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horo kot) benannt, kam das alemannische dorf Horgen nach dem abgang der Zähringer 1218 an die häuser Eschenbach und später Hallwyl, bis die in folge des Sempacher krieges erstarkte stadt Zürich, welche nach der leitung des durch das Oberland und die Bündner pässe laufenden wälschen verkehrs und demgemäfs nach der seeherschaft trachtete, es um 1400 sich unterwarf. seitdem wurde Horgen trotz manigfachem widerstreben der seegemeinden gegen den oft gewalttätigen vorort Zürich mit in die schicksale dieser stadt hineingezogen, bekämpfte früh und, wie es scheint, ohne erhebliche mühe die geistliche herschaft, die aufserhalb Zurichs an beiden seeufern durch kein irgendwie bedeutendes kloster gestützt wurde, machte den unglücklichen Zürichkrieg gegen die eidgenossen mit, die aufruhre und die bündnisse mit auswärtigen mächten; und folgte ihm in die reformation. in ansprechender weise und mit wachsender ausführlichkeit werden uns diese und die nachfolgenden zeitläufte von dem verfasser geschildert, dem wir nur, insbesondere für die mittelalterlichen jahrhunderte, die verfügung über einen reicheren urkundenschatz gewünscht hätten. dennoch gewinnen wir manche dankenswerte einblicke sowol in die politik wie in das culturleben auch der älteren zeit. im 15 jh. seben wir den von der obrigkeit begünstigten ackerbau im kampf mit der altbeliebten viehzucht; der weinbau, anfangs in kümmerlichen beeten geübt, dehnt sich im 12 jh. am see hin mächtig aus und verdrängt trotz mäfsigen erzeugnissen den genuss des bieres, bis im 16 jh. wenigstens in den höheren strichen die obstbäume die reben ersetzen und das aussehen der landschaft am stärksten verändern. die waldungen, der sihlwald und der forst, werden auch hier schmählich mishandelt, eichen und junge eschen schon früh weggeholt, um bogen, spiefsstangen und reifen daraus zu fertigen, sodass bereits 1545 holzmangel sich sehr fühlbar macht und grofser schade für die lebenden und nachkommen befürchtet wird. doch galt das gebiet der gemeinde Horgen seit dem ende des 18 jhs. als das bestbestellte des landes. mit dem holzmangel und ziemlich frühen rückgang des kornbaus mag es zusammenhängen dass schon seit dem 17 jh. die schindelund strohdächer in abgang kamen. die meisten gewerbe scheinen fremde, Schwaben', die insbesondere nach dem pestjahre 1634 der in Deutschland wütende krieg in die Schweiz trieb, nach Horgen gebracht zu haben; das wichtigste gewerbe, die auf der altheimischen hanf- und flachsbearbeitung beruhende spinnerei und weberei, hob sich seit dem 17 jh., als einzelne bürger den Italienern in der baumwollen- und seidenmanufactur die stirn boten, allmählich zu dem weltruf, den die seidenindustrie von Horgen, 'klein-Lyon', gegenwärtig besitzt. von Horgen wanderten aber im 17 jh. auch viele aus, besonders nach den durch den grofsen krieg vorzugsweise verwüsteten ländern, wie Böhmen, dem Elsass und der Pfalz, hier guten dienst oder leichten güter

erwerb hoffend, oder nach Mähren, wo die widertäufer mehr sicherheit für ihren glauben erwarteten. trotzdem wurden gerade in dieser zeit, wo hunderte von örtern in Deutschland verschollen, am Zürichsee Wädensweil, Stäfa, Wald und endlich 1639 auch Horgen zu marktflecken erhoben. aus den übrigen mitteilungen mag hervorgehoben werden dass noch 1463 und 1506 eines mörders leib auch nach entrichtung der bufse an die stadt den verwanten erlaubt wird, die den toten nach der stat recht zu rächen haben. gotteslästerung wird noch 1613 mit dem herdkuss, dh. durch küssen der erde gebüfst. der hexenverfolgungswahnsinn taucht auch hier zu anfang des 15 jhs. auf mit der höchst altertümlichen vorstellung vom wolfsritt der hexe, wie er in altnordischen sagen der zauberfrau und in Wittenweilers Ring der hexe Hächel zugeschrieben wird (Grimm Myth. 2, 880. 3, 306); noch 1723 forscht man gewissen warzen als teufelsmerkmalen am leibe von delinquentinnen nach. der name Tell flöfst bereits 1663 der strengen obrigkeit bedenken ein, wenn untertanen, in ihren rechten bedroht, an des helden tat erinnern. von den alten haus- und ortsfesten erfahren wir nicht viel mehr, als dass man in der fastnacht mit böggen und butzen sich vermummte und märzenfeuer entzündete. sollte nicht davon mehr zu finden sein?

