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KE 32475.

1577, July 30. -Salisbury Fund.

Vorrede zur ersten Auflage.

In so hohem Grade für die lateinische Lectüre in der Prima unserer Gymnasien geeignet wie die Schrift de oratore ist Ciceros Brutus de claris oratoribus nicht. Die Bücher de oratore ragen sowol um des Gegenstands willen, den sie behandeln, als durch den Reichtum ihres Inhalts, wie durch die Vollendung der Darstellung und Sprache so sehr unter allen, in den Kreis der lateinischen Prosalectüre gehörigen Producten des classischen Altertums hervor, dass ihnen kein anderes Werk in dieser Hinsicht den Rang streitig machen darf. Ausgezeichnet durch die künstlerische Anlage des Ganzen wie durch ihre formelle Vollkommenheit überhaupt, bieten sie zugleich ein so treffliches Material für den Unterricht dar, fordern in dem Masse die rechte Kraftanstrengung, ernsten Fleiss und logisches Denken des Schülers, ohne doch zu schwierig für ihn zu sein, dass sie unzweifelhaft einen nicht wol zu erlassenden Teil des Lehrplans der obersten Gymnasial classe bilden sollen. Mit dieser grundlegenden oratorischen Schrift kann sich daher auch, wie gesagt, der Brutus allerdings nicht messen. Gleichwol verdient er doch zu Zeiten in der Prima gelesen zu werden. Wie der Brutus selbst überall bei der Beurteilung der bedeutenderen römischen Redner eine Anwendung der in den Büchern de oratore festgestellten oratorischen Principien ist: so erscheint es darum auch für die Schullectüre sehr zweckmässig, etwa jedesmal nach Absolvierung der Hauptschrift (de oratore), für einen kurzen Zeitraum den Brutus folgen zu lassen. Dazu ist doch auch sein literaturgeschichtlicher Inhalt so lehrreich, die Charakteristik der Redner meist so treffend, die Composition und Sprache so wol überlegt und lebendig, dass sich seine Lectüre auch in dieser Beziehung nicht wenig empfiehlt. Ja, um seines historischen Stoffes und der Originalität willen, die dem Römer gerade auf diesem Literaturgebiete der oratorischen Prosa eigen ist, scheint der Brutus selbst noch den Vorzug vor den s. g. philosophischen Schriften Ciceros zu verdienen, die doch vielfach nicht nur an grosser Breite leiden, sondern auch das Gepräge der Nachahmung oft sehr stark an sich tragen.

Wo sich aber Zeit und Raum zur Lectüre in der Schule nicht immer finden sollte, da wird Ciceros Brutus jedenfalls als ein sehr brauchbares Büchlein für die Privatlectüre der Schüler, wie ausserdem für ein sorgfältigeres Privatstudium angehender Philologen zu empfehlen sein.

Diesen Zwecken einer gründlichen Schul- und Privatlectüre zu dienen ist nun eben die vorliegende neue Ausgabe des Brutus bestimmt, die hoffentlich auch neben O. Jahns verdienstvoller Arbeit (der ich selbst nicht wenig zu verdanken habe), um ihrer besonderen Eigentümlichkeiten und möglichst selbständigen Behandlung willen sich wird behaupten dürfen.

Die Einrichtung des Commentars ist ähnlich, wie in meiner Ausgabe von Cicero de oratore: die erklärenden indices schienen auch hier ganz zweckmässig. Dass dabei der eine oder andere Artikel aus den indices zu de oratore mit herübergenommen ist, war unvermeidlich; doch ist bei weitem das meiste unter stetem Hinblick auf die Stellen im Brutus, zu deren Erklärung die indices bestimmt sind, wieder besonders bearbeitet.

Der Text ist einer genauen Revision unterworfen und, wie der kritische Anhang näher ausweist, nicht nur durch den Versuch einer Wiederherstellung der Schlussworte, sondern auch durch die Emendation einer Anzal anderer Stellen soviel als möglich berichtigt worden.

