Immagini della pagina
PDF
ePub

lieze da stán: warum bestan?; 408 (134, 18) si seinen willen began hs.: si ist nur ansatz des folgenden wortes und daher zu streichen, Sprengers sit si unmöglich, da das vorausgehende lieze hier begiengen erfordern würde, wie er selbst erkennt: der von ihm vorgeschlagene einschub von wolden überfüllt aber den vers; 420 (134, 30) war die abweichung von der überlieferung und einführung eines verbs vreudenweinen durch nichts geboten. STEINMEYER.

NOCH EINMAL MF 48, 13 ff.

RSprenger hat in den thesen zu seiner doctordissertation, Halle 1875, die fraglichen verse so erklären wollen, dass er mit vertauschung von v. 16 und 18 zu lesen vorschlug

ich gunde es guoten frowen niet

daz iemer mere kæme der tac

15 daz si deheinen heten liep

der gotes verte also erschrac.
wie kunde in der gedienen iet?

wan ez wære ir eren slac.

Neuerdings hat MRoediger Zs. 26, 293 der überlieferung dadurch aufzuhelfen gesucht dass er weniger kühn als Sprenger, jedoch mit annahme einer parenthese, lesen will

15 daz si deheinen heten liep

(wan ez ware ir êren slac:

wie kunde in der gedienen iet?)
der gotes verte alsó erschrac.

Aber beide werden schwerlich eine stelle beibringen können, durch welche ein so selbständiger gebrauch von dehein 'ullus', wie er hier von ihnen angenommen wird, bestätigt würde. dehein, selbständig gebraucht, bezieht sich meines wissens in den meisten fällen auf eine daneben bestimmt bezeichnete mehrheit, zu der es als beliebige einzelheit gehört, und diese ist hier nicht angedeutet. die von Roediger, bzw. Sprenger gegebene erklärung würde etwa den text verlangen daz si ir deheinen heten liep .. die gotes verte also erschraken.

Zwar kommt es bisweilen auch vor dass selbständiges dehein durch einen relativsatz näher bestimmt wird, zb. Nib. 29, 1 swd man vant deheinen der ritter solde sîn von arte der sinen mage; dann aber wird die in solchen wendungen dem gedanken nach liegende mehrheit daneben doch noch zum ausdruck gebracht, wie denn in der Nibelungenstelle fortgefahren wird diu edelen kindelin ladet man zuo dem lande durch die hochgezit, weil eben alle adeligen jünglinge zu rittern geschlagen werden sollten. und dem entsprechend würde Friedrich von Hausen, wenn er sich hätte ausdrücken wollen wie Roediger annimmt, ohne zweifel gesagt haben daz si deheinen heten liep (wan ez wære ir éren slac. wie kunden in die gedienen iet?) der gotes verte alsó erschrac. genug, selbständiges dehein wird nicht so gebraucht wie ein oder einer, auf welches nicht selten ein relativsatz folgt ohne dass auf eine mehrheit bezug genommen würde: beispiele dafür gibt JGrimm DWB 3, 120.

Unter diesen umständen scheint es nicht überflüssig, eine conjectur in erinnerung zu bringen, die ich in den thesen zu meiner habilitationsschrift De nonnullis locis Wolframianis vielleicht zu lakonisch geäufsert habe, da sie wenig beachtung gefunden zu haben scheint. wie damals vermute ich noch jetzt dass deheinen ein fehler, eine entstellung ist und dasjenige wort darin steckt, welches Müllenhoff Zs. 14, 138 in der erörterung des gedichtes wie sich von selbst verstehend gebraucht hat, wenn er sagt 'Friedrich von Hausen sendet die strophen aus der ferne nach hause um gute frauen vor denen zu warnen die aus liebe zu den ihrigen oder um der minne willen daheim geblieben sind; die minne dieser würde ihnen schande bringen.' demgemäss lautete die strophe ursprünglich wol so:

Ich gunde es guoten frowen niet

daz iemer mêre kæme der tac

15 daz si dá heime heten liep

('daheim einen geliebten, von den daheim gebliebenen einen zum liebsten hätten'):

wan ez wære ir êren slac.

wie kunde in der gedienen iet,

der gotes verte alsó erschrac? usw.

