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queda (Keil m 205). endlich heifst er sie Sabá nach ihrem reich (Autos 259; Keil m 205). er macht sie, notizen des Pineda benützend, zur herscherin über Saba, Äthiopien und Indien: La Sibila soberana

De la gran India oriental,
Emperatriz de Etiopia,

Reyna invicta de Sabá

(Autos п 253b; Keil m 202). er schildert sie als schwarz, als Sibila negra hermosa y profetisa (Keil m 212), und identificiert sie, immer unter benützung der gelehrten auseinandersetzungen des Pineda, mit der schwarzen braut des Hohen liedes. daher lässt er in der scene, wo sie im triumphwagen vor Salomo anlangt, den chorgesang ertönen:

Morena soy, pero hermosa,
Hijas de Jerusalem

(Autos II 268; Keil m 212"). was in den beiden dramen auf die legende vom kreuzholz sich bezieht, hat Calderon gleichfalls den angaben des Pineda entnommen. auch der alte sagenzug fehlt nicht, dass die königin dem könig rätselaufgaben stellt, um zu erproben, ob seine weisheit würklich seinem ruhme gleichkomme. Pineda, der auch diesen gegenstand berührt, erzählt das kinderrätsel in der byzantinischen fassung des Kedrenos (l. 5 c. 15 § 42 p. 545). Calderon aber hat in diesem für unsere untersuchung wichtigsten puncte seinen gewährsmann verlassen. · die rätselaufgaben seiner sibylle lauten anders als in allen bisherigen versionen der sage.

Beidemal ist die scene ein herlicher garten. im auto lässt die königin von ihren begleiterinnen Astrea und Palmira (die letztere ist eine allegorische figur der Idolatria) zwei sträufse ramilletes bringen, von denen der eine aus natürlichen, der andere aus künstlichen blumen besteht, und gibt dem könig auf, sie von ferne zu unterscheiden. Salomo verlangt einige zeit zur beantwortung, und Astrea legt ihm unterdessen die zweite frage vor, warum dasselbe geschliffene glas die schriftzüge eines buches dem einen verkleinere und dem andern vergröfsere. aber noch bevor er auf diese frage antwortet, hat er schon den echten straufs der Astrea von dem unechten der Palmira unterschieden: um jenen schwärmen bienen, honig zu nippen, um diesen schmutzige fliegen, ihn zu besudeln.

Sobre aquellas flores buelan

en enamorados cercos
providas apexas, sobre
estotras al mismo tiempo
inmundas moscas, las unas
liban sus matizes bellos,
de que artificiosas labran
la miel, las otras sus buelos,
solo à mancharlas, las rondan

(Autos 1 272). diese scene widerholt sich im 3 act der Sibila. hier hat Calderon die zweite, gelehrt optische frage mit recht weggelassen. auch die lösung des blumenrätsels hat er vereinfacht und verfeinert. eine frau der königin, Irene, zeigt dem könig blumen in einem blumenkasten (quadro): davon seien einige ihr werk, andere das der jahreszeit. die pause, die Salomo zur beobachtung braucht, füllt der mohr Mandinga, der spafsmacher, aus, indem er ein kinderrätsel des volks vorbringt. sieh, Irene,

sagt hierauf Salomo, diese rose, die ich zwischen der nelke und der hyacinthe sehe, ist falsch: eine biene kreiste über ihr, nahte sich aber nicht, um an ihr zu saugen.

