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dagegen (Petersen in Arch. epigr. Mitteil. Österreich Bd. V S. 83 ff.; Gerber a. a. O. S. 293) verwerfen jene speziellen Benennungen und erklären alle Figuren für einfache Nymphen und Hirten, die Inschriften für Bezeichnungen des Lokales; wobei man freilich nicht recht sieht, was durch diese Trennung gewonnen wird.

Dafs es in der alten Kunst Personifikationen von Bergen gegeben habe, die man früher allgemein wenigstens auf Münzen annahm (Tmolos und Sipylos in Lydien, Hämos in Thrakien), wird scharf bestritten von Gerber a. a. O. S. 300-315. Die Berge gelten nach ihm dem Griechen auch in der Poesie als unbelebt und tot, selbst in der hellenistischen Zeit; sogar die Vulkane, welche zuerst als selbstthätige Wesen auftreten könnten, dienen nur dem Hephaistos zur Schmiedeesse oder dem Typhoeus als Lager. Der Arkader Pan dagegen sei der eigentliche Berggott. Der zarte Knabe an dem farnesischen Stier (s. Abb. 113) ist nur ein Hirt; ebenso die jugendlichen Figuren mit Pedum auf pompejanischen Gemälden (Helbig N. 821 ff.; vgl. auch oben Abb. 1359 mit S. 1168), welche auch musizierend die Triften bezeichnen. Erst bei den Römern, wo jeder Teil der Erde seinen Ortsgenius hat, seien auch die Berge beseelt; sie jauchzen vor Freude bei Vergil Eclog. 5, 62. Der Berggott auf der ficoronischen Cista (vgl. Abb. 501 mit S. 455) sei italischem Einflusse zuzuschreiben. Berggötter in späterer Zeit, bei welchen auch Philostratos (I, 14. 26; II, 4) die menschliche Gestalt stets besonders hervorhebt, während sie ihm bei Flüssen und Ländern als selbstverständlich gilt, seien stets auf erhöhtem Terrain gelagert; Jäger und Hirten dagegen nur Andeutung von Bergwäldern und Bergweiden. Dennoch mufs dem gegenüber auch auf die Erörterungen Brunns über den Westgiebel des Parthenon verwiesen werden (Sitz.-Ber. Münch. Akad. 1874, II S. 23-39), dessen kühne und weitgehende Deutungen in landschaftlichen Personifikationen oben S. 1181 berührt worden sind. Ihm stimmt bei Waldstein, Essays on the art of Pheidias p. 172 ff., wo neben eingehender Erörterung der Frage auch einige Abbildungen von Berggöttern in liegender Gestalt mit Baumzweigen aus späteren Bildwerken zusammengestellt sind.

Die Vergegenwärtigung einer Stadt oder eines Landes bewirkte man bei den Griechen zuerst am natürlichsten durch Darstellung ihrer Gottheit oder ihres gottähnlichen Heros. Die Göttin Athene selbst repräsentiert ihre Stadt Athen auf Bildwerken, mit denen manche Staatsdekrete geschmückt sind (Schöne, Griech. Reliefs N. 65 ff.); der fabelhafte Gründer Taras auf Delphin reitend die Stadt Tarent. Die Städte Kamarina und Kyrene haben bei Pindar gleichnamige Nymphen zu Gründerinnen, auch Ortygia trägt als solche in Stellvertretung von Leto

