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PREDIGTBRUCHSTÜCKE.

VI

Steinmeyer übersendet mir freundlichst seine abschrift eines pergamentblattes, 26 cm. lang, 20 cm. breit, 14 jhs., zweispaltig schön geschrieben, das in zwei genau an einander passende teile zerschnitten von Wilhelm Meyer auf der hof- und staatsbibliothek zu München kürzlich aus einer incunabel der alten churfürstlichen bibliothek losgelöst wurde. der folgende abdruck ist getreu nach der hs. veranstaltet (i: j, v: u, f zu s), auch die z für s sind belassen, abkürzungen dagegen, deren nur wenige und einfache vorkommen, aufgelöst. ergänzungen waren an mehreren stellen notwendig, wo durch schere oder löcher zeilenanfänge resp. -schlüsse weggefallen sind, sie wurden cursiv gedruckt. die interpunction habe ich hinzugefügt und dabei die überlieferung möglichst berücksichtigt.

Mehrere teils positive teils negative anzeichen alemannischen dialectes sind vorhanden; es wird aber wol untunlich sein, das stück darauf hin einer bestimmten gegend zuzuweisen.

Wie es scheint, stammt das blatt aus dem anfange einer predigt de circumcisione domini. sie war sorgfältig disponiert: erst sechs gründe für Christi beschneidung, deren erster und zweiter jedoch durch zugesetzte vorschläge für geistige askese aus der ordnung gerückt werden. es folgen vier gründe dafür, dass die geistliche beschneidung von den zuhörern geübt werde, und dann gründliche, ausführliche besprechungen der einzelnen. die predigt muss ziemlichen umfang gehabt haben und gehört darnach schon, sowie durch ihre ganze anlage zu der kategorie späterer sermone des xiu jhs.

Ich habe in dem mir zugänglichen deutschen gedruckten und ungedruckten material nichts verwandtes gefunden. auch ist es mir nicht gelungen, in meinen tabellen lateinischer predigten die quelle zu eruieren. ähnliches existiert genug. schon bei Hilarius De trinitate 9, 9 (Migne x 288), Maximus Taurinensis homil. 25 De baptismo Christi 7 (Migne LVII 299 ff), Fulgentius im ersten der bei Migne LXV 833 ff publicierten, früher ungedruckten, sermone ist der gedankengang im allgemeinen derselbe wie hier. die bibelZ. F. D. A. XXVII. N. F. XV.

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stellen werden wie in unserem stück auch sonst sehr oft verbunden, zb. bei Beda Homiliarum lib. 1 hom. x (Migne XCIV 53 ff), Hugo von SVictor sermo XLIX (Migne CLXXVII 1034), SBernhard und anderen. aber meistens wird doch in den lateinischen und den davon abhängigen deutschen sermonen die allegorische beschneidung verschiedener körperteile wegen ihrer sündhaftigkeit empfohlen.

(1) und unser wandel und unsriu wort und unsriu werk und alles unser leben also besniten sin, daz do von ieman werde geergert und gebôsert und daz uns dar umbe ieman müge gestraffen; wann tûn wir daz, so haben wir uns auzwendig be5 sniten. Diu ander besnidunge sol innan sin, daz ist daz wir alle1 unser gedenke und alle unser begirde von unserm hertzen sniden mit der andaht, und daz haist inwendig besniten.' Zw dem tritten mal do wolt er sich lazzen besniden dar umb, daz die juden sich niht mohten entschuldigen, wann hette er sich 10 nibt lazzen besniten2, so heten die juden gesprochen: wir3 wellen an dich niht gelouben, wan din leben ist ungelich unserr. h. våter leben. Zw dem vierden male do wolt er sich lazzen besniden, daz der tiuvel iht sein bůrt erkennet und daz er im sein. h. gothait auch vor verburge (wann diu besnidunge nam in der 15 alten. e. ab die angeboren sûnde diu die kinte hant), sam er in den sûnden (1) were geporn, und do von wann er wolt wænen er wer in den sûnden geporn, do liez er sich besniden, und daz er wer sam ain ander mensch. und dor umb wolt unser lieber herr auch daz daz sin müter würde hern Josep gemæhelt, 20 daz der tiuvel iht erkante daz er wer der ware gotes sûn, wan daz er wer hern Josephs sun. Zw dem fünften mal do wart er besniten, daz er die gerehticheit wolt erfullen, wann reht sam er sich in der nuwen. ê. liez toûfen, daz er die rehticheit erfullet, also wolt er sich in der alten. e. lazzen besniden, daz er 25 alle rehticheit erfullet. wann ez waz an im ain grozziu demûticheit, wie doch daz wer daz er wer ain rehter herr der. ê., daz er sich selber wolt binden und untertanig wesen der. ê. und daz er dem reht als gehorsam waz sam ain ander mensch, und auch daz selbe in der nuwen. ê. Zw dem sehsten mal do wolt er 30 sich lazzen besniden, daz er do mit diu alten. ê. bewæret und ouch lobet wie rehte gute sie wer, und waz in der alten (2). ê. 1 aller hs. 2 t öfters für d, daher hier nicht geändert wurde 3 wil hs.

