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Proculus Julius zuerst geoffenbart, von diesem dem übrigen Volk verkündigt werden. Es ist dieser Zug nicht ohne Bedeutung. Es spiegelt sich darin jene Vertrautheit der Julier mit den Göttern, die den hervorstechenden Erbcharakter des julischen Geschlechts ausmacht 40). Auffallend dagegen ist, daß dieser Julius Proculus als römischer Bürger erscheint 1), während nach der herrschenden Ueberlieferung die Julier erst später, erst unter Tullus Hostilius, nach Rom gezogen sind 12). Sollte jene Version der Sage von den Juliern selbst ausgegangen sein, die einigen Werth darauf legen mochten, dem ursprünglichen Grundstock der römischen Bevölkerung angehört, von Anfang an in Rom gewurzelt zu haben? Und sollte es hiernach aus Rücksicht auf August geschehen sein, daß Livius unter den von Tullus Hostilius nach Rom verpflanzten albanischen Familien statt der Julier die Tullier nennt 43)?

40) Vgl. Klausen Aeneas II, 1065. 1075.

41) Plut. Rom. 28: Twv an "Alẞys inolxwv. Dionys. II, 63. p. 124, 25 ff. Ov. Fast. II, 499 (wo Proculus Julius zwar eben von Alba Longa herkommt, aber im Folgenden offenbar als römischer Bürger gedacht ist). Hieron. Chron. p. 323: hujus (Aremuli Silvii) filius fuit Julius proavus Julii Proculi, qui cum Romulo Romam commigrans fundavit gentem Juliam. Nach Plut. Num. 5 beabsichtigten die (palatinischen) Römer nach Romulus' Tode, ihn zum König zu machen.

42) Dionys. III, 29. p. 170, 41.

43) Liv. I, 30.

Eilftes Buch.

Numa Pompilius.

A. Die Sage 1).

1. Nach Romulus' Heimgang trat ein Interregnum ein o), das gegen ein Jahr lang andauerte ), da die beiden Stämme, die ein= ander noch eifersüchtig gegenüberstanden, über die Wahl des neuen Königs nicht eins werden konnten *). Endlich vereinigte man sich dahin, der eine Stamm solle ihn aus dem andern Stamme wählen 5). Für dießmal wählten die Römer, und ihre Wahl fiel auf den Sabiner Numa Pompilius.

Numa Pompilius, Sohn des Pompo 6), lebte zu Cures im Sabinerland. Weit und breit war seine Gerechtigkeit und Frömmigkeit bekannt. Schüler des Pythagoras, des Weltweisen aus Samos 7),

1) Hauptquellen: Cic. Rep. II, 12-15. Liv. I, 17-21. Dionys. II, 57. p. 119 - c. 76. p. 136. Plut. v. Num. (wo Dionysius stillschweigend benüßt ift, f. o. S. 121). Zonar. VII, 5 (ein wörtlicher Auszug aus Plutarch). 2) Das Nähere hierüber s. u. Buch 14.

3) Auf Ein Jahr wird die Dauer des ersten Interregnums angegeben von Liv. I, 17. Dionys. I, 75. p. 61, 22. II, 62. p. 123, 8. Vopisc. v. Tac. 1 (wo mit den Worten totus ille annus centum senatoribus deputatus est offenbar eine einjährige Dauer des Interregnums vorausgesetzt ist, in welchem Falle die folgenden Worte quare factum est, ut et plures annos interregnum iniretur nicht auf das erste Interregnum gehen können). Eutrop. I, 2. Sext. Ruf. Brev. 2. Serv. Aen. VI, 809. Suid. Meooßaolevs (p. 791, 8).

4) Liv. I, 17. Dionys. II, 57 f. p. 119, 27 ff. Plut. Num. 2. 3. Zonar. VII, 5. p. 320, d.

5) Dionys. II, 58. p. 120, 10. Plut. Num. 3.

