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kämpfe bieten manches Eigentümliche. Auf der einen Langseite erscheinen die kriegerischen Jungfrauen seltsamerweise auf Viergespannen, auf der anderen zu Rofs, auf den Nebenseiten zu Fufs. Auffällig ist ihre Tracht, die langen Kleider und die Schuhe, zwei sind völlig nackt. Auch das Aussehen und die Bewaffnung der griechischen Krieger verrät den Künstler als Etrusker. Und doch erkennt man gleichzeitig zur Genüge, wie er an griechischen Vorbildern gelernt hat. Die streng symmetrische Anordnung, die lichtvolle Klarheit der Komposition, das Fernhalten alles Überladenen und Unschönen und so manche Einzelheit erinnert an nichts mehr als an den Wiener Sarkophag (Abb. 64). Auch die Umrahmung der Bildflächen ist nahe verwandt. Nur ist hier auch diese Einfassung gemalt, der Sarg selbst ein viereckiger ganz glatter Kasten. Unverkennbar haben in allen Stücken griechische Sarkophage zum Muster gedient. Alle Abweichungen im Einzelnen, so auch in der Bildung des Deckels, erklären sich ohne weiteres teils aus technischen Gründen, teils aus der nationalen Besonderheit des Etruskers, die sich im Altertum zu keiner Zeit völlig verleugnet hat. Bis zu welchem Grade sie griechischem Einflusse sich hingeben konnte, dafür gibt dieser Sarkophag ein anschauliches Beispiel. Er steht dem Wiener auch zeitlich nahe, ist älter als der Chiusiner Abb. 1619, und wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts gearbeitet.

Kurz hingewiesen sei noch auf die etruskischen Aschenurnen. Sie stammen sämtlich aus den letzten Jahrhunderten vor Christus und sind, wie Abb. 513 lehrt, nur verkleinerte Sarkophage. Dafs sie dem letzten Entwickelungsstadium angehören, ergibt sich schon daraus, dafs alle die oben besprochene Vermischung von Bett- und Hausform zeigen, dass, in Anlehnung an den etruskischen Bettsarkophag, nur die Vorderseite geschmückt ist, die Reliefdarstellung dort aber das Hauptinteresse für sich in Anspruch nimmt. Die Deckelfigur, die früher die Hauptsache war, ist jetzt ganz gleichgültig geworden und wird meist auf mechanischem Wege hergestellt. Ein kleiner Schritt leitet von hier zu den römischen Sarkophagen der Kaiserzeit hinüber.

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So bleibt endlich noch Rom ins Auge zu fassen. Von Sarkophagen aus der republikanischen Zeit ist nur wenig bekannt. Das älteste und zugleich schönste und bedeutendste Beispiel ist der berühmte Scipionensarkophag im Vatican (Abb. 1621, nach einer Photographie). Die Zeitbestimmung ist durch die bekannte, ehrwürdige Inschrift in saturnischem Versmafs gegeben. Beigesetzt war in diesem Sarge L. Cornelius Scipio Barbatus, der Konsul des Jahres 298 v. Chr.; die Verfertigung wird also in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts fallen, das Grabmal demnach etwa gleichalterig sein mit dem Alabastersarkophag von

Corneto. Fürwahr, es ist ein würdiges, charakteristisches Denkmal für einen vornehmen Römer jener Zeit, einen Vorfahren der Besieger Karthagos. Der 1780 im Familiengrabe der Scipionen an der via Appia gefundene Sarkophag, welcher damals noch die Gebeine des Konsuls enthielt, ist sehr sorgfältig aus Peperin, einer graugrünlichen Tuffart, wie fast alle übrigen republikanischen Grabmäler gearbeitet. Auf den ersten Blick ist es klar, dafs an die Stelle der Haus- und Tempelform hier die des Altars getreten ist. In der That steht auch nichts diesem Sarkophage näher als der bekannte pompejanische Tuffaltar aus dem Heiligtum der capitolinischen Götter (Overbeck, Pompeji Fig. 63), wie denn überhaupt die Formgebung durchaus den Charakter von Werken der Tuffperiode‹ in Pompeji trägt (vgl. z. B. Abb. 1524 d). Die schöne architektonische Gliederung gemahnt uns an die Weise griechischer Sarkophage. Der aufmerksamen Betrachtung entgeht es nicht, dafs die ähnliche Verzierung des Thonsarges von Chiusi (Abb 1619) jüngere und schlechtere Formen zeigt.

