Immagini della pagina
PDF
ePub

in sich gekehrtes Nachdenken, sein eifriges Bethen, und sahen es ihm wohl an, er müsse ein liebes, wichtiges Anliegen auf dem Herzen haben. Sie wollten ihn aber darüber nicht zur Rede stellen, sondern nur schårfer beobachten, und ruhig zuwars ten, bis er ihnen sein Anliegen selbst eröffne; denn sie hatten es ihren Kindern öfters eingepråget, ihre Eltern für die aufrichtigsten Freunde, Rathgeber und Führer anzusehen, und vor ihnen kein Anlies gen geheim zu halten. Nun von ihrem wackern Sohne konnten sie nicht nur hoffen, sondern zuvers sichtlich erwarten, er werde ihre bestgemeinte Beleha rung genau befolgen; wie's auch geschah.

2. Nach kurzer Zeit redete er seine Eltern ehrers bietig also an:

Liebe Eltern! schon lange gehe ich mit dem Gedanken um, was ich werden wolle, habe Gott ,,inbrünstig um Erleichtung gebethen, und darauf ,,eine innere stårkere Neigung zum Studiren in mir ,,verspürt. Ich bitte euch also: lafset mich studieren, ,,ich werde gewiß allen Fleiß anwenden und euch ,,Freude machen.“

Darauf erwiederte ihm der Vater:,,Das gez ,,fällt mir mein Sohn! daß du selbst darüber nachs ,,denkest, was du werden wollest, daß du zuerst Gott, den Vater des Lichtes, um höhere Erleuch,,tung anflehtest, und nun auch deine Eltern, die Gottes Stelle an dir vertreten, um Rath fragest. ,,Aber sag' mir auch deine Beweggründe, die dich ,,zum Studieren dringen und treiben!”

"

Da hub der Sohn also an: „Das Lernen in ,,der Schule gieng mir bisher so gut und leicht. „Unser geschickter Lehrer und unser allerliebster Herr Pfarrer, haben mich schon öfters ermahnt, Gott ,,den innigsten Dank abzustatten, der mir solche Tas

,,leute verliehen, und diese treu anzuwenden, zur größern Ehre Gottes und zum allgemeinen Besten ,,der Menschen. Da ist mir denn eingefallen, es „sei Gottes hl. Wille, die Talente, die Er mir ge,,schenket hat, bestens auszubilden, und damit zu seis ,,ner Ehre recht viel Gutes in der Welt zu stiften „und zu befördern. Besonders kam mir der Gez „danke, da leßthin unser Herr Pfarrer so kråftig ,,predigte: Wer fünf Talente empfangen ,,habe, befleiße sich fünf andere damit zu,,gewinnen! Je mehr ich darauf Gott bat, Er ,,möchte mir eingeben, was ich werden soll, desto ,,stärker drang sich mir der Gedanke auf: ich soll studieren! ich bitte euch also dringend um eure Ein- ́ ,,willigung."

Jeht entgegnete ihm die Mutter: Liebes Kind! ,,wenn du studierest, dann mußt du von deinen El ,,tern weg, viele Jahre, in eine weit entlegene ,,Stadt, unter fremde Leute. Wie wird's dir da gehen? Wer wird Elternstelle an dir vertreten? Beste Mutter! antwortete ihr der Sohn, in der ,,biblischen Geschichte des egyptischen Josephs heißt ,,es: Wer fromm, verständig, tren und redlich ist, ,,dem darf es nicht bange seyn, wenn er auch sein ,,Vaterland verlassen und in fremde Länder hinzies ,,hen muß. Gott ist überall mit ihm, überall fing ,,det er gute Menschen."

Die Mutter fuhr fort: „Aber die Studenten ,,find gegenwärtig so schlimm, wie ich höre, fie mô ,,gen nicht studieren, bethen und gehorsamen; ihre ,,Sache ist, müßig herumlaufen, lärmen, trinken, spielen, Händel anfangen 2c.; schon ihr Aeußeres, ,,ihre Haare, Kleider 2c. eckeln einen an. Wie leicht könntest du unter böse Studenten gerathen, und ,,von ihnen verführt ein Bösewicht werden! und lies

„ber wollte ich dich sterben, als einen solchen werden ,,sehen!! Ja wenn die Studenten noch wären, ,,wie mein Herr Vetter, an dem sich Jedermann ers „bauete, wenn er in die Vakanz heim kam. Er ,,hat mit Jedermann so freundlich geredet, in der ,,Kirche so audächtig gebethet und aufgemerkt, und ,,zu Hause und beim Spazierengehen meistens geles ,,sen. Wenn's bei den Studenten noch so wäre, wollte ich dich gerne studieren lassen.“ Lauda,,trix temporis aeti! Liebe Mutter! versehte der Sohn, alle, Studenten sind gewiß auch jeßt nicht schlimm, wie ehemals nicht alle brav. Verführen ,,werde ich mich nicht lassen. Ich will mich an die ,,Guten anschließen, und meinen Lehrern gehorsam ,,vor Gott wandeln. Dem Herrn Vetter will ich ‚nachfolgen. Da ihr mir schon öfters so viel Schös ,,nes und Gutes von ihm erzähltet, gefiel es mir „immer so wohl, und ich dachte dabei: so will ich „einmal auch werden. Darum lese ich so gerne „in den Büchern, die ihr von ihm habet, und merkte mir die schönen Sprüchlein, die er hineingeschries ,,ben hat." Sohn! fiel nun der Vater ein, so ernstlich du jekt studieren willst, so bedenke doch: „das ,,Studieren dauert lang, dazu gehört große, anhals ,,tende Lust, ein unermüdeter Eifer, und viel Geld. ,,Besinne dich nochmal wohl, rufe Gott neuerdings ,,um Erleuchtung an, und entdecke uns dann nachh ,,einiger Zeit deinen Entschluß!"

