Immagini della pagina
PDF
ePub

Schröersche und Loepersche verszählung beigefügt ist, nur seine ausgabe macht den eindruck einer wissenschaftlichen; an Hollands neudruck werden sich alle jene halten, welche sinn für das äufsere gewand, für genaue seiten- und zeilengetreue widergabe des originales und das ganze raffinement unserer jetzigen imitationstechnik haben, und dass deren sehr viele sind, beweist die schon nach wenig monaten notwendig gewordene zweite auflage. Die beiden ausgaben unterscheiden sich jedoch auch in den grundlagen ihrer drucke; und die frage, wer von beiden, ob Seuffert oder Holland das 'echte exemplar' gewählt habe, ist schon darum nicht so müfsig als verschiedene recensenten glauben machen, weil Holland das original mit allen druckfehlern widergegeben hat, ohne selbst untersuchungen über die verschiedenen drucke anzustellen. H. beruft sich auf Salomon Hirzel und nimmt dessen resultate ungeprüft herüber. das ist schon an sich bedenklich. Salomon Hirzels grofse verdienste um die Goetheforschung übersehen, wäre der schnödeste undank; aber unsere verehrung für den edlen mann und feinen Goethekenner darf uns nicht blind machen gegen seine schwächen. Hirzel mangelte die für einen philologen unentbehrliche genauigkeit. dies ergibt mit sicherheit eine collation der im Jungen Goethe abgedruckten stücke. diese sammlung war eine sehr folgenreiche, man kann sagen epoche machende leistung Hirzels, und ich glaube im Anz. vIII 271 meiner dankbarkeit für diese leistung den gebürenden ausdruck gegeben zu haben (vgl. auch meinen artikel Goethelitteratur im Jahres-supplement 1880-1881 von Meyers Konversationslexikon s. 438 f); trotzdem wage ich die behauptung dass auch nicht éine seite in jenen vertrauten drei bänden ganz fehlerlos sei. einiges nahe liegende sei angeführt. der Wanderer ist u 7 ff nach dem Göttinger musenalmanach abgedruckt, wie das quellenverzeichnis 711 beweist. s. 8 z. 14 von oben steht im O(riginal) Durch's nicht Durchs. s. 10 z. 24 v. o. liest 0 Schätzest nicht wie Hirzel Schützest. in dem gedichte Sprache I 16 vers 1 hat O Was stark; in Der adler und die taube drittletzte zeile trüb’ nicht trüb. oder ein anderes beispiel. der brief an unbekannten adressaten zweifel an der echtheit habe ich geäufsert in der Zs. für die österr. gymn. 1881 s. 50 f wird durch die vergleichung mit dem facsimile von dr WDorow an mehreren stellen nicht unwesentlich berichtigt. 15 f z. 3 predicht; z. 4 ists; z. 5 da statt ia; z. 8 nach fühlen kein komma; z. 10 verfaße; z. 11 Gefühl's. der satz Jetzt ist nichts zum Druck bereit ist in klammer eingeschlossen; z. 13 nach acht kein komma; z. 16 dass. s. 16 z. 2 drolliche; z. 3 nach seht kein komma, dafür dass; z. 10 Bifsgen toll, kommts statt Bifsgen toll. Kommis; z. 12 verlasst; also in 32 zeilen 16 febler; darunter freilich kleinigkeiten, aber bei der absicht des herausgebers, alle eigentümlichkeiten der schreibung und interpunction zu wahren (vgl. I S. LXXXIX) doch

[ocr errors]
[ocr errors]

kleinigkeiten, welche gerügt werden müssen (vgl. Bächtold Götz s. vIII).