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Aus den letzten Jahrhunderten der Republik ist in Rom kein irgendwie beachtenswerter Sarkophag bisher ans Licht gekommen. Die ältesten Exemplare aus Marmor gehören schon der Kaiserzeit an. flacher Reliefschmuck ist einfach und rein dekorativ; mehrfach Blätter- und Fruchtschnüre, wie wir sie von griechischen Sarkophagen kennen, nur hängen sie hier von Stierschädeln herab (vgl. Matz - Duhn, Ant. Bildw. in Rom II N. 2401 ff.; Robert, Arch. Ztg. 1884 S. 69). Andre zu den ältesten gerechnete Beispiele zeigen auf der Vorderseite je zwei schwebende Eroten oder Victorien, die gemeinsam die Inschrift halten.

Hier müssen wir innehalten, denn es ist unthunlich, der nun folgenden Entwickelung im einzelnen nachzugehen, welche die Formgebung und Verzierung des Marmorsarkophags in Rom erfahren hat, ehe nicht das gesamte reiche Material zur Veröffentlichung kommt, das im Auftrage des archäologischen Instituts zuerst von Matz, in den letzten Jahren von Robert gesammelt und bearbeitet ist. Es mufs für jetzt genügen, nur auf einige der wichtigeren feststehenden Thatsachen hinzuweisen, welche durch die in diesem Buche abgebildeten Beispiele ihre Erläuterung finden können.

Wenn wir von antiken Sarkophagen reden, haben wir meist die römischen der Kaiserzeit im Sinne; sie kennen wir aus zahlreichen Abbildungen, ihnen begegnen wir in allen gröfseren Sammlungen. Zumal in Rom selbst. Von ihrer ungeheuren Anzahl zeugt die Thatsache, dafs allein in Rom und zwar aufserhalb aller grofsen staatlichen und Privatsammlungen in Matz - Duhns Verzeichnis über 1200 namhaft gemacht werden konnten. Die ganze Masse ist mit

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1621 Römischer Sarkophag, des L. Cornelius Scipio Barbatus. (Zu Seite 1556.)

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verhältnismässig wenigen, leicht erkennbaren Ausnahmen in der Hauptstadt selbst vom 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung an verfertigt worden. Das Material ist meist italischer Marmor, doch wurde auch griechischer zu diesem Zwecke in Rom verarbeitet.

Die Form ist, wie ein Blick auf die in diesen › Denkmälern wiedergegebenen Exemplare ergibt, überaus einfach und gleichförmig. Ihren Unterschied von der griechischen hat Matz (Arch. Ztg. 1872 S. 11 ff.) klargestellt. Die architektonische Gliederung mit ihrer starken Betonung von Unterbau und Gesims ist gänzlich vernachlässigt, den oberen und unteren Rand bilden meistens schwächliche unverzierte Leisten, die Dachform des Deckels ist, wenn überhaupt noch vorhanden, doch fast immer verkümmert; nicht selten sind nach etruskischem Vorbilde die Verstorbenen auf dem Deckel bequem gelagert dargestellt, ohne dafs doch der Sarg selbst als Bett gestaltet wäre. Die Sarkophage waren nicht, wie ursprünglich in (Kleinasien und) Griechenland, im Freien aufgestellt und von allen Seiten sichtbare, daher auch hinten wie vorn in gleicher Weise geschmückte Denkmäler: in Rom hatten sie, wie in Etrurien, ihren Platz durchgängig an den Wänden unterirdischer Grabkammern. Nur die Vorderseite und vielleicht noch die Nebenflächen konnten so zu Gesicht kommen; auf sie ward darum nun aller Schmuck vereinigt. Die Rückseite ging, abgesehen von einzelnen bemerkenswerten Fällen, wo in der Regel griechischer Einflufs nachweisbar ist, ganz leer aus. Auch die Schmalseiten wurden selten (wie etwa Abb. 39) so sorgfältig bearbeitet wie die Vorderseite. In Etrurien herrschten, wie wir uns erinnern, ähnliche Verhält nisse. Die wenigen, ringsum mit bildnerischem Schmuck ausgestatteten Särge verrieten griechische Muster, die jüngeren Aschenurnen zeigten schon durchaus das römische, also auch wohl in erster Reihe von Etrurien entlehnte Formprinzip. Eine römische Eigentümlichkeit scheint es zu sein, dass häufig auch der vordere Deckelrand noch eine Reliefdarstellung trägt, teils rein ornamental wie Abb. 759. 809. 39, teils in Anlehnung an den Bildschmuck der Hauptfläche, wie Abb. 492 und 1245. Nur vereinzelt hat diese Randverzierung so seltsame Formen wie auf Abb. 523. Oft trägt der Deckel vorn die Inschrifttafel wie Abb. 982. Auf dem letztgenannten Sarkophag (doch auch Abb. 39 und 809) lernen wir die in Rom als Eckakroterien, gewöhnlich jedoch nur auf der Vorderseite, besonders beliebten Masken kennen. Als Nebenformen treten im weiteren Verlaufe Sarkophage mit abgerundeten Ecken, seltener ovale oder gar wannenförmige auf. Ihr Körper ist in der Regel geriefelt und nur mit kleineren Relieffeldern verziert.

