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Allen Umgang mit bösen Kameraden, des ren Sitten unvermerkt anstecken. Prava consortia corrumpunt bonos mores. Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se.

3. Allen Ungehorsam, jede Uebertretung der Schulgefeße durch Trinken, Spielen 2c. dagegen sollen Sie

b) unermüdet studieren und bethen.

1. Das Bethen erfordert der Endzweck alles Studierens und Lebens; denn das rechte Gebeth ist die höchste Weisheit, Würde, Lugend und Ses ligkeit des Menschen. Timor Domini initium Sapientiae. Pietas ad omnia utilis. Oratio justi est clavis coeli. Multum valet deprecatio justi assidua. Siquis vestrum indiget sapientia, postulet a Deo, qui dat omnibus affluenter etc. Das rechte Gebeth werde genährt durch täglichen, andächtigen Besuch des Gottesdienstes, durch fleißis ges Lesen, Anhören, Beherzigen und Befolgen des göttlichen Wortes, durch öftern würdigen Empfang der hl. Sakramente; und es erprobe sich durch eis nen christlich reinen und unbefleckten Sinn und Wandel, der aller Herzen mild anzieht.

2. Das unermüdete Studieren bringt schon der Name eines Studenten mit, der von nichts Anderm, als vom Studieren abgeleitet werden kann. Das her lege er seinen Namen ab, oder studiere! denn nur im Bethen und Studieren ist Heil für ihu? Studieren Sie also jeden Gegenstand, jede Doctrin, die tradirt wird, mit anhaltend unermüdetem Fleiße ganz durch mit allen Vor- und Hilfswissenschaften. Denken Sie niemals: das oder jenes brauche ich nicht zu studieren, denn Sie sollen nicht des lieben Brods, sondern der Wissenschaften und der Weiss heit selbst willen studieren. Es komme Ihnen noch

kein Gedanke de pane lucrando, sondern Ihre ganze Absicht gehe für jeht nur auf solide Aneigs nung der Wahrheit, das Uebrige wird sich dann zu seiner Zeit schon von selbst geben, und als ob's seyn müßte.

Nicht genug kann ich Ihnen das rechte Stu dieren empfehlen, denn nur der studiert recht, dem die Wahrheit zum Eigenthume wird. Die Wahrheit wird aber nur alsdann zum Eigenthume, wenn man sie treu, in ihren wesentlichen Zügen aufgefaßt hat, wenn man sie einmal ganz durchschauet und durchdacht hat, vorerst in der Vorstellung des Lehrers; wenn man sie wieder und wieder überdacht, d. i. tief in die Seele hinein gelegt, hervor geholt und wieder hineingelegt hat; wenn man sie dann mit seinen Gedanken gedacht, mit seinen Worten bezeichnet, und als sein Gedanken und Wortgebilde ausgesprochen; wenn man sie in einem schriftlichen Aufsak als sein Kunstwerk dargestellt, und mit seis nes Gleichen durchgeredet, vor ihnen vorgetragen, angegriffen, vertheidiget hat, wenn man sie um des Inhalts und der Form wegen liebgewonnen, und das Anwendbare, den Geist des Wahren, in sein inneres Leben ein, und in seinem äußern ausgeprå get hat. So viel gehört dazu, um sich die Wahr heit anzueignen, also zum rechten Studieren. Dies ses begreift in sich

a) die Treue des Auffassens;

b) den Eifer des Nachfinnens, des Nachforschens, bis das Aufgefaßte, nach Inhalt, Grund und Zusammenhang, verstanden ist;

c) den Fleiß des Wiederholens, Wiederdurchdens kens, bis das Durchgedachte so tief in das Ges dächtniß eingeprägt, und so oft aus demselben hervorgeholt worden, daß es gerade so getren

wieder gegeben werden kann, als richtig es aufs gefaßt ward;

d) die anhaltende Uebung, das Aufgefaßte und Durchdachte mit eigenen Gedanken zu denken, mit eigenen Worten zu bezeichnen, und auszus sprechen;

e) bie Geschicklichkeit, diese nun auch in einen neuen Zusammenhang zu bringen, und in neuer schriftlicher Composition darzustellen;

f) die Fertigkeit, es in einem freundlichen Für und Wider mit Gleichgebildeten und Mehrgebildes ten durchzureden anzugreifen, zu vertheidis gen, es von allen Seiten zu beleuchten, zu bes festigen, und den Geist davon, das Anwend. barste, in den Umgang, in das Geschäft, in das Leben gewandt zu übertragen.

