DENKMÄLER DES KLASSISCHEN ALTERTUMS ZUR ERLÄUTERUNG DES LEBENS DER GRIECHEN UND RÖMER IN RELIGION, KUNST UND SITTE. LEXIKALISCH BEARBEITET VON B. ARNOLD, H BLUMNER, W. DEECKE, K. VON JAN, L. JULIUS, A. MILCHHÖFER, A. MÜLLER, O. RICHTER, H. VON ROHDEN, R. WEIL, E. WÖLFFLIN UND DEM HERAUSGEBER A. BAUMEISTER. MIT ETWA 1400 ABBILDUNGEN, KARTEN UND FARBENDRUCKEN. MÜNCHEN UND LEIPZIG. DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG. 1884. Perseus, der Lichtgott. Über seine Geburt s. > Danae. Der Mythus von der Enthauptung der Gorgone Medusa erfreute sich einer ganz besonderen Beliebtheit in der darstellenden Kunst. Über die geschichtliche Entwickelung und die allmähliche Umgestaltung der Bildung des Medusenhauptes selbst ist kurz unter dem Art. Medusa gehandelt. Auf den älteren Reliefs und Vasenbildern findet sich natürlich nur die alte Form des mifsgestalteten Schreckbildes. Unter den vorbereitenden Scenen ist die Begegnung mit den Gräen bis jetzt nur einmal bildlich nachweisbar, und zwar auf einem etruskischen Spiegel, abgeb. Mon. Inst. IX, 56, 2: Perseus mit Athena schleicht heran zu zwei alten Frauen, ähnlich den Ammen auf spätern Vasenbildern, runz lich, aber vollgelockt und sonst wohlgebildet in weiten Gewändern; der Held greift nach dem rundlichen Auge, welches die eine in der Hand hält. Die charakterlose weichliche Kunstform dieser Spiegel läfst nur schliefsen, dafs der Gegenstand auch bei den Griechen nicht ganz unerhört war. Ein Relief mit der Übergabe der Wundergaben der Nymphen an Perseus fand sich schon im Tempel der Chalkioikos in Sparta (Paus. 3, 17, 3) und ist auf einem archaischen Vasenbilde bei Gerhard, Auserl. Vasenb. 323 erhalten. Hier bringen drei Nymphen (NEIAEE) dem Helden jede ein Stück zu seiner Ausrüstung, die Flügelschuhe, den unsichtbar machenden Helm und Denkmäler d. klass. Altertums. die Tasche zur Bergung des abgeschlagenen Medusenhauptes. Athena, seine Beschützerin, steht hinter ihm. Die Tasche, welche κißioiç genannt wird, erscheint zuweilen als ein Futteral oder Gefäfs, das Sichelschwert (apan) ähnlich wie bei Kronos meist mit einer geraden und einer krummen Spitze. Neben den von Hermes entlehnten Flügelschuhen werden auch Flügel an das Haupt des Helden gefügt, vielleicht zum Ersatz der undarstellbaren Tarnkappe (Aidou Kuvη). Das Abhauen des Gorgonenhauptes vergegenwärtigt in sehr naiver Darstellung eine Metope aus Selinus (s. Abb. 344): hier steht Athena neben Perseus, beide in Frontstellung, um der Versteinerung zu entgehen. Zu gleichem Zwecke läfst Athena den Perseus zuweilen in ihren Spiegelschild blicken, wie in dem Gemälde bei Lucian. de domo 25. Auf jener Metope hat Medusa den ihrem Rumpfe entspriefsenden Pegasos im Arme, aber ungeflügelt. Sehen wir nun die altertümliche Terrakotta aus Melos näher an, welche wir Abb. 1438, nach Millingen, Uned. mon. II, 2 geben, so wird sich zunächst die auffallende Erscheinung, dafs Perseus die Harpe in der linken Hand trägt, nur durch Brunns treffende Vermutung (Situngsber. d. Münch. Akad. 1872 S.536) erklären, dafs dies kleine Relief, welches ebenso wie sein mit ihm zusammengefundener Zwilling Bellerophon darstellend (s. Art. mit Abb. 318) der Grundplatte entbehrt, zu dekorativer Felderfüllung auf ein 82 |