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TITI LIVI

AB URBE CONDITA

LIBRI.

ᎬᎡᏦᏞᎬᎡᎢ

VON

W. WEISSENBORN.

ZWEITER BAND:

BUCH III-V.

VIERTE VERBESSERTE AUFLAGE.

BERLIN,

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

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VORWORT.

Seit dem Erscheinen der dritten Ausgabe der folgenden Bücher des Livius sind für die Verbesserung des Textes derselben Hülfsmittel von grosser Bedeutung zugänglich geworden. Durch die langersehnte Bekanntmachung der Veroneser Handschrift und die eingehende Würdigung derselben, durch die neue Vergleichung je eines der ältesten, uns bekannten Vertreter der besser und der weniger treu erhaltenen Gestalt des Nicomachischen Textes, des Mediceus und des Leidensis I, durch die sorgfältige Zusammenstellung der beiden Texte, durch viele scharfsinnige Bemerkungen über einzelne Stellen hat sich Th. Mommsen ein neues, grosses Verdienst um Livius erworben. Theils nach der Veroneser Handschrift selbst, theils nach den Vorschlägen Mommsens, wenn ich auch Bedenken getragen habe manche von ihm empfohlene Veränderungen vorzunehmen, sind daher an einer Reihe von Stellen bessere oder mehr beglaubigte Lesarten aufgenommen, mehrere Lücken ergänzt oder Interpolationen entfernt worden. Bei der Beurtheilung der zahlreichen Fälle, in denen es zweifelhaft ist, ob der von dem Veroneser Codex gebotene Text dem der übrigen vorzuziehen oder wie er zu verbessern sei, konnte ich noch die Bemerkungen G. Beckers in der Zeitschrift für Gymnasialwesen Band 24 S. 216 ff. und die Abhandlung von Alb. Wodrig de codicis Veronensis in emendandis Livii libris auctoritate 1873 zu Rathe' ziehen, auch habe ich mich, zu meinem Bedauern erst nachdem der Druck bereits begonnen war, der freundlich gewährten Unterstützung des Herrn Professor Wölfflin, dem ich mich dafür zu besonderen Danke verpflichtet fülle, erfreuen dürfen,

Für die Nachweisung der Quellen, aus denen Livius den Stoff der vorliegenden Bücher geschöpft hat, sind ausser einigen Abhandlungen Th. Mommsens in dem Hermes und von Prof. Lübbert in den Programmen der Universität Giessen besonders die kritischen Untersuchungen zur Geschichte der älteren Republik *) von K. W. Nitzsch, so weit es die Zwecke

*) Diese Untersuchungen müssten von Neuem begonnen und weiter geführt, dann das Historische erst gesucht werden, wenn in einer Einleitung zu diesen Büchern das Verständniss desselben vorbereitet werden sollte. Ich habe mich nicht entschliessen können dieses zu versuchen aus den Gründen, die ich schon in dem Vorworte zum ersten Bande gegen Einleitungen, in denen das zum Verständniss des zu Erklärenden nöthige Historische und Antiquarische, im weitesten Sinne des Wortes, im Zusammenhange passlich entwickelt werden soll, wie sie im Philologischen Anzeiger Bd. 2 S. 453 f. gefordert wurden, geltend gemacht habe. Der Herausgeber des Philologischen Anzeigers hat diese Gründe Bd. 3 S. 593 ff. nicht widerlegt und nichts beigebracht, wodurch die Zweckmässigkeit solcher Einleitungen erwiesen würde. Wenn derselbe das vereinzelt vorkommende Antiquarische, wenn anders dieses der Sinn der Bemerkung 3, 596, wo mir mit Unrecht die Meinung zugeschrieben wird, dass ich über einzelnes Topographische lange Abhandlungen verlange, sein soll, dem Commentare zuweist, so wird, da das Meiste der Art sich bei Livius zerstreut findet, sehr vieles Antiquarische der Einleitung entzogen, und der Verfasser hat entweder seine Ansicht bedeutend modificiert, oder früher wol den Worten nach das Antiquarische überhaupt, s. o., in der That aber nur den geringeren Theil desselben für die Einleitung in Anspruch genommen, sich aber so ausgedrückt, dass man annehmen musste, er wolle alles Antiquarische aus dem Commentar entfernt wissen. Als Vorbild für die Einleitungen zu Livius werden die zu den Dramatikern hingestellt; für diese werden ausser Anderem die Fragen nach der Composition, für den Commentar das Sprachliche und Analoges gefordert; wer wird also nicht glauben, dass es bei Livius eben so gehalten werden solle? Dennoch scheint dieses nach der späteren Erklärung des Verfassers nicht so; denn bei dem Inhalt der Einleitungen zu Livius wird die Composition gar nicht erwähnt, und weil ich daraus geschlossen habe, dass der Verfasser sie dem Erklärer des Livius erlassen wolle, werde ich 3, 595 getadelt, dass ich,,Analoges" nicht gesehen und nicht dabei 2, 455,,historische Kunst usw." (an der betreffenden Stelle ist von der historischen Kunst der Darstellung und dem Rhetorischen die Rede, die ich allerdings als unter dem Analogen begriffen mir gedacht hatte) beachtet, in dem Analogen also nicht eine Andeutung der historischen Kunst und der Composition gefunden habe. Darnach müsste also, da das Analoge nach dem Verfasser dem Commentare angehört, in diesem bei L. mit dem Analogen auch die historische Kunst und die Composition behandelt werden, nicht wie bei den Dramatikern in der Einleitung. Weil ich nicht wagen konnte dem Verfasser diese Ansicht, nach der selbst über die Dekadeneintheilung im Commentare die Rede sein würde, s. 3, 599, zuzuschreiben, werde ich beschuldigt seine Meinung nicht ehrlich bekämpft zu haben!

