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Nissen sieht darin die 'Tesca des städtischen Auguraltemplum und die Area der Mauer, will aber sogar um die einzelnen Stadtviertel je ein Pomerium ziehen. 2 Niebuhr hielt es für einen Borgo, insbesondere für eine der Stadt einverleibte Vorstadt. Vaniček giebt es durch Maueranger, Zwinger, Grenze, Mark wieder. Karlo wa hält es für den Grenzsaum zwischen Urbs und Ager, und Mommsen endlich nennt es bald Ringmauer, heiliger Mauerring, bald Mauerweg, hinter der Mauer freizulassende Laufstrasse,5 oder hinter der Mauer laufende Wallgasse, bald Stadtgrenze, bald die Linie zwischen der Wallstrasse und dem innern Häuser8 bald den von den Mauern umschlossenen innern Stadtraum, die Binnenstadt. 9

raum,

Diesen sachlichen Schwierigkeiten gehen topographische zur Seite; man hat sich nicht darüber verständigen können, wo das Pomerium Roms zu suchen sei. Lag es innerhalb der Stadtmauer? 10 oder ausser

1 pompej. Studien S. 475, 470.

2 Templum S. 147.

3 röm. Gesch. (3) 1, 319.

röm. Rechtsgesch. 1, 60.

5 röm. Staatsrecht (2) 2, 716.

6 röm. Staatsrecht (2) 1, 61, 2.

7 ibid. 1, 62.

8 Hermes 10, 43.

9 röm. Forsch. 2, 30.

10 Minutoli, de urb. Rom. topogr. (Salengre 1, 45 ff.). Dacerius in Lindemann Corp. gramm. lat. 2, 613. Klenze, Phil. Abhdlgn. 157. Göttling, röm. Staatsverf. 17. Nissen, Templum 73. Mommsen, röm. Forschung. 2, 23 (wo die Arbeit aus Hermes 10 überarbeitet abgedruckt ist.) röm. Staatsrecht 1, 61, 2. 2, 716. Jordan, Topogr. 1, 163 ff.

halb derselben ?1 oder ausserhalb und innerhalb der Mauer ? oder gar zwischen Mauer und Graben ?3

Ein jeder dieser Schriftsteller beruft sich auf die spärlichen Quellenstellen, in denen er seine Ansicht klar ausgesprochen findet. Es handelt sich nur um folgende Sätze, die gleich hier zusammengestellt werden. sollen. Livius schreibt 1, 44:

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Pomerium verbi vim solam intuentes postmerium interpretantur esse. Est autem magis circa murum locus, quem in condendis urbibus quondam Etrusci, quo murum ducturi erant, certis circa terminis inaugurato consecrabant, ut neque interiore parte aedificia moenibus continuarentur, quae nunc vulgo etiam conjungunt, et extrinsecus puri aliquid ab humano cultu pateret soli. hoc spatium, quod neque habitari neque arari fas erat, non magis quod post murum esset, quam quod murus post id, pomerium Romani appellarunt et in urbis incremento semper quantum moenia processura erant, tantum termini hi consecrati proferebantur.“

Varro sagt L. L. 5, 143:

1 Trekell, Antiq. Rom. 1, 2, 1 u. 10. (als Regel) Ambrosch, Studien S. 140. Gilbert, Rom im Alterthum 1, 116 ff. Herzog, röm. Staatsverf. 1, 20, 3. Nissen, pompej. Studien S. 470 ff.

2 Faunus, Ant. U. Rom. Salengre 1, 194. Panvinius, descr. U. Rom. Graevius 3, 282. Trekell, Antiq. Rom. 1, 2, 10 für Rom insbesondre. Scheller v. pomoerium. Becker, Topographie 96. Huschke, Servius Tullius 102. Hartung, Religion d. Röm. 114. Rein in Pauly v. Pomerium. Schwegler 1, 447. Müller-Deecke, Etrusker 2, 151. Nissen, pompej. Stud. 466 ff. Wordsworth, Fragm. of early latin 502 Karlowa, röm. Rechtsgesch. 1, 60.

3 Tzetzes, Allegor. Iliadis 8, 86. Cramer, Anecdota graeca 3, 383. Crawford, Etruscan inscriptions 265 schreibt: „the city walls might be either on one side or the other of the pomerium . . pomerium thus resolving into the Bi-mûrom, the space at, by or near the walls."