die Zwillinge Apollon und Artemis auf ihren Armen (Strab. 639 f.); Messene hat als Tochter des Triopas in ihrer Stadt Tempel und Bild (Paus. IV, 31, 9); Aigina als Geliebte des Zeus stand neben diesem von Erz in Delphi (Paus. X, 13, 3); dieselbe mit Nemea unter den Töchtern des Asopos in Olympia (Paus. V, 22, 5). In hellenistischer Zeit aber wurde die Darstellung durch reichgeschmückte und wohl mit charakteristischen Attributen ausgestattete Frauengestalten typisch, welche nicht mehr mythologisch, sondern als rein symbolische Personifikationen aufzufassen sind. So die in dem Festzuge Ptolemaios II. auftretenden Städte (Athen. V, 201 D), womit sich eine inschriftlich als Theba bezeichnete Figur auf Kadmosvasen (oben Abb. 822; vgl. Welcker, Alte Denkm. III Taf. 23, 1; Heydemann, Neapl. Vasen N. 3226. 3255) vergleichen läfst. Von statuarischen Darstellungen dieser Art, deren auch ältere erwähnt werden, ist vor allen die uns erhaltene Tyche von Antiochia zu nennen (s. Art. >Eutychides< S. 519 mit Abb. 560). Dafs in dieser und vielen ähnlichen Bildungen, die uns namentlich auf Münzen begegnen, nicht eine platte und gezwungene Verkörperung des geographischen Lokals zu suchen sei, hat Gerber a. a. O. S. 257 ff. mit Recht betont; doch finden wir ebenso wenig mit ihm lediglich die Bürgerschaft (den duos) darin repräsentiert; denn deren Darstellung würde das männliche Geschlecht erfordern (s. unten). Vielmehr wird diesen unter und nach Alexander erfolgten Neugründungen von Städten, denen der mythische Heros fehlt, eine heilbringende Schicksalsgöttin, die Tyche, vorgeordnet, gewissermassen eine in der Stadt waltende Nymphe, aber umgestaltet zu kräftigerer und reiferer Bildung, sowie durch die Mauerkrone der asiatischen Erdgöttin Kybele angenähert. Das landschaftliche Element aber tritt in immer stärkerem Mafse in der Römerzeit hervor, und zwar durch Andeutung der Produkte oder sonstiger Eigentümlichkeiten des Landes. So erscheint namentlich Alexandria auf römischen Münzen mit Ähren, dem Caduceus und dem Schiffe zur Versinnlichung ihres Getreidereichtums, des Handels und der Schiffahrt. Wie sehr die Künstler bei diesen halb allegorischen Figuren auf ihre Erfindungsgabe angewiesen waren und feinen Geschmack in edler Einfachheit bekunden konnten, sehen wir an dem interessantesten der erhaltenen Monumente, der sog. puteolanischen Basis. Dieselbe bildet (Abb. 1441 a bis d auf S. 1297, nach Sächs. Ber. 1851 Taf. I-IV und der ausführlichen Abhandlung Jahns) den vierseitigen Untersatz (Höhe 1,26 m) einer inschriftlich im Jahre 30 n. Chr. dem Kaiser Tiberius in Puteoli gesetzten Statue und ist die verkleinerte Nachbildung eines Denkmals in Rom, welches von den durch Erdbeben im Jahre 17 zerstörten, dann wieder aufgebauten zwölf kleinasiatischen Städten ihrem Wohl

thäter errichtet war. Die im Jahre 23 und 29 in gleicher Weise betroffenen und unterstützten Städte Kibyra und Ephesos konnten sich derselben Ehrenbezeugung um so eher nachträglich anschliefsen, als das römische Original rundgearbeitete Statuen der Städte enthielt, welche erst in unsrer Kopie in Relief übersetzt wurden. Vgl. über die historischen Verhältnisse namentlich Tac. Annal. II, 47, dazu Nipperdey; das Genauere bei Jahn, Sächs. Ber. 1851 S. 119 ff. Aus der feinen und bescheidenen Charakteristik der nur zum Teil leidlich erhaltenen Figuren auf dieser handwerksmässigen Kopie aus einer unbedeutenden Provinzialstadt können wir nur weniges hier eben andeuten.

Von den beiden die Inschrift umgebenden Figuren ist Magnesia (2) zu sehr zerstört; die reiche Sardes (1), durch Mauerkrone und Schleier ausgezeichnet, mit dem Füllhorn im Arm, hat nach Jahn das dem attischen Segensdämon Triptolemos verwandte nackte Knäblein Tylos neben sich, welches Gerber (a. a. O. S. 262) nicht unpassend hier geradezu Plutos (den Reichtumsgott, s. Abb. 829 S. 777) benennen will, gestützt auf Nonn. Dionys. XIII, 467: κai of ПTλoúτοιο τιθήνας Σάρδιας ευώδινας ἔχον. Auf der rechten Schmalseite ist Philadelpheia (3), ein an Götterfesten reicher Ort, durch eine Priesterin im langen Gewande gegeben; die Hafenstadt Kyme (5) hat zwar ihr Attribut verloren, doch ist bei Vergleichung mit Aigai (13) die Hindeutung auf Seefahrt und Poseidonkultus sehr wahrscheinlich; der inmitten beider stehende männliche Tmolos (4) ist auch in der Haltung als junger Dionysos mit der Nebris und einer Mauerkrone gebildet, neben dem sich der Weinstock als redendes Bild des Landesreichtums emporrankt. In einer andern dem Dionysos zukommenden Fassung finden wir auf der Rückseite zunächst das weinreiche Temnos (6) halbbekleidet mit dem Thyrsos in der Linken (in der Rechten vielleicht den Kantharos); daneben die streitbare Kibyra (7) amazonenhaft geschürzt mit Helm und Lanze; und ihr zur Seite in schönem Kontraste Myrina (8) als Priesterin des Apollon mit Bezug auf das zugehörige gryneische Orakel des Gottes, verschleiert, mit dem Lorbeerzweige und an den Dreifuss gelehnt. Die nun folgende Ephesos (9) erscheint ganz als Amazone mit entblöfster rechter Brust; statt der Streitaxt aber hält sie Ähren und Mohn in der Rechten; auf der Säule hinter ihr steht das alte Idol der Artemis (vgl. Abb. 138 u. S. 602). Den linken Fufs setzt sie auf die bärtige Maske des von ihr beherrschten Flufsgottes Kaystros (vgl. Nymphen‹ u. ›Pan«). Die aus ihrer Turmkrone emporlodernden Flammen sind unerklärt. An der wenig bekannten Stadt Apollonis (10), wieder einer Amazone, sehen wir ein unkenntliches Attribut; die folgende Hyrkania (11), eine makedonische Kolonie,

