annalen wiederherzustellen, und so weit zurückzuführen, als die Erinnerung des lebenden Geschlechts cs gestattete: allein diesen wiederhergestellten Annalen kam natürlich die Geltung authentischer Urkunden nicht zu. Bis auf welchen Zeitpunkt sie nachmals zurückgeführt worden sind, ist ungewiß. Wenn Cicero die Abfassung der Priester - Annalen mit Roms Gründung beginnen läßt 8), so ist damit freilich unwahrscheinlich genug nur ein so hohes Alter der Sitte behauptet, nicht aber, daß die ihm selbst bekannten Annalen so hoch hinaufreichten. Dagegen seßt ein Schriftsteller der spätern Kaiserzeit auch das Leztere voraus 9), und

6) Die Rettung der Priester-Annalen aus dem gallischen Unglück behauptet Le Clerc (de journeaux chez les Romains, recherches précédées d'un Mémoire sur les annales de pontifes, Paris 1838), indem er daraus das hohe Alter der= selben, so wie die Urkundlichkeit und Glaubwürdigkeit der ältesten römischen Geschichte folgert. Allein seine Gründe für jene Annahme sind durchaus unstichhaltig.

7) Rep. I, 16, 25.

8) De orat. II, 12, 52. Nicht unzweideutig genug ist die Stelle Cic. Rep. II, 15, 28: saepe hoc (Numam Pythagorae discipulum fuisse) de majoribus natu audivimus: neque vero satis id annalium publicorum auctoritate declaratum videmus. Doch kann der Ausbruck publici annales faum anders, von den Priester-Annalen verstanden werden, von denen er auch Diomed. III, p. 480 gebraucht wird.

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als

9) Vopisc. vit. Tac. 1.: quod post excessum Romuli, novello adhuc romanae urbis imperio, factum, pontifices, penes quos scribendae historiae potestas fuit, in litteras retulerunt, ut interregnum iniretur. Diese Angabe ist selbst mit der gewöhnlichen Tradition im Widerspruch, nach welcher erst Numa die Pontifices eingesetzt hat. Bei dem sog. Aur. Vict. de orig. g. r. 17, 5. liest man gar: ejusdem posteri omnes cognomento Silvii usque ad conditam Romam Albae regnaverunt, ut est scriptum Annalium Pontificalium lib. IV. Unb 18, 3: Aremulus Silvius fulmine ictus est, ut scriptum est Annalium

lib. VI.

man muß allerdings annehmen, daß die späterhin im Umlauf befindlichen Abschriften der Priester-Annalen bis auf Roms Gründung zurückgiengen. Nur verräth ein Bruchstück dieser hergestellten Annalen, das Gellius aufbewahrt hat 10), das einzige, das uns überhaupt daraus geblieben ist, einen ziemlich jungen Ürsprung.

Gebrauch haben von den Priester - Annalen fast nur die Antiquare gemacht: bei den Historikern finden wir keine sichere Spur einer unmittelbaren Benüßung derselben. Ez gilt dieß namentlich von Livius und Dionysius, wie schon oben gezeigt worden ist. Aber auch von den Antiquaren ist so viel wir wissen Verrins Flaccus der Lette, der sie in Händen gehabt hat: denn Gellius, der sonst überall, wo er „Annalen" citirt, die Geschichtswerke der Annalisten meint 11), hat sein Citat aus den Priester-Annalen offenbar nicht aus ihnen selbst, sondern aus Verrius Flaccus geschöpft 18). Auch bei Plinius findet sich kein Citat daraus; er nennt sie auch nicht im Register seiner Quellen. Ueberhaupt, wo „Annalen" schlecht: weg citirt sind 18) Citate, die man häufig grundlos auf die Prie

10) Gell. IV, 5, 5. Das betreffende Bruchstüď stand im eilften Buche, muß also einer ziemlich frühen Zeit angehört haben. Um so auffallender ist, wie Beder (r. Alterth. I, 10. Anm. 14) mit Recht bemerkt, der wohlgeglättete Senar: Malum consilium consultori pessimum est. In den ächten Annalen aus jener Zeit könnte höchstens ein rauher Saturnius gestanden haben.

11) Vgl. z. B. II, 16, 3: ut in omnium ferme Annalium monumentis scriptum est.

12) Vgl. IV, 5, 6: ea historia de haruspicibus ac de versu isto senario scripta est in Annalibus Maximis, libro undecimo, et in Verrii Flacci libro primo Rerum memoria dignarum.