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Kehren wir nun nach dieser sagengeschichtlichen wanderung zu unserem Kirschkauer teppich zurück, so finden wir auf ihm das kinderrätsel der orientalischen märchen mit dem blumenrätsel des Calderon vereinigt. Salomo, der durch die eule auf dem mittelbaum und besonders durch affe und pfau gekennzeichnet wird (1 Kön. 10, 22), unterscheidet die kinder nach der art, wie

sie die äpfel sammeln: der knabe steckt sie in den busen, das mädchen legt sie in den aufgenommenen rockschoofs. das kommt der jüdischen erzählung im Midrasch am nächsten. auch dort unterscheidet Salomo die kinder nach der art, wie sie esswaaren entgegennehmen. nur sind es dort nach abweichender orientalischer sitte die knaben, welche das kleid aufheben; die mädchen dagegen schämen sich, dies zu tun, und empfangen die gaben in dem lang herabwallenden kopftuch. die fassung des kinderrätsels, wie sie der gobelin zur darstellung bringt, dürfen wir also auf jüdische einwürkung, welche der mittelalterlichen erzählungslitteratur so manchen orientalischen stoff vermittelt hat, zurückführen.

Was das blumenrätsel betrifft, so war man bisher geneigt, dessen erfindung dem spanischen dichter zuzuschreiben. dem widerspricht unser teppichbild, das über ein menschenalter vor Calderons geburt entstanden ist. an der biene, welche die rechte blum nit spart, erkennt Salomo die ungleiche art der blumen in der hand der königin. die quelle, welcher Calderon dieses rätsel entnommen hat, ist völlig unbekannt.

Vergebens habe ich mich in der mittelalterlichen kunst nach ähnlichen darstellungen umgesehen. als gegenstand für teppichbildnerei scheint die königin von Saba nicht häufig gewählt worden zu sein. in den alten listen von tapisseries historiées zb., welche Jubinal (Recherche sur l'usage et l'origine des tapisseries à personnages, Paris 1840, s. 24. 30) aufführt, wird sie nicht genannt. in dem hauptwerk über die geschichte der teppichkunst von Guiffrey, Müntz und Pinchart (Hist. générale de la tapisserie, Paris 1878 ff) habe ich überhaupt nur zwei darstellungen der königin von Saba gefunden, welche beide dem ausgang des 15 jhs. angehören, die eine in der kirche SAmé zu Douai (Tapisseries flamandes 53), die andere im kloster la Chaise Dieu in der Auvergne (Tapiss. françaises 46). häufiger begegnet man ihr auf altarbildern und miniaturen. nach der kirchlichen typologie wurde sie als alttestamentliches vorbild mit den hll. drei königen zusammengestellt. 1 auf dem Verduner altar von 1181

1 galt doch auch einer der letztern für einen Sabäer. schon im Freisinger Herodesspiel des 9 jhs. gibt sich der dritte magus als beherscher der Araber zu erkennen (Weinhold Weinachtspiele 58). nach einer hs. des 11 jhs. heifsen sie reges Tharsis et Arabum et Saba (Zappert in den

zu Klosterneuburg ist das bild der drei könige mitten zwischen zwei typen, links Abraham, der dem Melchisedech den fruchtund blutzehnt entrichtet (Genes. 14, 17), rechts die königin von Saba, die dem Salomo gold, edelsteine und spezereien zum geschenk bringt (Otte Handb. der kirchl. kunstarchäologie, Leipzig 1868, s. 887). in der Biblia pauperum sieht man links von den drei königen den besuch Abners bei David (2 Sam. 3, 19), rechts die königin von Saba vor dem auf dem throne sitzenden Salomo, zwischen ihnen eine zofe, welche schätze im gewand daherträgt, so in einer Münchner pergamenths. des 13 jhs. aus Benediktbeuren (cl. 4523 bl. 49) und einer andern des 14 jhs. (cl. 23426 bl. 2); in einer dritten des 13 jhs. aus Tegernsee (cl. 19414 bl. 154) stehen die alttestamentlichen typen über dem neutestamentlichen antitypus; die königin von Saba hält ein becherähnliches gefäfs voller edelsteine in die höhe. in allen handschriften und drucken der Biblia pauperum liest man über der königin den reim: Haec typice gentem notat ad Christum venienim Speculum humanae salvationis reihen sich an die drei könige als vorbilder die drei starken, die dem David durch das lager der Philister wasser holten (2 Sam. 23, 15), und die königin von Saba knieend vor dem löwenthron Salomos, dem symbol der hl. jungfrau, welche darüber in einer glorie erscheint (cl. 23433 saec. XIV bl. 12a). auf dem gobelin des klosters Chaise Dieu sind links von den drei königen gleichfalls die drei wasserbringenden helden und rechts die königin von Saba abgebildet, die dem Salomo ein kostbares gefäfs hinreicht, von dem er den deckel abhebt (Jubinal et Sansonetti Les anciens tapisseries historiées, Paris 1838, Tap. de la Chaise Dieu, pl. 6).

tem.

