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Ueber die erste: Anpflanzung und Verbreitung des Weinstocks in Attika.

καὶ τὰ μὲν ἔπλασε μῦθος Αχαιϊκός, ἠθάδα ψεύδει συγκεράσας.

Nonnos.

"In der vorjährigen Versammlung dieses geehrten Vereins, welchem auch mich anschließen zu dürfen, mich mit Stolz und Freude erfüllt, ist ein Gegenstand zur Sprache gebracht worden, welcher seiner Natur nach weder zu einem Abschluß' bingeführt werden konnte, noch auch nach der Absicht des verehrlichen Sprechers' werden follte, nämlich die Frage nach dem historischen Kerne in der nur zu oft für mährchenhafte Erfindung erklärten traditionellen Sage, und zwar zunächst in Bezichung auf die überlieferte Colonisirung einzelner Theile Griechenlands durch Aegyptische Einwanderungen *). Wenn es einer beifälligen Erklärung von meiner Seite für die dort ausgesprochene Ansicht von der nicht in Abrede zu stellenden Einwirkung Aegyptischen Einflusses auf Entwickelung des Griechischen Geistes in Kunst, Sitte und Religion keineswegs bedarf, so bin ich doch um so mehr veranlaßt, dieses mein Glaubensbekenntniß von einer zuzugestehenden theilweisen Abhängigkeit Griechenlands von den Einflüssen des Orients in den ältesten Zeiten gleich im Eingang dieses Vortrags abzulegen, als der Inhalt desselben die Zulässigkeit jener Annah ne zum Theil vorausscht. Bei einer scharfen Auffassung der obschwebenden Streitfrage tritt die unabweißbare Alternative ein, entweder die Ueberlieferung geradezu und zwar in ihrem ganzen Umfang für eine Fiction erklären zu müssen, was, wie ich glaube, selbst die eifrigsten Verfechter des Griechischen Autochthonismus nicht einmal auf sich nehmen mögen, öder unter Anerkennung einer historischen Grundlage jeglicher mythologischen Tradition, den Versuch zu machen, die zu Grunde liegende Substanz mittelst kritischer Ausscheidung aller zufälligen oder absichtlichen Einkleidung an das Licht zu bringen. Wenn ich nun dieser leßteren Ansicht zu huldigen bekenne, so habe ich hierbei für mich nicht nur die Auctorität Platons **), welcher fagt, die Mythen seien zwar Lügen, aber es liege ihnen etwas Wahres zu Grunde, sondern ich folge der Ueberzeugung, daß es für einen an der Geschichte selbst begangenen Frevel angesehen werden müsse, was in treuem Glauben von der Vorzeit überliefert worden, weil es einer vorgefaßten Meinung widerspricht, ungeprüft zu verdammen. Das Gelingen der so eben bezeichneten Aufgabe des Mythologen und hierauf die Entscheidung der Streitfrage selbst scheint also nur von der Art der in Anwendung zu bringenden Prüfung abhängig zu sein, die, wenn nicht alle einschlägigen Momente irs Auge gefaßt werden, freilich unfehlbar mißglücken wird.

Pr. Walz hat in dem angeführten, mancherlei Vetrachtungen arregenden Vortrage sich beschränkt, Materialien zur Bewahrheitung seiner Meinung von einer monumentalen Seite, wie er fie nennt, herzunehmen, hiermit aber eine andere Betrachtungsweise weder ausgeschlossen, noch ausschließen wollen, welche in der Nachweisung des inneren Zusammenhangs der Sage an sich oder in Beziehung auf andere besteht. Weit entfernt, zu glauben, daß die richtige Art, wie Mythen zur Ermittelung der einwohnenden historischen Elemente kritisch zu behandeln scien, erst noch aufzudecken sei, habe ich es unternommen, eine Specialfage, nämlich die Aufnahme des Dionysos

*) Verhardlungen der fünften Versamml. deutscher Philologen 1842. S. 144 fg. **) Rep. II, 17.

