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seine Zweitheilung auf den allgemeinsten klimatischen Unterschied der grösseren Wärme und Kälte gründete, nächstdem aber auch auf eine natürliche Grenze grössten Stiles. Er fand dieselbe westlich im Mittelmeer, mit Ausschluss des Pontus, östlich im Taurusgebirge und seinen Fortsetzungen, welches sich, wie er umständlich darzuthun bemüht war, in paralleler Richtung und in einer Breite, welche der des Mittelmeeres entsprach, bis zum äussersten Osten der Oekumene erstreckt. Für die messende Geographie setzte er, wie sein Vorgänger Dicäarch, als Theiler den Parallel von Rhodus fest, der die Hauptpunkte des Mittelmeeres durchschnitt und am Südrande jenes Gebirges hinlief.1 Das natürlichste Ergebniss der Vergleichung aber würde meines Erachtens die Vermuthung sein, dass Eratosthenes die naturwissenschaftlichen Eintheilungsgründe bei den Joniern gefunden, gebilligt, angenommen und nach Massgabe des Standpunktes der geographischen Wissenschaft seiner Zeit angewendet habe.

Es kann Anstoss erregen, dass nach der Darstellung des Hippokrates Asien nicht nur die beiden südlichen Quadranten des Erdkreises, sondern auch einen Theil des nordöstlichen in Anspruch nimmt, die Gleichmässigkeit der Theilung also gestört erscheint. Nach einer Angabe, die wir bald zu besprechen haben, ist dies auch vielleicht schon in sehr früher Zeit geschehen. Ernstliche Bedenken knüpfen sich daran aber nicht. Alle griechischen Geographen, von denen, welche in ältester Zeit Unterägypten mit dem Buchstaben Delta verglichen, bis herab in die späte Zeit, in welcher das Gradnetz der Karte zu Grunde gelegt wurde, haben sich theils aus didaktischen, theils aus geometrischen Gründen angelegen sein lassen, jede geographische Configuration, von allgemeinem, wie von besonderem Inhalte, auf ein charakteristisch scharfes und möglichst einfaches Schema zurückzuführen, vor dessen Grundlinien alle, auch sehr hervorstechende, Sondergestaltungen fallen mussten. Die Verwechselung solcher die Grundzüge heraushebender Figuren mit den nothwendig hinter denselben anzunehmenden wirklichen Kartenbildern hat zu mannigfachen.

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Vgl. Strab. I, C. 65. 67 f. Xl, C. 490 f. Die geogr. Fragm. des Eratosth. S. 163-167. 170 f. 222.

2 Ich erinnere nur an die Eratosthenischen Sphragiden (s. geogr. Fragm. d. E. S. 223 ff.), das Dreieck von Italien (Strab. V, C. 210 f. Polyb. II, 14), das Trapez oder Dreieck von Libyen (Strab. XVII, C. 825 f. Dionys. perieg. 174 f.) und an die Gestaltung der Oekumene zu zwei Dreiecken, deren eines, Libyen und Europa umfassend, nach Westen, das andere, Asien, mit der Spitze nach Osten liegt, und welche in der Mitte zwischen Norden und Süden mit ihren Grundlinien zusammenstossen (Dionys. perieg. 269 ff. 620 ff.).

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Irrthümern und Verwirrungen Anlass gegeben. Man wird es darum schon nicht unnatürlich finden, wenn die Jonier trotz der Beugung nach Nordosten den durch den Diameter getheilten Kreis zum Schema ihrer getheilten Oekumene wählten. Zur Bekräftigung dieser Annahme bietet sich aber auch ein Beleg dar. Im Begriff, den Zug Hannibals aus Iberien nach Italien zu schildern, setzt Polybius auseinander, wie der Geschichtsschreiber seinen Lesern die Auffassung der geographischen und topographischen Angaben der Darstellung durch stete Beziehung auf die geographischen Grundvorstellungen zu erleichtern habe. Er geht nun dabei von der allgemeinsten Anschauung der geographischen Verhältnisse, vom Horizonte mit den vier Himmelsgegenden, aus und beschreibt dabei die Theilung in drei Erdtheile. Asien liegt zwischen dem Tanais und dem Nil und nimmt von dem Horizontkreise den Bogen ein, der vom Aufgangspunkt der Sonne im Sommersolstitium bis zum Südpunkte reicht, also zu dem südöstlichen Quadranten noch einen Theil des nordöstlichen. Libyen liegt zwischen dem Nil und der Meerenge der Säulen des Herkules und geht vom Südpunkte bis zum Sonnenuntergangspunkte der Tag- und Nachtgleiche, also dem Westpunkte. Wenn man aber, so fährt er ausdrücklich fort, diese beiden Erdtheile nach einem allgemeinen Gesichtspunkte betrachtet, so kommen beide zwischen Osten und Westen südlich vom Mittelmeere zu liegen, Europa aber liegt. ihnen beiden nördlich und in einem Zusammenhange von Osten nach Westen gegenüber.1 Es ist hier nicht der Ort, den Gründen der augenscheinlichen Uebereinstimmung dieser Darstellung mit den Grundzügen der jonischen Geographie, wie wir sie aus dem Buche des Hippokrates kennen, nachzugehen. Denken wir aber selbst an den ungünstigsten Fall einer zufälligen Uebereinstimmung, der aber zugleich der unwahrscheinlichste sein würde, so bliebe uns doch immer noch ein schlagendes Beispiel

