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die Herrschaft jener Vernunft, die nach dem Gleichnis im Phädrus das freudige Rofs des Mutes willig die richtige Bahn leitet und die Begierde, jenes böse, plumpe, .hartmäulige, kurzhalsige Tier mit der aufgeworfenen Nase und den gläsernen, rot unterlaufenen Augen' so in den Zügeln hat, dafs es zitternd von seiner Geilheit abläfst. So ist das Bild des Sokrates zugleich das Bild des Weisen, der mit dem Sieg über das Gemeine auch das Häfsliche besiegt. Es ist der antike Typus der Schönheit männlicher Häfslichkeit.<

Zu erwähnen ist ein merkwürdiges Bronzerelief aus Pompeji (abgeb. Annal. Inst. XIII tav. H und in Jahns Ausgabe von Platons Symposion S. 82), auf welchem Sokrates unverkennbar im Mantel dasteht; ihm gegenüber sitzt bequem eine jugendliche Frau, welche ihre Rede mit erhobener Hand begleitet, zwischen beiden steht ein geflügelter Knabe (Eros) mit geschlossenen Augen, ein Kästchen haltend. Jahn erkennt in der Frau Diotima, die philosophische Freundin des Sokrates. Eine Replik in Terrakotta s. Mon. Inst. IX, 26, 2 mit Annal. 1871 p. 15 f. (Über das dem Sokrates mehrfach zugeschriebene Bildhauerwerk in Athen s. Art. »Chariten< S. 375 Abb. 411.) [Bm]

Sonnenschirm. Das Tragen eines Sonnenschirms (OKIάdelov, Arist. Thesm. 829, umbraculum, Ov. fast. II, 311 oder umbella, Juv. 9, 50) war im Altertum bei der Frauenwelt ganz gebräuchlich. Der Schirm, welchen beim Ausgang eine Sklavin (Mart. XI, 73. 6) oder ein Sklave (pedisequus, Ov. a. am. II, 209) der Herrin nachtrug resp. über ihr hielt, glich, wie die Abbildungen lehren, ganz den unsrigen, d. h. er bestand aus einem mit Stoff überzogenen Gestell von Stäben (virgae, Ov. 1. 1.), welches geöffnet und geschlossen werden konnte. Abb. 1765, nach Tischbein, Vases Hamilton I, 2, zeigt eine sitzende Frau, die einen solchen Schirm über sich ausgespannt hält. Eine andere, sonst nicht nachweisbare Form, hat der Schirm, welchen in Abb. 1766 (nach Gerhard, Trinksch. u. Gef., Taf. 27; vgl. Furtwängler, Berlin. Vasensammlung Nr. 2589) ein mit wunderlichem Kopfputz ausgestatteter bärtiger Satyr, der hier die Stelle des Pedisequus vertritt, über die ihm voranschreitende Herrin hält; derselbe scheint nicht zusammenlegbar zu sein, ist aber für den Zweck, damit das Gesicht einer vorangehenden Person vor den Sonnenstrahlen zu schützen, ganz praktisch konstruiert. Vgl. Becker-Göll, Charikles I, 201 f. [BI] Sonnenuhren s. Uhren.

Sophokles. Von dem Dichterfürsten waren schon im vorigen Jahrhundert zwei kleine, durch Namensinschrift gesicherte Büsten bekannt; hiernach konnten auch zwei andre im capitolinischen Museum richtig benannt werden, ebenso mehrere, die sich im Privat