Freiburg i B., 28 november 1882.

ELARD HUGO MEYER.

Jüdischdeutsche chrestomathie. zugleich ein beitrag zur kunde der hebräischen litteratur. von dr MAX GRÜNBAUM. Leipzig, Brockhaus, 1882. XII und 587 ss. 8o. 14 m.*

Grünbaums Jüdischdeutsche chrestomathie berücksichtigt nicht die gesammte jüdischdeutsche litteratur, sondern nur den allerdings grösten teil derselben, der aus übersetzungen hebräischer bücher besteht oder seinen inhalt vorzugsweise hebräischen büchern entnommen hat, nicht aber die übersetzungen und bearbeitungen nichthebräischer bücher und stoffe.1 aus der jüdischdeutschen litteratur in der angegebenen beschränkung gibt die Chrestomathie zahlreiche, bald mehr, bald weniger umfängliche bruchstücke und auszüge, und zwar sind die texte nicht in jüdischdeutscher schrift, sondern mit ausnahme der zahlreich vorkom

[* vgl. Litt. centralbl. 1882 nr 20.]

die übertragung nichthebräischer schriften in die jüdischdeutsche sprache, sowie die jüdischdeutsche umgangssprache, die jüdischdeutsche litteratur in den slavischen ländern und anderes mehr hat der verf., wie er s. Ix f sagt, in einem besonderen buche behandelt, dessen früheres oder späteres erscheinen von der aufnahme der Chrestomathie abhängen wird. hoffentlich erscheint es recht bald!

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menden hebräischen worte, die hebräisch gedruckt sind, denen
aber immer oder doch fast immer die deutsche übersetzung bei-
gefügt ist in lateinischer schrift gedruckt. für den germa-
nisten ist die Chrestomathie vorzugsweise in sprachlicher be-
ziehung von grofser bedeutung, indem sie ihm gelegenheit gibt,
sich auf die bequemste weise von der jüdischdeutschen sprache
eine nähere kenntnis zu verschaffen als bisher ohne selbständiges
studium der jüdischdeutschen litteratur möglich war. abgesehen
von dem sprachlichen interesse, auf das näher einzugehen ich
andern besser überlasse, bieten die mitgeteilten texte und aus-
züge auch inhaltlich viel anziehendes und belehrendes, und ins-
besondere ist ihre lecture allen denen zu empfehlen, die sich für
märchen und erzählungen, parabeln und fabeln, sprichwörter und
bilder und deren geschichte und verbreitung interessieren.
einer anzahl derartiger texte und auszüge möge es mir gestattet
sein hier einige bemerkungen mitzuteilen, die zum teil be-
merkungen des verf.s der Chrestomathie ergänzen.

zu

S. 184. zu der aus dem Midrasch Abchir übersetzten sage
von Noah, dem der Satan beim pflanzen des weinstocks hilft, in-
dem er ein schaf, einen löwen und ein schwein über dem wein-
stock schlachtet, bemerkt der verf., sie finde sich ähnlich in
Arnolds Arabischer chrestomathie s. 53 (nach Damiri). es war
aber vor allem zu erinnern dass in anderen rabbinischen quellen,
die JAFabricius Cod. pseudepigr. vet. test. 1, 275 anführt, der
Satan auch noch einen affen schlachtet, und es war darauf hin-
zuweisen dass die sage auch unter den christen weite verbreitung
gefunden hat. man sehe die nachweise HÖsterleys zu Gesta Ro-
manorum cap. 159, wo Heidelb. jahrb. 1864 (statt 1862) zu lesen
ist, und denen ich noch hinzufüge Altd. blätter 1, 412 nr 18
(weinsegen), JScheible Die fliegenden blätter des XVI und xvi jhs.
s. 135-42 (Ein kurzweilig gedicht von den vier unterschied-
lichen weintrinkern), Joh. Martin Usteri Dichtungen, Berlin 1831,
s. 33 (Briamel vom wyn), GBrunet zu seiner ausgabe des Violier
des histoires romaines, Paris 1858, s. 371, Victor Hugo Les mi-
sérables, livre vi chap. Ix, AWesselofsky in der Russischen revue
13, 138 f.