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Polyb. III, 37: ταύτης (τῆς οἰκουμένης) διῃρημένης εἰς τρία μέρη καὶ τρεῖς ὀνομασίας, τὸ μὲν ἓν μέρος αὐτῆς Ἀσίαν, τὸ δὲ ἕτερον Λιβύην, τὸ δὲ τρίτον Εὐρώπην προσαγορεύουσι. τὰς δὲ διαφορὰς ταύτας ὁρίζουσιν ὅ τε Τάναϊς ποταμὸς καὶ Νεῖλος καὶ τὸ καθ' Ηρακλείους στήλας στόμα. Νείλου μὲν οὖν καὶ Τανάιδος μεταξὺ τὴν Ἀσίαν κεῖσθαι συμβέβηκε, πίπτειν δὲ τοῦ περιέχοντος ὑπὸ τὸ μεταξὺ διάστημα θερινῶν ἀνατολῶν καὶ μεσημβρίας. ἡ δὲ Λιβύη κεῖται μὲν μεταξύ Νείλου καὶ στηλῶν Ἡρακλείων, τοῦ δὲ περιέχοντος πέπτωκεν ὑπό τε τὴν μεσημβρίαν καὶ κατὰ τὸ συνεχὲς ὑπὸ τὰς χειμερινὰς δύσεις ἕως τῆς Ισημερινῆς καταφορᾶς, ἡ πίπτει καθ' Ηρακλείους στήλας. αὗται μὲν οὖν αἱ χῶραι καθολικώτερον θεωρούμεναι τὸν πρὸς τὴν μεσημβρίαν τόπον ἐπέχουσι τῆς καθ' ἡμᾶς θαλάττης ἀπὸ τῶν ἀνατολῶν ὡς πρὸς τὰς δύσεις. ἡ δ ̓ Εὐρώπη ταύταις ἀμφοτέραις ὡς πρὸς τὰς ἄρκτους ἀντιπαράκειται, κατὰ τὸ συνεχὲς ἀπὸ τῶν ἀνατολῶν παρήκουσα μὲν ἄχρι πρὸς τὰς δύσεις,

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Rückkehr zur Dreitheilung.

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von dem Verfahren eines griechischen Geographen bei Ansetzung eines allgemeinen Schemas, von dem wir auf das Verfahren der Jonier in dem nämlichen Falle zu unsern Gunsten zurückschliessen dürften.