Solche tatsachen, welche gewis jedem Goetheforscher schon aufgefallen und sicherlich auch H. nicht fremd sind, hätten ihn vorsichtig machen und zu eigener nachprüfung veranlassen sollen. Seuffert weist zur evidenz nach dass von der originalausgabe vier drucke existieren, welche in den ersten fünf bogen vollständig identisch sind, in den weiteren 52 bogen jedoch von einander abweichen. man kann nicht zweifeln dass die exemplare, welche die drei verse 1834-1836 doppelt enthalten (Aa), die ursprünglichen sind; nur ein so starker fehler konnte verursachen dass die bogen umgedruckt wurden, während sich aus Bb dieser umstand nicht erklären liefse. Seuffert hätte diese verhältnisse gewis mit weniger schärfe vorgetragen, wenn ihn nicht die reclame für H.s neudruck dazu bestimmt hätte. was H. jetzt in der zweiten auflage s. xIf gegen Seuffert bemerkt, scheint nur einen rückzug verdecken zu sollen; wenn man so weit geht, die originalausgabe mit allen druckfehlern zu erneuern (s. Iv), so hätte es doch bedeutung, ob man würklich die originalausgabe oder eine zweite verbesserte auflage als druckgrundlage wählt.

Es ist um so verwunderlicher dass H. die resultate von Seufferts untersuchung nicht annimmt, weil er selbst um zweier druckfehler willen für die ausgabe auf büttenpapier einen carton drucken liefs, s. 145 v. 1841 sie st. fie, s. 146 v. 1874 meine st. meine verbesserte. auf dem titelblatte blieb die angabe weg, welche zu der ansicht hätte verleiten können, als sei die originalausgabe von der firma W. Drugulin's Buch- und Kunstdruckerei in Leipzig hergestellt gewesen. und in der zweiten auflage ist der druckfehler von H.s original, welcher in den beiden früheren ausgaben fehlte: s. 86 v. 1110 grade st. g'rade hergestellt worden, während H.s fehler s. 14 v. 185 sitz statt sitzt verbesserung fand.

Seuffert verfährt bei der herstellung seiner ausgabe den principien gemäfs, welchen er bei den neudrucken seiner DLD überhaupt folgt, daher die verschiedenheit im drucke der eigennamen, was durchschuss, fette und gewöhnliche lettern anlangt; darum blieben die striche auf dem titel und nach scenischen angaben zb. s. 72 (Holland 133) fort; darum wurde Margarethe s. 70 (Holland 128) zwischen v. 1654 und 1655 keine eigene zeile zugewiesen usw. wenn eine neue scene mit einer neuen seite beginnt, so wurde die seitenzählung in eckiger klammer links herausgerückt, sonst in runder klammer dem texte angeschlossen (vgl. auch s. XIV). in der versteilung verlässt Seuffert v. 2029 die überlieferung und verändert darum hatte in Hatte.

An einer einzigen stelle s. 28 (Holland) zwischen v. 1646 und 1647 weichen Holland und Seuffert von einander ab, ohne dass dem leser rechenschaft darüber gegeben wird; bei Seuffert lesen wir mit Aa Er fasst ihre beyde Hände, während bei H. Er

fasst ihr beyde Hände steht, wol in übereinstimmung mit Bb, wie aus H.s bemerkung s. Ix zu entnehmen ist.

Über alle fragen, welche in betracht kommen, orientiert Seuffert durch eine vorrede. dieselbe bringt aufserdem höchst interessante aufschlüsse über den einfluss Wielands auf Goethes Faust, welche zu chronologischer fixierung einzelner scenen benutzt werden. Seuffert begegnet sich mit einigen von mir (Zeitschrift für die österr. gymn. 1882 s. 329-336) ausgesprochenen gedanken. seine resultate können als gesicherte betrachtet werden; zu s. v unten vgl. Biedermann Goetheforschungen s. 58.

Auch bei H. treffen wir ein 'nachwort des herausgebers', welches in der zweiten auflage zum vorworte geworden ist. darin findet sich ein verzeichnis der würklichen und vermeintlichen druckfehler; Adelbert von Keller hat einige scheinbare schwierigkeiten richtig gelöst, doch sind diese erläuterungen so zufällige, dass sie den commentaren überlassen werden konnten, um so mehr als alle anderen untersuchungen ausgeschlossen wurden. einer solchen bedarf wol noch die frage, ob es eine bedeutung hat dass einige scenen im Faustfragment mit einer neuen seite beginnen, andere nicht. Seuffert s. XIV scheint diesem umstande keinen wert beizumessen.

