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ter mit der Demeter, wie Kronos mit der Philyra; mit seinen Donnerrossen kommt der als Unterwelt- oder Todtengott gedachte Hades am Himmel heraufgefahren und entführt die Persephone, und der ganze Gewitterhimmel versinkt mit ihm wieder in die Tiefe und bevölkert die griechische Unterwelt, wie die der deutschen Hel. Während aber in des Poseidon Hand, als des Herrn der himmlischen Wasser, der Blitz als Dreizack erscheint, galt er in des Hades Hand als Stab, mit dem dieser die Schaaren der Todten lenkt, die im Sturm und Unwetter als die finsteren Gesellen dahinziehen. Er hat auch noch den unsichtbar machenden Wolkenhelm, den deutschen Oegishelm oder die Tarnkappe; bei ihm hat er freilich keine Bedeutung mehr, die tritt aber hervor, wenn dieses unsichtbare Wolkenwesen als Perseus wie als Siegfried mit seiner Tarnkappe den Gewitterkampf besteht. Dem vorüberziehenden Todtenreich des Hades stellt dann wieder sich der Zug des goldstabigen Hermes zur Seite, wie auch in deutscher Sage der Todtenzug der Berchtha, das Unterweltsreich der Hel, ja auch das Wassertodtenreich der Rân sich als desselben Ursprungs ergeben. Die Localisirung der Gewitterwesen im Wasser oder in der Tiefe, aus der sie erst am Horizont heraufkommen, vervielfältigte schon einfach dieselben Gestalten und liess sie sich verschieden entwickeln. Aber auch auf ganz andere Gebiete der Anschauung geht die Scene über. So ist des Dionysos Zug nur eine Spielart des Hermes- oder Hades - Zuges, bei ihm ist der Blitzstab zum Thyrsos-Stab geworden, mit dem sein Gefolge geschmückt ist, er ist eine wilde Jagd ohne den Zweck der Jagd nur in der Raserei des himmlischen Treibens selbst, wie es das himmlische Nass zu erzeugen schien, welches der Gewittervogel den Himmlischen gebracht, oder das im himmlischen Braukessel gebraut oder von dem himmlischen Weinstock, der im Gewitter leuchtete, gewonnen war. Denn dort oben lebte man dem Glauben nach wie hier unten. So sehen wir Demeter und Triptolemos

gleich wie Loki in den Blitzen ihren Saamen am Himmel ausstreuen, Demeter und die Titanen mit des Regenbogens Sichel am Himmel mähen, wie Odhin und die zauberhaften Bilsenschnitter der deutschen Sage; es sind das eben Auffassungen vom Standpunkt eines entwickelteren häuslicheren Lebens aus, als wenn die Weiber in Hulda's Heer zwecklos bloss Sicheln in den Händen führen, oder sie als Waffe im Kampf des Kronos mit dem Uranos, des Zeus mit dem Typhon eine Rolle spielen. Dieselben mythologischen Elemente erscheinen so in den verschiedensten Situationen. Bald wachsen die himmlischen Blitzesschlangen zu einem furchtbaren Drachen zusammen, der der Welt mit Untergang droht, bald sind es die guten Hausgeister des himmlischen Haushalts, die u. A. die im Gewitter gebornen Himmelskinder bewachen, grade wie die deutschen Kobolde und Poltergeister auch aus den Anschauungen des Gewitters hervorgegangen sind, aber nichts desto weniger diesen gemüthlichhäuslichen Charakter haben. So wird die Anschauung einer schrecklichen Gewittergeburt in griechischer Mythologie zum Gorgonenhaupt, während sie im Bereich der deutschen Zwergund Nixsagen die Vorstellung eines Wechselbalges schuf, das im himmlischen Haushalt der Zwerge und Nixe sich brüllend lästig macht und mit den Blitzruthen gepeitscht wird, dass man es wieder los werde. Es kommt alles eben nur auf die Beziehung an, denn in der Anschauung fällt wieder damit zusammen, wenn Zeus den Gewitterdrachen Typhon mit seines Blitzes Geissel peitscht. Berührt sich doch auch deutscher und griechischer Regenzauber darin, dass man Wasser mit Ruthen peitschte, wie die Wesen dort oben es beim Gewitterregen zu machen schienen.

Wenn sich aber so die Mythe oft in kleinen Genrebildern zu verlieren scheint, concentriren sich dann wieder verschiedene Züge zu den grossartigsten Gestaltungen. Vor allem tritt der Sturm oder die Windsbraut als himmlischer Jäger oder Jägerin,

Krieger oder Kriegerin, ausgestattet mit Speer, Pfeil oder Bogen, uns entgegen. Aus diesen Anschauungen ging von griechischen Gottheiten, wie wir bei den Schlangengottheiten entwickelt, sowohl Athene und Ares auf der einen, als Apollo auf der andern Seite hervor. Wenn Athene mit ihrer Geburt aus Zeus' Gewitterkopf und mit dem blitzäugigen Gewittervogel der Eule zur Seite an ähnliche deutsche Anschauungen der wilden Jagd anknüpft, zeigt Apollo wunderbare Analogien mit finnischen Vorstellungen, namentlich in seinen zu Delphi localisirten Mythen. Wie der finnische Ukko, mit Regenbogen und Blitzespfeil ausgestattet, vom Nabel des Himmels seine tödtlichen Geschosse entsendet, thront Apollo, mit denselben Waffen ausgerüstet, in irdischer Localisirung auf dem Nabelstein zu Delphi neben dem Abgrund, wo der Gewitterdrache hinabgefahren, den er in den Frühlingswettern erlegt. Die murmelnde Stimme des fernen Donners lässt den Gewittergott wie den Drachen als prophetisch erscheinen, grade wie man aus der Wolkeneiche Zeus' Stimme zu vernehmen glaubte, in deutscher Sage Mimir's Haupt, das auch nichts anderes ist als der Gewitterkopf, redet. Und wie nach nordischer Sage die himmlischen Wolkenfrauen von ihrem Seidhiallr prophezeien, so finden wir eine solche irdisch localisirt in der pythischen Jungfrau auf ihrem Dreifuss, d. h. ursprünglich dem himmlischen Dreifuss, um den auch Apollo und Herakles sich stritten. Alles dies ist bei dem delphischen Gott vereint. Unter anderem Reflex ist es aber dasselbe himmlische Wesen, dem im hyperboreischen Oberlande des Himmels von den Boreaden Feste gefeiert werden, zu denen die himmlischen Wasservögel in Schaaren von weissen Wolken-Schwänen herbeikommen, und nachher im Donnergebrüll die Eselhekatomben fallen, oder im Blitz die Hyperboreer selbst sich herabstürzen. Die colossale Gestalt des himmlischen Bogengottes wird aber noch plastisch reicher ausgemalt, wenn die sich schlängelnden, goldnen Blitze ihn wie Zephyros als goldgelockt erscheinen liessen. Das hat

