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IST KONRAD VON HEIMESFURT DER VERFASSER DES JÜDEL?

Die behauptung, Konrad von Heimesfurt habe nicht nur die Himmelfahrt Mariae und die Urstende, sondern auch das Jüdel verfasst, ist neuerdings von RSprenger gelegentlich einer umschrift des letztgenannten gedichtes in die üblichen mhd. sprachformen aufgestellt worden (Germ. 27, 129 ff). schon von vorne herein erheben sich gegen diese hypothese schwere bedenken, wenn man überlegt dass 1) Konrad sich sowol in der Himmelfahrt wie in dem acrostichon der Urstende nennt, der autor des Jüdel seinen namen verschweigt; 2) die Himmelfahrt und die Urstende mit einer reihe gleicher stumpfer reime (12 resp. 14) endigen, während dem Judel ein derartiger kunstvoller ausgang gebricht; 3) aus der einleitung der Urstende mit notwendigkeit der schluss zu ziehen ist dass zwischen sie und die Himmelfahrt kein weiteres werk Konrads falle: Sprenger will gerade das Jüdel in dieser zeit entstanden wissen; 4) Konrad sich mit vorliebe auf seine quelle und deren autorität beruft (vgl. Germ. 8, 326 f), das Jüdel dagegen nirgends einer vorlage gedenkt.

Worauf stützt also Sprenger seine vermutung? sieht man ab von den mit vollem recht ihm selbst unerheblich erscheinenden umständen, dass das Jüdel in derselben hs. überliefert ist wie die Urstende, und dass sein eingang einige ähnlichkeit in den gedanken mit der einleitung zu Urstende und Himmelfahrt aufweist, so zerfallen seine gründe in zwei kategorien: 1) übereinstimmung im reimgebrauch, 2) übereinstimmung in versen, ausdrücken, reimwörtern.

Was zunächst 1) anlangt, so ist zwar richtig dass die bindungen iie, u uo allen drei gedichten gemeinsam sind, aber dieselben kommen auch in vielen mhd. denkmälern vor, die niemand dem Heimesfurter zuweisen wird. dagegen hat Sprenger übersehen dass einerseits nur das Jüdel a: a zweimal vor n bindet: man getán 131, 33. 132, 1, und dass andrerseits der reim

1 Sprenger führt freilich s. 139 die erste dieser beiden stellen an, indem er sagt: 'letzteres [dass das Jüdel nach der Himmelfahrt und vor der Urstende entstanden sei] schliefse ich unter anderem daraus dass sich

was

mn nur in der Urstende und Himmelfahrt, nicht im Jüdel begegnet: Urst. 111, 15. 120, 35 heim: erschein, 111, 81 chradem : schaden, 128, 1 tuum: sun, Himmelf. 325 gadem: schaden. Sprenger sonst in diesem zusammenhange beibringt, entbehrt jeder bedeutung, und man versteht durchaus nicht, welchem zwecke zb. die anführung der reime tete: bete, aber tåten: báten dienen soll. die bemerkung, dass von den verbis gán und stân mit ausnahme des cj. praes. nur die formen mit d gebraucht würden, ist in so fern unrichtig, als Urst. 122, 65 auch get: Nazarét, 125, 35 enstet: Sét gebunden auftreten.

Unter 2) ist sehr verschiedenartiges zusammengeworfen. wenn es im Jüdel heifst arnen dise missetát oder der vater allez da lac oder dise starken geschicht oder wislich er sie dô beriet und in der Urst. resp. Himmelf. arnen den haz oder stuont der bischof allez hie oder starkiu mære, starke rüege oder als er die armen dô beriet, was geht daraus weiter hervor als dass alle drei gedichte die worte arnen, allez, stark, beraten kennen, und was ist dabei merkwürdiges? oder wenn im Judel wie in der Urstende hof: bischof, mezzer: bezzer reimen, wobei überdies letzteres wort das eine mal comparativ, das andere mal verbum ist, wenn Maria als gehiure und als der engel küneginne bezeichnet wird? Sprenger scheint ganz zu übersehen dass sowol Konrad wie der verfasser des Jüdel in deutscher zunge und ungefähr zu gleicher zeit dichteten, und dass gewisse reime und phrasen sich jedem poeten aufdrängen musten, da der reimvorrat der sprache ein beschränkter ist. congruenzen ferner wie wær ir gnade niht sô süeze und ir gnade was so süeze, oder ezn kumt dir niht ze mázen und als ez in kom ze mázen, oder er begundes rátes vragen, oder waz mich dar umbe dunket guot und waz si dar umbe dûhte guot, oder nû erlat mich sin durch got und ir sult mich sin durch got erlán, oder sá zehant lief ein bote und sich huop ein bote sa zehant, oder den gelouben er im vor sprach und er sprach in den gelouben vor sind so wenig significant, dass sie jeder beliebige dichter unabhängig von einem andern verwendet haben kann. selbst die parallele Jüdel toufe dich und wirt gotes kint sam die ander

die allerdings sonst nicht ungewöhnliche bindung á: a [es steht fälschlich á: á gedruckt] (getán: man Jüd. 183) in der Urstende nicht mehr findet.' aber auch in der Himmelfahrt existiert kein fall, Sprenger müste denn zb. da: regina 233, wo Pfeiffer das längezeichen vergafs, hieher rechnen wollen.