„Oppida condebant in Latio Etrusco ritu ut multa id est junctis bobus, tauro et vacca interiore, aratro circumagebant sulcum. Hoc faciebant religionis causa die auspicato, ut fossa et muro essent muniti. Terram unde exsculpserant, fossam vocabant et introrsum jactam murum. Post ea qui fiebat orbis urbis principium, qui quod erat post murum postmoerium dictum, eoque1 auspicia urbana finiuntur. Cippi pomeri stant et circum Ariciam (?) et circum Romam. Quare et oppida, quae prius erant circumducta aratro, ab orbe et urvo urbes, et ideo coloniae nostrae omnis in literis antiquis scribuntur urbeis, quod item conditae ut Roma, et ideo coloniae. ut urbes conduntur, quod intra pomerium ponuntur.“ Gellius endlich schreibt 13, 14:

„Pomerium quid esset, augures populi Romani, qui libros de auspiciis scripserunt, istius modi sententia definierunt. „Pomerium est locus intra agrum effatum per totius urbis circuitum pone muros regionibus certis determinatus, qui facit finem urbani auspicii.“

Eine Festus-Stelle ist so lückenhaft, dass sie nur aus diesem Material ergänzt und verständlich gemacht ist; wir kommen auf dieselbe später zurück; nur das mag noch bemerkt werden, dass Paullus zu ihr sagt: „Posimirium pontificale pomoerium ubi pontifices auspicabantur. Dictum autem pomoerium quasi promurium id est proximum muro."

Um das Mass voll zu machen, ist man über das Wort selbst nicht einig. Auf Grund der überkommenen Steine und der besten Handschriften sieht man Pomerium als richtig an, während man früher vielfach Pomoe

1 so liest jetzt auch Mommsen nach Jordans Vorschlag statt ejus quo“.

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rium schrieb1. Varro und Livius sprechen allerdings von Postmoerium, das soll jedoch nur durch das Bedürfniss sachlicher Erklärung hervorgerufen sein. Pomerium andrerseits bietet das Bedenken, dass es gegen die Lautgesetze verstosst, die keine Umwandlung von oe in e kennen. Mommsen nimmt daher an, dass in diesem Fall die Umlautung vor den Lautgesetzen erfolgt sei. Paullus giebt zu der Festus-Stelle „Posimirium," aber dieses Wort ist unbekannt und wird daher allgemein verworfen. Schon Ursinus schlug statt dessen „Prosimurium" vor, ihm folgten Scaliger und Dacerius, (letzterer mit dem Zusatze: „Prosmurium, Prosmoerium,") so wollte auch Nardini2 und unter den Neueren Döderlein3 lesen. Marlianus schlug „Postmurum" vor. Ritschl 5 empfahl „Posimerium", Huschke 6 „Prosemurium" und später Psimoerium, Promurium quasi Prosimurium“. Mommsen will mit Corssen, Aussprache 1, 184 Postmerium lesen, weil Posimirium sprachlich ganz unerklärlich sei.

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Ich bin ausser Stande, darüber zu urtheilen, welche Bedeutung es hat, wenn uns ein Wort etruskischer Herkunft unerklärlich erscheint. Livius legt 1, 44, 4 die Sache den Etruskern, den Namen (der nach Plutarch, Romul. 11 durch Synkope gebildet sein soll) den Römern bei, ob aber Pomerium sich als Ableitung oder Corruption eines altetruskischen Wortes erweisen

1 vgl. Mommsen, röm. Forsch 2, 24, 4.

2 Roma antica 1, 34.

Synonym. 6, 276.

4 urb. Ro. Topogr. in Graevius Thes. 3, 128.
5 Op. 2, 551 f.

6 Servius Tullius 102. Iguvische Tafeln 100.
7 röm. Forsch. 2, 24, 5.

lässt, das ist eine Frage, die ich Andern überlassen. muss. Nur will mir scheinen, dass wenig gewonnen * ist, wenn man an die Stelle eines unerklärlichen Wortes eine unerklärliche Umlautung giebt. Und je unsicherer das Wort selbst ist, um so weniger kann es geeignet sein, den Ausgangspunkt sachlicher Untersuchung zu bilden1.

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Mommsen ist andrer Ansicht. Nach ihm muss man davon ausgehen, dass das Wort „hinter der Mauer" bedeute und da Livius mit dieser sprachlich unantastbar gegebenen Basis nicht vereinbar ist, insofern er von einem Pomerium zu beiden Seiten der Mauer spricht, so wird sein Zeugniss als eine Spitzfindigkeit der augusteischen Archäologen verworfen. Livius sei zu seinem Missverständniss dadurch gekommen, dass er sich die Mauer als Linie vorgestellt habe, daher habe er es erklären müssen, weshalb Theile dem Privateigenthum auf beiden Seiten entzogen seien. Die Ansicht, als ob das Pomerium ausserhalb der Mauer liege, sei dem Alterthum fremd und mit der Grundbedeutung des Wortes unvereinbar. Bei allen Bezeichnungen, die auf ein Schliessen hinauslaufen, werde nach einfachem Gesetz der Logik „vor“ und „hinter“ in allen Sprachen der Regel nach so gehandhabt, dass der Eingeschlossene den Blick nach aussen, nicht der Ausgeschlossene den Blick nach innen richte. Hinter der Mauer" sei daher der durch die Mauer abgesperrte Raum, nicht etwa ein innen längs der Mauer sich hinziehender Streifen, sondern der Raum, welcher für die städtischen Zwecke freigegeben sei. Pomerium, urbs, ager effatus seien sachlich durchaus zusammenfallende Begriffe; Mauer, Graben

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so schon Bunsen, Rom 1, 137,

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