Wie leicht konnte da heime, wofür zb. Nib. A 164, 2 deheime steht, in deheinen entstellt werden, wenn liep haben nicht in der

eben gegebenen bedeutung, die wie ich glaube der dichter im sinne hatte, sondern irrig als 'lieb haben, amare' genommen wurde. dass aber liep als singulares satzobject des artikels entbehrt, hat nichts befremdliches, wenn man vergleichbare stellen beachtet, zb. Nib. 1456, 3 swer liep hete an arme, der trûte vriundes lip; MF 156, 15 joch liez ich friunt då heime.

Ich benutze die gelegenheit, mich noch über eine andere stelle in MF zu äufsern und darf dabei wol eine kleine geschichte erzählen. MHaupt hat meines wissens nur einmal, im wintersemester 1858/59, Des minnesangs frühling öffentlich erklärt, und wol noch mancher der wie ich das glück gehabt ihm dabei zuzuhören erinnert sich, mit welcher befriedigung er das junge, schöne buch in den händen wiegte, wie beglückt und frisch er die lieder las, mehr andeutete als erklärte und den rosen den tau nicht abstreifen mochte. er wohnte damals in der Wilhelmstrafse nahe dem Belle-allianceplatz. aus einem dunkeln entrée gieng es durch eine grofse blaue stube, deren wände mit gipsbüsten, Lachmanns und anderer, geschmückt waren, zu seinem arbeitszimmer. hier klopfte ich einmal in jenem winter, trat ein und war, nachdem ich allerlei belehrung gewünscht und erhalten hatte, so dreist Haupts anmerkung zu MF 117, 36, die auch in der dritten ausgabe noch steht, für überflüssig zu halten. Haupt sah mich mit einem swinden blicke an, holte aber sofort Des minnesangs frühling herbei, legte ihn zu gemeinsamer lecture auf das pult und fragte mich ganz freundlich, wie ich denn die worte Hartwigs von Raute triut ich bi ir einer húlde durch disen unsin bestán verstehe und erklären wolle. als ich erwiderte dass einer nicht als unbestimmter artikel zu hulde, sondern (was durch den daktylischen rhythmus freilich verdunkelt werde) als hervorhebendes zahlwort zu ir gehöre und der gedanke des dichters doch wol sei, er würde die geliebte vor aller welt umarmen, wenn er nur hoffen dürfte dass sie allein ihm diese liebestollheit nicht übel nehmen werde, hielt Haupt mit mir seine bemerkung für überflüssig und wollte sich die sache für eine zweite auflage von MF notieren. ob er das unterlassen oder die notiz verloren gegangen, gleichviel, die geschichte ist wahr und für die nächste auflage von MF der berücksichtigung wert.

Marburg 17. 8. 82.

K. LUCAE.

KASSELER BRUCHSTÜCKE.

Die im folgenden mitgeteilten bruchstücke mhd. dichtungen befinden sich auf der hiesigen landesbibliothek. nr 1, zwei pergamentblätter in quart, zweispaltig beschrieben, 14 jhs., enthalten stücke aus dem Passional. ich gebe eine genaue vergleichung mit Köpkes ausgabe. nr 2, ein pergamentblatt in folio, zweispaltig beschrieben, aber oben abgeschnitten, 14 jhs., gehört der pseudorudolfischen Weltchronik an und entspricht in GSchützes abdruck (Die gereimte übersetzung der historischen bücher des alten testaments, Hamburg 1781) den seiten 81-85 oben des zweiten bandes. nr 3, ein pergamentblatt in quart, 14 jhs., die seite zu 2 spalten à 32 zeilen, war zum überzug des rückens und des deckels eines octavbandes benutzt gewesen: daher konnte namentlich der den rücken bedeckende teil, über welchen noch dazu eine spätere hand quer geschrieben hat, nur mit hilfe von reagentien gelesen werden. unsichere buchstaben sind cursiv gegeben, das fett resp. gesperrt gedruckte ist rot. die zugehörigkeit des fragments zu des Johannes von Würzburg Wilhelm von Österreich liefs sich mit hilfe von Zachers inhaltsangabe (Zs. 1, 213 ff) leicht ermitteln.

Kassel, den 8 juli 1882.

KARL KOCHENDÖRFFER.

