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auswärtigen mustern zu suchen liegt gar kein grund vor. eher als nach Italien könnte man seinen blick nach dem süden Frankreichs wenden, wo eine nicht unbeträchtliche zahl provenzalischer damen in Bartschs troubadourverzeichnis (Grundriss zur geschichte der provenzalischen litteratur) zähle ich 15 sich an der dichtkunst beteiligten. auch die Kürenberglieder kommen aus adlichen kreisen, und man könnte noch eher denken dass lieder nach art derjenigen, die wir von der gräfin Beatrix von Dia haben, auf sie eingewürkt hätten als die unzüchtigen erzeugnisse fahrender spielweiber, über deren stil und kunst wir gar nichts bestimmtes wissen. die gräfin Beatrix tritt in ihren gedichten zärtlich verlangend auf, sie sucht den spröden geliebten, den grafen Rambaut II von Orange, der um 1173 starb, zu erweichen, sie beklagt seine härte und seinen stolz (Diez Leben und werke der troubadours 65 f. 2 aufl. 57 f), gerade wie die frau in unseren Kürenbergliedern. aber W. hat sich wol gehütet und wir werden es auch tun —, diese provenzalischen lieder, deren character im übrigen grundverschieden ist von den altösterreichischen weisen, für die muster anzusehen.

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Nicht recht klar ist mir geworden, welchen gegensatz W. zwischen den frauenstrophen und dem eigentlichen minneliede entdeckt, in so fern es sich um das verhältnis der geschlechter handelt, und wie seine hypothese dienen solle, diesen gegensatz zu erklären (s. 164). er hatte im Anz. vii 261f schon ziemlich dasselbe vorgetragen. mir ist aber nicht deutlich geworden, ob er immer von allen frauenstrophen und mannesliedern oder nur von denen der ältesten österreichischen poesie oder bald von jenen bald von diesen redet. fast scheint er mir das letztere zu tun. denn für die älteste zeit nur ist es richtig dass in den frauenstrophen fast ausschliefslich die liebende hingabe der frau zu worte kommt, während der mann kühl und spröde erscheint, und zwar setzen dieses benehmen der frau auch die mannesstrophen voraus (s. Becker aao. s. 59). in der zeit des höfischen minnesangs kehrt sich das verhältnis zwar völlig um, aber wider sowol in den frauenstrophen als in den mannesstrophen: 'liebende hingabe' sprechen die frauen jetzt durchaus nicht mehr als ihren festen willen aus; sie erscheinen wol weich und schwankend, ihrem natürlichen character gemäfs, aber meist neigt ihr entschluss sich der versagung zu. die frauenstrophen der wechsel zeigen die

dame im ganzen nachgiebiger und auch wol verliebter, indes ist es unmöglich eine allgemeine regel für die gesinnung der frau aufzustellen. man kann nicht behaupten dass das conventionelle verhältnis, wie es zwischen mann und frau der höfischen kreise bestand, in den frauenliedern aufgehoben sei. es finden sich natürlich übergänge und schwankungen von den alten gesellschaftlichen anschauungen zu den neuen höfischen, und vereinzelt schlagen auch höfische dichter den alten ton an (zb. Rugge, der 106, 22 eine frau sagen lässt nu lône als ich gedienet habe). vielleicht ist das aber gerade absicht und irgend eine boshafte verspottung sollte damit erreicht werden.

Die frauenlieder haben, soviel ich sehe, einen dreifachen ursprung. einmal gab es würklich von frauen gedichtete lieder, wie die unter Kürenbergs namen überlieferten beweisen, mag man über diese selbst auch anders denken als ich: sie waren bestimmt für den geliebten, sei es dass sie unmittelbar vor ihm gesungen oder durch einen boten oder schriftlich ihm mitgeteilt wurden; oft waren sie antwortlieder; indem ein lied des mannes mit einem antwortliede der frau verbunden wurde, entstand der wechsel (vgl. Reinmar und Walther 79 ff). daneben werden männer früh solche frauenlieder nachgebildet haben: entweder benutzten sie dabei würkliche äufserungen ihrer damen, bisweilen vielleicht wörtlich (Scherer Zs. 17, 573. 575), oder sie folgten blofs ihrer phantasie. beide möglichkeiten schliefsen sich übrigens nicht gegenseitig aus und von der einen zur anderen leiten unendlich viele abstufungen hinüber. endlich drittens würkten auch die grofsen monologe der höfischen epik ein: dass die selbstgespräche der Isalde bei Eilhart, der Lavinia bei Veldeke zusammenhang haben mit Hausens und Reinmars frauenliedern ist von mir nachgegewiesen (Reinmar und Walther s. 120). da waltet dann am meisten fiction und das psychologische interesse überwiegt jedes andere.

1 an dem urteil über die art dieses zusammenhangs ändert sich wenig, wenn man mit Knieschek (Der čechische Tristram und Eilhart von Oberge s. 95) aus dem monolog der Isalde v. 2436-2550 als interpolation eines bearbeiters des 13 jhs. ausscheidet: denn bei weitem nicht alle analogien, die ich aus den frauenliedern der beiden minnesänger und dem selbstgespräch der Isalde aao. angeführt habe, fallen in diesen interpolierten teil. Berlin, februar 1883. K. BURDACH.

