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daher auch das Recht zugestanden, ihren bewährten Hüter und Führer selbst durch Geschenke und ehrende Auszeichnungen zu belohnen, cap. 37, 2-3: omniaque ea, heifst es zum Schlusse, ingenti alacritate per clamorem militarem, indicem omnium adsensus, gerebantur. Wenn in der ersten Schlacht der lange Widerstand der Samniten es zweifelhaft erscheinen lassen konnte, wem in diesem Kampfe um die Herrschaft zunächst Mittelitaliens der Sieg schliefslich zufallen würde, so können wir nach den Hergängen in der Schlacht bei Suessula cap. XXXVII, 4-17 sicher darauf vertrauen, dafs die Wage sich doch zu den Römern hinneigen müsse. Denn hier haben wir deutlich ausgeprägt vor Augen das Bild eines Kampfes geordneter, besonnen geleiteter Heere, § 6, gegen tapfere, aber zuchtlose, durch Leidenschaft beherrschte Scharen von Gebirgsvölkern, die nicht daran gewöhnt sind, das persönliche Belieben einem festen Plane, welcher das Ganze beherrscht und klug alle Bedingungen überschaut, entsagungsvoll unterzuordnen, § 7-10. Kopflos stürzen die wilden Scharen in den Kampf, ohne Plan schweifen sie plündernd umher und machen so dem disziplinierten Römer den glänzendsten Sieg überaus leicht, § 16.

Sofort wird an diese Erfolge der Eindruck angeschlossen, den sie in der Nähe und in der Ferne hervorriefen, ganz besonders werden die Anstrengungen der Karthager hervorgehoben, solch tapfere Bundesgenossen zu ehren und sich geneigt zu erhalten, cap. 38, 2. Mehr und mehr bewähren sich aber ihren schwächeren Nachbarn zum Heile die Römer als Schirmer friedlicher Arbeit und gesicherter Kultur, daher schicken sie in die damals schon sorgfältig angebauten Gefilde Kampaniens stehende Besatzungen, quo Samnitium excursiones arcerentur und beschreiten somit bereits den Weg, auf welchem ihnen die Leitung der italilschen Stämme und die Herrschaft über die ganze Halbinsel nach dem Rechte der Geschichte zuwachsen musste. Zugleich aber drohten mit solchen Entsendungen fern ab von der Heimat der römischen Disziplin schwere Gefahren, zumal bei einem längeren Verweilen in dem verführerischen, mit allen Genüssen reich ausgestatteten Capua, cap. XXXVIII, 5 etc., dessen Sirenenlockungen dereinst nach römischer Auffassung dem Hannibal so verderblich werden sollten, und wir sehen jetzt schon unter den römischen Wehrleuten Pläne entstehen. wie sie später öfter von heimatlosen Söldnern gefasst und mit furchtbarer Gewaltsamkeit gegen harmlose Bürger durchgeführt sind. Wenn nun auch dieses ganze Vorkommnis hier ziemlich dunkel ist und seine Motivierung nur schwach zu sein scheint, so ist doch so viel sicher gestellt, dafs etwas Ähnliches sich damals zugetragen haben mufs, und jedenfalls hat Livius wieder diese Geleg enheit geschickt benutzt, zur scharfen Kennzeichnung des Unterschiedes, der zwischen dem Wesen und Treiben der hinsterbenden Republik und dem festen Charakter und der Vaterlandsliebe der alten Heldenzeit besteht, cap. XL, 2. Fest war diese Zeit, daher konnte sie solche Erschütterungen viel leichter überwinden, als später, da ein kleiner Anstofs sofort eine Fülle von schwankenden Zuständen ins Wanken brachte und bei der Menge des Zündstoffes jeder Funke einen Weltbrand zu entzünden imstande war. Im Jahre 342 dagegen blieb der anfangs so gefährlich sich darstellende Auftritt ohne alle schlimmeren Folgen, nachdem sich die Unzufriedenen aus den Gegenden, die ihrer bösen Stimmung Nahrung gegeben, einmal entfernt und sich wohl oder übel gezwungen gesehen hatten, die Vertretung ihrer Interessen einem loyalen Bürger anzuvertrauen. Staatsmänner von anderem Charakter, als ihn damals der sonst nicht weiter bekannte T. Quinctius darstellte, konnte es in dem gesunden Lebenskreise der Nation noch nicht geben, Umsturzideen zuliebe der Befriedigung tyrannischer Neigungen konnten erst gedeihen, nachdem der Boden Roms infolge der kolossalen Erwerbungen mit Genufssucht und Verschwendungslust gedüngt war. Jetzt dagegen brannte das Feuer still in sich aus und hat höchstens mitgewirkt zu dem Entschlusse des Publilius Philo a. 338, seine epochemachenden Gesetze zu beantragen.