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trägt den makedonischen Filzhut (κavoia) und ist gleich jener durch hochgeschürztes Gewand als kriegerisch bezeichnet. Auf der linken Schmalseite trägt Mostene (12) Blumen und Früchte im Bausch ihres Gewandes; daneben Aigai (13) Delphin und Dreizack wegen seines Poseidonkultus; endlich Hierokaisareia (14) hat die charakterisierenden Attribute eingebüfst. So viel ist indessen aus dieser Mannigfaltigkeit klar, dafs die Künstler (wie auch heutzutage) durch keine beengende Vorschrift in der Bildung der Figuren gebunden waren, sondern dafs sie Produkte der Landschaft (4.6.12) und Erwerbszweige der Einwohner (5. 13), alten Kultus (3. 8) und Ursprung der Bevölkerung (1. 11), alte Sage (9) und gegenwärtige Zustände (7) in gleicher Weise verwerteten, um halbgöttliche Typen mit Hilfe der nun schon üblichen Entlehnungen herzustellen.

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Während also bei der Personifikation von Städten das herkömmliche Prinzip einer Halbvergötterung (wie es sich namentlich in der Roma‹ zeigt, s. Art.) nie ganz aufgegeben wurde und demgemäss der Gesichtsausdruck durchaus ein idealer bleibt, so sehen wir dagegen in der symbolischen Darstellung von Bürgerschaften, Volksgemeinden und ganzen Völkern die Charakteristik ihres Wesens in der Physiognomie und in Attributen bald zur Hauptsache werden. Eine vollständig durchgeführte poetischkünstlerische Personifikation finden wir zuerst in der Litteratur bei Aischylos, Pers. 180 ff., wo der Atossa im Traume Asia und Europa erscheinen, jene persisch, diese dorisch gekleidet. Panainos hatte am Throne des olympischen Zeus die Hellas, welcher Salamis (in Anspielung auf den Seesieg) einen Schiffspiegel überreichte (Paus. V, 11, 2), sicher als ideale Frauengestalt gemalt, wie sie etwa auf der Dareiosvase dasteht (s. Taf. VI Abb. 449), wo ihr gegenüber die Asia der Tendenz halber prunkhaft und stolz erscheint. Dagegen sind auf dem allerdings späten Chigischen Relief (Millin, G. M. 90, 364) Asia und Europa ganz ohne Unterschied griechisch gekleidet und mit Mauerkronen geschmückt. Euphranor schuf eine kolossale Marmorgruppe: Hellas von der Tapferkeit bekränzt (Plin. 34, 78). Ein älteres Weihgeschenk der Kyrenaier in Delphi zeigte den Heros Battos von Libya gekrönt, während Kyrene seinen Wagen lenkte (Paus. X, 15, 6). Ähnlich wohl Elis, Hellas und andre Länder die Könige Seleukos und Ptolemaios bekränzend, in Olympia (Paus. VI, 16, 3). Wir finden die Stadt Korinthos, zeusartig, gekrönt von der jugendlichen Leukas auf einem gravierten Spiegel, sehr schön, bei Collignon, Archéol. grecque p. 349. Der Demos von Athen findet sich als älterer Mann sitzend auf Steinblock (wie in der Pnyx? èv tŵ Xíðų Aristoph.) auf athenischen Dekreten, welche Verträge mit andern Städten oder Völkerschaften enthalten, die selbst jungfräulich gebildet sind. So Arch. Ztg. 1877

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1441 Ehrendenkmal für Kaiser Tiberius, von 14 kleinasiatischen Städten. (Zu Seite 1295.)