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besitz befinden, auch Doppelbüsten mit Euripides (s. Welcker, Alte Denkm. I, 455). Alle diese Bilder wurden jedoch verdunkelt durch Entdeckung einer überlebensgrofsen Statue von Marmor, welche 1839 aus Terracina nach Rom in den Lateran gebracht worden ist und nach der vorzüglichen Restauration von Tenerani die Perle des Museums bildet. Wir geben sie nach Photographie (Abb. 1767). diese Statue als ein Meisterwerk ersten Ranges sagen Benndorf und Schöne, Lateran S. 154: >In dem Dichter das Muster des vollkommenen Mannes, die Sicherheit hoher geistiger Bedeutung, den Adel ungetrübter männlicher Schönheit zu gestalten: das ist es augenscheinlich, was der Künstler in seinem Werke erstrebte und was ihm schon in den grofsen Zügen der Hauptanlage zu erreichen gelang. Die schlichte Stellung des Körpers, welcher fast genau in der Linie des Standbeins ruht, die natürliche Bewegung des anderen vorgesetzten Beines, die bequeme Ruhe des rechten Armes und der kräftig eingestemmte linke Arm, die bedeutungsvolle Haltung des wenig erhobenen Kopfes, die edlen Verhältnisse endlich der in jeder Hinsicht völligen Gestalt vollenden das Bild eines Mannes, der weder schüchtern noch anspruchsvoll, in ruhigem Selbstbewusstsein, in der edelsten Mischung von Stolz und Bescheidenheit sich darstellt als der frei und harmonisch durchgebildete καλός καγαθός. Die Körperschönheit des Dichters wird aufser der Grabschrift (Vita Soph. extr. oxĥua τὸ σεμνότατον) auch durch die bekannte Erzählung von dem Siegesreigen nach der Schlacht bei Salamis bestätigt (Plut. Arist. 19). Aus litterarischer Überlieferung kennen wir zwei Porträts des Sophokles; die Statue, die ihm sein Sohn Jophon setzte, und das Bild in der Poikile, wo der Dichter mit der Zither gemalt war (Vita Soph. § 6, 4). Dafs die Erzstatue, welche ihm später die Athener auf des Redners Lykurg Antrag im Dionysostheater setzten (s. Art. Aischylos), den späteren Bildungen und auch unserer Marmorstatue zum Muster gedient habe, ist an sich nicht unwahrscheinlich. Einige behaupten, dafs die Behandlung des Haares auf ein Original von Erz schliefsen lasse. Ob die den Kopf umziehende dünne Binde (Taivía, hier nicht sichtbar) den Dichter als Sieger über seine Genossen im dramatischen Wettkampfe bezeichnen soll, wie Welcker a. a. O. will, mag dahingestellt bleiben. [Bm]

Sophoniba (Sophonisbe, auch Zoqwvíc) war die Tochter des karthagischen Feldherrn Hasdrubal, Sohnes des Gisgo, welche aus Patriotismus die Gattin des Numiderfürsten Syphax wurde, aber im Jahre 203 bei der Eroberung von Cirta in die Gefangenschaft des den Römern verbündeten Masinissa, ihres früheren Verlobten, geriet. Nach den in Einzelnheiten abweichenden Erzählungen (bei Livius 30, 12—15; Appian. Libyc. 27 ff.; Diodor. 27, 8 ff.; Dio Cass. frr.

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während Bernoulli (Röm. Ikonogr. I, 56 ff.) die Deutung bestreitet (vgl. Art. »Scipio‹).