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der Ausgabe gestatteten, dankbar benutzt worden, da durch dieselben eingehender und schärfer, als bisher, nachgewiesen wird, dass Livius in diesen Büchern, wenn er auch mittelbar

Ueber die Behandlung des Geschichtlichen wird bemerkt: ,,da durch Vergleichung mit anderen Schriftstellern, durch Beurtheilung, durch weiter ausgeholte Erörterungen verschiedener Art, das Verständniss des zu Erklärenden gefördert wird, so hat man dazu sich eignende (passlich) Stoffe als Einleitung zu gestalten", und ein Gegenstand angeführt, der so für die Einleitung behandelt werden könne. Wenn aber dieser nur als ein Theil der Einleitung bezeichnet wird, so liegt darin die Andeutung, dass diesem Theile noch andere folgen, dass auch die übrigen gleichwichtigen Gegenstände und wie könnte man, wenn nicht willkürlich Einzelnes herausgegriffen, Anderes, was zum Verständniss nicht in weniger nothwendig ist, übergangen werden soll, anders verfahren? gleicher Weise behandelt werden sollen. Es wird also nicht leicht ein Gegenstand von einiger Bedeutung in der Einleitung unerörtert bleiben; diese, wie ich aunahm, zu einer Geschichte vor der Geschichte werden, meine Auffassung der Ansicht des Verfassers im Wesentlichen richtig sein, und die gegen dieselbe angeführten Gründe noch Geltung haben. Ich habe daher keine Veranlassung auf dieselben zurückzukommen, noch weniger aber die Voraussetzungen und Einbildungen zu besprechen, von denen sich der Verfasser bei seiner Erwiderung hat leiten lassen, wenn er z. B. in meiner Abwehr einen Angriff, nicht etwa auf seinen Vorschlag, nein einen Angriff auf den Philologischen Anzeiger! wittert, 3, 599, weil ich gegen eine in demselben vorgetragene Ansicht Bedenken auszusprechen mich unterfangen habe; während ich mich dem Philologischen Anzeiger zu Danke verpflichtet fühlte, s. Vorwort zum 4. Bande des Livius S. 6; oder wenn er sich verletzt fühlt, weil ich, natürlich um die Ansicht für sich, ohne Rücksicht auf den Vertreter derselben zu betrachten, seinen Namen nicht genannt habe; oder wenn er mir, im Gegensatze zu meiner Erklärung im Vorworte zum 10. Bande und zu dem Zeugniss jeder neuen Auflage, den Glauben, dass in meiner Ausgabe „Alles in der schönsten Vollendung sei" andichtet und dergleichen mehr. Man kann sich nur wundern, dass der Verfasser durch solche grundlose Vorstellungen sich hat aufregen lassen; näher auf dieselben einzugehen würde zwecklos sein. Nur Eins möchte ich erklären, dass ich weder, bevor ich meine Entgegnung abfasste, der ,,Uebereinstimmung mit den Herausgebern der Weidmannschen Sammlung" mich versichert habe, noch bis jetzt weiss, ob sie ihren Beifall gefunden hat oder nicht. Da das neue Verfahren zunächst bei Livius angewendet werden soll,,,gerade Livius fordert zu solcher Behandlung auf",_an diesem nachgewiesen und der von mir besorgten Ausgabe gegenüber empfohlen wird, so glaubte ich der Wichtigkeit der Sache wegen den Vorschlag nicht unbeachtet lassen, sondern ihn prüfen zu dürfen. Uebrigens gereicht es mir zur Genugthuung zu sehen, dass ich mit meiner Ansicht über den Vorschlag des Verfassers nicht allein stehe. Hr. Prof. Wölfflin hat seiner trefflichen Ausgabe des 21. Buches eine Einleitung beigegeben, aber alles Antiquarische ausgeschlossen und zwar die Absicht gehabt das Geschichtliche in dieselbe aufzunehmen, aber aus „,gewissen Gründen" den Plan aufgegeben, um eine kritische Geschichte des zweiten

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