auch wieder sein Analogon in deutschem Glauben, wenn die Wolkenfrau am himmlischen Wasser ihre goldnen Haare strehnt und des nordischen Donnergotts Thor Gemahlin goldne Haare von den Gewitterzwergen geschmiedet empfängt, wozu ich auch noch in speciellerer Beziehung die von mir entwickelte Demeter hätte stellen können, wenn sie als gavós,goldgelb“ gerühmt wird. Auch wenn Apollo als friedlicher Gott mit goldner Binde geschmückt von den Hyperboreern einzieht, vergleicht er sich der mit des Regenbogens Binde geschmückten griechischen Eileithyia und Aphrodite, wie der eben so gezierten Freyja, was wieder an den oben erwähnten Regenbogengürtel des Sturmeswerwolfs anknüpft.

Es ist überhaupt höchst merkwürdig wahrzunehmen, wie gewisse Vorstellungen sich von den rohesten bis zu den entwickeltsten Glaubensvorstellungen hindurchziehen. Der fallende Blitz erweckte den Glauben eines dem Gewitterwesen abgehauenen Gliedes, woran sich meist die Vorstellung einer Schwächung desselben knüpfte. Wir haben diese Anschauung verfolgt in den deutschen Mythen von den himmlischen Hasen, Werwölfen, Katzen, den Schwanjungfrauen, denen Fuss oder Bein so abgehauen wurde; sie kehrte dann beim nordischen Tyr wieder, wenn ihm der mit der Blitzfessel gebundene Sturmeswolf die Hand abbeisst, und wiederholte sich beim Thor oder Baldur in seinem lahmenden Bock oder Pferde. Das Abschneiden der Haare der Sif stellte sich auch dazu als Gegenstück in Analogie zu dem Gewitterwesen, dem sein goldnes oder purpurnes Haar ausgezogen wird. Auf dieselbe Anschauung bezogen sich die fallenden Zähne des griechischen Gewitterdrachen; das war aber auch der dem ehernen, unverwundbaren Gewitterriesen Talos entfallene Nagel, welcher seine Lebensader schloss; dasselbe lag der Vorstellung vom Knöchel, der dem Achill entfiel, zu Grunde, so wie den Sehnen, die Typhon dem Zeus ausgeschnitten. Dasselbe war bei anderer Scenerie des Uranos

Bluts- oder des Hephästos Saamentropfen. Mit diesen Vorstellungen hängt dann wieder zusammen die von dem unbesiegbar scheinenden und dann doch so wunderbar getödteten Gewitterhelden, den glänzenden Gestalten der deutschen und griechischen Heroensage, dem Siegfried und Achill, oder den göttlicher gedachten Baldur und Herakles. Solche Vorstellungen gehen durch das ganze Gebiet der Mythen wie ein rother FaIden und brechen bald hier bald dort in den verschiedensten Mythologien hervor. Nicht bloss so uralte Vorstellungen, wie die vom himmlischen Fischfang, der Eberjagd u. dergl., auch schon entwickeltere Sagen, in denen z. B. das Verhältniss der winterlichen Monate zu den sommerlichen in Zahlen präcisirt ist, berühren sich bei den verschiedensten Völkern. Die sieben Jahre kehren beim wilden Jäger und beim Odysseus wieder; der zur Frühlingszeit den Kampf um sein Weib bestehende Bogengott Odysseus stellt sich dann wieder zu dem heimkehrenden Swipdagr, der sich Menglada in den Frühlingswettern naht, wie Siegfried der Brunhild, während anderseits die deutsche Sage auch von Odhin's ähnlicher Abwesenheit weiss, wie die griechische von Apollo's, des göttlichen Gegenbildes des Odysseus. Es mag an diesen Andeutungen in dieser Hinsicht genügen, ich will noch einige Bemerkungen über die Resultate machen, die sich schon aus den folgenden Untersuchungen in Betreff der Entwicklung der Vorstellung von „,göttlichen Persönlichkeiten" aus diesem bunten Chaos der himmlischen Welt ergeben.

Es erscheint nämlich in den dargestellten Mythenmassen nicht bloss eine Menge von Prototypen der Götter, welche uns also eine Zeit des Glaubens repräsentiren, wo man zwar mit gläubigem Sinne, aber mehr „objectiv“ eine Geschichte aus den Himmelserscheinungen herauslas, sondern auch da noch, wo die Götter selbst handelnd eintreten, sind sie den andern Wesen noch ganz homogen, sie sind eben auch nur handelnde Personen im Himmel. Der Gott der Mythe ist von dem des Cultus ganz in

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