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Taf. 15 unten (aus d. J. 362); vgl. S. 171 N. 101. 102; Schöne, Griech. Reliefs N. 71. 92. 94; vgl. Benndorf, Beitr. z. Gesch. des attischen Theaters S. 63; F. Leo, Quaest. Aristoph. p. 34; Zeitschr. f. Numism. III S. 35. (Die einzelnen Bürgerstämme werden durch ihre Heroen vertreten; Curtius in Göttinger Nachrichten 1861 S. 369.) Später malte Parrhasios den Demos von Athen (also den Repräsentanten der Bürgerschaft) in Jünglingsgestalt und mit so feiner psychologischer Zeichnung widersprechender Eigenschaften nach Plinius (dessen Worten ein witziges Epigramm zu grunde zu liegen scheint), dass wir uns kaum eine Vorstellung davon machen können: er stellte ihn als unbeständig dar; nämlich zornig, ungerecht, wankelmütig, zugleich aber auch erbittlich, gnädig, barmherzig; dabei hochfahrend und demütig, tollkühn und ängstlich, und das alles in eins (Plin. 35, 69). Wie der neben Zeus stehende Demos des Peiraieus von Leochares (Paus. I, 1, 3) gebildet war, oder die Demokratia neben Theseus im Gemälde des Euphranor (Paus. I, 3, 2; mehr im Philologus 1865 S. 236 ff.), oder die Oligarchia, welche auf dem Grabmale des Kritias die Demokratie mit einer Fackel peinigte (ú¶áпτоUσaν Schol. Aeschin. Timarch. 39), oder die Bürgerschaft, welche eine andre mit goldenem Kranze ehrt, was schon vor Alexander üblich wurde (z. B. Dem. Cor. § 91), wissen wir nicht. Der Demos von Laodikea auf einer Münze (Millin, G. M. 61, 363) ist aber einfach ein lorbeerbekränzter jugendlicher Idealkopf; ebenso auf der Erzmünze von Hydrela in Karien, Millingen, Sylloge of anc. coins 1837 pl. IV, 48.

Auf Münzen der hellenistischen Zeit sitzt Aitolia als Verkörperung des aitolischen Bundes in Nationaltracht auf erbeuteten Schilden; Bithynia ist als Amazone gekleidet. Auf Münzen der gegen Rom verbündeten Italiker erscheint die behelmte Italia mit dem Stiere, der ihr redendes Wappen ist (vitulus). Die später auf Münzen so häufige Darstellung der Africa mit der Kopfhaut des Elefanten als Helm kommt schon auf Münzen des Agathokles vor (Torremuzza numi Sicil. 51,4); eine Bronzebüste bei v. Sacken, Wiener Bronzen Taf. 13, 11; als ganze Figur trauernd und verhüllt, neben ihr ein Krokodil (ebdas. Taf. 27, 2). Die drei den Alten bekannten Erdteile sind personifiziert auf einem pompejanischen Wandgemälde (Helbig N. 1113; abgeb. Mus. Borb. IX, 4): in der Mitte sitzt Europa blondlockig, eine Dienerin hält ihr den Sonnenschirm übers Haupt; rechts steht die dunkelbraune Africa mit schwarzwolligem Haar, einen Elefantenzahn haltend; links Asia braunlockig, eine Elefantenkopfhaut über dem Haupte. (Ähnlich Africa oder Ägypten Helbig N. 1114-16). Von den sonstigen Bildungen eroberter Länder und Provinzen ist bemerkenswert Judäa auf der Münze des Titus (abgeb. s. Art.) und die Andeutung durch den Palmbaum auf der Münze des Nerva (Abb, 1228).