S. 201 bemerkt der verf., eine mitgeteilte geschichte erinnere
an das urteil des Schemjaka' bei Chamisso und ähnliche sagen
bei Benfey Pantschatantra 1, 394 f. ich benutze diese gelegenheit,
um auf einen aufsatz 'o conto do justo juizo' von FAdolpho Coelho
in seiner Revista d'ethnologia e de glottologia, fasc. 1-1, Lisboa
1881, s. 108-38, hinzuweisen, in welchen der ausgezeichnete
portugiesische gelehrte zahlreiche versionen des märchens mit-
geteilt und in ihrem verhältnis zu einander untersucht hat. einige
nachträge wird ein späteres heft der Revista bringen.

S. 215-18. variante der von Gellert in seinem gedicht
Das schicksal behandelten geschichte. der verf. verweist dazu

s. 218 auf die aufsätze von Brockhaus und von Behrnauer in der Zs. der deutschen morgenländischen gesellschaft 14, 706 und 16, 762. man vgl. aber auch Hammer Rosenöl 1, 124, JPerles Zur rabbinischen sprach- und sagenkunde, Breslau 1873, s. 96, und GParis L'ange et l'ermite, Paris 1880 (separatabdruck aus den Comptes-rendus des séances de l'académie des inscriptions et belles lettres de l'année 1880), s. 21 ff.

S. 218-22. Abraham und die götzenbilder. vgl. Benfey Pantschat. 1, 376 f, JLandsberger Die fabeln des Sophos s. LVI und HSuchier Denkmäler provenzalischer litteratur und sprache 1, 627 f.

S. 227 (vgl. auch s. 165). die ägyptischen frauen, im anblick der schönheit Josephs versunken, schneiden- statt in die ihnen vorgesetzten orangen sich in die hände. vgl. meine aufsätze in der Germania 14, 243 und 28, 11, und eine stelle in dem jüdischdeutschen purimspiel 'Joseph' bei FChrBAvé-Lallemant Das deutsche gaunertum, 3 teil, Leipzig 1862, s. 501.1

S. 241. parabel von den drei freunden. vgl. Österley zu Gesta Rom. cap. 238 und Romanische studien 4, 11 und 82.

S. 242. zu dem talmudischen sprichwort in jüdischdeutscher übersetzung 'das kemel hat sich weln herner mit brengen, aso hat man ihm die ohren derzu abgeschnitten' vgl. die Aesopische fabel o náunλog zai Zeus' und dazu Benfey Pantschat. 1, 302.

S. 242. der sterbende Alexander und seine mutter. vgl. hierzu - aufser dem was der verf. s. 243 anführt MEStern Zur Alexandersage, Wien 1861, JZacher Pseudocallisthenes s. 179 ff, WBacher Nizamis leben und werke s. 119 und HKnust Mitteilungen aus dem Eskurial s. 43 f und 301.

S. 245. 'wenn alle die himel parmit weren, un all die gemusich rohren federn weren, un all die wasser tint weren, is nit zu derschreiben die grosse wunder gottes.' vgl. dazu meinen aufsatz und wenn der himmel wär' papier' in Benfeys Orient und occident 2, 544 ff, zu dem ich noch sehr viel nachtragen könnte.