beim Jfarios in Attika, einer genauen Beurtheilung in der Absicht zu unterwerfen, auf daß sich herausstelle, ob und welche Thatsache in Beziehung auf die erste Anpflanzung und Verbreitung des Weinstocks in Attika derselben zu Grunde liege. Daß ich aber einen historischen Kern vers muthete, dazu wurde ich von vornherein durch die auf vielfache Forschungen gestüßte Ueberzeugung vermocht, daß der größere Theil des Dionysischen Sagenkreises eine Symbolik der Einbringung, Anpflanzung und Verbreitung des Weinstocks sammt seiner Pflege in Griechenland enthalte, wie sich in der Ueberlieferung von den vielfachen Wanderungen des die Rebe bringenden Gottes und seiner Gefährten zu Land und zu Wasser der Gedanke an eine Allegorie der allmähligen Verbreis tung des Weinstocks über ganz Griechenland dem aufmerksamen Betrachter von selbst aufdringt *). Da ich nicht weiß, ob es mir gestattet sein werde, die eben ausgesprochene Behauptung über den historischen Inhalt der Dionysossage durch die Bearbeitung einer diesen Gegenstand in seinem ganzen Umfange behandeluden Oenologie zu bewahrheiten, so erlaube ich mir für jeßt, nachdem ich schon früher einen Versuch dieser Art in der Abhandlung „Denopion und seine Sippschaft" bes kannt gemacht habe **), einen andern ausführlicher behandelten Theil des Ganzen zunächst in der Absicht vorzulegen, durch das Urtheil einer so erleuchteten Gesellschaft bestimmt zu werden, ents weder auf dem eingeschlagenen Pfade muthig fortzuschreiten, oder im andern Falle bei Zeiten den Rückzug anzutreten. Es bedarf übrigens hier kaum der Erwähnung, daß eine allseitige Behand lung dieses Gegenstands zugleich Momente einschließt, welche die Geschichte der geistigen Entwickelung Griechenlands aufzuhellen vermögen. Denn es kann nicht verkannt werden, daß die Verbreitung des Weinstocks und seiner Pflege einen einflußreichen Abschnitt in der Geschichte der griechischen Civilisation bewirkt hat. Dionysos ist nicht allein der bis zur Raserei berauschende, sondern auch der begeisternde, sänftigende Gott, welcher rebenumrankt, die Kithara im Arm, die Welt durchzieht, und durch Verbreitung eines der edelsten Geschenke der gütigen Mutter Natur überall die Weihe eines geistigen, höheren Lebens ausschüttet.

Wenn übrigens in dem gegenwärtigen Vortrage manche Behauptung gewagt erscheinen sollte, so ist die Rechtfertigung davon in begleitenden Anmerkungen zu geben versucht worden, die ihrer Natur nach von der jeßigen Mittheilung ausgeschlossen bleiben mußten (jezt aber ihre Stelle unter dem Tert gefunden haben). Endlich habe ich auch noch kurz des Grundes zu gedenken, warum ich von der Behandlung desselben Gegenstandes durch J. H. Voß, welche in einer Reihe von Abhandlungen nach seinem Tode als Fortsetzung der Mythologischen Briefe durch Brzoska be= kannt gemacht worden ist, in gegenwärtigem Vortrage keinen Gebrauch gemacht habe. Wenn niemand bereitwilliger, als ich sein kann, die Verdienste dieses wahrhaft großen Mannes überall, so auch in der nächsten Beziehung anzuerkennen, so würde dennoch die Verschiedenheit der Grundansicht, nach welcher Voß den Weinstock in Griechenland als ursprünglich einheimisch, und zwar das nördliche Griechenland für das Vaterland des ganzen Bacchoscultus ansicht, eine fortwährende Polemik nöthig gemacht haben, die statt den Gegenstand aufzuklären, ihn vielmehr verwirrt haben würde, und welche außerdem bei der bekannten synthetisch dogmatischen Darstellungsweise Voffens

*) Schon Pherekydes lehrte, Dionysos sei mit seinen Wärterinnen den Nymphen, umhergezogen, um mit dem von ihm gefundenen Weinstock den Menschen zu beschenken. - Schol. Hom. II. 18, 486.

**) Welcker Rhein. Mus. III, 2. S. 241 fg.

kaum zulässig gewesen wäre. Es blieb daher nichts übrig, als den Gang meiner Forschung in dieser Hinsicht ganz frei und unabhängig zu halten und, indem nunmehr Ansicht gegen Ansicht gegenüber tritt, einem Dritten die Beurtheilung zu überlassen.

So viel im Allgemeinen. Kommen wir jezt zur Sache selbst und hören die Zeugen ab, die von der Jkariossage, welche die Grundlage dieser ganzen Untersuchung abgibt, Bericht erstatten.

