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Knaben in der Münchener Glyptothek (Brunn, Beschreibung S. 170 N. 142).

Über die Aufstellung der Niobidengruppe ist trotz der reichen Litteratur, welche darüber vorliegt, noch kein gesichertes Resultat erzielt worden. Die von Cockerell und Welcker (Alte Denkm. I, 210) zuerst aufgestellte Ansicht war, dafs die Statuen dem Giebelfeld eines Apollotempels angehören sollten, die Niobe selbst die Mittelfigur gebildet habe, die Kinder rechts und links in die Giebelneigung zu verteilen seien, und mit dem zu Boden gestreckten Sohn in der

kämen, so dafs auch hier die Rückseite der Statuen dem Auge entzogen wäre.

Durch Stark S 329 hat die Ansicht Verteidigung gefunden, dafs die Figuren, worauf ja die oft eigentümlich gestaltete Basis führen konnte, nicht in ununterbrochener Reihe auf dem gleichen Postament, sondern verteilt aufgestellt gewesen seien in den Interkolumnien der Säulenhalle eines Tempels, wofür ihm

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1757

Getroffener Niobide. (Zu Seite 1676.) Giebelecke der Abschlufs gebildet werde; wenn auch mit mannigfachen Modifikationen hat diese Ansicht doch viel Vertreter gefunden. Allein der Bildhauer Martin Wagner hatte bereits erkannt, dafs der tote Niobide in dem Giebel nicht unterzubringen sei, da er für die Ansicht von unten durch das Gebälk verdeckt werde, und die Versuche, diesem Übelstand durch verschiedenes Niveau abzuhelfen, auf dem die Figuren im Giebel zu stehen hätten, sind denn auch wenig glücklich gewesen. Wagner und Thiersch haben einer niederen Aufstellung der Gruppe im Halbkreis oder doch im Kreissegment den Vorzug gegeben, etwa in einer Exedra, wobei die Figuren in geringem Abstande von der Rückwand zu stehen

1758 Niobide, einen Bruder schützend. (Zu Seite 1676.) vor allem die Nereidenfiguren an dem Denkmal in Xanthos eine Analogie bieten. Den Einwand hat aber auch Stark nicht beseitigen können, dafs die Niobiden in viel engerem, von der Darstellung selbst geforderten Zusammenhang stehen, der wenigstens erheblich gelockert wird, sobald die Figuren durch die Säulen voneinander getrennt werden. Zu bemerken ist auch, dafs die Bearbeitung der Figuren eine derartige ist, dafs sie nur für einseitige Betrachtung bestimmt sind, indem die dem Beschauer

abgekehrte Seite mehr oder minder stark vernachlässigt bleibt; und es ist aller Grund zu der Annahme, dafs dies nicht blofs für die mediceische Replik gilt, sondern auch für die Originalgruppe.

Friederichs (Gypsabgüsse ant. Bildw. 1. Aufl. S. 242 und unverändert in der Wolters'schen Neuauflage S. 443) entscheidet sich für eine mehr malerische Komposition nach Art des Farnesischen Stiers, indem er ausgeht von der Bewegung mehrerer Figuren, namentlich der der fliehenden Söhne. Sie schreiten mit starkem Schritt hinauf, von unten nach oben, und dies Hinaufschreiten kann doch nicht durch einige ihnen in den Weg geworfene Steine erklärt werden, vielmehr müssen wir eine ansteigende und auf der andern Seite abfallende

und einzelne ihrer Typen, wie der Narkissos (Abb. 1757) kommen auch als besondere Statuen vor, das Urbild aber, auf welches sie zurückgehen, dessen Entstehungszeit noch zu finden bleibt, hat mit der mediceischen Gruppe, bezw. dem dieser zu grunde liegenden Originalwerk nichts zu thun; sie können uns selbst über die Figurenzahl in letzterem keinen Aufschlufs geben, und die auf den Reliefs mit zur Darstellung gekommenen Gottheiten der Bogen schiefsende Apollo und Artemis haben bei der Statuengruppe aller Wahrscheinlichkeit nach gefehlt, wie sie ja auch zum Verständnis keineswegs erforderlich sind.