S. 248. zu der geschichte von dem habsüchtigen und dem neidischen vgl. die nachweise von Österley zu Pauli nr 647, denen ich noch hinzufüge Rabbi Barachiae Nikdani Parabolae vulpium, transl. opera RPMHanel S. J., Pragae 1661, s. 377 (parabola invidi et cupidi) und s. 235 (parabola duorum simiorum et leonis), Libro di novelle antiche, Bologna 1868, nr 15, Goedeke im Orient

1 nicht allen lesern dieser zeitschrift wird es bekannt sein dass in dem angeführten werk s. 198-537 des 3 teiles über jüdischdeutsche sprache und litteratur handeln und s. 319-512 des 4 teiles ein jüdischdeutsches, freilich nur die hebräischen und fremdsprachigen wörter verzeichnendes und erklärendes wörterbuch enthalten. merkwürdig dass Grünbaum Avé-Lallemants, der zwar kein sprachgelehrter von fach ist, dessen jüdischdeutsche studien mir aber doch recht verdienstlich scheinen, gar nicht erwähnt.

und occident 1, 543 (nr 11), FAdolpho Coelho Revista d'ethnologia e de glottologia, fascic. -ш, Lisboa 1881, s. 142, ARosenberg Sebald und Barthel Beham, Leipzig 1875, s. 128.

S. 249. die drei lehren des vogels. der verf. verweist dazu s. 251 auf Ibn Chisdais Prinz und derwisch, cap. 21, und auf Arnolds Arabische chrestomathie s. 34 und erst in den 'berichtigungen und zusätzen' (s. 587) auch auf Benfey Pantschat. 1, 380. man sehe aber auch Österleys nachweise zu Gesta Romanorum cap. 167, denen noch hinzuzufügen sind ASchiefner Awarische texte ur xv, mit meiner anmerkung auf s. xxvi, Scelta di facetie, motti, burle, e buffonerie di diversi, ciòe del Piovano Arlotto, del Gonella, del Barlacchia, ed altre assai di diversi, Vicenza 1661, s. 167, Les contes et facéties d'Arlotto de Florence avec introduction et notes par PRistelhuber, Paris 1873, nr 38.

S. 251-53. die hier aus dem jüdischdeutschen buche Simchas hannefesch (d. i. seelenfreude) mitgeteilte darstellung der bekannten parabel von den jahreskönigen (vgl. Goedeke Everyman, Homulus und Hekastus s. 11, 16 und 205 und Österley zu Gesta Rom. cap. 224) hat das eigentümliche dass in ihr die bettler, die auf drei jahre zu königen gemacht werden, durch einen schlaftrunk in tiefen schlaf versenkt und so im schlaf in königliche kleider gekleidet und ins königsschloss gebracht und ebenso nach ablauf von drei jahren wider in ihre bettlerkleider gesteckt und dahin gebracht werden, wo man sie gefunden hatte, sodass sie glauben nur geträumt zu haben. in dieser fassung berührt sich die parabel mit der bekannten, so oft dichterisch behandelten geschichte von dem betrunkenen, dem man, während er schläft, die kleider eines fürsten oder sonst eines vornehmen herren anzieht usw. Grünbaum sagt s. 251 ganz bestimmt, die parabel im Simchas hannefesch sei Ibn Chisdais Prinz und derwisch cap. 13 entnommen, aber bei Ibn Chisdai, der genau seiner quelle (Barlaam und Josaphat) folgt, kommt nichts vom schlaftrunk vor.

S. 393-96. zu der geschichte vom rabbi Joschua ben Levi und dem propheten Elias verweise ich auf die oben genannte abhandlung von GParis L'ange et l'ermite, besonders s. 19 f.

S. 404. zu der geschichte vom wiesel als zeuge vgl. LGonzenbach Sicilianische märchen nr 46 und meine anmerkung dazu.

S. 407 (vgl. auch s. 448). das märchen vom rabbi Chanina habe ich in der Germania 11, 393 ff (in meinem aufsatz "Tristan und Isolde und das märchen von der goldhaarigen jungfrau und von den wassern des todes und des lebens') auszüglich mitgeteilt und besprochen.

S. 411. zu dem märchen von dem alten mann und der schlange vgl. meine anmerkung zu LGonzenbach aao. nr 69, wo ich auch die jüdischdeutsche fassung des Maase-buches angeführt habe, und im Archiv für slavische philologie 1, 279, ferner

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