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Der letzte Satz der Polybiusstelle ist offenbar von dem Gedanken der Zweitheilung in die Nord- und Südhälfte beherrscht und stellt uns darum deutlich vor Augen, wie man sich der Möglichkeit einer ungezwungenen Verbindung der beiden Theilungsarten bewusst war. Wenn man den hergebrachten Forderungen der Verkehrsgeographie, welche an die drei Erdtheile gewöhnt war, ihr Recht widerfahren lassen wollte, brauchte man die naturwissenschaftliche Theilung weder zu verlassen, noch wesentlich zu verändern. Insofern stellt sich auch die mehrfach ausgesprochene Annahme, die Sondertheilung Asiens bei Hekatäus habe nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt, als durchaus sachgemäss heraus. Dass jonische Geographen die Dreitheilung wieder aufgenommen haben, lässt sich auch nicht verkennen. Zwar kann Herodot nur die Zweitheilung im Auge haben, wenn er jene tadelt, dass sie Asien eben so gross darstellten, wie Europa und verspricht, die Grösse beider Erdtheile bündig anzugeben (s. ob. S. 55 A. 1). Wenn er an einer andern Stelle meint, es sei unbegreiflich, warum man die Erde, die doch ein Ganzes bilde, in drei Theile zerlege und warum diese Theile weibliche Namen, deren Herkunft nicht nachweisbar sei, führen sollten, so liegt in seinen Worten das Bedenken gegen die ungegründete, nur aus dem Verkehr gewohnheitsmässig gewordene Theilung, welches Eratosthenes seiner Zeit wiederholte, und das wir dem einen Theile der Jonier zutrauen zu dürfen glauben. Anders verhält er sich aber an der dritten Stelle, die hier in Betracht kommt.3 Hier benutzt Herodot eine Schwierigkeit, welche die Theilung durch den Nil mit sich brachte und die sich noch in später Zeit fühlbar machte, um über die Jonier zu spotten. Im Gedanken an das behauptete hohe Alter der Aegypter und an eine auch von den Joniern berichtete Erzählung über die Art, wie Psammetich das älteste Volk aus den ersten Aeusserungen kleiner Kinder, die aller menschlichen Sprachbeeinflussung entzogen waren, habe erkennen wollen, führt er aus, dass die Aegypter auf den Gedanken, die ersten Menschen ge

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1 Bei CLAUSEN, Hec. Mil. fr. p. 13 f. REINGANUM S. 148 f. FORBIGER, Handb. II, S. 37 f. III, S. 1 f.

2 Herod. IV, 45.

3 Herod. II, 15—17. Gegen die Zerreissung Aegyptens spricht noch Ptol. geogr. II, 1, 6.

4 Herod. II, 2 f.

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Rückkehr zur Dreitheilung.

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wesen zu sein, gar nicht hätten kommen dürfen, und zwar nach ihrer eigenen Ansicht, da das Delta ein erst in jüngerer Periode angeschwemmtes Land sei. Die Jonier begriffen nämlich, wie er meint, unter Aegypten nur das Delta, indem sie die andern Theile Aegyptens oberhalb der Theilung des Flusses theils zu Arabien, anderntheils zu Libyen rechneten. Dann will er den Nachweis führen, die Hellenen und die Jonier selbst die Unterscheidung kann nur die Führerschaft der Jonier in geographischen Dingen und der Gelehrsamkeit überhaupt im Auge haben könnten nicht zählen, denn da sie Libyen und Asien durch den Nil trennen, komme das zwischen den Armen des Nils gelegene Delta nicht mit in Rechnung und müsste als ein vierter Welttheil für sich gerechnet werden. Er schiebt nun diese falschen Ansichten bei Seite und spricht seine Meinung ernsthaft aus, Aegypten sei eben alles von Aegyptern bewohnte Land und dürfe nicht zerrissen werden, die ägyptische Grenze müsse auch Grenze zwischen Libyen und Asien sein. Dann aber bringt er nochmals als Ansicht der Hellenen, Aegypten beginne bei den Katarrhakten und Elephantine, sei aber in seinem oberen Theile zwischen Asien und Libyen getheilt. Wie Herodot diese letztgenannte Ansicht der Hellenen von der früher berührten der Jonier unterscheidbar habe finden können, vermag ich nicht einzusehen. Er selbst berichtet ja anderwärts spöttisch von dem Benehmen des Hekatäus bei den Priestern im oberägyptischen Theben.1 Fast scheint es, als habe ihn bei der gezwungenen Unterscheidung das Gefühl eines kritischen Fehlers geleitet, der darin besteht, dass er aus einem Missstand des Systems der Gegner eine Consequenz erzwingt und diese dann als positive Lehre derselben behandelt. Strabo berichtet auch, die Alten hätten den Namen Aegypten nur auf das Ueberschwemmungsgebiet angewendet, aber von Syene an bis zum Meere gerechnet. Wenn man nun auch annehmen müsste, dass die Geltung des Namens einstmals noch mehr eingeschränkt gewesen sei, so kann man doch zur Zeit der Jonier die Einheit des Reiches nicht geleugnet haben, und Herodot bekommt deshalb nicht mehr Recht. Das bleibt von seiner Darlegung aber bestehen, es muss unter den jonischen Geographen eine Partei gegeben haben, welche die Gelegenheit der leichten Abänderung ergriff, um zur Dreitheilung zurückzukehren. Wir finden nun abermals eine Stelle in einem Schriftsteller, der, wie es auch bei Polybius der Fall

1 Herod. II, 143.

2 Ueber den Namen Aïɣvлtos vgl. BRUGSCH, die Geogr. d. a. Aeg. I, S. 83. WIEDEMANN, Gesch. Aeg. 1884 Bd. I, Buch II, S. 164. DUNCKER, Gesch. d. Alt. 15, S. 13. Strab. XVII, C. 790.