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Nachdem Erichthonios gestorben," erzählt Apollodoros *), „und in dem Hain der Athene begraben worden, regierte Pandion, unter welchem Demeter und Dionysos nach Atrifa kamen. Die Demeter aber nahm Keleos in Eleusis, den Dionysos Jkarios auf, und dieser erhielt von jenem einen Schoß des Weinstocks. Und die Weinbereitung von ihm lernend, zugleich um das von dem Gott erhaltene Geschenk den Menschen mitzutheilen, kam er in einigen Hirten, welche nach dem Genuß des Weins, zumal da sie denselben ohne Waffer und vor Lust in Uebermaß getrunken, vergiftet zu sein wähnten und ihn tödteten. Als sie deffen den Tag darauf inne geworden, begruben sie ihn. Seiner Tochter Erigone aber, welche den Vater suchte, zeigt der ihm zugewöhnte Hund mit Namen Mära, welcher dem Jkarios gefolgt war, den Leichnam, und nachdem sie den Vater beweint, eihing sie sich." Dem Wesen nach dieselbe Erzählung, nur im Einzelnen ausführlicher, giebt uns nach Eratosthenes ein Homerischer Scholiast **), Folgendes noch hinzufügend: „Als eine Krankheit in Athen ausgebrochen, ehrten die Athèner in Gemäßheit eines Drakelspruchs den Ikarios und die Erigone mit jährlichen Festen, nachdem diese aber unter die Sterne versetzt worden, wurde Jkarios Bootes, Erigone die Jungfrau genannt; der Hund aber behielt seinen Namen." Wenn in dem leßteren Theil dieser Nachricht sich leicht die katasteristische Behandlungsweise der Astronomie bei den Alexandrinern erkennen läßt, und felbst die Vermuthung erhoben werden kann, daß dieser Theil der Sage auf Rechnung des Eratosthenes selbst komme***

*) III, 14, 7.

**) Zu Ilias XXII, 29. Ebenso Servius zu Virg. Georg. II, 67 und 389. Der Schol, za Ovid, Ibis. 609 ed. Merkel. S. 474, mit einer Version rucksichtlich des Todes der Erigone: Icarus primus plantavit vineam et de vino, quod inde habuit, messoribus ad bibendum dedit. Vel, ut alii dicunt, Icarus jussu sui domini vinum Thebas portabat et invenit messores, quibus vinum dedit, qui inebriati putantes se venenum bibisse, proiecerunt ipsum in puteum. Canicula vero cum co ire solita ivit ad Erigonen, filiam Icari, et morsibus vestibus duxit ad patrem: quae patre viso se voluit suspendere, sed lupiter eam cum cane et patre translatam stellificavit, ut dicit Ovidius. Die ganze Sage haftet so durchaus an Attischer Localität, daß die Ucb rtragung hier nach Theben ganz allein`ohne weitere Bezeugung steht, so daß Thebas nur als eine Verchreibung von Athenas erscheint. Es werde hier gleich auch noch eines von Wenigen rur erwähnten Moments in der Sage gedacht, weil es auf den Gang der Untersuchung sonst keinen Einfluß hat. Nämlich nach Mythogr. Vatic. II. c. 61. S. 106 wurde das Rebenfeld des Ikarios von einem Bock (Porphyrios de abstin. If, 10. S. 119 nennt eine Ziege) verwüstet. Dieser Umstand steht mit der Skarischen Sage sonst in gar feiner weiteren Beziehung und scheint nur aus andern die erste Anpflanzung des Weinstocks in andern Gegenden Griechenlands betreffenden Dionysischen Mythen entlehnt zu sein, wo sich dieselbe, aber unter angemessenen Motiven, findet, wie in der Thrakischen des Lyfurgos, oder der Aetolischen des Deneus. Am ausfuhrlichsten übrigens, wie zu erwarten, behandelt die ganze Ikariossage Nonnos Dion. XLVII init., aber auf eine Weise, die bei seinem mythologischen Synkretismus dieser nach fester Grundlage strebenden Untersuchung wenig Etügyunkte gewähren konnte. ***) Wenn hier ein Hund, dort eine Hündin in der Sage erscheint, so trägt, dɩ wir aus einem ansdrücklichen Zeugniß wissen, daß Eratosthenes einer Hundin, und zwar unter demselben Namen Mära, gedacht habe,