Hanau im Merz 1862.

K. W. Piderit.

Vorrede zur zweiten Auflage.

Eine besondere neue Ausgabe von Ciceros Brutus ist (abgesehen von ein paar mir jedoch nicht näher bekannt gewordenen französischen Bearbeitungen von L. Quicherat und von F. Deltour) meines Wissens im Laufe der letzten zwölf Jahre nicht erschienen. Dagegen sind einzelne Stellen dieser Schrift von Mähly, Feldhügel u. a. kritisch und exegetisch behandelt worden. In der vorliegenden zweiten Auflage meiner Ausgabe habe ich die Resultate dieser Erörterungen gewissenhaft beachtet; überhaupt aber das Ganze von neuem sorgfältig durchgesehen und an verschiedenen Stellen, wo es nötig war, zu verbessern gesucht.*)

Damit sei auch diese neue Auflage dem Wolwollen meiner Berufsgenossen und der sonstigen Freunde der lateinischen Literatur bestens empfohlen.

Hanau im Juni 1874.

K. W. Piderit.

*) Unter den in den Jahrbüchern für classische Philologie 1873, H. 12 p. 245-251 von W. Friedrich zu Cic. Brutus gemachten Emendationsund Interpretationsversuchen habe ich aus Gründen, die ich bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher darlegen werde, keinem einzigen beizustimmen vermocht.

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In der Trias der grösseren oratorischen Schriften Ciceros, § 1. der von ihm selbst so benannten libri oratorii1), nimmt nach Stoff und Form wie nach der Abfassungszeit sein Brutus de claris oratoribus die mittlere Stelle ein. Die drei Bücher de oratore, der Brutus und der Orator, die sämtlich der letzten Schriftsteller-Periode Ciceros (vom J. 56 bis 43 v. Ch.) angehören, bilden nämlich in dieser ihrer Aufeinanderfolge ein wolgegliedertes Ganzes und können so gewissermassen als eine Art theoretisch-oratorischer Trilogie betrachtet werden. Natürlich ist das nicht so zu verstehen, als ob Cicero gleich von vorn herein die drei Werke als eine solche Trilogie concipiert und danach Plan und Gang bis ins Einzelnste festgestellt und im Geiste durchdacht habe; im Gegenteil jedes der drei Werke ist ein besonderes Kunstwerk für sich, das nach Inhalt und Darstellung seine volle Selbständigkeit behauptet. Die Einheit der drei Teile besteht vielmehr zunächst nur in der Planmässigkeit, mit der Cicero an die grundlegende Schrift die beiden andern angereiht hat.

Als Cicero nicht lange nach seiner Rückkehr aus dem Exil § 2. gewahr wurde, dass sein politischer Einfluss gebrochen war und hinter der wachsenden Macht der beiden Gewalthaber Pompejus und Cäsar zurücktreten musste, trieb es ihn, seinem Vaterlande auf andere Weise nützlich zu werden?): er erkannte es nun

1) de div. II 1, 4 Cumque Aristoteles itemque Theophrastus, excellentes viri tum subtilitate, tum copia, cum philosophia dicendi etiam praecepta coniunxerint, nostri quoque oratorii libri in eundem numerum referendi videntur. Ita tres erunt de oratore, quartus Brutus, quintus Orator.

2) de div. II 1, 1 Quaerenti mihi multumque et diu cogitanti, quanam re possem prodesse quam plurimis, ne quando intermitterem consulere reipublicae, nulla maior

CIC. BRUT. 2. Aufl.

occurrebat, quam si optimarum artium vias traderem meis civibus, quod compluribus iam libris me arbitror consecutum (durch den Hortensius, die 4 Bücher Academica, die 5 Bücher de finibus bonorum et malorum, die 5 Bücher der disputationes Tusculanae, die 3 Bücher de natura deorum, an die sich dann die 2 Bücher de divinatione und die Schrift de fato anreihen; ferner durch die 6 Bücher de republica, die Schriften de consolatione, de senectute oder den

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