Wir finden Mauretania mit dem Berberross, Arabia mit dem Kamel und dem Balsamstrauch, Ägypten mit dem Ibis und der Klapper, Hispania mit dem Kaninchen. Mesopotamia mit der hohen armenischen Mütze ist zwischen den Flufsgöttern Euphrates und Tigris gelagert. Vgl. noch die Provinz Asia mit Steuerruder und auf ein Schiff tretend (Millin, G. M. 89, 365); Phrygia mit asiatischer Mütze und Kleidung (ebdas. 88, 366); Kappadokia (ebdas. 72, 367), Armenia (ebdas. 88, 368) u. a. Zu der sinnbildlichen Vorstellung unterjochter Völker gaben besonders die Triumphe und die darnach gestifteten Denkmäler Anlafs. In der mit seinem Theater verbundenen Säulenhalle stellte Pompejus die von Coponius (dem einzigem Bildhauer mit römischem Namen) verfertigten Statuen von vierzehn unterworfenen Nationen auf (Plin. 36, 41; vgl. Brunn, Künstlergesch. I, 602). Bei dem Leichenzuge des Augustus wurden die Bilder aller von ihm eroberten Provinzen vorgeführt, bei dem des Pertinax sah man alle Länder des Reiches in Erz gebildet und mit ihren eigentümlichen Attributen (Dio Cass. 56 p. 592; 74 p. 841). Über die physiognomische Charakteristik fremder Völker, in welcher neben dem Porträt die römische Plastik nach pergamenischem Vorgange ihr Bestes leistete, s. Art. Barbaren‹ nebst Abb. 232 bis 235. Darstellungen besiegter Völker durch Gefangene s. Abb. 442. 443, 406 b.

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In den späteren Gemäldebeschreibungen der Philostrate erscheint, mehr geographisch-landschaftlich gezeichnet, Lydia in goldenem Gewande, in Anspielung auf den goldführenden Paktolos (II, 9); Thessalia mit Ölkranz, Ähren und jungen Rossen (II, 14); Oropos als Jüngling von Seenymphen umgeben (I, 27); Isthmos und Lechaion als Jünglinge (II, 16); die Insel Skyros als Heroine im dunkelblauen Gewande, mit Binsenkranz, Öl- und Weinzweig (jun. 1); Kalydon mit Eichenlaub bekränzt (jun. 4).

Als ganz symbolische Abstraktionen sind die Bilddarstellungen der Lokale griechischer Festspiele in Gestalt idealschöner Weiber zu betrachten; so auf den Gemälden des Aristophon, wo Alkibiades der Nemea auf dem Schofse safs, schöner als sie selbst, während er von der Olympias und Pythias bekränzt wurde (s. Brunn, Künstlergesch. II, 54). Eine Verherrlichung der nemeischen Festspiele stellte auch das berühmte Gemälde des Nikias dar, wo die Nymphe auf dem nemeischen Löwen safs und die Siegespalme hielt (s. Brunn, Künstlergesch. II, 194). Eine solche Nemea und ähnliche Ortsnymphen sehen wir auf dem albanischen Marmorgefäss mit den Heraklesthaten (Millin, G. M. 112. 434). (Mehr als mytho logische Person erscheint die Nemea der Archemorosvase Abb. 120.) Nachahmend bildeten die Römer ihren Campus Martius in Jünglingsgestalt (s. Abb. 116 mit S. 110); ferner den Circus, mit einem

Rade an der Meta gelagert (Hirt, Bilderbuch Taf. 26,6); und ganz ähnlich sinnreich die Via Appia als liegendes Weib, ein Wagenrad haltend oder sich darauf stützend und eine Peitsche im Arm (ebdas. Taf. 26 5. 10).

Der Verkörperung eines Demos läfst sich aus dieser Zeit nur das Bild des römischen Senats vergleichen, welcher nach Dio Cassius (68,5) als Greis im purpurnen Unterkleide und Mantel mit bekränztem Haupte dargestellt ward. Auf einer Münze finden wir eine solche Togafigur mit dem Ölzweige und dem Elfenbeinstabe (Hirt, Bilderbuch Taf. 26, 7).

Von den Sinnbildern zeitlicher Verhältnisse genügt es hier, auf die Darstellungen der wandelnden > Horen, des Kairos der günstigen Gelegenheit, und des Aion‹ der ewigen Zeit, zu verweisen. Als nackte Verkörperung des Zeitbegriffs selbst finden wir auf der Apotheose Homers (s. S. 122 Abb. 118) hinter seinem Throne neben der bewohnten Erde (Οἰκουμένη) den Χρόνος als Jüngling, grofsgefigelt, mit der Stirnbinde, in der Rechten eine Schriftrolle erhebend. Bei dem bacchischen Festzuge Ptolemaios' II. sah man auch das Jahr in männlicher Gestalt (wahrscheinlich wie der Dionysos auf dem Sarkophage Abb. 760) mit dem Horne der Amaltheia; dahinter die Pentaeteris (den Zeitraum von fünf Jahren, eine Art kleinen Jubiläums) als reichgeputztes Weib mit Palmzweig und Perseakranz (Athen. V, 198), eine Eintagsallegorie.