KLEINE BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE
DER DEUTSCHEN MYSTIK.

Gelegentlich der ausarbeitung der artikel Mechthild von Hackeborn und Mechthild von Magdeburg für die Allgemeine deutsche biographie war es nötig, die resultate der seit Pregers untersuchungen erschienenen, von den benedictinern zu Solesmes besorgten ausgabe der Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae (Pictavii et Parisiis 1875 und 1877) nachzuprüfen. namentlich in den chronologischen bestimmungen weichen die französischen mönche wesentlich von Preger ab, und während meine zum teil unabhängig von den benedictinern angestellte prüfung der Pregerschen resultate sich den ergebnissen der neueren forschung nähert, scheint P. diesen nicht zuzustimmen, vgl. wenigstens ADB 9, 75. Herzogs Realencyklopädie für protestantische theologie 9 (1881), 451. 453. die folgenden bemerkungen sollen meine angaben in der ADB begründen und veranlassen vielleicht Preger, auch seinerseits nochmals die strittigen puncte in erwägung zu ziehen. selbst jetzt, wo die vollständigeren texte der neuen ausgabe uns vorliegen und das nachprüfen um vieles erleichtern, bleiben noch im einzelnen zweifel und schwierigkeiten genug.

I Mechthild von Magdeburg.

Als geburtsjahr der Mechthild von Magdeburg haben Böhmer (Jahrbuch der deutschen Dantegesellschaft 3, 106) und Preger (Dantes Matelda s. 20 f. Geschichte der deutschen mystik 1, 91 f) aus ihren Offenbarungen (ed. Gall Morel) Iv 27 und 2 das jahr 12121 ermittelt. im jahre 1235 begann Mechthild ihr beginenleben in Magdeburg, denn sie spricht im c. 1255 geschriebenen 2 capitel des 4 buches (Gall Morel s. 94) von 20 jahren, die verflossen seien, seit sie zu geistlichem leben kam und zů der welte urlop nam. betreffs des todesjahres, das Böhmer (aao. s. 104 f) frühestens 1270 und spätestens gegen 1280, Preger um

1 in dem betreffenden artikel Pregers in Herzogs Realencyklopädie für protestantische theologie 9 (1881), 453 ist, aber wol nur durch druckfehler, 1214 als geburtsjahr angegeben,

1277 ansetzen, haben die benedictiner zu Solesmes (Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae 2, 4261) darauf hingewiesen, Mechthilds tod könne erst nach dem 27 januar 1281 erfolgt sein, da im Legatus divinae pietatis v 8 die grofse Gertrud bei Mechthilds ende eine vision über sie 2 hat, Gertrud aber erst seit jenem tage

1 Revel. 2, 727 wird ihr tod c. 1290 angesetzt, doch liegt hier wol ein versehen für 1280 vor, vgl. Revel. 2, 426. die nhd. übersetzung von JMüller (Regensburg, Manz, 1881 s. Ix) nimmt unmotiviert 1293 als todesjahr an.

2 Legatus v 7 (Revel. 1, 542 ff) handelt De felici transitu beatae memoriae M. die grosse Gertrud bittet in diesem capitel den herren, er möchte die selige schwester M. wenigstens nach ihrem tode durch die gabe der wunder auszeichnen zu seiner verherlichung in testimonium divinarum revelationum suarum et condignam repressionem incredulorum. tunc Dominus tenens librum duobus digitis dixit usw. mit dem letzteren vgl. Gall Morel s. 52 (got) hielt dis buch (nämlich Mechthilds Fliefsendes licht) in siner vordern hant. [auch Mechthild von Hackeborn und die grofse Gertrud hatten ähnliche gesichte über die ihre eigenen offenbarungen enthaltenden werke: Liber sp. gratiae 11 43. v 31 (Revel. 2, 192. 370). Legatus v 33 (Revel. 1, 609).] wenn es gleich darauf im Legatus heifst: sed et non hos tantummodo suffero perversores, qui istis scriptis contradicunt (vgl. hierzu die increduli, von denen eben vorher die rede war), so erinnere man sich der feindschaften und verfolgungen, die MvMagdeburg wegen ihrer schrift zu erdulden hatte. wol aus diesen gründen haben die benedictiner von Solesmes (Revel. 1, 542. 2, 425), wie mir scheint mit recht, jene Leg. v 7 genannte soror M. mit Mechthild von Magdeburg identificiert. P. dagegen hält Gesch. d. d. mystik 1, 85 f aus weiter unten noch zu berührenden gründen Mechthild von Hackeborn für die hier in frage stehende schwester. der letzteren und nicht, wie P. will, Mechthilds von Wippra ende ist vielmehr kurz vorher Leg. v 4 (Revel. 1, 523 ff) behandelt, vgl. Liber sp. gratiae vii 1—11 (Revel. 2, 391 ff). s. unten s. 378 f. während der Legatus divinae pietatis nur an einer oder zwei stellen (v 7, vielleicht auch 13?) auf Mechthild von Magdeburg bezug nimmt, erwähnt sie der Liber specialis gratiae an verschiedenen stellen: II 42. Iv 8. v 3. 7; Liber sp. gratiae v 6 jedoch glaube ich trotz einiger berührungspuncte mit Legatus v 7 der allgemeinen annahme entgegen nicht auf unsere Mechthild beziehen zu dürfen. während sie an den anderen stellen stets soror Mechtildis heifst, erscheint v 6, nachdem v 3 De anima sororis Mechtildis gehandelt war, soror quaedam, die freilich auch, wie sich aus einer anrede (Revel. 2, 328) ergibt, den namen Mechthild führte. man hat nun v 6 deshalb auf Mechthild von Magdeburg beziehen zu sollen gemeint, weil an letzterem orte erzählt wird, die seele einer gewissen schwester Mechthild sei bei ihrem scheiden aus dem leibe auf die arme der jungfrau Maria geflogen (Revel. 2, 327), ein gleiches aber 11 42 von einer verstorbenen schwester M., die man mit recht für MvMagdeburg hält, berichtet werde (Revel. 2, 192). allein hier heifst