Die griechischen Sarkophage, sahen wir, waren grofsenteils schmucklos oder doch nur mit Blumen

und Fruchtgehängen und ähnlichem rein ornamentalem Schmucke bedacht; figürliche Darstellungen waren seltener und ordneten sich dann bescheiden dem Ganzen unter: Das umgekehrte Verhältnis herrscht bei den römischen. Hier sind die mit einfachen Ornamenten ausgestatteten Exemplare weitaus in der Minderzahl, auf dem figürlichen Reliefschmuck der Vorderseite liegt der Hauptnachdruck.

Welche Stoffe wurden dazu gewählt? Ein flüchtiger Blick auf die in diesen Denkmälern abgebildeten Sarkophagreliefs lehrt es: in überwiegender Mehrzahl sind sie dem Heroenmythus entnommen. Da sehen wir Achills Abschied von Skyros Abb. 7, Adonis' Tod Abb. 17, Aktäons Schicksal Abb. 39, Admet und Alkestis Abb. 52 (?), Amazonenkämpfe Abb. 66, den Raub der Persephone Abb. 459–461, den der Leukippiden Abb. 499, Endymion und Selene Abb. 523, Iphigenie und Orestes Abb. 809, 810. 1312, Lykurgos' Raserei Abb. 920, des Marsyas Wettstreit mit Apoll Abb. 962, Jason und Medea Abb. 981. 982, Meleager Abb. 990-992, die Niobiden Abb. 1245, Pasiphae Abb. 1390 u dergl. m. Eine schier unübersehbare Fülle bietet sich dar. So zählt R. Förster 1874 bereits 58 Darstellungen vom Raube der Persephone auf, Robert (1875) 13 der Iphigenie in Tauris, Kalkmann (1883) 22 Wiederholungen der Sage von Phaedra und Hippolytos. Und doch finden sich kaum je in allen Einzelheiten genau entsprechende Exemplare; schon so nahe Verwandtschaft, wie sie ein Fragment in Athen (Arch. Ztg. 1876 Taf. 7) mit dem Sarkophag von Salonichi Abb. 66 aufweist, ist recht selten. Erotendarstellungen sind auch in Rom, zumal auf Kindersarkophagen beliebt. Bald erscheinen sie als Arbeiter, bald als Jäger, bald bei der Ernte, bald beim Opfer, oder etwa mit Waffen oder im Ringkampf oder auf der Wettfahrt im Circus. Auf Abb. 1262 sind sie mit der Ölbereitung beschäftigt, beim Kampfspiel erblicken wir sie Abb. 544; nicht selten sind die Fälle, wo sie, wie auf dem Spartanischen Relief (Abb. 1619), trunken mit Sang und Klang vom Gelage heimkehren. Aber gerade eine Vergleichung der genannten Darstellung mit einer römischen, etwa mit Abb. 495, läfst nur allzudeutlich erkennen, welch ein Unterschied obwaltet zwischen griechischer und römischer Arbeit und Auffassung. Recht bezeichnend für die letztere sind die auf dem vaticanischen Eroten-Relief am Boden zerstreuten bakchischen Symbole, Pedum, Syrinx, Panther, Maske, Thyrsos, nichts fehlt. Die Eroten sind hier absichtlich zu dem dionysischen Kreise in Beziehung gesetzt (vgl. die Bemerkungen S. 448). Wir erinnern uns, dafs Dionysos und seine Genossen auf griechischen Sarkophagen bisher nur vereinzelt gefunden sind. Um so häufiger tritt er uns auf römischen vor Augen in einem wirklich staunenswerten Reichtum ähnlicher und doch immer wieder