Der Umstand, dafs uns die Niobegruppe mit Ausnahme der vaticanischen Statue nur in geringeren

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1760 Fragment aus Villa Albani.

Albani (Abb. 1760 Stark Taf. III Nr. 3) mit ihrer Längsdarstellung, und der Marmordiskus im British Museum (Abb. 1761 nach Heydemann, Sitzungsber der Sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1877 S. 90. Murray, History of greek sculpture II, Taf, XXIX), wo die Darstellung ähnlich wie auf der Tafel des Archelaos (oben S. 112 Abb. 118) in vier übereinander befindliche Abschnitte verteilt ist die römischen Sarkophagdarstellungen 1) (vgl. oben S. 1030) sind hier auszuschliefsen lassen sich für die Aufstellung der mediceischen Statuengruppe nicht verwerten; wohl zeigen dieselben unter sich engen Zusammenhang

1) Auf diese fällt neues Licht durch die von Milani in Comparettis Museo Italiano di Antichità Classica I 1885 S. 88 ff. Taf. IV-VI behandelten Fragmente der Terracottastatuen, die den Giebelschmuck eines Tempels in Luna (heute Sarzana) gebildet haben,

Repliken der Kaiserzeit vorliegt, hat ihre Wertschätzung in neuerer Zeit stark herabdrücken helfen. Wenn nun aber auch eine erhebliche Anzahl originaler Werke des 4 Jahrhunderts zum Vorschein gekommen sind, die technisch die mediceische Gruppe weit überragen, so sucht man doch in ihrem Inhalt vergeblich nach einem solchen, das der mater dolorosa des Altertums<, wie man sie genannt hat, an die Seite gestellt werden dürfte. Und auch das Altertum hat über die Gruppe, deren grofse Beliebtheit die zahlreich gefundenen, zumeist aus Rom (Stark S. 223) stammenden Repliken einzelner dazu gehöriger Figuren erweisen, ähnlich geurteilt, wenn es dieselbe auf Skopas oder Praxiteles glaubt zurückführen zu sollen. Näher kontrollieren läfst sich dieses Urteil allerdings nicht, und bevor es nicht gelingt, in weiterem Umfange die Kunstweise des Skopas zu überblicken als es zur Zeit möglich ist

und vor 40 Jahren bereits gefunden, 1882 an das Museo archeologico in Florenz gelangt sind. Jedoch wäre eine Veröffentlichung der sämtlichen dieser Giebelgruppe angehörigen Fragmente sehr zu wünschen.

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Skylla. Nach dem Wortlaute (von σkúλw) die Zerreifserin, die grausige Meerflut, welche an Felsen und Klippen haust und die Schiffe in Trümmer schlägt, ihre Insassen verschlingt. Das Ungeheuer, in der Phantasie der Schiffer aller Küsten grofsgezogen, erscheint dichterisch ausgestaltet schon bei Homer, wo sie dem Schiffe des Odysseus Gefahr droht, sich aber mit dem Raube einiger Gefährten begnügen mufs. Der Dichter schildert sie mit dichterischen Mitteln Skylla bellt wie ein junger Hund (wegen des Anklanges von σkúλaž); sie wohnt aber in einer Höhle an steiler Felsklippe als ein Ungetüm mit zwölf Füssen, mit sechs Hälsen und Köpfen, deren jeder drei Reihen Zähne im Maule hat. Sie fischt ihre Opfer aus den Wellen; aber ob sie Hände hat, wird nicht gesagt. Während die Unklarheit der Beschreibung und die Vielgestalt beim Hören den Graus

