Immagini della pagina
PDF
ePub

Stadtanlage und wurde burgartig befestigt; noch heut existieren bedeutende Reste der Mauer, auch die Stellen der Thore sind (bei b, d und t Abb. 1781) nachweisbar. Von diesem bescheidenen Anfange die längste Ausdehnung von SW nach NO beträgt 375 m, die Breite nicht ganz 200 m dehnte sich die Stadt über das anschliefsende Hinterland in zwei deutlich erkennbaren Absätzen aus. Einen halben Kilometer nämlich von den Gräben der NO-Seite entfernt ist das Hochplateau durch zwei von Norden und Süden auf einander zulaufende Einbuchtungen bedeutend eingeschnürt. Die dadurch entstandene Landbrücke sperrte man durch einen Wall mit davorliegendem Graben (rq) und erweiterte so die Stadt um das Vierfache. Der Wall ist von aufserordentlichen Dimensionen, unterscheidet sich aber von dem Servianischen zu Rom dadurch, dafs er keine Steinbekleidung hat. Die Befestigung an den den Flufsläufen zugewendeten Seiten wurde im wesentlichen durch Abschroffung der Felsränder hergestellt. Mit dieser Erweiterung ist aber das Wachstum der Stadt nicht zum Stillstand gekommen. Abermals einen halben Kilometer aufserhalb des ersten Walles befindet sich ein zweiter, der unter Benutzung einer hier befindlichen Terrainerhebung aufgeworfen ist. Diese gröfseste Ausdehnung mufs die Stadt vor den Zeiten der römischen Herrschaft gehabt haben. Nach der Unterwerfung schrumpft sie wieder zusammen, der Teil zwischen den beiden Wällen verödet. Man erkennt dies an der Verfallenheit der äufseren Wälle und daran, dafs Altertümer etc. ausschliefslich innerhalb der ersten Wallreihe gefunden werden. Im Mittelalter endlich zog sich die Stadt wieder auf ihren Ausgangspunkt zurück und ist jetzt zu einem kümmerlichen Dorfe herabgesunken. Die Geschichte Ardea's ist die der meisten antiken Städte; ganz besonders klare Beispiele sind noch das auf einem Vorsprung des Albanergebirges gelegene Cività Lavigna und das etruskische Veji; bei letzterem ist die äufserste Spitze des dreieckigen Plateaus durch einen vermutlich künstlichen Einschnitt ebenfalls isoliert. Aber stärker noch, als bei den älteren Städten, zeigt sich diese Entwickelung bei den Neugründungen der Diadochen, die in den meisten Fällen an vorhandene Städte anknüpften und dieselben zu einer ganz aufserordentlichen Blüte und Ausdehnung förderten. Bemerkenswert ist der Umstand, dass, wo jene Städte heut nicht gänzlich verlassen sind, so dafs etwa zu Fülsen der antiken Stadt in bequemer Lage in der Ebene eine neue Niederlassung entstanden ist (wie in Pergamon u. a.), der Ort sich wieder auf die ursprüngliche Ansiedlung zurückgezogen hat, die ge

nicht erkannt. Erst die Befestigungen des sicilischen Lilybaeum, das nach der Landseite zu einen dreifachen Graben hat, klärte mich auch über Ardea auf.

wöhnlich am besten beschränkten Verhältnissen und den Anforderungen der Sicherheit entspricht (so auch Alba Fucens). Das allmähliche Wachstum antiker Städte hat in vielen Fällen im Innern derselben seine Spuren zurückgelassen, da man die einmal aufgeführten Mauern, die bei dem durchweg bergigen Terrain überdies als Substruktionen dienen mufsten, nicht entfernte. Dies ist namentlich der Fall bei all den Städten, die von der Spitze eines Hügels ausgehend sich terrassenförmig in konzentrischen Kreisen nach unten erweiterten, wie Setia, Cori, Signia, Pergamon u. a. Aber auch in solchen Städten, die wie z. B. Rom und Jerusalem aus der Aneinanderschliefsung einzelner Hügel entstanden sind, liefs man die Sonderbefestigungen bestehen. In Rom beispielsweise sind mindestens bis in das zweite Jahrhundert v. Chr. alle Hügel einzeln befestigt gewesen. Doch beruhen nicht alle derartigen Erscheinungen auf historischer Entwickelung. Ganz alte Städte, wie Alatri, zeigen im Innern eine Gliederung durch Mauern, die mit der Entwickelung der Stadt sicher nichts zu thun hat, aber zum Beweise dienen kann, wie lebhaft das Streben nach Scheidung und Absonderung der einzelnen Teile war. Dasselbe Streben zeigt sich noch in Rom in der Abgeschlossenheit der einzelnen Vici (vgl. oben S. 1528).