Eine schöne Frau von üppiger Gestalt ist auf dem Efssofa gelagert; mit ihr unter derselben Purpurdecke der bräunliche Masinissa; sie feiern die Hochzeit (Soph. Trach. 539: μâç úñỏ xλaívηs; vgl. Theocr. 18, 19) in dem von der hohen Säulenhalle durch Vorhänge abgetrennten Gemache (Hor. Epist I, 1, 87: lectus genialis in aula). Alles sieht aus, als wollte die Neuvermählte eben die feierliche Spende bringen aus einer Schale, welche ihr von den nebenstehenden Dienerinnen (deren eine durch dunkelbraune Farbe als Orientalin bezeichnet wird) gereicht worden ist. Aber da tritt ihnen das Schicksal selber in Gestalt des Oberfeldherrn Scipio entgegen und wir werden belehrt, dafs hier die Hochzeitsfeier in ein Todesmahl sich verwandeln wird. Die beiden geschichtlich getrennten Momente nämlich, Hochzeit und Gifttrank, sind vom Maler in kühnster, aber echt künstlerischer Weise so zusammengezogen, dafs wirklich die Hochzeitsschale zum Symbol des Todes wird und die Scene in völlig dramatischer Art sich zuspitzt. Der glücklich erhaltene Vorderkopf des Scipio, bei dem auch die Narbe noch angedeutet erscheint (nach Helbig), stimmt vollkommen zu den zahlreichen Bildnissen (s. Art.), wie auch die von Visconti nebengesetzte Kopie zeigt. Seine Erscheinung wirkt in diesem Idealgemälde wie das Fatum; sie hat Masinissa erschreckt, in dessen Zügen sich wilde Erregung ausspricht, während in Sophonibas Antlitz schmerzliche Ergebung sich malt. Ein besonders schöner Zug ist aber, dafs nicht blofs die Dienerinnen ihren Anteil an der Herrin durch leise Trauer zu erkennen geben, sondern dafs Scipio selber nicht im Harnisch und nicht streng blickend, auch nicht mit militärischem Gefolge, sondern nur von einem einzigen Diener begleitet eintritt. Dieser Diener, durch dessen Anwesenheit zugleich die äufserliche Symmetrie in den Bildfiguren hergestellt wird, ist nämlich nicht etwa ein Speiseträger beim Hochzeitsmahle (wie Visconti annahm), sondern ein den Scipio begleitender, die heiligen Symbole tragender Opferdiener (popa), der in dieser Eigenschaft mit einem (für uns auffallenden) blofsen Schurz um die Lenden gegürtet ist (limus, Verg. Aen. XII, 120, wozu Servius: limus est vestis, qua ab umbilico usque teguntur pudenda poparum; haec autem vestis habet in extremo sui purpuram limam id est flexuosam, unde et nomen accepit). Auf der Schüssel, die er trägt, liegen Zweige und eine Schale, vielleicht mit dem Salzmehl (mola salsa). Jahn, der auf den Opferdiener des Altars des Kleo menes (s. oben Abb. 806) hinweist, führt nun aus, dafs nach römischem Rechte der Zwölftafeln beim Eindringen in fremdes Haus, z. B. zur Untersuchung wegen Diebstahls, diese Tracht und die Schüssel vorgeschrieben war (ut qui quaerere velit nudus quaerat,

linteo cinctus, lancem habens, Gai Inst. III, 192), damit der die Wahrheit Suchende als im Dienste der Gottheit stehend erscheine, und dafs also des Scipio plötzliches Eindringen in die fremde Behausung dadurch eine höhere Feierlichkeit und Würde erhalte. >Es ist nicht der Feldherr und Vorgesetzte des Masinissa, sondern der geheiligte Vertreter des göttlichen Willens, der in solcher Eigenschaft in das Ehegemach der Neuvermählten tritt und den widerrechtlich geschlossenen Bund löst; der Tod der Sophoniba wird zu einem Opfer, die Strafe zur Sühne einer Schuld, welche gegen die Majestät des römischen Volkes begangen ist, es ist der Wille der Götter Roms, welcher durch Scipio in Vollzug gesetzt wird. Die Farben des Gemäldes, welche jetzt gelitten haben, beschreibt Visconti als lebhaft und mannigfaltig. Masinissa ist durch dunkelbraune Haut, Sophoniba als Frau durch Weifs charakterisiert; der Mantel des Königs und das Unterkleid der Königin sind violett purpurn, ihr Oberkleid ist grün. Scipios Tunika hat rötliche Farbe; die beiden Dienerinnen sind weifs gekleidet; der Sklave trägt einen grauen Schurz Auch das Ruhebett ist von bunten Stoffen, der Vorhang gelb. Der hinter Masinissa stehende Kandelaber ist von Silber; die Statue des Apollon in der Säulenhalle ahmt vergoldete Bronze nach, die andre, vielleicht Mercur, ist mit dem grünlichen, jetzt patina genannten Roste überzogen.

Helbig, Untersuchungen S. 162, der ebenfalls die feine hochdramatische Komposition des Bildes aus griechischem Geiste hervorgehen läfst, spricht die Vermutung aus, dafs das Original vielleicht selbst als Schmuckstück für Scipios Triumphzug gearbeitet und später in einen Tempel geweiht worden sei. [Bm]