13) Varr. L. L. V, 74: et arae Sabinum linguam olent, quae Tati regis voto sunt Romae dedicatae; nam, ut Annales dicunt, vovit Opi Ders. a. a. D. V, 101: a Roma orti Siculi, ut annales veteres nostri dicunt. Cic. pro Rabir. perd. r. 5, 15: quum iste omnes et suppliciorum et verborum acerbitates non ex memoria vestra ac patrum vestrorum, sed ex annalium monumentis atque ex regum commentariis conquisierit. Derf. Rep. II, 15, 28 (f. oben S. 10. Anm. 8). Liv. II, 54: in quibusdam annalibus invenio. IV, 7: qui neque in annalibus priscis, neque in libris magistratuum inveniuntur. IV, 20: veteres annales et magistratuum libri. IV, 34: quidam annales retulere. VII, 9: quum mentionem ejus rei in vetustioribus annalibus nullam inveniam. VII, 21: meriti aequitate curaque sunt, ut per omnium annalium monumenta celebres nominibus essent. VIII, 18: varie in annalibus cognomen consulis invenio. XXVII, 8: praetor, non exoletis vetustate annalium exemplis stare jus lebat. Val. Max. IV, 2, 1: veteres annalium scriptores. Plin. II, 54. (140):

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tempels nur dadurch zu retten wußte, daß man sie vergrub 6). Diese Wahrscheinlichkeitsgründe werden durch eine Aeußerung Cicero's fast zur Gewißheit erhoben. Cicero sagt 7), man habe von der SonnenFinsterniß des Jahrs 350 an, als der ersten in den PriesterAnnalen verzeichneten, die früheren Sonnenfinsternisse rückwärts berechnet bis zu der Sonnenfinsterniß an jenen Jden des Quinctilis, an welchen Romulus verschwand. Hat man sie aber erst berech= nen müssen, so können sie nicht verzeichnet gewesen sein. Nun hat es allerdings den Anschein, daß man nach dem gallischen Unglück (365) den Versuch machte, die Annalen wiederherzustellen, und so weit zurückzuführen, als die Erinnerung des lebenden Geschlechts es gestattete: allein diesen wiederhergestellten Annalen kam natürlich die Geltung authentischer Urkunden nicht zu. Bis auf welchen Zeitpunkt sie nachmals zurückgeführt worden sind, ist ungewiß. Wenn Cicero die Abfassung der Priester - Annalen mit Roms Gründung beginnen läßt ), so ist damit freilich unwahrscheinlich genug nur ein so hohes Alter der Sitte behauptet, nicht aber, daß die ihm selbst bekannten Annalen so hoch hinaufreichten. Dagegen seßt ein Schriftsteller der spätern Kaiserzeit auch das Leztere voraus 9), und

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6) Die Rettung der Priester-Annalen aus dem gallischen Unglück behauptet Le Clerc (de journeaux chez les Romains, recherches précédées d'un Mémoire sur les annales de pontifes, Paris 1838), indem er daraus das hohe Alter derselben, so wie die Urkundlichkeit und Glaubwürdigkeit der ältesten römischen Geschichte folgert. Allein feine Gründe für jene Annahme sind durchaus unstichhaltig.

7) Rep. I, 16, 25.

8) De orat. II, 12, 52. Nicht unzweideutig genug ist die Stelle Cic. Rep. II, 15, 28: saepe hoc (Numam Pythagorae discipulum fuisse) de majoribus natu audivimus: neque vero satis id annalium publicorum auctoritate declaratum videmus. Doch kann der Ausbruck publici annales faum anders, als von den Priester-Annalen verstanden werden, von denen er auch Diomed. III, p. 480 gebraucht wird.

9) Vopisc. vit. Tac. 1.: quod post excessum Romuli, novello adhuc romanae urbis imperio, factum, pontifices, penes quos scribendae historiae potestas fuit, in litteras retulerunt, ut interregnum iniretur. Diese Angabe ist selbst mit der gewöhnlichen Tradition im Widerspruch, nach welcher erst Numa die Pontifices eingesetzt hat. Bei dem fog. Aur. Vict. de orig. g. r. 17, 5. liest man gar: ejusdem posteri omnes cognomento Silvii usque ad conditam Romam Albae regnaverunt, ut est scriptum Annalium Pontificalium lib. IV. Unb 18, 3: Aremulus Silvius fulmine ictus est, ut scriptum est Annalium lib. VI.

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man muß allerdings annehmen, daß die späterhin im Umlauf befindlichen Abschriften der Priester-Annalen bis auf Noms Gründung zurückgiengen. Nur verräth ein Bruchstück dieser hergestellten Annalen, das Gellius aufbewahrt hat 10), das einzige, das uns überhaupt daraus geblieben ist, einen ziemlich jungen Ursprung.

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Gebrauch haben von den Priester - Annalen fast nur die Antiquare gemacht: bei den Historikern finden wir keine sichere Spur einer unmittelbaren Benüßung derselben. Es gilt dieß namentlich von Livius und Dionysius, wie schon oben gezeigt worden ist. Aber auch von den Antiquaren ist so viel wir wissen Verrins Flaccus der Lette, der sie in Händen gehabt hat: denn Gellius, der sonst überall, wo er „Annalen" citirt, die Geschichtswerke der Annalisten meint 11), hat sein Citat aus den Priester-Annalen offenbar nicht aus ihnen selbst, sondern aus Verrius Flaccus geschöpft 18). Auch bei Plinius findet sich kein Citat daraus; er nennt sie auch nicht im Register seiner Quellen. Ueberhaupt, wo „Annalen“ schlechtweg citirt sind 18) Citate, die man häufig grundlos auf die Prie

10) Gell. IV, 5, 5. Das betreffende Bruchstück stand im eilften Buche, muß also einer ziemlich frühen Zeit angehört haben. Um so auffallender ist, wie Beder (r. Alterth. I, 10. Anm. 14) mit Recht bemerkt, der wohlgeglättete Senar: Malum consilium consultori pessimum est. In den ächten Annalen aus jener Zeit könnte höchstens ein rauher Saturnius gestanden haben.