Geschickt hat Livius wieder die Entstehung der Verschwörung mit

ihrer steigenden Leidenschaft geschildert und diesen Anreizungen gegenübergestellt in der packenden Rede des Valerius Corvus alle die Gründe, welche auf Glieder des römischen Volkes in Waffen zu wirken bestimmt waren. Verstand es doch auch niemand besser als dieser von allen Parteien ohne Unterschied gefeierte Kriegsmann, den rechten Ton zu treffen, um gerade so geartete Massen nach seinem Willen und seiner besseren Einsicht gemäfs umzustimmen. Hebt er doch zunächst cap. XL den Zweck seiner Sendung hervor, die Aufständischen durch freundliche Verhandlung mit der Regierung wieder zu versöhnen, um daran den Hinweis auf den ihnen allen gemeinsamen Boden des Vaterlandes zu fügen, § 6, auf dem sie von ihm als von einem Manne empfangen werden, der doch gewifs durch sein ganzes bisheriges Verhalten in einem langen reichen Leben hinreichend Zeugnis abgelegt hat von seiner Liebe zum Volke und von seinem Verständnisse für des Volkes Wünsche und Bedürfnisse § 9. Daher erklärt er auch jetzt seinen bestimmt en Entschlufs, dafs dies nicht leere Worte sind, dafür hat die vorstehende Charakteristik des Mannes gesorgt jedenfalls ihren Angriff erwarten und nicht selbst den Kampf beginnen zu wollen, § 10. Als er ihnen dann das loyale Verhalten, welches die Väter bei den Streitigkeiten mit den Patriziern trotz aller Leidenschaft dennoch stets bewahrt haben, zur Beschämung vorgeführt, schliefst er mit dem patriotischen Gedanken, dafs ein freundlicher Vergleich unter jedweder Bedingung immer annehmbarer sei, als wenn es zu blutigem Kampfe der Bürger gegen Bürger kommen müfste.

Wie nun T. Quinctius sofort der Ansicht des Valerius beitritt und dessen Ausführungen noch ergänzt durch den Hinweis auf die jedenfalls versöhnliche Stimmung des Senates, die kenntlich sei in der Sendung gerade des Valerius, da kann das nächste Kapitel XLI fortfahren mit den Worten: Adprobantibus clamore cunctis T. Quinctius ante signa progressus in potestate dictatoris milites fore dixit. Und nun folgen die Anträge, aus denen wir den Grund zur Unzufriedenheit beim Heere in dem herkömmlichen Streben der Patrizier finden, die Plebejer von ihrem Anteil am ager publicus stets auszuschliefsen. Ist doch noch nach 283 dieser Versuch 50 Jahre lang mit Erfolg durchgeführt, als der ager Senonum zum Staatseigentum erklärt war. Jetzt wollten die patrizischen Behörden ihren Zweck durch frühzeitige Entlassung derjenigen plebejischen Soldaten erreichen, welche sich vielleicht Hoffnung auf Ansiedlung in dem verlockenden Kampanien gemacht hatten. Auf diese Gedanken geht daher auch wohl der ganze Aufstand mit seinem abenteuerlichen Streben einer Verdrängung der Kampaner aus ihrem langjährigen Besitze schliesslich zurück, so dafs diese ganze mysteriöse Erzählung sich doch noch einigermafsen aufhellt.

Mit der glücklichen Beruhigung dieses Aufstandes schliefst das VII. Buch ab. Seine Aufgabe bestand darin, in seiner ersten Hälfte die Schwierigkeiten und die Ergebnisse zu schildern, welche die weitere Ausgestaltung der licinischen Gesetzgebung gehabt hat, und dabei den eigentümlichen römischen Charakter mit seiner ehernen Festigkeit in den verschiedensten Lebenslagen und bei den mannigfaltigsten Aufgaben zu zeichnen. Darauf folgt dann von cap. XXIX an die Schilderung des ersten Waffenganges mit den gefürchteten Samniten und die Vorführung der üblen Einwirkungen, welche Kam panien auf die römische Armee haben konnte, falls einmal Männer von der Art des Valerius Corvus dem Staate fehlen sollten.