1. PASSIONAL.

[ocr errors]

155, 16-45 K. 16 vnd dran bewart 21 gerehtekeit behabē | 22 dāne e | vůrvar || 23 h'tekeit || 24 dit || dem || leyt || 26 ware hine geleit 27 sie || 28 vroude || 29 Iedoch geyn dem|| 30 wids vehte 31 diseme byschove || 32 vnd || 33 entzien || 34 byschof || 35 dc || 36 vriheyt || 37 Im vn ouh || and'en || 38 sih 39 sah | 40 dc || 41 heylikeyt || 42 vnd die selben vriheyt || 43 dem

1b

=

= 55, 46-75 K. 46 kvrzliche er eyne | 48 schynen || 51 byschove 52 im || 53 irme || 54 sie niht || 56 worhte || vnd leyt 59 durh || 60 erzebyschof || 62 rehtē || 63 vñ | volge nach || 64 ouh dc 65 ieclich | 66 vñ || 67 begriffen || 68 vñ || ime we || 70 fehlt || 71 ime || 72 cit biz || 73 gotis || sih || 74 im

2a

=

55, 76-56, 11 K. 76 nah || 77 deme || stůle || 78 gelediget vz dem || 80 wold ouh || 82 byschof thoma || 83 dc || scribe|| 84 dc ih sprah | 85 rehtem | braht || 86 ih niht || bedaht || 87 wisheyt | 88 sie vch dc geseyt || 89 dc || 90 niemer || 91 mih|| siht 92 ih 93 dc || leyt || 94 Svnde valsche vriheyt || 95 vn leyde 56, 4 Bynnen || 6 byschove || 7 weynēdē || di sah || 11 vn behabe

2o — 56, 12—43 K. 12 vnse en eyt | 15 han || 16 vffe dih|| 17 dc sie dih 18 byschof || der not || 19 blodekt || 20 dc || vñ leyt || 22 de 23 er ir noh iht mohte vrům || 24 vnd nom|| 25 sih || 26 vñ || 27 lieblichen || 28 nah || vrancrihe || 29 ouh bleip 30 treyp || 31 duhte hette | 32 v" wold ouh be] 33 In 35 bestetegvnge || 36 niht || 37 nah geschehe || 38 do dem || 39 wc || da || 40 vtarb || 41 dc || ouh || 42 vñ || niergen 43 dar zv dc i wurde

ir

[ocr errors]

359, 6-36 K. 6 veynte 7 glich 8 vñ || wold 9 vngezogelich || 11 kyrche || 12 cit || 13 vñ || 15 byst||| 16 alhie | 17 niht | beyte 19 deyswar allez || 20 niht

biz vf de 21 pyn || 24 mih ih bin ih ouch || 27 deme || 28 wip || mih || 32 hup || 33 vñ || samet || an dar an

[blocks in formation]

gereit || 25 ih niht vlie | 26

29 niht scadet wc ir || 31 34 dit || amet || 35 dc || 36

39 dar zv lip vnde | 41

ane || 43 Neygete 45 ime || vnverseyt | 46 Sie || 47 vñ ime die blatte 48 hulfe sie || 49 sie 50 houbet gar zvslugen || 51 hirn | witen || 53 deme || 54 ieclicher || 55 vñ er bleyp|| kyrche 56 leydes || 57 sie || 58 vrouden || 59 deme || vrůmen 60 vůr got lobelich || 62 sih || vñ || 64 leytlichen || 65 clageten sie 66 betrubde || 67 ime die phaffeyt

4a =

59, 68-60, 4 K. 68 zusamene geleyt || 69 vnde geberet | 70 sie deme gotis knehte 71 clegeliche || 76 eyn || 77 hub || 82 Seht wa von || 84

lychamen || 79 offenliche || 80 ane Eyn 86 Eyne || sie ane huben 88 Swane eyn hochcit | 89 eynem mertylere 90 sin || 91 sie dauid bescribet || 94 gerehte vrowet sih || 60, 1 ime || 2 reyne herzen || 3 sulen im entphan

=

4 — 60, 5—35 K. 5 engelin || 6 vñ || phaffeyt vnam || 7 dc von ime 9 sie || 10 vnde || 12 Sie || nihtesniht || 13 sie 14 den mertyl'en ist besc'be || 15 nah || 16 vrouden || 19 durh||

« IndietroContinua »