11) Vgl. z. B. II, 16, 3: ut in omnium ferme Annalium monumentis scriptum est.

12) Vgl. IV, 5, 6: ea historia de haruspicibus ac de versu isto senario scripta est in Annalibus Maximis, libro undecimo, et in Verrii Flacci libro primo Rerum memoria dignarum.

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13) Varr. L. L. V, 74: et arae Sabinum linguam olent, quae Tati regis voto sunt Romae dedicatae; nam, ut Annales dicunt, vovit Opi Ders. a. a. D. V, 101: a Roma orti Siculi, ut annales veteres nostri dicunt. Cic. pro Rabir. perd. r. 5, 15: quum iste omnes et suppliciorum et verborum acerbitates non ex memoria vestra ac patrum vestrorum, sed ex annalium monumentis atque ex regum commentariis conquisierit. Ders. Rep. II, 15, 28 (f. oben S. 10. Anm. 8). Liv. II, 54: in quibusdam annalibus invenio. IV, 7: qui neque in annalibus priscis, neque in libris magistratuum inveniuntur. IV, 20: veteres annales et magistratuum libri. IV, 34: quidam annales retulere. VII, 9: quum mentionem ejus rei in vetustioribus annalibus nullam inveniam. VII, 21: meriti aequitate curaque sunt, ut per omnium annalium monumenta celebres nominibus essent. VIII, 18: varie in annalibus cognomen consulis invenio. XXVII, 8: praetor, non exoletis vetustate annalium exemplis stare jus lebat. Val. Max. IV, 2, 1: veteres annalium scriptores. Plin. II, 54. (140):

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ster-Annalen bezogen hat, sind nie die leßtern, sondern immer die Geschichtswerke der Annalisten gemeint.

5. Neben den Priester-Annalen und unabhängig von denselben muß es aber auch noch andere Chroniken, Privatchroniken gegeben haben. Die Annalisten, die seit Fabius Pictor römische Geschichte schrieben, haben nämlich offenbar aus älteren Chroniken geschöpft und zwar müssen diese Chroniken, aus denen sie schöpften, über das gallische Unglück hinaufgereicht haben: denn es läßt sich nicht annehmen, daß die Geschichte der vorgallischen Zeit, die ganz annalistisch angelegt ist, die Geschichte der Volsker-, Aequer und Vejenterkriege mit ihrem oft trockenen und ermüdenden Detail, die Geschichte der zahlreichen Prodigien, Landplagen und auffallenden Naturphänomene, die aus jener Epoche überliefert werden, daß alles dieß erst nach dem gallischen Einbruch aus der Erinnerung und mündlichen Ueberlieferung aufgezeichnet worden sei; sondern die meisten dieser Angaben können nur auf gleichzeitiger oder doch nicht viel später vorgenommener schriftlicher Aufzeichnung beruhen. Mit diesen annalistischen Aufzeichnungen scheint man nicht lange nach dem Sturz des Königthums, jedenfalls noch im dritten Jahrhundert der Stadt den Anfang gemacht zu haben, und sie scheinen ursprünglich bis zur Gründung der Republik hinaufgeführt worden zu sein. Daß sie sich

wenigstens ursprünglich nicht auch auf die Königszeit erstreckt

exstat annalium memoria, sacris quibusdam vel cogi fulmina, vel impetrari. VIII, 54 (§. 131). 78 (§. 210). 82 (§. 222. 223). X, 17 (§. 36). 25 (§. 50). XXXIV, 11, (24): nec omittendum videtur, quod annales adnotavere, tripedaneas iis (den zu Fidenä im Jahr 316 d. St. ermordeten römischen Gesandten) statuas in foro statutas. XXXIV, 11, (25): invenitur statua decreta et Taraciae Gaiae virgini vestali. meritum ejus ipsis ponam annalium verbis: >quod campum Tiberinum gratificata esset ea populo. Quint. II, 4, 18: ipsa annalium monumenta. Gell. I, 11, 9: scriptores annalium memoravere. 19, 1: in antiquis annalibus. II, 11, 1: L. Siccium Dentatum, qui tribunus plebi fuit Sp. Tarpeio A. Aterio consulibus (im J. d. St. 300), scriptum est in libris annalibus plus, quam credi debeat, strenuum bellatorem fuisse. 16, 3: ut in omnium ferme annalium monumentis scriptum est. III, 15, 4: in nostris annalibus. VI, 7, 1: Accae Larentiae et Caiae Taratiae nomina in antiquis annalibus celebria sunt. VII, 19, 5. IX, 11, 2. Censorin. 17, 10: si veterum revolvantur annales. Macrob. III, 9, 13. p. 438: prisci annales. Cic. Brut. 15, 60. 18, 72: in antiquis commentariis.

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