stunt geborn sint von wazzer und dem heilegen geist und Urst. des nieman teilkunftec wirt wan er den anderstunt gebirt wazzer und der heilege geist gibt nur einen biblischen gedanken wider, welcher gleichmässig zwei dichtern in die feder kommen konnte, ohne dass sie von einander wusten. analogien solcher art liefsen sich übrigens häufen.

121, 61 und enphiengen sie sô nichts ähnliches bei dem autor Konrad eine reihe von worten

Ich denke also, die von Sprenger beigebrachten argumente ermangeln jeglicher beweiskraft. im gegenteil lassen sich manche puncte geltend machen, in denen der verfasser des Jüdel sich von Konrad unterscheidet. der letztere liebt es, verallgemeinernd auf vorgänge des täglichen lebens und regungen des menschlichen herzens hinzudeuten, zb. Himmelf. 84 wan er sich des vil wol verstuont als die wisen alle tuont, 400 sine lieben gesellen enpfieng er als der den andern gerne siht, 512 nu enlac doch diu gehiure niht einem tóten gelich, als bi unser zit ein lich, vgl. auch 909 ff, Urst. 105, 8 ff, 117, 42 si versuohten manegen rát sô der tuot der angest hat, 118, 69 swd man umbe solhe sache trahtet .. der tumben man da wol enbirt, rehte wol so man werde geste sol. des Jüdel. ferner findet sich bei so häufig verwendet, dass ihr fehlen im Judel auffallen muss. dahin gehört vor allen das verbum schaffen: Urst. 104, 82 nu schaffet daz man in vor her bringe, 106, 52 nu schaffet her der iuren sehse, 112, 62 dd schuof er in in geleit, 113, 3 schaffet selbe unde tuot, 113, 46 si schuofen daz er wart behuot, 114, 16 si schuofen niht gen einer ber, 118, 42 schuof er im guoten gemach, 119, 1 der wirt schuof im selbe dô sin sedel, 119, 8 waz man dd schaffen wolte, 119, 17 ir brehten schuof sich in der aht, 119, 33 schaft mit uns swaz ir welt, 124, 18 nu schaffetz wol, 127, 77 do schuof got durch einen list, Himmelf. 312 nach der wercliute site schuof er in dannoch genuoc, 465 daz du ir schaffest solhe pflege, 694 dô schuof ich daz man dich lie gan, 1104 diz schuof von deme geschriben stát. ferner der gebrauch des demonstrativpronomens jener, pl. jene im sinne von der, die oder er, sie: Himmelf. 9 daz jenen vil lihte vergat, der kunst und minren willen hat, 41 für jenes überigen sin der..., 768 und jene daz leben erwurben, 934 sô jene mit vröuden für sich gant, die, Urst. 104, 73 des waren jene harte vrô, 105, 48 unt heiltez jenem wider an, 106, 39 nû chômen ouch jene schiere, 106, 52. 107, 68.

108, 69. 109, 27 sprachen jene, 111, 38 jene sprachen, 113, 30 sprachen jene, 121, 47 des geloubent jene alse vil. das substantiv pfliht begegnet bei Konrad häufig: Himmelf. 674. 928. Urst. 107, 13. 26. 108, 28. 120, 46. 126, 19. 128, 6; guoter man resp. guote liute Himmelf. 156. 264. Urst. 103, 45. 104, 7. 106, 60. 116, 78. 119, 66; genuoge als nom. pl. manche Himmelf. 926. Urst. 103, 26. 105, 71. 107, 10. 110, 53. 115, 67. 71. 119, 36. 121, 76. 122, 68; ich enweiz mit folgendem fragepronomen irgend wer, was, wie Himmelf. 186. 261. Urst. 120, 25; männeglich Himmelf. 1082. Urst. 115, 48. 117, 3. 15 usw. ebenso hat aber auch das Jüdel seine lieblingsworte, welche Konrad fremd sind: dahin gehört das adverbium wisliche 131, 10. 133, 65. 134, 44, widerstrit 129, 55. 133, 18, weiz got 131, 32 (so ist mit Hahn statt des hslichen weil got, nicht wil got nach Sprengers vorschlage zu lesen). 132, 22. 134, 68, daneben einmal wergot 133, 35 wie Urst. 122, 84.