Da die Arbeit sich sonst zu weit ausdehnen würde, müssen wir an dieser epochemachenden Stelle abbrechen mit dem Hinweise auf die Weltkämpfe, welche seit dem Zusammenstofse mit den Samniten Rom durchgeführt hat, bis seinem Gebote die ganze Kulturwelt unterworfen war und durch seine mächtige Hand in ihrer Entwickelung Sicherheit des Be

stehens fand. In seiner Schilderung der ersten Schritte auf diesen Bahnen, in den Samniterkämpfen, und in seiner Bearbeitung des schwersten dieser Kriege, des entscheidenden Ringens gegen den furchtbaren Hannibal, hat uns Livius ausführliche und klare Schilderungen der Ursachen gegeben, auf denen die einzig dastehende Entwickelung der Tiberstadt zur Weltbeherrscherin eigentlich beruht.

Wir sehen den römischen Staatsbau sich Schritt für Schritt befestigen und ausdehnen, und wir haben vor Augen die Bewährung des Heroismus und all der grofsen Vorzüge und Tugenden, die den grofsen Erfolg herbeigeführt haben. Die Darlegung aber der Kunst, mit welcher der Schriftsteller seiner Aufgabe hierbei gerecht geworden ist, möge einer späteren Betrachtung vorbehalten bleiben.

Durch die bisher von mir durchgeführte Art der Behandlung denke ich aber dem Schüler die Kunst scharfer Auffassung zu entwickeln, so dafs er lernt, den zur Lektüre ihm vorgelegten Stoff nach Inhalt und Form zu würdigen und möglichst tief in sein Verständnis einzudringen. Die gedankenlose Oberflächlichkeit, die der fremden Sprache gegenüber so leicht zur Herrschaft kommt, die üble Sitte, bei den lateinischen Worten nichts ins Auge zu fassen als die grammatischen Beziehungen, nichts daraus zu folgern als Sprachgesetze und Regeln, tritt zurück vor einem den Kern der Sache selbst zugleich ergreifenden Verständnis. So reicht unsere Methode dem eigentlichen lateinischen Unterrichte die Hand zur Erreichung des grofsen, beiden gemeinsamen Zieles, das allein schliesslich doch besteht in der Befähigung des Schülers zu selbständig denkender Auffassung des Vorgelegten, zu schwungvoller Erhebung über die Einzelheiten, welche ein übersichtliches Zusammenfassen zum Ganzen ermöglicht und vor Erdrückung unter der geistlosen Fülle des Stoffes glücklich bewahrt.

Um von Zeit zu Zeit zu prüfen, wie weit der Schüler im Verständnis des Schriftstellers, in Beherrschung der Form und Gewandheit des Ausdrucks gediehen ist, empfiehlt es sich, besonders hervorragende Stellen z. B. Stücke aus des Camillus grofser Rede ihn ex tempore in der Klasse schriftlich in lesbares Deutsch übertragen zu lassen. Selbst wenn diese Übungen an Stelle eines deutschen Klassenaufsatzes, dann natürlich in gröfserem Umfange durchgeführt, einmal eintreten, könnten sie nur zur heilsamen Verknüpfung auch dieses Faches mit der lateinischen Lektüre dienen und, so nach zwei Seiten hin förderlich, immer mehr die wahre Konzentration des Unterrichts verwirklichen, die gesucht werden mufs in einer innerlichen Verknüpfung der einzelnen Gegenstände zu dem gemeinsamen Ziele der Verselbständigung des jungen Geistes, seiner Befähigung zu unabhängiger Arbeit und freier Urteilsbildung.