veränderter Motive und Gruppierungen. Das schön komponierte, reiche und trefflich ausgeführte Relief Abb. 492, wahrscheinlich noch aus hadrianischer Zeit, der bakchische Zug Abb. 490, Abb. 760 und der Holzschnitt S. 1035 können einen Begriff von der Mannigfaltigkeit geben, mit der man dieses Thema zu behandeln wufste (vgl. Friederichs - Wolters zu N. 1824).

Eine besondere Klasse bilden daneben die Sarkophage mit Nereiden und anderen Meerwesen (vgl. Abb. 1216 und dazu S. 1012), eine andere Gruppe vereint die Musen zu einem durch seine Nüchternheit unerfreulich wirkenden Gesamtbilde (vgl. Abb. 1186). Damit werden, glaube ich, die beliebtesten und am häufigsten wiederkehrenden Stoffe berührt sein. Nur einer erübrigt noch, zu dem manche der Eroten- und Musensarkophage hinüberleiten: das weite Gebiet des Menschenlebens.

Das Thun und Treiben der Eroten ist nur ein Abbild des menschlichen. So finden wir denn auch die verschiedenen Stände und Lieblingsbeschäftigungen einzelner dargestellt; da sehen wir Hirten, Jäger und Handwerker, Dichter und Gelehrte; die Reize des Landlebens werden uns vorgeführt, Ringkämpfe und Wettfahrten, Jagden und Schlachten. Oder man sucht die bedeutsamsten Ereignisse und Abschnitte im Menschenleben im Bilde festzuhalten. Kindheit, Hochzeit und Tod mufsten natürlich zuerst dazu auffordern. Nicht oft stellt man die Sterbescene dar, den Scheidenden auf seinem Lager von den trauernden Angehörigen umgeben, um so häufiger die Eheschliefsung, die ja auch als Schmuck am Sarge von Ehegatten trefflich geeignet war. Daneben mufs sich die Schilderung des Kinderlebens in seinen verschiedenen Entwickelungsstadien besonderen Beifalls erfreut haben. Hochzeit und Kinderzeit haben daher allem Anschein nach auch am frühesten ihre feste bildliche Form erhalten. Später verschmolzen vielfach beide Typen zu einem Ganzen, eine Andeutung des Heimganges ward hinzugefügt und so der Verlauf des ganzen Lebens in den Hauptzügen vergegenwärtigt. Eine der ältesten Darstellungen des Lebenslaufes eines Kindes bringt ein Sarkophag im Louvre (Abb. 1622 nach Arch. Ztg. 1885 Taf. 14. Vgl. dazu K. Wernicke S. 209 ff.). Er ist freilich in der rechten Hälfte stark und teilweise unrichtig ergänzt, gibt jedoch nach mancher Seite hin erwünschten Aufschlufs. Wir können an ihm bequem lernen, wie viele der römischen Sarkophagreliefs zu stande kamen. Die Darstellung zerfällt augenscheinlich in vier besondere Scenen. Links wird das Kind von der Mutter genährt, auf einen Pfeiler gelehnt schaut der Vater zu; bald übernimmt er die Erziehung, wir sehen, wie er den Kleinen stolz auf dem Arme trägt. Rechts davon fährt der Knabe in seinem widdergezogenen Wägelchen (er war sicher

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