so ist es auf der andern Seite gestattet, der Nachricht von den jährlichen Festen Glauben zu schens ken und darin eine historische Spur von der jährlichen Wiederkehr eines in Beziehung auf den Dionysos gefeierten Festes wieder zu finden. Eine weitere Nachricht über die Ankunft des Bakchos in Attika, gleichzeitig mit der Demeter, giebt auch Tzeßes *), aber ohne Anführung seines Gewährsmanns, außerdem auch in einem der Nachhülfe so bedürftigen Terte, daß daraus nichts weiter abgenommen werden kann. Viel ausführlicher und zugleich mit einigen bedeutsamen Winken, die aber erst weiter unten verfolgt werden können, erzählt die Sage Hyginus **), aus dessen Bericht für den gegenwärtigen Zweck nur zwei mit einander in engem Verbande stehende Punkte namhaft zu machen sind. Nämlich die aus Zorn über die Ermordung des Jkarios und den darauf erfolgten Lod der Erigone vom Dionysos über die Athener geschickte Krankheit oder Pest habe in einer ähnlichen Strafe" bestanden. Worin diese bestanden, giebt Servius ***) dahin an, daß die Athenischen Jungfrauen von der Wuth, sich zu erhängen, ergriffen worden seien, eine Art von Monomanie, die sich in ähnlicher Weije bekanntlich auch in andern Sagen des Griechischen Alterthums wiederholt ****), in diesem Falle aber von Hyginus †) aus einer Verwünschung der Eris gone hergeleitet wird, daß dasselbe Schicksal des Todes durch Erhängen, welchem sie entgegen gehe, auch die Jungfrauen Attikas treffen werde, wenn sie die Tödtung des Jkarios ungerächt lassen würden. Servius fährt dagegen in seinem Berichte fort: Als Ursache dieser über Athen verhängten Heimsuchung habe den Athenern auf ihre Anfrage der Delphische Gott die Tödtung des Ikarios und die dadurch veranlaßte Entleibung der Erigone angegeben, worauf sie, und dieses ist der zweite Punkt, Rache an den Hirten genommen und zu Ehren der Erigone das Fest der Dscillation gestiftet, auch, doch wohl an demselben jährlich wiederkehrenden Feste, bei der Weins

die Schuld davon lediglich der Berichterstatter. Bei Nonnos erscheint der Hund nur als Begleiter der Erigone, beklagt ihr Unglück und ihren Tod; die Nachricht von dem Tod des Ikarios und die Auffindung des Leichnams wird vielmehr durch ein Traumgesicht, welches der Erigone erscheint, vermittelt, Vs. 161. *) 3η Belder's Shein. Suf. 236. IV. G. 25: Ἐπὶ τοῦ Πανδίονος τοῦδε Διόνυσος καὶ Δημήτηρ ἦλθον εἰς τὴν ̓Αττικήν· ἤτοι τότε τῆς ̓Αττικῆς Οἰνοῦς καὶ Γεώργιος ἐγνώσθη, καὶ Ποσειδῶν καὶ ̓Αθηνᾶ τότε περὶ τῆς Ἀττικῆς ἤρισαν· διὸ καὶ Εὔμολπος ὁ Ποσειδώνος πρὸς τὸν Ερεχθέα τὸν τοῦ Πανδίονος ἐξήνεγκε πόλ λεμον· ἐν ᾧ ἐνίκησεν ὁ Ερεχθεύς.

**) Fab. 130.

***) Georg. II, 389: ut corum filiae furore quodam compellerentur ad laqueum. Wenn beim Schol. Lucian. deor. conc. 5 eine andere Krankheit, eine Art Priarismus, genannt wird, so beruht dies auf einer Verwechselung mit einer andern, den Dionyfischen Pegasus betreffenden Sage, deren anten gedacht werden wird. Vgl. Lobeck Aglaoph. T. I. S. 660.

****) Ein ganz ähnliches Beispiel erzählt Gellius von Milesischen Jungfrauen, XV, 10: Plutarchus in librorum quos nɛi yʊgns inscripsit, primo ... virgines dixit Milesii nominis, fere quot tum in ea civitate erant, repente, sine ulla evidenti causa, voluntatem cepisse obeundae mortis ac deinde plurimas vitam suspendio amisisse. Id cum accideret in dies crebrius, neque animis earum mori perseverantium medicina adhiberi quiret, decrevisse Milesios, ut virgines, quae corporibus suspensis demortuae forent, ut eae omnes nudae cum eodem laqueo, qui essent praevinctae, efferrentur: post id decretum, virgines voluntariam mortem non petisse, pudore solo deterritas tam inhonesti funeris. Vgl. Polyaen. VIII, 63.

t) Astron. 4.