4. Von ganz besonderem Interesse betreffs der Anlage sind die drei bedeutendsten Organismen des klassischen Altertums, Rom, Syrakus und Athen. Über die Gestaltung und Entwickelung dieser drei Städte sind die betreffenden Artikel zu vergleichen. Es verdient indessen an dieser Stelle hervorgehoben zu werden, dafs das Servianische Rom dadurch besonders merkwürdig. ist, dafs es eine von den wenigen uralten Städten ist, in deren Befestigung das Ufer eines Flusses als integrierender Bestandteil aufgenommen ist. Die Bedeutung dieses Umstandes für die Machtentwicklung Roms ist S. 1437 hervorgehoben. Von italischen Städten ist meines Wissens aufser Rom die alte vom Liris umflossene Sora die einzige Stadt, die ihre Mauern unmittelbar auf das Flufsufer aufsetzt. So natürlich uns heutzutage die Anlehnung von Wohnstätten an die Flufsufer erscheint, so selten finden wir sie im Altertum. 1) Einerseits steht dieser Art von Stadtanlage das Streben nach Sicherheit, zumal in älterer Zeit, im Wege, anderseits sind die Flufsläufe der klassischen Länder in ihrer überwiegenden Mehrzahl so unbedeutend, dafs an ihre Benutzung als Verkehrsstrafse nicht gedacht werden konnte; die heutzu

1) Eine ähnliche Lage wie Rom an einem Flusse in der Nähe des Meeres haben Amphipolis am Strymon, Antiochia am Orontes und einige andere gehabt, meist griechische Kolonien (vgl. Hirschfeld a. a. O. S. 15).

tage so wichtige Ausnutzung der Wasserkraft aber zu gewerblichen Zwecken hat dem Altertum fern gelegen. Während beispielsweise die über dem Liristhale auf hohen Bergen gelegenen antiken Städte nur noch ein kümmerliches Dasein fristen, breitet sich jetzt im Liristhale selbst, am Fußse des Hügels, auf dem Arpinum liegt, einer der blühendsten Fabrikorte Italiens, das papierfabrizierende Isola aus. - Syrakus hat eine von allen übrigen Städten abweichende Entwickelung. Von der Insel Ortygia erstreckte sich die Stadt auf die Achradina, ein unmittelbar am Meere sich erhebendes, von Süden nach Norden langgestrecktes Hochplateau, das durch eine zum Teil künstlich erweiterte Schlucht von seiner westlichen Fortsetzung, einem ein fast regelmäfsiges Dreieck bildenden Plateau getrennt war, dessen Länge bis zu der die westlichste Spitze bildenden Festung Euryalos ungefähr 5, und dessen östliche Basis 3 km beträgt. Dieser ganze ungeheuere Raum, auf welchem sich mehrere befestigte Ortschaften, Neapolis, Tycha und Epipolae befanden, wurde von Dionysius mit einer Mauer umgeben und an die eigentliche Stadt (Achradina und die Insel) angeschlossen, welche demnach bebaute und unbebaute Teile umfafste. Letztere waren so grofs, dafs, als Marcellus die Stadt eroberte, er mit seinem ganzen Heere zwischen Neapolis und Tycha (Liv. XXV, 25: nomina ea partium urbis et instar urbium sunt) lagern konnte und von hier aus erst die Eroberung der einzelnen Teile, namentlich des Euryalos und der Achradina unternahm. Einen komplizierten Typus bildet auch Athen. Abgesehen davon, dafs die Stadt in ähnlicher Weise wie Rom sich über mehrere Hügel etc. ausdehnt (vgl. den Art. Athen«), wurde durch die historische Entwickelung die Notwendigkeit geschaffen, eine enge Verbindung der Stadt mit dem Piräus herzustellen. Die Vereinigung beider durch die langen Mauern schuf einen Typus von Doppelstadt, der begreiflicher Weise nicht allzu oft wiederholt worden ist (Megara, Korinth); dagegen nehmen wir bei Städten, die in einiger Entfernung vom Meere hoch gelegen sind, den Prozefs wahr, dafs in unmittelbarer Meeresnähe eine Hafenstadt entsteht, die allmählich die obere Stadt überflügelt und schliefslich absorbiert. Es ist dies derselbe Prozefs, den wir unter N. 1 beobachtet haben. In Zeiten des Verfalles findet dann auf demselben Wege gewöhnlich eine Rückbildung statt.

[ocr errors]

5. Aufserordentlich selten sind die Fälle, dafs Stadtanlagen vollständig in der Ebene gemacht werden. Wo sie aber vorkommen, befinden sie sich gewöhnlich am Meere oder in der Nähe der Meeresküste, wie die sicilische Panormos und Lilybaeum, letzteres mit noch heute erhaltenen Mauern und Gräben, die nach der Landseite hin dreifach sind; ebenso lag Zankle (Messina); ferner Paestum (Posidonia) in Süd