Von jetzt ab wird es viel leichter sein, dergleichen untersuchungen anzustellen, weil jedem das Faustfragment zugänglich dafür danken wir Seuffert und Holland.

ist.

Graz, november 1882.

R. M. WERNer.

Hexenglaube und hexenprocesse, vornämlich in den braunschweigischen landen von ARHAMM. Wolfenbüttel, Zwissler, 1882. 104 ss. 8o. — 1,50 m.*

Das vorliegende schriftchen des amtsrichters ARbamm gehört zu den zahlreichen abhandlungen über hexenprocesse, die nach dem erscheinen der zweiten durch HHeppe bearbeiteten ausgabe von Soldans Geschichte der hexenprocesse (1880) so rasch aufgeschossen sind. aus einigen im Wolfenbüttler ortsverein für geschichte und altertumskunde gehaltenen vorträgen erwachsen, beansprucht es nicht etwas neues von erheblichkeit beizubringen, versucht aber die entwickelung und einzelnen erscheinungsformen des deutschen hexenwesens, die inneren gründe für die ausbreitung des hexenglaubens und der hexenprocesse übersichtlich darzustellen und führt der detailforschung neues braunschweigisches actenmaterial zu. die mitteilungen letzterer art sind um so dankenswerter, als das grofse Soldan-Heppesche werk überwiegend

[* vgl. DLZ 1882 nr 45.]

mittel- und süddeutsche quellen berücksichtigt, und sie gewähren, obgleich die betreffenden urkunden in den braunschweigischen landen viel spärlicher erhalten sind als in den kurhannoverschen, doch einen genügenden überblick über den verlauf des ganzen hexenelends innerhalb dieses kleineren gebietes. wir erkennen daraus dass unser vaterland, in der blütezeit der hexenverfolgung politisch und kirchlich zerrissen, wie kaum je zuvor und hernach, im hexenprocessverfahren einig war, trotzdem auch in Braunschweig ein princip aus der behandlungsweise selbst der gleichzeitigen und gleichliegenden fälle schlechterdings nicht abzunehmen ist. wie im reich die dauer der hexenprocesse über das jahr 1749, in welchem die sogenannte letzte reichshexe' in Würzburg enthauptet wurde, sich nach neueren ermittelungen bis zur enthauptung einer Kemptnerin im jahre 1775 ausdehnt, so muss auch die nachricht Leibnitzens (Theodic. 1, 5), der eindruck von Spees Cautio criminalis 1631 habe die Braunschweiger herzöge sehr bald bewogen, den hexenprocessen ein ende zu machen, leider auf die fürsten der hannoverschen linie beschränkt werden, da noch fast zwei weitere menschenalter hindurch fleifsig in Braunschweig bis zum ausgang des 17 jhs. 'gebrannt wurde. um 1600 erreichte die verfolgungswut in Deutschland und so auch in Braunschweig ihren höhepunct, und dies hätte der verf. unseres erachtens deutlicher machen müssen. es war zu erwähnen dass 1604 Henning Braband, der kraftvolle hauptmann und führer der bürgerschaft gegen rat und geistlichkeit in Braunschweig, durch keine anklage schwerer getroffen wurde als durch die des verkehrs mit dem teufel, die ihm denn auch ein martervolles ende bereitete (Havemann Geschichte der lande Braunschweig und Lüneburg 2, 560). noch weniger hätte der verf. sich die gelegenheit entgehen lassen dürfen, die von LTSpittler (Gesch. des fürstentums Calenberg 1, 370) und von Gervinus (Gesch. der deutschen dichtung 3, 155) gegebene, aufserordentlich anerkennende characteristik des berühmten fürsten und dichters Heinrich Julius von Braunschweig (1589-1613) einer nochmaligen revision zu unterziehen, die schon Havemann nach der vortrefflichen Erinnerung des kammermeisters Lorenz Berkelmann v. j. 1613 angebahut hat (Havemann aao. 2, 446 ff). so scharfsinnig, weitherzig, tatkräftig und erfolgreich der herzog als reichspolitiker erscheint, so kurzsichtig, egoistisch, nachlässig und verderblich stellt er sich uns als haushalter und verwalter seines landes dar. aus Rhamms büchlein fällt aber ein neues licht oder vielmehr ein neuer schatten