1762 Odysseus und Skylla.

erhöht, mufste die plastische sowie die malerische Darstellung um ihrer Grundgesetze willen die Form notwendig vereinfachen. Von verschiedenen Malern werden ansehnliche Bilder der Skylla erwähnt, von Androkydes, von Nikomachos (das Bild kam in den Friedenstempel zu Rom), von Phalerion (s. Brunn, Künstlergesch. II, 125. 168. 300). Uns sind von dem Meerungeheuer meist Reminiscenzen in der Kleinkunst geblieben, auf Terrakotten, Gemmen und Münzen. Von Vasenbildern der späteren Epoche ist aufser Elite céram. III, 36 nur von Bedeutung die Figur auf der oben S. 1298 gegebenen Abb. 1440 der Perseusvase, rechts unten. Einmal trägt Skylla auch die Thetis bei Überbringung der Waffen an Achill, wie sonst Tritonen oder Delphine (Heydemann, Gratu lationsschrift f. d. röm. Inst. 1879 Taf. III). Schon aus diesem Mangel geht hervor, dafs ihre Gestaltung nicht der älteren klassischen Kunst angehört, sondern erst hinter Skopas, den Bildner der Meergottheiten, fallen kann. Ihre landläufige Bildung wird (hier zweifellos nach Anleitung der Kunstwerke) genau genug beschrieben von Vergil (Aen. III, 426:

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prima hominis facies et pulchro pectore virgo pube tenus, postrema immani corpore pistrix delphinum caudas utero commissa luporum) und Ovid (Met. 13, 733 illa feris atram canibus succingitur alvum, virginis ora gerens; vgl. 14, 66): oben ein wohlgebildetes Weib, von den Hüften ab aber ausgehend vorn in Hunds- oder Wolfsleiber, hinten in einen gewaltigen Delphinschweif, der zuweilen in einen Drachenkopf ausläuft. Die boshafte Wut des ihre Opfer anlockenden Weibes drückt sich auf mannigfaltige Weise aus: durch flatterndes Haar und wilde Züge, durch Steine, die sie in den Händen hält, um die Schiffe durch den Wurf zu zerschmettern, oder sie hält ein Ruder, auch einen Anker, mit dem sie gegen die Herannahenden ausholt. Direkt bezüglich auf die Scene der Odyssee sind nur wenige ganz späte und schlechte Münzen (Overbeck 33, 7. 8). Auf den Kampf des Odysseus läfst sich allenfalls beziehen das Bild einer etruskischen Aschenkiste (Abb. 1762, nach Mon. Inst. III, 52, 5), obgleich das Schiff fehlt, und das grofse Mosaik im Braccio nuovo des Vaticans. Odysseus, durch den Spitzhut genügend bezeichnet, greift von links, einer seiner Gefährten von rechts her mit dem Schwerte das Ungeheuer an, welches selbst mit dem (zum Teil abgebrochenen) Ruder auf jenen dreinschlägt. Zwei unglückliche Gefährten hat sie in die schlangenartigen Windungen ihrer Beine verstrickt und schon getötet, während die Kämpfer selbst ebenfalls an den Beinen umschlungen werden. Statt der Hunds- oder Wolfsleiber ist Skylla hier mit Schilf umgürtet. Überall sonst ist die ele

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mentare Gewalt des stürmischen Meeres versinnlicht. Sehr einfachen Typus trägt die Münze der gens Pompeia (Abb. 1763, nach Cohen, méd. cons. pl. 33, 7), geschlagen von Sextus Pompejus vor dem sicilischen Kriege, 40 v. Chr. (Inschrift: praefectus orae maritimae et classis senatus consulto). In dekorationsmässiger Figur sehen wir sie auf zwei Terrakotten verwendet, welche (nach Campana opere in plast. 83) als Vignetten auf S. 708 und 1430 in diesem Werke gegeben sind; auf einem hat sie auch Flügel, was bei Meergottheiten selten ist. Eine Sammlung der Denkmäler ist zusammengestellt Mon. Inst. III, 52. 53.

1763

In speciell attischer Sage wird Skylla zur Tochter des Königs Nisos von Megara, welche aus Liebe zu dem die Stadt belagernden Könige Minos von Kreta dem Vater die wunderbare Purpurlocke, seinen Talis man, vom Haupte schneidet und dem Feinde als Liebespfand überreicht. Minos jedoch weist die Verräterin voll Abscheu zurück, worauf sie sich ins Meer stürzt und seiner Flotte nachschwimmend in das Ungeheuer verwandelt wird. Die von den Tra