Sosibios aus Athen nennt sich inschriftlich der Verfertiger einer Amphora von parischem Marmor, die sich jetzt im Louvre befindet. Wir geben die Form des Gefäfses und das Relief in Abb. 1769 und 1770 auf S. 1688, nach Bouillon III vases 8. So deutlich die einzelnen Figuren sind, ebenso unklar ist der Sinn des Ganzen. Den Mittelpunkt der Handlung nimmt ein flammender Altar ein, an dessen linker Seite Artemis steht, während von der andern Seite Hermes herankommt. Die erstere ist gefolgt von zwei Mainaden und einem Satyr, der letztere von zwei Mainaden und einem Korybanten, den wir auch sonst in bakchischen Darstellungen finden. Von diesem Gefolge der Götter sind aber die letzten Gestalten zu einer besonderen Gruppe zusammengestellt, offenbar aus Gründen der Komposition, um auch auf der Rückseite einen Mittelpunkt zu markieren. Es ist kaum eine Figur dieser Vase eine originelle Erfindung. Die bakchischen Gestalten sind Wiederholungen sehr beliebter Typen der späteren Kunst, die beiden Götter sind nach Vorbildern des altgriechischen Stils kopiert. Diese Stilmischung ist gewifs kein Zeichen eines

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reinen Geschmackes. Der Künstler, der sich auf dem Altar einge-
schrieben, wird nicht vor der Kaiserzeit gelebt haben. Friederichs.
Die hinter Artemis befindliche Figur, welche derselbe für weiblich hält,
wird gewöhnlich als leierspielender Apollon gefafst. Kekulé sieht in
dem Ganzen >einen Festtanz<.
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Sphinx. Das ägyptische Bild der Sphinx (dort Neb, d. h. der Herr genannt und deshalb männlich) ist ein kolossales Steinbild mit dem Gesicht und der Brust eines Mannes oder (seltener) Weibes, im übrigen ein ungeflügelter liegender Löwe; manchmal findet sich ein Bärtchen am Kinn, oder auch ein Widder- oder Sperberkopf. Das Menschenhaupt wird meist mit dem Kalantika genannten Schleier bedeckt, in dessen

1769 Marmorvase. (Zu Seite 1686.)

Mitte oben sich eine runde
Scheibe, Uräus, aufsetzt.
Die Gestalt wird in Ägypten
vorzugsweise als Tempel-
hüter verwendet. Die (von
dort entlehnte?) Sphinx der
Assyrier und Kleinasiaten
ist dagegen weiblich; sie
hat in der Regel einen ge-
flügelten Löwenkörper mit
Kopf und Brust einer Jung-
frau. Von den Flügeln ist
der eine oft nach vorn ge-
richtet. Diese Sphinx ist
nun auch die der Griechen,
welche schon in den Grä-
bern
von Mykenai und
Sparta als kleine dekorative
Relieffigur erscheint (vgl.
Athen. Mitteil. II, 265 ff.,
IV, 45 ff.; Apollod. III, 5,
8, 2: εἶχε δὲ πρόσωπον μὲν
γυναικός, στῆθος δὲ καὶ
βάσιν καὶ οὐρὰν λέοντος καὶ
πτέρυγας ὄρνιθος). Indes-
sen treten in der Bildung
mancherlei Variationen ein,
indem bald das mensch-
liche, bald das tierische
Element gröfseren Raum
einnimmt. Oft ist sie zu

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drei Vierteln Mensch und aufrecht stehend, hat auch statt der Löwenkrallen menschliche Hände; zuweilen ist die Zusammensetzung wie bei den Kentauren; und wiederum herrscht der Tierkörper vor, wenn sie ihr Opfer packt und zerfleischt (wuóoiтoç Aesch. Sept. 541, unaιpóvoç Eur. Phoen. 1760). Einen Hundsleib ihr zuzuschreiben, berechtigen aber weder die Kunstwerke, noch das dichterische EpiɣE Kúшv Soph. Oed. R. 391; Arist. Ran. 1286 u. ä., welches nur allgemein: Scheusal bedeutet und auch der lernäischen Hydra (Eur. Herc. fur. 420. 1271) gegeben wird. Übrigenss. wegen der speziell thebanischen Sphinx unter Oidipus S. 1050 ff.

Über die Bedeutung des seltsamen Phantasiegebildes bei den Griechen herrschen verschiedene Meinungen. Die Rätselgeberin der Oidipussage kann nicht mafsgebend sein, da sie wahrscheinlich erst den Tragikern angehört. Ausserhalb dieses Sagenkreises ist die Sphinx aber das regelmäfsige Wappen auf den Münzen von Chios, dann auch von Gergis

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