Nachdem durch die Fülle der Lehrbücher und Leitfäden der unmittelbare Verkehr des Schülers mit den Helden der Vergangenheit immer mehr zurückgedrängt ist und die Scheidewand zwischen beiden immer gröfsere Schwierigkeiten dem Überschreiten entgegen gestellt hat, wirkt es sicherlich erfrischend und überaus anregend auf den jungen Geist, wenn ihm der Lehrer Gelegenheit giebt, den wegen seiner schweren Perioden sonst verhafsten und wegen seiner scheinbar willkürlichen Abweichungen von Ciceros Reinheit und Glätte vielfach verdächtigten Livius von einer anderen Seite zn betrachten und lebhaft in sein Verständnis einzudringen. Sieht nun der Leser die grofsen Persönlichkeiten in liebevoller Darstellung vorgeführt, erkennt er das hohe Interesse und die Verehrung, von welcher der Schriftsteller bei seiner Arbeit sich leiten liefs, so geht auch etwas von diesem Ernste auf ihn selbst über, und er wird mit Sorgfalt zu Werke gehen und regen Fleifs seiner Lektüre zuwenden. Auf diese Weise wächst beides gleichmässig heran, Gewandtheit in Beherrschung der sprachlichen Form und Einblick in die Verhältnisse des alten Rom - dies gerade ein wichtiges Förderungsmittel der Sprachkenntnis - und Verständnis für den Gesichtspunkt, von dem aus der Zeitgenosse des

jungen Prinzipates die alte Heldenzeit überblickte. Neben der Kenntnis der geschichtlichen Beziehungen erwächst dem elastischen Geiste des Jünglings eine Ahnung wenigstens von den psychologischen Kräften, welche Urteil und Auffassung einer fernen Vergangenheit bestimmen, mit einem Worte, der historische Sinn gewinnt hier seine erste Pflege und Gelegenheit zu rationeller Ausbildung.

Wenn wir bei den wenigen Resten der antiken Bildung, die uns geblieben sind, das sicher Überlieferte mit aller Sorgfalt für unsere Jugenderziehung auszubeuten die Pflicht haben, so glaube ich mit vorstehenden Darlegungen in etwas wenigstens diesem Ziele vorzuarbeiten und die Aufmerksamkeit auf die Aufgabe hingelenkt zu haben, die uns befiehlt, besser die vorhandenen Quellen auszubeuten, als es bisher meist gelungen ist. Eine Zusammenstellung des wahrhaft Wichtigen und Förderlichen, wie wir sie gegeben haben, dient dazu, diesem Mangel abzuhelfen. Eine gröfsere Arbeitslast, als sie durch die bisherigen Versuche auf diesem Gebiete verlangt ist, wird dadurch nicht aufgebürdet, der Unterschied besteht nur darin, dafs sie besseren Erfolg haben und reichere Schätze schaffen wird, als es bisher hat gelingen wollen.

Von diesem Wege darf nicht abschrecken der landläufige Einwand der Apathie, dafs zu solch genauem Eingehen auf einen einzelnen Schriftsteller die Zeit mangle, vielmehr ist es die Pflicht des seinen Beruf ernst auffassenden Lehrers, durch immer intensiver fortgesetztes Nachdenken den richtigen Weg zu finden und immer mehr gangbar zu machen, damit mit möglichst wenig Aufwand an Zeit und Kräften immer mehr erreicht und namentlich der Geist des klassischen Altertums den Gymnasiasten immer vertrauter gemacht werde. Und weifs der Lehrer seine Schüler für seine Disziplin zu begeistern, versteht er es, sie mit idealem Schwunge so zu erheben, dass sie in warmer Verehrung aufblicken zu den Alten und zu der plastischen Schönheit ihrer Werke, dann folgen sie ihm auch gern und merken gar nicht die Höhe der Anforderungen, die etwa an Fleifs und Achtsamkeit gestellt werden. Messen wir doch ja nicht den Geist und seine Arbeit mit dem Mafs blofs materieller Quantität, und kommen wir doch ab von dem kalten, geistlosen Mechanismus, der so rein äufserlich die Anstrengung und die Aufgaben bemessen will! Das beseligende Gefühl gesunder Förderung vielmehr, das daraus sich entwickelnde Bewusstsein der Kraft und die mehr und mehr dadurch gesteigerte Elastizität des Geistes machen jedes Mifsbehagen unmöglich und lassen nur den heilsamen Erfolg der Arbeit zur Empfindung kommen, so dass wir hier einen Quell auffinden, aus welchem dem ganzen Erziehungswesen reicher Segen, dem Zöglinge gesunde Kraft fürs Leben und Selbstvertrauen für Überwindung seiner dereinstigen Aufgaben verheifsungsvoll emporsprudelt.

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*) Die Singstunden sind in der Tabelle fortgelassen, da die verschiedenen Abteilungen den Klassen nicht entsprechen und manche Abteilungen 2, manche nur 1 Stunde haben.

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