3. Der Sohn gieng ab. Die Eltern sagten noch zu einander: er hat eine große Lust, bleibt ihm diese, dann soll er studieren und ein zweiter Herr Vetter werden.

Nach drey Wochen redete der Sohn seine Els tern abermals an:

,,Liebste Eltern! ich habe der Zeit so reif, als ,,möglich nachgedacht, und so gut ich konnte, andächtig zu Gott im heiligsten Namen Jesu um Ers ,,leuchtung geflehet, und immer mehr Trieb, und ,,Neigung zum Studieren empfunden. Ich bitte als fo abermals um gütigste Gewährung meines Wuns ,,sches, studieren zu dürfen." Mann! hub nun die Mutter an, weißt du was, geh du mit ihm zu unserm lieben Herrn Pfarrer, und frage ihn um Rath! der weiß auf Alles den rechten Bescheid zu geben. Gesagt, gethan! Vater und Sohn giengen zum Herrn Pfarrer und trugen ihm Alles vor, mit der Bitte um weisen Rath.

4. Der Pfarrer, deffen Lieblings-Gedanke schon lange war, dieser talentvolle, fleißige Knabe möchte ein musterhafter Student werden, sagte dem Vater: Wenn euer Sohn eine so große Lust und Neigung zum Studieren hat, sc gebet euch darein und lasset ihn in Gottes Namen studieren; denn er hat Laz lente dazu. Den Sohn aber redete er also an: Hast du es wohl und lang überlegt? Hast du Gott inbrünstig um Erleuchtung dazu angerufen? und ist es dein ernstlicher, fest entschlossener Wille? Ja, rief dieser freudig auf, und bat den Herrn Pfarrer, die Hand küßend, ihn gütigst in Unterricht anzunehmen. Das will ich thun, mein Lieber! sprach der Pfar rer, du kannst zuerst einige Jahre bei mir studieren, und dich unterdeffen stets reifer befinnen, ehe du weiter kömmst, und anfångst, deinen Eltern besons dere Kosten zu machen.

Der Vater ward darüber einverstanden; die Mutter wurde es auch, und wer war froher, als der Sohn? Dankend zuerst Gott von ganzem Herz zen, dann auch seinen Eltern, daß ihm sein innig?

ster Wunsch gewähret worden, fieng er schon am andern Lage an, eifrig zu studieren.

5. Da er in der deutschen Schule so gut gelers net, und so schöne Vorkenntnisse, mitunter auch in der deutschen Sprachlehre sich gesammelt hatte, so gieng das Studieren unter der trefflichen Anleitung des pådagogischen, eifrigen Pfarrers, gleich vom Anfange leicht, und ganz nach Wunsch. Er liebte seis nen Herrn Pfarrer, wie seinen Vater, und blieb den ganzen Lag, die Essenszeit ausgenommen, im Pfarrhause. Nach wenigen Monaten waren die ersten Elemente der lateinischen Sprache erlernet und praktisch eingeübet; dann abermals nach wenis gen Monaten war dies auch der Fall mit den Anfangsgründen der griechischen Sprache; denn der Unterricht und die Erlernung. beider, gleich nothwendis ger und nüßlicher Sprachen sollte mit einander, nach dem weisen Plane des Pfarrers, verbunden und die deutsche Sprache dabei nicht vernachläßiget werden. Nun gieng es mit allem Ernste an's Expliciren, Uebersehen und Komponiren, mit beständigem Rückblicke auf die Regeln der Grammatik und Syns tax und mit genauer Anwendung derselben, und das sowohl mündlich, als schriftlich. Täglich mußte der Zögling einige ausgesuchte, seinen jedesmaligen Vorkenntnissen angemessene Aufgaben aus dem Deuts schen, Lateinischen und Griechischen übersehen. Diese Art der Uebung gewährt am besten nach und nach richtige Kenntniß der Sprachen, Mannigfaltigkeit der Worte, Eigenthümlichkeit der Figuren, und Kraft des Ausdruckes. Zu dem, wenn man anges leitet wird, die besten klassischen Schriftstellen zu übersehen und nachzuahmen, verschaffet man sich eine gewisse Leichtigkeit, etwas Aehnliches zu erfinden, und seinen Stil immer mehr auszubilden. Endlich

[ocr errors]
« IndietroContinua »