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niht volle komen waz gewesen daz daz in der niwen. e. wurde volle komen und auch volle braht. und do von sprichet er in dem. h. ewangelio: Non veni solvere legem et destruere, sed adimplere. Daz sprichet2 also: Ich pin dar umb niht komen 35 in dise werlt, daz ich die alten. ê. welle zerfuren und auch zerbrechen, Ich pin dar umb in dise werlt chomen, das ich diu alten wille erfullen. Nw sol wir merken daz wir uns sollen durch vier 3 sach willen geistlichen besniden. Zw dem erstem mal so sullen wir uns besniden, daz wir uber werden dez ewigen 40 todes. Zw dem andern mal sullen wir uns besniden, daz wir unser sele dem almehtigen got gemæheln. Zw dem dritten mal sullen wir uns besniden dar umb, daz wir den vronlichnamen unsers herrn wirdeclichen und auch trostlichen enphahen. Zw dem vierden male, daz wir erwerben daz himelrich und auch daz 45 ewige leben enphahen. (2) Nw sprich ich aber: als zw dem ersten male so sullen wir uns besniden dar umb4, daz wir uber werden dez ewigen todes; und do von so spricht unser herr in der alten. e. an dem ersten buche, daz ist Genesis5: Masculus cujus preputii caro circumcisa non fuerit delebitur anima illa de 50 populo suo. i. de cetu fidelium. Er spricht also: Der sun der niht besniten an sinem leib ist und auch wirt dez selben sele sol werden vertilget von dem volk von Israel, wan er hat mein gebot über gangen. und do von, saliger mensch, wil du daz gebot unsers hern behalten, als er sich do liez liplichen be- 55 sniden durch dinen willen, also solt diu dich durch sinen willen gaistlichen lazzen besniden dar umb, daz din sele ouch iht werde vertilgt von dem volk von Israel, daz ist von dem volk aller gelaubigen lewte. wan ist daz diu dich niht geistlichen besnidest, so bistu dez gebotes unsers herrn6 ungehorsam worden und 60 wirt din armů. . . . .

1 Matth. 5, 17, aber et destruere steht nicht in der Vulgata
3 ie durch ein loch zerstört 4 dar umb zwei mal

2 sprich hs.

17, 14; die worte nach suo fehlen in der Vulgata unterpungiert.

Graz, 29. 11. 82.

6 darnach niht

ANTON SCHÖNBACH.

SEGEN.

Aus der hs. 2817 (Hoffmann nr CCXXIV) der k. hofbibliothek in Wien, papier, 71 blätter fol., xiv jhs., hat JM Wagner im Anzeiger für kunde der deutschen vorzeit 1862 sp. 234 ff verschiedene segen mitgeteilt, andere sind MSD 461 f. 464. 466. 473 f. 481 benutzt worden. doch erübrigt immer eine anzahl kleiner stücke, welche vornehmlich wegen ihrer verwandtschaft mit bereits bekannten überlieferungen interesse beanspruchen dürfen. ich führe daher in kürze an was in dem codex an segen noch zu finden ist, wie häufig sonst (zb. bei der alten Innsbrucker hs. Mones Anz. 7, 608 ff. Zingerle Germania 12, 463 ff) unter recepten verstreut. ich spare dies mal ausführliche verweisungen, nicht bei jeder kleinen publication sind sie nötig.

