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sie einige ziegenhaare an den beinen hatte. diesen makel übertrieben die diws in ihren schilderungen, worauf Salomo ihnen befahl, ein schloss zu bauen mit einem krystallboden davor, 100 ellen im geviert, worunter wasser floss. Balqis streifte ihre beinkleider in die höhe und entblöfste ihre beine. daher ist es noch heute brauch dass ein freier die beine seiner erwählten sehen darf. darnach bekehrte sie sich, und Salomo liefs für sie durch die diws das erste enthaarungsmittel bereiten. dann vermählte er sich mit ihr, und sie gebar ihm einen sohn (Chronique de Tabari, traduite sur la version persanne de Bel'ami par Zotenberg, Paris 1867, 1 437 ff).

In dem arabischen original, das eben im erscheinen begriffen ist, fehlt das kinderrätsel. was Tabari erzählt, ist folgendes (1 579): Balqis schickte an Salomo eine perle zum durchbohren. auf den rat der satane liefs er einen bohrwurm ein haar durch dieselbe ziehen und schickte sie zurück. nun machte sich die königin mit grofsem gefolge auf den weg zu Salomo. vor ihm angelangt fragte sie, ob sie ihm eine frage vorlegen dürfe. ja, frage nur! sie sprach: was für ein wasser ist das, das weder vom himmel noch von der erde kommt? Salomo befragte wie gewöhnlich zuerst die leute seiner umgebung, dann, da sie keinen bescheid wusten, die dämonen (dschinn), dann die teufel (satane). diese antworteten: nichts leichter als das! lass ein pferd in vollem laufe dahin rennen, sammle dann dessen schweifs in einem gefäfs, so hast du das verlangte wasser. Salomo antwortete hierauf der königin: der schweifs des pferdes. ganz richtig, sagte sie und fuhr fort: sage mir, was ist das wesen (arab. laun, was auch gestalt, farbe bedeutet) gottes? da sprang Salomo vom throne herab und fiel anbetend nieder. im texte ist hier ein sternchen (p. 581 z. 15), was eine lücke im manuscript anzudeuten scheint. 1

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Die abstammung der Balqis von einer dämonischen mutter berührt auch ein zeitgenosse des Tabari, der geschichtschreiber Masu udi (Maçoudi Les prairies d'or, texte et traduction par Barbier de Meynard et Pavet de Courteille, Paris 1864, in 152). seine quelle war die sagenhafte geschichte der himjarischen dynastie der Tubba. die erzählung von den eltern der Balqis

1 herr Grünbaum hatte die güte, mir diesen auszug aus dem urtext mitzuteilen.

ist eine variante des vielverbreiteten märchens von der verbotenen frage.

Ähnlich wie bei Belami lautet die erzählung von den rätseln der königin in der ältesten arabischen quelle, der geschichte der vormuhammedischen propheten von Ta'âlebi (anfang des 11 jbs.), der sich auf den noch im ersten jh. der hedschra zum islam übergetretenen juden Vahab ibn Munabbih beruft (s. die mitteilung Gildemeisters an Birlinger, Östreich. vierteljahrsschr. für kath. theol. XII 423), ferner in der chronik des Ibn-al-Atir aus der 1 hälfte des 13 jhs. (über diese und andere quellen der sage s. Rösch aao. 527).

Der Korankommentator Baidawi (13 jh.) gibt zu sure 27, 35 (1 68 ed. Fleischer) über Balqis folgende erläuterung: es wird erzählt dass sie den Mundhir sohn Amrus unter den gesandten (an Salomo) schickte und mit ihnen knaben, welche aussahen wie mädchen, und mädchen, welche aussahen wie knaben, ferner eine schachtel, worin eine ungebohrte perle, und einen onyx, dessen durchbohrung krumm war, und sie sprach: wenn er ein prophet ist, so soll er die knaben von den mädchen unterscheiden, die perle in gerader linie durchbohren, den edelstein mit einem faden durchziehen. als sie nun ins hoflager kamen und die gröfse des hofstaates sahen, entfiel ihnen der mut, und als sie vor Salomo erschienen, war ihnen Gabriel schon zuvorgekommen und hatte den könig belehrt, was zu tun sei. er liefs einen bohrwurm herbeibringen, dieser nahm ein haar und zog es durch die perle, dann einen weissen wurm, dieser zog einen faden durch den edelstein. dann liefs er wasser (zum gesichtwaschen) holen die mädchen nahmen es in die eine hand und taten es in die andere und wuschen dann erst das gesicht; die knaben dagegen wuschen sich sogleich. dann gab er die dinge zurück. 1