italien, dessen Mauerring noch fast ganz erhalten ist. Hierher gehören auch die allerdings nur seltenen Fälle, dafs bei einem durch einen schmalen Isthmus mit dem Festlande verbundenen Vorgebirge (vgl. oben S 1696) nicht letzteres, sondern der Isthmus allein besetzt wird, wie bei Sinope; noch eigentümlicher liegt Orbetello in Etrurien auf der Spitze einer niedrigen Landzunge, die meerwärts durch die ungeheure Felsmasse des Monte Argentario geschützt ist. Von Anlagen im Binnenlande sind mir aus älterer Zeit nur Fundi (Horat. Sat. I, 5, 34) an der Via Appia südlich von Terracina bekannt, ferner Capua; dazu kommen die römischen Kolonien, namentlich aus der Kaiserzeit, wie Turin und Aosta, die die Form des römischen durch Wall und Graben gesicherten Lagers haben, aber auch frühere, wie z. B. das im 3. Jahrh. v. Chr. gegründete Falerii, das nur an einer Seite durch die Abhänge eines Flufsthales eine natürliche Schutzwehr hat, im übrigen auf einem Hochplateau liegt. Die prachtvollen Mauern, sowie die aufserordentlich breiten Gräben sind hier noch erhalten. Es ist dabei zu erwähnen, dafs die von Theoretikern überlieferte Zusammengehörigkeit von Graben und Mauer zwar richtig ist, ein künstlicher Graben aber ausschliefslich an solchen Stellen angelegt wird, wo die Befestigung ohne natürlichen Widerstand frei durch die Ebene zu führen ist, wie das namentlich bei den Wällen von Rom und Ardea der Fall war und sicher bei allen ähnlichen Anlagen stattgefunden hat. Dagegen haben Städte, wie beispielsweise das auf dem ringsum abschüssigen Palatin gelegene Urrom, niemals einen Graben gehabt. Ihn machte hier wie überall der Bergabhang überflüssig. Bemerkenswert ist, dafs die in der Ebene gelegenen Städte (nicht nur die schematisch angelegten Lagerstädte der Römer) eine quadratische oder dem Quadrat sich nähernde Form gehabt haben, die noch heute bei den oben genannten, namentlich bei Fundi und Lilybaeum, klar zu Tage liegt.

6. Zur Herstellung der Mauern bedienten sich die Alten fast ausschliefslich des heimischen Steines. Selbstverständlich war dies bei den ältesten Mauern, den sog. kyklopischen, bei denen ungeheure Blöcke ohne weitere Bearbeitung so, wie sie gefunden oder vom Gestein abgesprengt waren, verwendet wurden. Von den rohesten Bauten dieser Art haben wir in Abb. 1779 ein Beispiel gegeben; damit sind die auf S. 803 gebrachten Abbildungen von Mauern von Tiryns und Argos zu vergleichen. Eine schon etwas vollendetere Stufe repräsentieren Mauern, wie die von Signia, wovon Abb. 1782 (nach Mon. d. Inst. I, 3) eine Vorstellung gibt, doch ist von einer wirklichen Fugung der Steine auch hier noch keine Rede. Es folgen dann in immer mehr zunehmender Vollendung die polygonalen Mauern, bei denen eine kunstgemäfse Fugung der Steine von einfacheren Formen bis zu höchster Voll

[graphic][ocr errors]

1782 Kyklopische Mauer nebst Thor (Porta Sarracinesca) in Segni. (Zu Seite 1700.)

[merged small][merged small][graphic][merged small]

vollen Netzwerke, die Fläche wird nach Vollendung der Mauer glatt gemeifselt. Die vollendetsten Muster der Art existieren an einigen Stellen der Ringmauer von Ferentinum. Aufserhalb der Gebirge findet man in Italien diese Bauart gar nicht mehr; dagegen sind derartige Mauern nicht selten in späterer Zeit mit Quadern ausgeflickt. Einen ganz singulären Fall stellen die Mauern von Cosa in Etrurien dar; dieselben stammen unzweifelhaft aus römischer Zeit, bestehen aber aus Polygonalwerk, wovon Abb. 1784 (nach Originalskizze von C. Wilcke) eine Probe gibt. Wir haben es hier also mit der Nachahmung einer damals schon abgekommenen und in Etrurien überhaupt niemals üblichen Bauweise zu thun.

Abb. 1591 auf S. 1445), suchte man, namentlich bei griechischen Bauten, die Regelmässigkeit in andern Momenten, zum Teil darin, dafs man nur die Langseiten der Quadern in die Front legte, oder auch, indem man hohe und niedere Schichten mit einander abwechseln liefs. Abb. 1785 (nach einer Photographie) stellt einen Teil der Mauern von Paestum dar. Der Vergleich derselben mit dem Stück der Servianischen Mauer auf Abb. 1591 zeigt den Unterschied sehr deutlich; wie auch z. B. an der Neapolis von Syrakus das römische Mauerwerk auf den ersten Blick von der

1) Vgl. hierüber O. Richter, Über antike Steinmetzzeichen (Winckelmannsprogr. 1885 S. 39).

[graphic][subsumed][subsumed][merged small][graphic][subsumed][merged small]
« IndietroContinua »