von gott mit gesichten begnadigt wurde (Legatus 1).1 wenn nun Mechthild nach dem prologe zur lateinischen übersetzung ihrer Offenbarungen (Revelationes 2, 436) ihre zwölf letzten lebensjahre in Helfta verbrachte, so kann sie nach obigem frühestens 1268,9 in jenem cisterzienserinnenkloster aufnahme gefunden haben, wo sie dann das siebente buch ihrer Offenbarungen schrieb,2 nachdem sie nach vollendung des sechsten geglaubt

es, MyHackeborn habe die seele der MvMagdeburg im chor der seraphim wie ein vöglein geradenwegs auf das angesicht des herren zufliegen gesehen; zudem ist die vorstellung der seele als vogel so geläufig (vgl. die bei AKuhn Herabkunft des feuers s. 107 und Birlinger Alemannia 11, 83 angegebene litteratur), auch in der offenbarungen - litteratur, dass derartige folgerungen aus ihr zu ziehen kaum berechtigt sein dürfte. ich halte es mithin für vorsichtiger, Liber sp. gratiae v 6 von den stellen, die MvMagdeburg berühren, auszunehmen. auch Liber sp. gratiae 1 42 (Revel. 2, 192) erscheint neben MvHackeborn und MyMagdeburg eine dritte bereits verstorbene M(echthild), die eine freundin der ersteren, mit MvMagdeburg quasi unus spiritus in Christo gewesen war. vgl. weiter unten s. 379 f.

1 ein gleicher schluss darf aber nicht aus dem umstande gezogen werden, dass Mechthilds von Hackeborn offenbarungen erst von deren fünfzigstem lebensjahre (1292) an aufgezeichnet wurden, gegen Preger Gesch. d. d. mystik 1, 86. die worte im caput praevium des ersten buches des Liber sp. gratiae (Revel. 2, 6): sed haec quae in tali aetate Deus eidem (der Mechthild von Hackeborn) ostendit, usque ad annum eius quinquagesimum

subticemus (vgl. ebenda 11 9, Revel. 2, 143) sind zu vervollständigen durch das, was ebenda 11 26 (Revel. 2, 169) gesagt wird: in quo spatio (ende 1292) piissimus Dominus mira secretorum suorum illi (Mechthild von Hackeborn) revelabat, ac dulcedine suae praesentiae in tantum laetificabat, ut velut ebria ultra se continere non valens, internam illam gratiam quam ante tot annos celaverat, etiam hospitibus et alienis effunderet. vgl. auch Revel. 2, 426.

2 nur das siebente buch enthält hindeutungen auf einen aufenthalt im kloster, Gall Morel s. 224. 228. 231. 267, vgl. auch Revel. 2, 426. aus dem sechsten vermag ich keinen derartigen hinweis beizubringen (gegen Preger Gesch. d. d. mystik 1, 95. 96. 100 n. 1, während er Münchner sitzungsberichte 1869, 157 das richtige bot) und ich beziehe deshalb auch nicht, wie P. Matelda s. 39, Gesch. d. d. mystik 1, 99 f es tut, Fl. licht vi 21 (Gall Morel s. 198) auf pabst Gregor x (1271-1276). P. sagt Matelda s. 20 und Gesch. d. d. mystik 1, 91: 'ins kloster tritt sie nach vi 4 (Gall Morel s. 179) 30 jahre später' (als 1235); allein jene stelle gibt uns, selbst wenn die lateinische übersetzung sie mit den worten cum senuisset soror M. (Revel. 2, 637) einleitet, keinen anhaltspunct dafür, dass sie im kloster geschrieben. man kann aus ihr nicht mehr schliefsen, als Böhmer aao. s. 106 getan hat. beiläufig erwähne ich dass Fl, licht vi 22 (Gall Morel s. 199), welches unter

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