6) So heißt der Vater Numa's bei Liv. XL, 29. Dionys. II, 58. p. 120, 23. Val. Max. I, 1, 12. Aur. Vict. de vir. ill. 3. Pompus heißt er bei Val. Max. de Nom. p. 571, Pomponius bei Plut. Num. 3.

7) So Ungenannte bei Cic. Rep. II, 15, 28. Demselben Tusc. IV, 1, 3. de Orat. II, 37, 154. Liv. I, 18. XL, 29. Dionys. II, 59. p. 120, 43. Plut. Num. 1. 8. Demselben Aemil. Paull. 2. Diod. Sic. in Exc. de Virt. et Vit. p. 549 (Diod. Schwegler, Röm. Gesch. I. 2.

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war er ein tiefer Kenner alles göttlichen und menschlichen Rechts. Er war überdem Schwiegersohn des Königs Titus Tatius, der seine einzige Tochter an ihn vermählt hatte 1). Daher verstummte, als sein Name im römischen Senat genannt wurde, aller Widerspruch, und man beschloß einmüthig, ihn als den Würdigsten auf den erledigten Thron zu berufen. Doch nur zögernd und erst auf vielfältiges Zureden entschloß er sich, dem Antrage zu folgen, den zwei Abgeordnete im Namen der zwei Stämme ihm überbrachten: und nicht eher trat er die königliche Würde an, bis er die Götter im Vögelflug befragt und ihrer Genehmigung sich versichert hatte 2).

2. Numa's vorzüglichstes Bestreben gieng darauf, die Stadt, die durch Waffengewalt gegründet worden war, durch Recht, Sitte und Religion neu zu gründen ). Das durch ununterbrochene Kriege verwilderte Volk mußte daher vor Allem dem Waffenhandwerk ent wöhnt und zu den stillen Ordnungen des Friedens herangezogen werden ). Zu diesem Ende hielt Numa Frieden und Eintracht mit allen Völkerschaften rings umher 5). Der Janus Geminus, den er gestiftet hatte, damit er geöffnet Krieg, geschloffen Frieden anzeige 6), war über die ganze Dauer seiner Regierung geschlossen: ein Glück, das bis auf die Friedenszeit Augusts dem römischen Volke nur noch einmal zu Theil geworden ist, nach Beendigung des ersten punischen Kriegs 7).

Opp. ed. Bip. Tom. IV. p. 32). Ov. Fast. III, 153. Metam. XV, 7. f. 479 f. ex
Pont. III, 3, 44. Clem. Alex. Strom. I, 15, 71. p. 358. V, 1, 8. p. 648
Pott. Dio Chrysost. Orat. 49. p. 249 Reisk. Hieron. adv. Jovin. II, 38.
1) Plut. Num. 3. 21. Zonar. VII, 5. p. 321, c.

2) Liv. I, 18.

3) Liv. I, 19.

Plut. Num. 7.

Plut. Num. 8. Virg. Aen. VI, 811. Ov. Fast. III, 277 ff. Vopisc. vit. Car. 2.

4) Cic. Rep. II, 13, 25. Liv. I, 19.

5) Liv. I, 19. 21. Dionys. II, 60. p. 122, 3. Diod. Sic. in Vales. Exc. p. 549 (Diod. Opp. ed. Bip. Tom. IV. p. 32). Plut. Num. 20 und Comp. Lyc. et Num. 4. Dio Cass. fr. 6, 5 (Vales. Exc. p. 569). Aug. C. D. III, 9. Vgl. Cic. Rep. V, 2, 3: illa diuturna pax Numae mater huic urbi juris et religionis fuit.

6) Liv. I, 19. Varr. L. L. V, 165. Plin. H. N. XXXIV, 16. §. 33. Flor. I, 2, 3. Aur. Vict. de vir. ill. 3. Schol. Veron. in Virg. Aen. VII, 607 (p. 98, 27 Keil). Serv. Aen. I, 294. VII, 601. 607. Clem. Alex. Strom. V, 1, 8. p. 648 Pott. Vgl. über den Janus Geminus auch die frühern Erörterungen S. 481 ff.