lese dem Ikarios und der Erigone die Erstlinge des Herbstes geweiht hätten *).· ́ Die Nachricht von diesem Feste, welches zwar von einigen alten Gewährsmännern anders gedeutet wird, von den meisten jedoch in ausdrückliche Verbindung mit der Sage von der Verbreitung des Weinstocks durch Jfariss und Erigone gesezt wird, ist weder Erfindung, noch Deutelei, sondern findet ihre Bestätigung in dem selbst noch in später Zeit, wie es scheint, gefeierten Feste der Aeoră (al@pai), welches, seiner Entstehung nach unzweifelhaft Dionyfisch, gerade durch seine bis spät herab fort und fort statt findende jährliche Feier die Erinnerung an die Thatsache, von welcher es ausgegangen, aufbewahrt hat **). Ohne hier in eine ausführliche Beschreibung dieses Festes einzugehen, genügt es, das Wesentlichste desselben dahin anzugeben, daß man zur Zeit der Weinlese zum Gedächtniß der um die Verbreitung des Weinbau's verdienten Erigone, in Rachahmung der Todesart, die sie an sich vollzogen, schwebende menschliche Figuren an Bäumen aufzuhängen pflegte ***), wovon der Name des Fests sich zugleich auf die natürlichste Weise herleitet, so wie auch der Gedanke nicht abzuweisen ist, daß die im Winde hin und hergetriebenen Figuren zugleich auf die schwankende Haltung vom Weine Trunkener hinzudeuten bestimmt waren ****). Ob übrigens die Rolle solcher hängenden Figuren lebende Personen selbst übernommen, was nach Einigen unter einer besondern Wendung der Fabel überliefert wird †), oder ob deren Stelle Nachbilder

Nach Aelian. H. A. VII, 28, welcher kurz die Hauptvunkte der Sage angiebt, und daraus wieder Tzeßes Chil. IV, 128, wurde von den Bewohnern. Attika's auch der treuen Hündin geopfert. Da sich hiervon in den sonstigen Nachrichten von dem Feile keine Spur weiter findet, diese Hündin auch sonst in die Symbolik dieser Sage nicht weiter eingreift, so bin ich geneigt, diesen Zusaß für eine spätere Erfindung anzusehen, erst entstanden und veranlaßt durch die Verseßung dieser Hündin in den Himmelskreis, wodurch freilich der den Ikarios und die Erigone begleitende „Ertösungshund“, unter welcher. Bezeichnung Ereuzer Symb. Th. III. S. 531 ihn in die Eleusinischen Mysterien einführt, mehr als zweifelhaft werden dürfte. Sollte dieser Hund oder Hündin der Sage nicht eine natürliche Erklärung in der diesem Thiere eignen Treue und Anhänglichkeit an seinen Herrn, ganz im Sinne Aelian's, finden?

**) Athen. XV. S. 618, F.

***) Vgl. Leopardi Emend. VI, 14. Ausl. zu Hesych. v. aiwga. Panoffa Museo Bartoldiano S. 120 fg. ****) Hygin Astron. 4. S. 428 ed. Stav. schildert den Zustand jener trunkenen Hirten oder Landleute, ut alius

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aliam se in partem reiiciunt, ut semimortua membra iactantes, und sagt weiter unten von den beim Fest der Aeoren hängenden Personen, uti tabula interposita, pendentes funibus, se iactarent, ut qui pendens vento movetur, wie die Stelle nach Scheffer wieder herzustellen ist.

†) S. Hygin Astron. 4 S. 429. Schol. Germanici Arat. S. 79 cd, Buhle. Man hat angenommen, daß sich bei dieser Festfeier die Mädchen einer Vorrichtung nach Art unserer Schaukeln bedient hätten, was dahin gestellt bleiben kann. Der Gebrauch dieser Schaufeln war den Alten nicht unbekannt, wie sich aus dem Gemälde einer schönen, jezt in Berlin befindlichen Kalpis ergiebt, bei Gerhard Berlins antike Bildw. Th. I, S. 249, jedoch ohne daß dabei irgend eine Beziehung auf Erigone oder das Fest statt findet. Ich vermag in dieser lieblichen Bilde nur die Darstellung weiblicher Belustigung ́mittelst einer Schaukel wieder zu ers kennen. Es scheint dasselbe Vasengemälde zu sein, worin Panoffa Mus. Bartold. S. 120 das Fest der | Aeoră abgebildet annimmt, unter gelegentlicher Anführung von noch zwei Vasengemälden, auf welchen in ähnlicher Situation sich Frauen schaukelk. Da auf diesen beiden Monumenten der Scene noch ein geflügelter Genius hinzugefellt ist, so würde ich, da sich auf denselben nicht die mindeste sonstige Spur Dionyfischer Beziehung vorfindet, geneigt sein, wenigstens in diesen beiden Gemälden Panofka beizustimmen, falls sich nämlich dieser Genius auf den Dionysos deuten ließe. Bekannt ist aber, wie selten das Vorkommen eines geflügelten Bakchos ist, wie E. Braun Bull, 'dell' inst. 1839. . 16 erinnert; was Welcker Rhein. Muf. Bb. VI. S. 594 flg. in so reichlicher Fülle zusammengestellt hat, bedarf meines Er

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