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Aus nicht genau bezeichneter quelle übertrug Hammer eine dem Belami sehr nahe kommende fassung der sage (Rosenöl, Stuttg. u. Tab. 1813, 154 ff). Salomo hatte 1000 frauen; aber 1001 waren ihm bestimmt: diese letzte war Balqis. wie Jusuff der schönste der männer, so war sie die schönste der frauen. Salomo liefs sie durch den hudhud auffordern, sich zum islam zu bekehren. die proben sind dieselben wie bei Bel'âmî. nur 1 auch diese stelle war herr Grünbaum so freundlich für mich zu über

setzen.

das rätsel vom wasser lautet anders: es fällt nicht vom himmel und quillt nicht aus der erde und rinnt süfs und bitter aus einem glas (die träne). was die dschinnen dem Salomo von den füfsen der königin sagen, ist verleumdung. Salomo erblickt, als sie das gewand aufschürzt, das schönste bein und den glattesten knöchel.

Am reichsten ausgestaltet zeigt sich die Balqissage bei dem biographen Muhammeds, Husein ibn Muhammed ibn al Hasan aus Dijârbekr († 1558) in dem buche Chamis, übersetzt von Weil (Biblische legenden der muselmänner, Frankf. 1845, s. 243 ff). hier ist der vater der Balqis ein sabäischer vezier von altem himjarischem königsstamm, ihre mutter die dschinnentochter Umeira (auch hier das märchen von der verbotenen frage). sie vermählt sich mit dem könig von Saba, erdolcht ihn in der brautnacht und bringt es durch arglistige ränke dahin dass sie nun zur herscherin erwählt wird. auf die botschaft des hudhud kleidet sie 500 jünglinge als jungfrauen und 500 jungfrauen als jünglinge und befiehlt jenen, sich wie mädchen, diesen, sich wie knaben zu benehmen. mit ihnen sendet sie an Salomo ein verschlossenes kästchen mit einer undurchbohrten perle und einem krummdurchbohrten diamanten, endlich einen becher, den er mit wasser füllen soll, das weder vom himmel gefallen noch aus der erde gequollen sei. Salomo errät alles verborgene, durchbohrt die perle mit einem wunderstein, lässt den diamant durch einen seidenwurm einfädeln und den becher mit pferdeschweifs füllen. dann lässt er 1000 silberne kannen und waschbecken bringen und befiehlt den sklaven sowol als den sklavinnen sich das gesicht zu waschen. die erstern fahren sogleich mit der hand, auf welche das wasser gegossen wird, ins gesicht; die letztern aber leeren das aus der kanne in die linke hand fliefsende wasser zuerst wider in die rechte und waschen dann erst mit beiden händen zugleich das gesicht. da ihm mehrere satane einreden wollen, Balqis habe eselsfüfse, lässt er sie über den krystallenen boden führen und erblickt einen tadellosen frauenfufs, worauf er sich mit ihr vermählt und von da an jeden monat drei tage bei ihr in ihrer hauptstadt Mar'eb zubringt. als sie stirbt, lässt er sie in der von ihr erbauten stadt Tadmor begraben, wo man ihr grab unter dem chalifen Walid 1 (705-717) entdeckt hat.

Eine bearbeitung dieser darstellung wurde in die von Weil

übersetzte redaction von 1001 nacht eingefügt (Pforzheim 1841, IV 502 ff).

Vom wiedehopf erzählen die orientalischen dichter dass ihm Salomo als ehrenlohn für seine kunde von Balqis seine bunte federkrone verliehen habe (Azeddin Elmocadessi Les oiseaux et les fleurs, publ. et trad. par Garcin, Paris 1821, s. 96).

In sämmtlichen arabisch-persischen fassungen der sage erkennt Salomo das geschlecht der kinder an der art, wie sie die hände oder, was anschaulicher ist, das gesicht waschen. über den ursprünglichen sinn des bei Baidawi und Husein von den frauen beobachteten brauches gibt eine Talmudstelle aufklärung, die bei Kohut in seiner abhandlung über jüdische angelologie und dämonologie (Abh. der DMG IV 16, Leipzig 1866) zu lesen ist: 'bedient man sich des öls zum salben, so nehme man dasselbe aus der hohlen hand, nicht aus dem gefafse; denn die dămonenbeschwörer besprechen nur das öl im gefäfse, nicht aber auch das in der hand.' die hand als gefäfs benutzt hat eine von zauber reinigende kraft. die knaben begnügen sich mit dem einmaligen umgiefsen; die mädchen dagegen suchen, bevor sie das wasser ins gesicht bringen, die reinigende würkung durch zweimaliges umgiefsen zu steigern.