Befestigung der Dreitheilung.

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ist, Kenntniss der jonischen Geographie aus dem historischen Theile der Geographika des Eratosthenes gehabt haben muss, und der diesen Thatbestand Wort für Wort zum Ausdruck bringt. Arrian sagt vom Tanais: Es gibt Geographen, welche diesen Tanais zur Grenze Europas und Asiens machen, diejenigen nämlich, nach welchen von dem innersten Winkel des Pontus Euxinus an der See Mäotis und der in diesen fliessende Tanais Asien von Europa trennen, eben so, wie das Meer bei Gades und bei den Gades gegenüber wohnenden libyschen Nomaden seinerseits wieder, wenigstens für die, nach denen Libyen von dem übrigen Asien durch den Fluss Nil abgesondert wird, Libyen von Europa trennt.2 Es bleibt uns demnach nur übrig zu fragen, ob diese Partei zu bezeichnen sei und welchen Weg sie bei ihrem Verfahren eingeschlagen habe.

Die Theilung in drei Erdtheile war nie zu beseitigen. Sie verdrängte die physikalische Auffassung der Haupttheile, die unter den ersten Joniern aufgekommen war, die Wiederholung und geometrische Weiterbildung derselben unter Dicäarch und Eratosthenes, sie liess auch den Gedanken des Posidonius, die Oekumene in parallele Zonen zu zerlegen, welcher sehr an die klimatischen Abstufungen der beiden Erdtheile bei Hippokrates erinnert, und welchen Posidonius selbst wieder zurückzog, um sich dem Herkommen zu fügen, nicht aufkommen, eben so die Viertheilung, die, wie wir sahen (ob. S. 52), sich in alter Zeit zeigte und deren Vorkommen in später Zeit als eine Theilung des Erdkreises in seine vier Quadranten bezeugt ist. Die Theilung der Oekumene, meinte Strabo, wäre nicht von der Natur vorgezeichnet, sondern beruhte auf gelegentlichem Zusammentreffen der Umstände. Wie in der neuen Zeit hat die gesonderte Richtung

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Vgl. die geogr. Fragm. d. Erat. S. 17 f. Ueber Arrians Abhängigkeit von Eratosthenes Arrian. anab. V, 5, 1. Ind. III, 1.

2 Arrian. anab. III, 30, 9; καὶ τὸν Τάναϊν τοῦτον εἰσὶν οἱ ὅρον ποιοῦσι τῆς Ἀσίας καὶ τῆς Εὐρώπης, οἷς δὴ ἀπὸ τοῦ μυχοῦ τοῦ πόντου τοῦ Εὐξείνου ἡ λίμνη τε ἡ Μαιώτις καὶ ὁ ἐς ταύτην ἐξιεὶς ποταμὸς ὁ Τάναϊς οὗτος διείργει τὴν Ἀσίαν τε καὶ τὴν Εὐρώπην, καθάπερ ἡ κατὰ Γάδειρά τε καὶ τοὺς ἀντιπέρας Γαδείρων Λίβυας τοὺς Νομάδας θάλασσα τὴν Λιβύην αὖ καὶ τὴν Εὐρώπην διείργει, οἷς γε δὴ ἡ Διβύη ἀπὸ τῆς Ἀσίας τῆς ἄλλης τῷ Νείλῳ ποταμῷ διακέκριται. 3 Posid. bei Strab. II, C. 102.

4 Jul. Honor. excerpta vel continentia sphaerae in Pomp. Mel. ed. J. Gronov. Lugd. Bat. 1684 und Geogr. lat. min. ed. A. RIESE p. 24 f. Vgl. A. MÜLLENHOFF, die Weltkarte des August. S. 6 f. und die geogr. Fragm. d. Erat. S. 221 f.

5 Strab. a. a. O.: αἱ γὰρ τοιαῦται διατάξεις οὐκ ἐκ προνοίας γίνονται, καθάπερ οὐδὲ αἱ κατὰ τὰ ἔθνη διαφοραί, οὐδ' αἱ διάλεκτοι, ἀλλὰ κατὰ περίπ τωσιν καὶ συντυχίαν.

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