gikern behandelte Sage, in späterer Fassung erzählt bei Ovid. Met. VIII, 6-150, wird auf zwei Wandgemälden erkannt (s. Arch. Ztg. 1866 Taf. 212). [Bm] Sokrates, der Philosoph. Über das Aussehen des Sokrates ist zunächst an die bekannte Rede des Alkibiades in Platons Symposion zu erinnern, wo die Vergleichung mit dem Satyr Marsyas (p. 215 B) und den Silenen nur nicht blofs äufserlich genommen werden darf. Dazu stimmt, dafs bei dem nüchternen Xenophon, conviv. 4, 19 der Vergleich wiederholt wird, wozu noch ibid. 2, 19 der dicke Bauch und 5, 5 ff. die hervorstehenden Glotzaugen (ὀφθαλμοὶ ἐπιπόAaio) und die an der Wurzel eingedrückte, knollige Nase (Tò σшμÒν TĥS δινός) und die dicken Lippen (τὰ παχέα Xeíλn) hervorgehoben werden. Der kurze dicke Hals fiel dem Physiognomen Zopyrus auf, welcher nach Cic. de fato 5: stupidum esse Socratem dixit et bardum, quod jugula concava non haberet. Von Späteren preist seine Augen der Physiognomiker Adamantios 1, 9: úηloi θαλμοὶ μεγάλοι τε καὶ εὐαγεῖς καὶ ὑγρὸν βλέποντες, δίκαιοι, συνετοί, φιλομαθεῖς, ἔρωτος πλήρεις, οἷος ἦν ὁ φιλόσοφος Σшкрάτηs. Ob die uns erhaltenen Bildnisse in Büsten und geschnittenen Steinen auf ein Original des Lysippos zurückgehen, welches die Athener aus Reue über ihr Verfahren bei dem Meister bestellten und im πоμπЄîov weiheten (Tertull. Apolog. 14; Diog. La. 2, 43), mufs dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist die Schöpfung dieses häfslichen und doch charakteristisch schönen Typus eines solchen Meisters würdig. Und wenn eine als alt bezeugte Inschrift kaum nachzuweisen ist, so bedarf es dessen auch nicht. Wir geben in Abb. 1764 die Herme in Villa Albani N. 72, welche als die schönste gilt, nach Photographie, und wiederholen die geistvolle Betrachtung

P. Schusters (Die Bildn. d. griech. Philosophen. Leipzig 1876 S. 9): >Hier ist ein Gegensatz von Erscheinung und innerem Wert, von Natur und Geist, von Natürlichkeit und Selbstzucht, den in einem Gesichte auszudrücken einen Künstler wohl reizen konnte! Mufs man nicht zugeben, dafs der Silen darin noch sehr deutlich ist, dafs dieser Stiernacken Trotz und Frechheit ankündigt, dafs auf diesem kurzen, vorn ganz vollen Hals wirklich, wie der alte Zopyros bemerkt hat, die Borniertheit und Spiefsbürgerlichkeit aufzusitzen scheint, dafs sich in diesen vorquellenden Augen, in diesen Nüstern die Sinnlichkeit verrät? Scheinen nicht diese dicken Lippen sehr passend

für ein Blasinstrument? Bekommt man nicht den Eindruck, als sei diese Knolle von Nase prädestinirt dazu, einmal rot zu werden von der Gabe des Dionysos? Aber macht deshalb das Gesicht den Eindruck eines Silen? Wer einmal das Säufergesicht eines alten Silen mit seinem Überdrufs gesehen hat, wird diesen klaren, treuen Blick nicht damit verwechseln. Sokrates scherzte gern, er soll auch manchmal zu Haus allein getanzt haben. Zuzutrauen ist

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1764 Sokrates' Büste (Villa Albani).

es ihm. Aber kann man sich vorstellen, dafs dieses Gesicht dann je den ausgelassen wilden Ausdruck annahm, den der eine tanzende alte Satyr in der Villa Borghese [s. oben S. 1562] hat, dafs dieser Mund je schnalzte vor Lust, wie dies von einer Statuette in Neapel gesagt wird, dafs diese festen Züge sich je zu dem Gemisch von Lachen und Begier verzogen, womit der Faun des capitolinischen Museums seine Traube anäugelt? Kann man sich diese ernsten Augen je in verbuhltem Glanze zwinkern denken? Leuchtet nicht aus dieser häfslichen untern Stirnbildung ein scharfer Geist hervor und thront nicht auf dieser mächtigen Wölbung oben

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