auf die gestalt dieses bedeutenden mannes. in einer grofsen anzahl der nach Hans Sachs verfassten dramen des 16 jhs., mögen sie zu den von Gervinus sogenannten 'evangelischen moralitäten' gehören, oder Ayrersche volksschauspiele, oder gelehrte dramen, wie Naogeorgs Pammachius und Frischlins Christoffel und Phasma, sein, kommen teufelspacte und andere teufeleien vor. so darf

A. F. D. A. IX.

14

man sich denn auch nicht wundern, die teufel in 4 schauspielen unseres herzogs als büttel der ewigen gerechtigkeit widerzufinden. auffällig aber ist schon dass sie jedes mal in der dreizahl erscheinen, denn auch die hexen ergeben sich nach Hartliebs Buch aller verboten kunst von 1455 (Grimm Deutsche mythol. 3, 427) drei teufeln. ebenso dass die hochernste erklärung seines letzten willens seitens des alten herzogs Severus an seinen sohn (Von einem ungeratenen sohn 2 aufl. s. 4) mit den worten schliefst : und in summa, so halte gott für augen, ehre deine eltern und deine von gott gesetzte obrigkeit, thue recht, scheue niemand und las den teuffel und seine mutter darumb sawr sehen. in der älteren Susanna endlich, trotzdem dies stück nach dem epilog insbesondere auch von ungerechtigkeit, falschen practiken, verleumbden und ehrabschneiden abhalten und den richter warnen soll, sich wol vorzusehen, dass er falscher anklage nicht balde gleube, sondern weil er zwei ohren hat, eins dem kläger, das ander dem beklagten, zum besten gebrauchen, damit, wenn er also einen unschuldigen verdampt, sein bluth nicht auf sich lade, sagt der vater der hauptheldin mit altmosaischer strenge zum narren: got hat befolen, man sol keine zauberei leben lassen, sondern mit fewer verbrennen. und so sehr stimmte der herzog nach Rhamms mitteilungen hiermit überein, dass er, der scharfsinnige kenner des römischen rechts, der in sachen des glaubens duldsamer als die meisten seiner zeitgenossen war, der sohn des gegen die armen alten schwermütigen hexenweiber barmherzigen herzogs Julius, aufs grausamste gegen dieselben wütete, die hetzsüchtige geistlichkeit gegen sie aufzuhetzen noch für nötig hielt und selbst in den nachbarlanden als popanz gebraucht wurde, mit dessen namen man noch sogar die gefolterten schreckte.

4

Der allgemeinere teil der schrift liefert einige kleine beiträge zur kenntnis des deutschen hexenglaubens. so belehrt uns der Helmstädter professor Neuwalt 1586 über die siegel, die der teufel zum zeichen des pacts den neugeworbenen auf eine körperstelle aufdrückt, mit ungewöhnlicher localkenntnis. eine Quedlinburger acte von 1575 beschreibt uns die aus dem umgang der hexen mit dem teufel entspringenden 'guten holden', die übrigens nicht blofs, wie Rhamm und auch Grimm Myth. 2, 898 meinen, nur dazu dienen, krankheiten zu verursachen, sondern auch, wenn man ihnen opfert, vorteil bringen und vor schaden bewahren, auch als 'wichtkens' beschworen werden, um die zukunft von ihnen zu erfahren (Niederdeutsches jahrbuch 6, 45. Bremisches jahrbuch 1, 314). zu den gewöhnlichen beförderungsmitteln der hexen bei ihren nachtfahrten kommen noch schwingelbretter, kutschen und böte. als hexenversammlungsörter werden aufser den von Grimm Myth. 2, 879 genannten angeführt der Elias zwischen Wiekensen und Vorwohle und der Böningsberg bei Loccum. nicht unwichtig ist es dass in den braunschweigischen processen der

« IndietroContinua »