Wo immer die königin auf diesen darstellungen etwas in der hand hält, da hat sie ganz entsprechend den drei königen ein goldenes prunkgefäfs oder wie auf der miniatur Memlings im Breviarium Grimani (fac-simile, Venise 1880, text s. 93, tafel 33)

Wiener Sitzungsber. 1856, xx1 327). Comestor sagt von ihnen: Venerunt enim de finibus Persarum et Chaldaeorum, ubi fluvius est Saba, a quo et Sabaea regio dicitur (Hist. evangelica c. 7; Migne Patr. lat. CXCVIII col. 1541). nach der meinung des spätern mittelalters war Balthasar der weihrauchspender aus dem weihrauchlande Saba (Zappert aao. 357 nr 117. die stellen der alten über Saba als weihrauchland sind zusammengetragen von Schultens Monum. vetustiora Arabiae, Lugd. Bat. 1740, s. 27 ff).

ein farbenbuntes edelsteinbüchschen mit goldenem krönlein, aber niemals einen blumenstraufs.

Nur noch ein bild ist mir bekannt geworden, worauf das blumenrätsel dargestellt ist. dasselbe befindet sich in der Trausnitz, dem alten Wittelsbachischen bergschloss über der stadt Landshut an der Isar, im hauptkabinet des herzogs, das mit wandmalereien aus dem leben Salomos geziert ist. auf der einen wand ist das urteil Salomos abgebildet; auf der andern sieht man Salomo schlafend auf dem throne sitzend, von allegorischen weiblichen gestalten umgeben, welche die regententugenden vorstellen sollen; die dritte, südliche, wand zeigt die scene des blumenrätsels. in einer offenen halle im stile der spätrenaissance sitzt inmitten des bildes auf seinem goldenen löwenthrone, der unter dem baldachin die bairischen blauweissen rauten trägt, Salomo mit kleiner zackenkrone auf dem haupt, in einem langen türkischen schnürmantel. den thron umgeben krieger und hofleute, darunter ein mann in kaftan und turban. vor dem thron (rechts vom beschauer) kniet die königin mit der rechten hand auf der brust, hinter ihr eine jungfrau, die rote rosen in der hand hält, und eine andere, welche die grüne goldgestickte schleppe der königin trägt. das gefolge bringt geschenke in koffern herbei. Salomo hält in der linken hand einen straufs von tulpen, schwertlilien, rosen und veilchen, und darüber schwebt eine biene. zu häupten des gemäldes steht die inschrift: Sapiens oculatior Argo. nach der auf der Trausnitz traditionellen erklärung brachte die königin dem könig einen straufs von überaus teuschend nachgemachten blumen, indem sie dachte: hält er die blumen für echt und riecht daran, so ist er der weise nicht, als welcher er gepriesen wird. Salomo durchschaute ihre list, hielt den straufs vorsichtig in der hand und liefs im garten bienenschwärme aufstören, dass die bienen in die halle geflogen kamen. an ihrem verhalten erkannte er dass die blumen falsch waren. woher diese tradition stammt, weifs niemand zu sagen, wahrscheinlich von einem besucher der burg, der Calderons Sibylle gelesen hatte und den vorgang aus mangelhafter erinnerung widergab. pfarrer Furthner, der im j. 1812 eine beschreibung der Trausnitz drucken liefs, wuste noch nichts davon.

Das gemach wurde unter dem herzog Albrecht v (1550-1579) für den thronfolger, den nachmaligen herzog Wilhelm v, erbaut.

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