7) Liv. I, 19. Monum. Ancyr. Col. II, 42. p. 31 Zumpt. Varr. L. L. V,

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Diese Friedensruhe benüßte Numa, um sein Volk durch Religion und Gottesfurcht zu erziehen. Er vermehrte die Anzahl der Götter 1), errichtete zahlreiche Tempel und Altäre 2), und stiftete seine Hauptthat den Cerimonialdienst der römischen Religion 3). Die von ihm eingeführte Neligionsübung hatte, was schon die Alten als charakteristische Eigenthümlichkeit an ihr hervorheben 4), das Auszeichnende, daß sie geringen Kostenaufwand und wenig Zurüstungen, dagegen mühsame Genauigkeit und peinliche Sorgfalt erforderte. Während aller kostspielige Prunk ferne blich, waren höchst zahlreiche und mannigfaltige Vorschriften und Förmlichkeiten zu beobachten 5). Das ganze Leben war anf allen Punkten an heilige Gebräuche ge= bunden 6). Nicht das kleinste Geschäft konnte unternommen werden, ohne daß einer ansehnlichen Zahl von Göttern Gebet und Verehrung zu zollen war. Ein einziges ausgelassenes oder nicht an seinem Orte gesprochenes Wort zog ein Piaculum nach sich 7). Dieses

165. Vell. Pat. II, 38. Rom. 9. Flor. II, 3, 1. Serv. Aen. I, 291. 294.

Suet. Oct. 22. Plut. Num. 20. Derselbe de fort.
IV, 12, 64. Schol. Veron. in Virg. Aen. VII, 607.
August. C. D. III, 9. Oros. III, 8. IV, 12.

1) Dionys. II, 63. p. 124, 13. Dem Numa wird namentlich auch die Einrichtung der Indigitamenten (der Götterlisten, in welchen bei jedem Namen eines Gottes seine specifische Wirksamkeit angegeben war) zugeschrieben, Arnob. II, 73: Pompiliana indigitamenta. Lact. I, 22, 4: Numa deos per familias descripsit. Ambrosch, über die Religionsbücher der Römer 1843. S. 27 f.

2) Dionys. II, 63. p. 124, 12.

3) Flor. I, 2, 2. Vgl. auch Varr. L. L. VII, 42 ff.

4) Cic. Rep. II, 14, 27. Tertull. Apolog. 21: Pompilius Numa, qui Romanos operosissimis superstitionibus oneravit. 25: a Numa concepta est curiositas superstitiosa. Derselbe de praescript. baer. 40: si Numae superstitiones revolvamus, si sacerdotalia officia, insignia et privilegia, si sacrificalia ministeria et instrumenta et vasa ipsorum sacrificiorum, ac piaculorum et votorum curiositates consideramus, nonne manifeste diabolus morositatem judaicae legis imitatus est? Die Einfachheit und Prunklosigkeit des von Numa eingerichteten Cults wird öfters hervorgehoben, z. B. Plut. Num. 8 (die von Numa eingeführten Spfer) αναίμακτοι ἦσαν αἱ πολλαί, δι αλφίτω καὶ σπονδῆς καὶ τῶν evrelesάtwv nenoquéval. Plin. H. N. XVIII, 2: Numa instituit Deos fruge colere et mola salsa supplicare. Pers. II, 59: vasa Numae. Cic. N. D. III, 17, 43. Parad. I, 2, 11. Val. Max. IV, 4, 11. Juv. Sat. VI, 343 f. Tert. Apol. 25: frugi religio et pauperes ritus et vasa adhuc Samia. Vgl. noch Dionys. II, 23. p. 93, 33 ff.

5) Vgl. z. B. Plut. Coriol. 25. Arnob. IV, 31. p. 148. 6) Man vergleiche beispielsweise Plutarchs Airia Pwμaïza.

7) Ambrosch, die Religionsbücher d. Römer S. 29. 30.

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