INHALT DER ZEITSCHRIFT Kritische untersuchung der quellen zur geschichte Ulfilas, von Kaufmann s. Der Strafsburger Alexander und Eilharts Tristrant, von Wilmanns Königsberg, der dichter der Klage über die ermordung Friedrichs von Braunschweig, von Wyss Sarantasmê, von Lichtenstein Zu bruder Berthold, von Denifle Ein diebssegen, von Steinmeyer Ahd. eigennamen, von Hofmann. 193 262 294 299 301 302 303 305 308 311 312 DES ANZEIGERS Weinhold, Deutsche frauen?, von Zingerle. Sobel, Accente in Otfrids Evangelienbuch, von Erdmann. Kirpičnikov, Schriften zur deutschen heldensage und legendenforschung, Gering, Islendkz æventyri, von Heinzel. Müller, Beiträge zum leben und dichten DCvLohensteins, von Lichtenstein. 290 Lippert, Die religionen der europäischen culturvölker, von Meyer 295 298 298 303 312 Vom 1. februar bis zum 30. april 1883 sind, abgesehen von den bereits in diesem hefte besprochenen, folgende bücher zur recension eingegangen: ANDRESEN, Volksetymologie BECH, Granum sinapis (programm) BRAUMANN, Principes der Gallier und Germanen (programm) GOETHES gedichte ed. vLoeper HENNING, Nibelungenstudien- HIRZEL, Hallers tagebücher HORSTMANN, Bokenams legenden KLOPPER, Herders Weimarer schulreden (programm) KLUGE, Etym. wb. lief. 3. 4 KÖLBING, Sir Tristrem LEHMANN und SCHNORR VCAROLSFELD, Die Njálssage MICHAELIS, Physiologie und orthographie der zischlaute MÖLLER, Ae. volksepos - MÜNDEL, Haussprüche und inschriften im Elsass SEEMÜLLER, Studien zum kleinen Lucidarius - SEUFFERT, Deutsche litteraturdenkmale 10. 11 WARNATSCH, Der mantel. JUL 15,893 KRITISCHE UNTERSUCHUNG DER QUELLEN ZUR GESCHICHTE ULFILAS. Nachrichten über Ulfila finden sich bei: 1) Auxentius, entdeckt und herausgegeben von GWaitz Über das leben und die lehre des Ulfila, Hannover 1840, wider abgedruckt bei EBernhardt Vulfila, Halle 1875. 2) Philostorgius in der Historia ecclesiastica, einer um 440 geschriebenen fortsetzung der Kirchengeschichte des Eusebius vom arianischen standpuncte. 3) Socrates, Sozomenus und Theodoretus, welche um dieselbe zeit das werk des Eusebius vom orthodoxen standpuncte fortsetzten. 4) Acta SNicetae, eines um 370 getödteten gotischen märtyrers, Acta sanctorum vom 15 september v 40. 5) Jordanis De rebus geticis und Isidor von Sevilla, in dem Chronicon und in der Historia Gothorum. Ihre augaben über Ulfila sind mehrfach untersucht worden und zwar mit dem glücklichsten scharfsinn: aber ein abschluss ist bisher nicht erreicht. die forscher gehen in der beurteilung jener quellen an zahlreichen und wesentlichen puncten aus einander. schreibt doch selbst HRichter in seinem vortrefflichen werke Das weströmische reich von 375-388 s. 444 noch die fabel nach, Ulfila sei ein schüler des orthodoxen bischofs Theophilus gewesen. ich nehme deshalb die untersuchung noch einmal auf, um für alle genannten quellenschriften festzustellen: in wie weit sie zuverlässig sind, in welchem verhältnis sie zu einander stehen und was sie an nachrichten über Ulfila bieten. Was mir von meinen vorgängern bereits erledigt scheint, werde ich im resultat mitteilen, wo noch zweifel blieben, werde ich die untersuchung selbst geben. So hoffe ich die gesammten nachrichten über Ulfila in kritischer sichtung zusammenzustellen. daran soll sich dann noch die prüfung derjenigen stellen schliefsen, welche von der christianisierung der Goten handeln. Z. F. D. A. XXVII. N. F. XV. 14 1. Auxentius. Aufmerksam gemacht durch Knust hat GWaitz diese weitaus. wichtigste quelle zu Paris in der handschrift Supplement latin 594 entdeckt, mit unendlicher sorgfalt herausgegeben und mit dem glücklichsten scharfsinn erläutert. auf dem so gelichteten boden sich freier bewegend, hat dann der der wissenschaft zu früh entrissene WBessell in seiner schrift Über das leben des Ulfilas und die bekehrung der Goten zum christentum, Göttingen 1860, verschiedene puncte richtiger oder genauer bestimmt. seinen ausführungen haben sich die späteren 1 meist angeschlossen, andere haben ihm widersprochen, ohne dass jedoch die untersuchung im zusammenhange wider aufgenommen wäre. das ist aber notwendig, denn Bessell ist ein solcher liebhaber scharfsinniger combination, dass ihm seine begabung zur grösten gefahr wird. fast möchte man sagen, die schwierigkeit reize ihn an und verführe ihn, sich für eine auffassung zu entscheiden. aus diesem grunde bin ich auch den blendenden erörterungen, mit denen er Waitzs ebenso scharfsinnige wie vorsichtige untersuchungen über Auxentius weiter führte, nicht ohne mistrauen gefolgt aber in bezug auf wichtige ergebnisse muste ich ihm beitreten, namentlich in bezug auf die bestimmung der lebenszeit Ulfilas von 311-381 statt 318-388. doch schien mir hierbei die beweisführung änderungen zu erfordern, und einige seiner erörterungen über Auxentius halte ich auch für unrichtig oder doch unsicher. diejenigen abschnitte endlich von Bessells schrift, welche die angaben des Socrates, der Acta Nicetae, des Jordanis usw. über Ulfila untersuchen, sind in der hauptsache verfehlt. Überlieferung des Auxentius. Auf dem concil zu Aquileja von 381 waren die Arianer nur durch zwei ihrer bischöfe vertreten, Palladius und Secundianus, und diese hatten nicht recht zu worte kommen können. sie klagten dass ihre reden nicht richtig protocolliert seien. dies veranlasste einen sonst unbekannten bischof Maximin, an den rand eines codex der acten jenes concils eine auseinandersetzung 1 so Bernhardt in seiner ausgabe des Vulfila, während FDahn noch in der neuen ausgabe von Wietersheim Völkerwanderung Waitzs annahmen folgt. |