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Wer sich übrigens künftig mit dem Jüdel beschäftigen will, wird gut tun, den Hahnschen druck und nicht die Sprengersche 'kritische bearbeitung' zu grunde zu legen, weil in dieser einerseits die varianten sehr mangelhaft verzeichnet sind, andrerseits der text verschiedentlich auf höchst mutwillige weise verändert und verbösert ist. einiges möge zum beweise angemerkt werden. z. 4 steht falsch dem statt den; dass 7 si eingefügt ist, findet man nicht angegeben; 23 1. bede, denn sun und got sind masculina, und diese hs. schreibt oft iu, wo -e am platze ist; 33 wisheite statt des richtigen waishait der hs.; 42 ist zum vorhergehenden zu ziehen und dahinter stärker zu interpungieren, während nach 43 der punct fortfallen muss; wenn 64 schozze in den lesarten aufgeführt ist, hätte zb. auch 28 grozzen notiert werden sollen; 115. 16 (130, 46. 47) dô man daz ambet begie, diu ougen ez nie dar abe verlie sind ohne grund umgestellt; warum 117 (130, 48) altære statt des hslichen alter? vgl. Urst. 127, 85; 118 (130, 49) 1. schonsten; 122 (130, 53) dô dûhte ez ie wol tûsentstunt schoner: ie in in zu verändern liegt kein grund vor; an 137 (130, 68) der christen gemeine er im bôt = bot ihm die gemeinschaft der christenheit an, erteilte ihm die communion, ist nichts auszusetzen, bei Sprengers willkürlicher änderung den kristen gemeine er ez bôt müste man ez auf kint oder auf ambet, in jedem falle unsinnig, beziehen; weshalb 139 (130, 70)

statt daz kindelin geschrieben wird ouch ditze kint, lässt sich nicht absehen; 172 ff (131, 22 ff) der rat von in allen gelobt do er in hete getan man hiez daz chint dar før gan hs. man ergänzt leicht wart nach rat, der ausfall des wortes wurde durch das tam ende sowol von wart wie von rat veranlasst, aber zu der weitgehenden änderung Sprengers der rat geliebt in allen. man hiez daz kint dar für gán dá erz hête în getan liegt nicht der mindeste anlass vor; 178 (131, 28) fehlt in dem Tambacher fragment B nicht fruot, sondern es steht frat; 211 (131, 61) ze A zu B; 213 (131, 63) und sul wir unser êre immer vor im gefristen; gefreischent ez die christen, si gestent im vlizeclichen bi gibt einen verständigen sinn und die änderung von immer in niemer ist daher zu verwerfen; 224 (131, 74) daz er rihte über daz kint: gegen die unnütze auf grund von Marienlegenden 250, 312 só reche uns din selbes hant uber daz vervlûchte kint vorgenommene änderung Sprengers daz er uns richet schützt schon reht zwei zeilen vorher; 225 (131, 75) alsó daz unser é: Sprenger schaltet alte vor é ein, weil in dem Tambacher bruchstück vnser .e. stehe, nimmt also die puncte für andeutungen von lücken, während sie doch wie so oft in hss. des 12 und 13 jhs. nichts anderes bezwecken als solche worte, die nur aus einem vocal bestehen, von den vorhergehenden resp. folgenden zu sondern; 1 245 (132, 15) 1. selben mit A, selbe des Tambacher fragments scheint durch 249 (132, 19) hervorgerufen; 255 (132, 25) der mit A fortzulassen; 296 (132, 66) varr. 1. gesegent A, gefegent B; 331 (133, 20) die einfügung von da ist überflüssig; 354 (133, 43) ernert in genert zu ändern liegt kein grund vor; ebenso wenig war herre zu streichen, vielmehr metri causa er sprach zu entfernen; 360 (133, 49) 1. ez enmohte anders niht gewesen; 387 (133, 76) Die braucht nicht zu dise geändert, auch in der vorhergehenden zeile kaum sa hinzugesetzt zu werden; 394 (134, 4) nu bitet minen vater hin dan sten ist untadlig und man muss lachen, wenn Sprenger hinder für hin dan schreibt, weil es Parz. 570, 14 heifst jener trat hinder einen trit; 397 (134, 7) si habent mich hie verstanden erfordert keine änderung in mir; 407 (134, 17) daz er sie

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so zb. gleich é. Jüdel 131, 35. 132, 18 A. Pfeiffer Quellenmaterial 158, 22. 62, 80. 66, 122. H 69,23. Graf Rudolf 8 2. 24. H 27; .. Graf Rudolf 4. 6. 8 14. C 13. 14, v. resp. .v. ebenda B' 15. 8° 17. C 9. 17. C 7. E 2. F 8. F 16. 22. I 8. 9. 15. 21. K 16. K' 2 usw.

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