heit, das Baarsein alles dessen, was man Schaam oder Scheu nennt, und beweist damit, dass alles, was jetzt die gebildete Menschheit als mit der Natur des Menschen gleichsam verwachsen ansieht, erst das Resultat einer viele Jahrtausende alten, aus dem Schmutz durch die begabtesten und edelsten Geister vorbereiteten und durch das Christenthum gezeitigten geistigen und sittlichen Bildung ist. Die Schule aber gleichsam, welche die Menschheit erst überhaupt dazu befähigte, war vor allem die Herrschaft der an den Mythologien sich anschliessenden Gebräuche und des damit verbundenen Aberglaubens, die dem Naturmenschen das erste Gesetz vorschrieben, dem er sich in einer Art angewöhnter Pietät fügen lernte. Die Anordnung des Stoffs in dem Buche wird öfter durch umfangreichere Excurse gestört; das liegt zum grossen Theil in der Art der Untersuchungen, die oft weit ab vom grade vorliegenden Thema den Bahnen der Anschauung in anderen Kreisen nachfolgen musste, um durch Heranziehen der verschiedensten Momente ihren Ursprung klar zu legen. Nur einige Male habe ich absichtlich einzelne Partien hineingezogen, weil es mir zu einem Gesammtresultate nothwendig schien, auf sie etwas ausführlicher schon in diesem Buche einzugehen. Das gilt z. B. von den Zwerg- und Nixensagen bei den Fischgottheiten. Die Beispiele aus deutscher Sage hätte ich leicht mehren können, dadurch würde zwar im Einzelnen Manches mehr ausgeführt worden sein, anderseits wäre aber dadurch der Faden der Darstellung mehr verdeckt worden. Deshalb habe ich es unterlassen und mich mit dem Nothwendigen in dieser Hinsicht begnügt. Dass ich hauptsächlich dabei auf unsre norddeutschen Sagen Bezug genommen, ist wohl erklärlich, da manche Ansicht grade während des Sammelns derselben an ihnen gereift ist. Etymologische Untersuchungen bietet mein Buch nicht. Es ist dies ein Mangel, zugleich aber auch gewissermassen ein Ge winn. Ich verkenne am allerwenigsten die bedeutenden mythologischen Resultate, die namentlich J. Grimm und Kuhn auf diesem Wege zu Tage gefördert haben, aber einmal dürfte grade eine Untersuchung, die parallel der etymologischen läuft, für die mythologische Wissenschaft selbst um so förderlicher sein, dann ist auch grade bei der Mythologie nicht die Deutung aller Namen für das Verständniss in gleicher Weise ergiebig. Menglada, monili laetabunda, giebt eine Anschauung, bei Berchtha oder Charon ist es nach der Etymologie zweifelhaft, ob der Name auf Sonne oder Blitz geht, und nur der Mythos entscheidet. Das Register habe ich in Betreff der Ausführlichkeit in der Inhaltsangabe beschränken müssen, weil es sonst zu umfangreich geworden wäre, nur Blitz, Donner, Wolke u. dergl. habe ich, auch der Uebersicht der sich daran schliessenden Anschauungen halber, ausführlicher behandelt. Da ich nicht an Ort und Stelle des Drucks, war es mir besonders werth, die Correctur in sicherer Hand zu wissen. Herr Dr. Bernhard Matthiä in Jena hat die ersten beiden Correcturen und die letzte Revision übernommen; für das lebhafte Interesse, welches er dabei meinem Buche bewiesen hat, sage ich ihm hiermit meinen besten Dank. Berlin, den 14. Februar 1860. W. Schwartz. Berichtigungen und Zusätze. p. 41. Z. 14 lies Aristodama. 45. Z. 3 hinter Butterquirl 1. behufs der Hervorbringung des Amṛta oder Unsterblichkeitstrankes zur Seite. 45. Z. 20, desgl. p. 78. Z. 28 1. Vâsuki. 49. Z. 40 1. Schlangenkönig. 221. Auf die Vorstellung des goldgehörnten Gewitterthieres geht auch wohl, wenn der ταυρόμορφος Διόνυσος auch χρυσόκερως heisst, wie er anderseits ebenfalls auch als xpoooxóuns galt. 259. Z. 22 1. Otnits. 263. Von den sagenhaften Zügen, die sich an den Untergang Arcona's anschliessen, hebe ich auch noch den hervor, dass man beim Untergang der Stadt versucht habe, das Feuer durch die Milch der Kühe zu löschen. Es geht das nämlich auf das Löschen des Feuers in der untergehenden Gewitterstadt durch die Wolkenmilch und stimmt so zu dem allgemein in Deutschland verbreiteten Glauben, dass durch Blitz entzündetes Feuer nur durch Milch gelöscht werden könne, ein Umstand, auf den auch K. Seifart in den neuen kürzlich veröffentlichten Sagen und Schwänken aus Hildesheim aufmerksam macht. 1. Der schlangenhäuptige Typhon als Gewitterdrache und sein ganzes Geschlecht 29-36 2. Die weitere Verzweigung des Schlangenelements in der griechischen Mythologie 36-49 3. Der Gewitterdrache in seiner Furchtbarkeit 49-54 4. Der Gewitterdrache redet im Donner und erscheint als prophetisches Wesen 55-58 5. Der Gewitterdrache in seinem Verhältniss zu den himmlischen Wassern 95-97 6. Der leuchtende Gewitterdrache erscheint als Schatzhüter (mit einem Excurse vom himmlischen Gewittergolde und - Erze als weitverzweigtem mythologischen Element) 7. Der Gewitterdrache bringt Fruchtbarkeit 10. Heroische Drachenkämpfe um die Herrschaft 11. Der Drache Typhon und der sicheltragende Zeus 12. Der Drache Python (Delphyne), die Sturmeswölfin Leto und der Gott des himmlischen Bogens Apollo (mit einem Excurs über Apollo) 13. Von der Gewittergeburt des Apollo, dem Regenbogen als Gürtel und den Sturmes- oder Werwölfen (Lykurgos und Dionysos), mit einem Excurse von den Gewittergeburten überhaupt 97-115 XXIV Inhaltsverzeichniss. Seite und der Wiederbelebung der Gewitterwesen durch Asklepios 14. Der sicheltragende Kronos und Uranos, eine Parallele zu Zeus 15. Die Entmannung und Schwächung des Uranos und Zeus, mit einem Excurse über den geschwächten und aus dem Himmel verwiesenen oder hinabgestürzten Gott 16. Der Sturm als Drachentödter II. Kapitel: Die Pferdegottheiten (Demeter - Poseidon, Philyra- III. Kapitel: Die Rindergottheiten IV. Kapitel: Die Vogelgottheiten (mit einem Excurs über die himmlischen Wasserträger, so wie Menglada's und Brunhild's Wolkenburg) V. Kapitel: Die Götter- und Geisterfüsse (mit einem Excurs über den himmlischen Bock und die Hexen, die zauberhaften Dreifüsse, dreibeinigen Hasen und Katzen) 115-129 129-138 138-150 159-181 181-190 190-216 216-234 VI. Kapitel: Die Fischgottheiten (mit einem Excurs über den Gewitterzwerg, die Gewitterseen und die untergegangenen Städte) . 234-270 VII. Kapitel: Der Himmel und die Unterwelt (mit einem Excurs über die Schöpfungssagen) VIII. Kapitel: Schlussbemerkungen. (Alttestamentarische Paralle 271-278 |