Es lässt sich nicht verkennen dass in dem sagenbild, wie es uns in dieser orientalischen tradition entgegentritt, züge des semitischen mythus auf die biblische königin übergegangen sind. am häufigsten kehrt in den verschiedenen darstellungen die angabe wider dass die beine der Balqis ursprünglich würklich, später nur angeblich tierisches aussehen haben; bei Ta'âlebi wird dies ausdrücklich als ein merkmal ihrer dämonischen abkunft bezeichnet. die starke behaarung hat Balqis mit Lilith gemein, einer zum mörderischen buhlgespenst herabgesunkenen altsemitischen liebesgöttin. die schon bei Ta'alebi 1 erwähnten eselsfüfse erinnern an die arabischen ghûl, jene in den märchen so oft genannten leichenzerfleischenden walddämonen, zu denen wider Lilith gerechnet wird. auch dass ihr grab in Tadmor gefunden wird, ist bedeutsam: denn Tadmor ist der aufenthalt der Lilith. andere arabische sagen hinwiderum preisen Balqis als kriegsheldin und anlegerin von wunderbauten, was schon

1 auch bei dem Korankommentator Dschelaleddin al Mahalli, um 1400 (Alcorani textus universalis auctore Marraccio, Patavii 1698, s. 513).

Movers bestimmt hat, sie mit der fabelhaften herscherin des alten Assyriens, mit der kriegerischen buhlerin Semiramis', zu identificieren (Die Phönizier п 3, 293. 1 455). wie Balqis einem menschlichen vater und einer dämonischen mutter, so entstammt auch Semiramis dem liebesbund eines schönen Syrers mit der wassergöttin Derketo. diese mythischen grundlagen der sage hat Rösch in seiner oben angeführten studie erörtert.

Mit Semiramis bringt denn auch Rösch (aao. 553) das verkleiden der kinder in beziehung. hatte doch nach Diodor (2, 6) Semiramis die medisch-persische tracht erfunden, welche so eingerichtet war dass man nicht erkennen konnte, ob die damit bekleidete person ein mann oder ein weib sei (Movers 1 635). nach Ta'âlebi, Baidawî und Husein sind die kinder nicht gleich gekleidet, sondern die knaben tragen weibliche, die mädchen männliche tracht. auch dieser kleidertausch weist auf bekannte cultusgebräuche im dienste androgyner gottheiten, zu denen Semiramis gehört (Movers 1 456).

Zur vervollständigung der analogie hätte Rösch das aufheben des kleides mit aphrodisischen gebärden in zusammenhang

1 der sagenzug ist bekanntlich weit verbreitet. dass die teuschung durch einen krystallenen fufsboden bewürkt wird, widerholt sich jedoch nur in einer einzigen stelle, im Mahabharata (Lassen Indische altertumsk., Bonn 1847, 1 676 n. 3): mitten in der halle des Judhishthira ist ein krystallener mit lotosblumen von edelstein bedeckter estrich; den hält Durjôdhana für einen wasserteich und zieht seine kleider in die höhe; nachher hält er einen würklichen teich für einen künstlichen und fällt ins wasser. diese jedesfalls späte possenhafte geschichte mag mit der jüdisch-arabischen verwandten ursprungs sein. in dem hindustanischen sammelwerk Prem-Sagâr ist bereits zauber mit im spiel: da wurde dem palast durch seinen erbauer May (Maja) die eigenschaft verliehen, dass die auf dem trockenen giengen im wasser zu waten meinten und umgekehrt wasser für land hielten (Garcin de Tassy Hist. de la litt. Hindoui et Hindoustani, Par. 1847, п 174). alle übrigen sagen, wo dieser zug widerkehrt, haben es nur mit zauberkünsten zu tun. so die sage vom sicilischen zauberer Heliodor, den der hl. Leo von Catania (um 600) mit der stola band und verbrennen liefs. von ihm wird in der aus dem griechischen übersetzten, angeblich gleichzeitigen legende des heiligen erzählt: Cum obviae aliquando factae essent mulieres, astantibus impuris sodalibus ait: Quid si, amici, facio ut denudentur istae in oculis omnium? Atque illico nefariam artem adhibens, quasi fluvium praeterlabentem earum sensibus ostendit, ita ut velut aquam ingressurae tunicas genu tenus altollerent (AA SS Bolland. febr. 1 224"). hier ist natürlich die möglichkeit einer einwürkung der Balqissage nicht ab

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