26-27 stehen lat. augensegen, welche aber blofs anrufungen von heiligen enthalten. 27 findet sich: Der lieb herr sant Nicasius het ain vel in dem augen und bat got von himelrich : wer der wer der sinen namen by im truge, daz er an schaden erlöset würde von dem smerczen und wettagen der augen invocation folgt. vgl. Zs. 24, 75 f. darauf enthalten 27cd recepte gegen augen- und zahnleiden. 28a steht unter der roten überschrift Der zen segen folgendes: Sanctus Petrus cum sederet super petram marmoream misit manum ad caput, dolore dentium fatigatus tristabatur. apparuit autem ei Jesus qui ait: 'quare tristaris, Petre?' 'Domine, venit vermis emigraneus et devorat dentes meos.' Jesus autem ait: 'adjuro te, emigranee, per patrem et filium et spiritum sanctum, ut exeas et recedas a famulo dei. N. et ultra eum non ledas.' Kyrie el. Christe el. Kyrie el. pater noster. sicut liberet te ab hoc malo deus amen increatus

eternus

sancte

pater increatus filius increatus spiritus sanctus immensus benedicat. diese fassung ist in mehreren puncten besser als die MSD2 466 aus 28 entnommene. zu der schlussformel vgl. Zs. 20, 22. 21, 210. 24, 65. nach einem schon gedruckten wundsegen sind gelübde und gebete kranker personen verzeichnet. es folgt ein kurzer Longinussegen (der längere aus 25d ist MSD2 481 publiciert): Longinus stach unsern herren durch sin seitun, daz wasser und plût dar us ran. dem enswal noch enswûr die wund sin, also mûzzen dir die wunden din.

zum schluss: plaus in die wunden, plaus ie als oft dar in, so verstet daz plût. 29a steht ein bekannter blutsegen und dieses stück: So dů an daz gericht gest, so sprich dis wort: Rex pacificus inter me et vos appropinquat deprecatio mea in conspectu tuo. Ich schlieff vil súzz uf des hailigen Cristes füzzen; Crist der weckte mich (29), der gesegen mich und min fraw sant Marie. daz gebet sei beschlozzen gen mir und daz sei mir offen auch füir aelliù geschliffen waffen denn daz min, daz můsz mir huit gesegent sin. daz sprich dristunt mit dri pater noster, so mag dir kain waffen nit geschaden. trotz der argen corruption ist der zusammenhang mit den MSD2 468 ff behandelten segen unverkennbar.

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Es folgt die formel: Swer din veind sei, dem sprich dis wort under sein augen, so wirt er din friůnt: per signum crucis Christus imperat, ut me diligas und läuft in ein gebet aus. Für den zenswern wird dann empfohlen ein brieflein umzubinden, das nur ein lateinisches gebet enthält. 29 steht Der pfeilsegen (rot). So der mensch so gar ser geschossen ist oder wirtin dem namen des vaters und des suns und des vil hailigen gaistes † Longinus der jud der unserm herren Jesu Christo die nagel us zoch us henden und us fůzzen. als war (hs. was) dis wort sien, als werlich geb mir .N. got hûit kraft und mach mir .N. christenmenschen dicz isen uf gån und us flaisch zu ziechen in gotes namen amen. vgl. Zs. 20, 24.

Der nächste blutsegen MSD2 462. darnach lateinische formeln gegen das bluten und krankhafte ausartung der menstruation, mit berufung auf das blutflüssige weib, das Veronica gesetzt wird. die zeilen sind auf blättchen zu schreiben, diese auf den nabel zu binden. recepte und einfache segenssprüche gegen geschwulst stehen darnach. 30 Benedictio dencium (rot). In nomine patris et filii et spiritus sancti amen. Christus in petra sedebat et virgam in manu tenebat et vermibus contradicebat. discipuli veniebant qui ad eum dicebant: domine, quid facis hic?' qui respondit: 'vermibus contradico; si sint vivi moriantur, si mortui 'sunt exeant foras.' et tunc (hs. tuc) scribe hanc figuram (ein wurmförmiger schnörkel) omnis (?). das ist die bessere formulierung eines stückes, welches schon Mone Anz. 7, 609 veröffentlicht hat, vgl. Myth. 1042. es folgt: Füir den trit an den rossen spricht die hailigen dri nagel die unserm herren durch hend

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