Wie wir uns die Statue der Nacht von dem ältesten Erzgiefser Rhoikos zu denken haben, welche Pausanias (50, 38, 3) von roher Technik nennt, ist nicht zu sagen. Auf dem Kasten des Kypselos trug die Nacht ihre Zwillingssöhne Schlaf und Tod auf den Armen (Paus. V, 18, 1); schwarz gekleidet und fahrend schildert sie auf einem Teppichgewebe Eurip. Jon. 115. Für uns gibt es keine sichere Darstellung aufser auf der ganz späten Zeichnung Abb. 505 (vgl. S. 461), und auf der schon christlichen Zeichnung bei Millin, G. M. 89, 353, wo sie als Frau mit dem Sternenschleier und gesenkter Fackel erscheint; ähnlich Philostr. iun. 5, mit der Fackel leuchtend.

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die Gestaltungskraft allmählich in die Region der Schönheit und Idealität; auf dieser Höhe jedoch werden dann die zu reinen Begriffen erkalteten Formen allzu gleichartig und unbezeichnend; die Grenze der Kunst ist für den gewöhnlichen Bildner erreicht und die meist auf die Attribute beschränkte Charakteristik macht aus der Form zuletzt eine Formel:

die Kunsthieroglyphe.

Der Schrecken des Todes wird schon in frühester Zeit als grause Dämonengewalt verkörpert in der Ker, der Todesfratze, die den im Kampfe fallenden Krieger hinrafft. Man sehe die grellen und detaillierten Beschreibungen solcher Schlachtdämonen bei Hesiod, Scut. 144–167. 195. 249 — 270. So wütet der Dämon des langhinstreckenden Todes auch in der Beschreibung des achilleischen Schildes, die Gefallenen an den Beinen schleifend (Σ 535 ff.), und auf dem Kasten des Kypselos in der Scene des Zweikampfs zwischen Eteokles und Polyneikes steht Ker mit gefletschten Zähnen und Krallen inschriftlich bezeichnet (Paus. V, 19, 6; vgl. Hesiod. Scut. 156). Auf archaischen Vasenbildern ercheint sie wie die laufende Gorgone, mit Flügeln (z. B. Mon. Inst. III, 24. 50). Die kleine Gestalt auf Abb. 56, welche S. 50, über Alkyoneus schwebend, so gedeutet ist, wird jetzt für einen Schlafdämon erklärt. Doch vgl. Benndorf, Griech. u. sicil. Vasenb. S. 89. Bald aber macht die Figur sicher dem sanfteren Todesgotte Platz (s. Thanatos), während bei den Etruskern aufser Charon die fackelbewehrten Furien ihre Stelle einnehmen (vgl. Abb. 324). Gleich alt und kaum unterscheidbar von jener ist Eris, der Dämon des Streites in der Schlacht (auch schon Σ535), gleichfalls am Kypseloskasten bei einem Zweikampfe und von scheufslicher Gestalt, aber genau so gemalt auch noch zu Polygnots Zeit von Kalliphon (Paus. V, 19,1; vgl. Brunn, Künstlergesch. II, 56). Man erklärt so die gorgonenhafte vierflügelige Figur oben S. 18 Abb. 20. Etwas gemildert im Ausdruck ist die inschriftlich bezeichnete Figur bei Gerhard, Ges. Abhandl. Taf. 10, 5 (ähnlich Taf. 12, 4. 5) im langen gestickten Gewande, mit Flügelstiefeln und Kopfschmuck, gorgonenähnlich ausschreitend. Dieselbe Gestalt bei Gerhard, Auserl. Vasenb. I, 20 kann nur aus Versehen von dem Maler als Iris (statt Eris) bezeichnet sein. Vgl. auch Körte S. 75. Ausführlich und kritisch handelt über Eris Wieseler, Gött. Gel. Anzeigen 1885 S. 87-123. Dagegen ist die Eris auf der jüngeren Parisvase (s. Abb. 1356) mehr als ein dichterisch-mythologisches Motiv anzusehen und in glatter Schönheit gegeben, nur allenfalls durch Mangei des Busens ausgezeichnet. Der Dämon der Feindesflucht, Phobos, welcher mit Deimos zusammen auf Agamemnons Schilde bei Homer erscheint (^ 36 ff.), war als Schildzeichen löwenköpfig gebildet auf der Kypseloslade (Paus. V, 19, 4); ihn will Milchhöfer,

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