Um recht zu studieren, übergehen Sie ja kein Fach; denn schwesterlich eng und unzertrennlich hängt Eines mit dem Andern zusammen. Studieren Sie zuerst das Allgemeine mit erstem Fleiße, dann das Besondere mit hinreichendem Fleiße; quod in primis viis peccatum est, aut nunquam, aut difficillime corrigitur.

Ich habe Ihnen nun, Liebster! nochmal das doppelte, höchst wichtige und nothwendige Ziel vor. Augen gestellt, das einem Studierenden ausgesteckt ist, in christlicher Tugend und Gottseligkeit, und in den Wissenschaften zugleich, immer weiter zu kommen. Qui non proficit, deficit. Nullum est lucrum, ubi salutis est damnum. Kein Gewinn, wenn man noch so Vieles und das noch so gründlich ers lernet, aber sein Seelenheil dabei vernachläßiget. Melior est profecto humilis rusticus, qui Deo servit (cui servire regnare est), quam superbus philosophus, qui, se neglecto, cursum coeli

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considerat. Praeamanda est scientia, aut quaevis simplex rei notitia, quae bona est in se considerata et a Deo ordinata: sed praeferenda est semper bona conscientia et virtuosa vita.

Das ist mein Urtheil, salvo quovis meliore!

Ich hoffe zu Gott, daß es auch das Ihrige werde und bleibe. Ich empfehle Sie täglich des Herrn mächtigem Schuße, und flehe für Sie um Seinen reichlichsten Segen zu Ihren litterärischen Arbeiten und Fortschritten. Vale!

4. Diesen heilsamen Ermahnungen seines würdigen Pfarrers und ersten Lehrers entschloß sich Ildefons aufs heiligste nachzuleben. Daher machte er mit vorzüglichen Talenten, und einem unermüdet auss harrendem Fleiße am Obergymnasium, und dann in jedem Fache jedes philosophischen Kurses ausges zeichnete Fortschritte, lernte sich und die Welt, und etwas höheres und Besseres, als das Ich und die Welt ist, klar und richtig anschauen, und schärfte dadurch sein Geistesaug zu immer richtigerem Aus schauen.

Dabei war er unabläßig bemühet, seine Neiguns gen, Gesinnungen und Handlungen immer mehr zu veredeln, und eben so reich an Lugend und guten Werken, als an Kenntniffen zu werden. Bei jeder Lektion, bei jedem Gottesdienste, bei jedem Vortrage des göttlichen Wortes war er frühzeit, aufs merksam, fleißig und andächtig zugegen. Er vers richtete täglich mit neuem Eifer die gewöhnlichen christlichen Andachtsübungen, las und betrachtete tågs lich etwas aus dem Neuen Testamente, der Nachs folgung Christi, oder sonst einem geistreichen Erbaus ungsbuche, und empfieng zum öftern mit fleißigster Vorbereitung die hl. Sakramente der Buße und des Altars.

5. Seinen Lehrern, Vorgesekten 2c. zollte er die größte Ehrerbietigkeit, den willigsten Gehorsam; allenthalben bewieß er die sittsamste Eingezogenheit, und gegen Jedermann die gebührende Achtung und Höflichkeit; gegen seine Mitschüler die liebreichste Gefälligkeit, und Dienstfertigkeit, gegen erprobts gute die zutraulichste Freundschaft; ohne Affektation, ohne Blähen, gieng er in Allem den goldenen Mittelweg, nüchtern in Urtheilen, bescheiden in seinen Behauptungen und Ansprüchen, liebenswürdig in seinem Vortrage und ganzem Benehmen.

In medio virtus. In medio tutissimus ibis. Est modus in rebus, sunt certi denique fines, Quos ultra citraque nequit consistere rectum. 6. Darum besaß er auch die Liebe und Achtung seiner Vorgesehten, Lehrer, und Hausleute, wie die Hochschäßung und das Vertrauen seiner Mitstudies renden im hohen Grade. In seinem Umgange war's jedem so wohl. Sein Beispiel belehrte und erbauete, ohne lästig zu fallen; daher zog er aller Herzen an sich, wie der Magnet das Eisen.

7. Kein Wunder, daß er im Studieren stets die erwünschten Fortschritte machte. Stets ein abgefagter Feind vom Müßiggehen, Spielen, Trinken, der Zeit Kopf- und Herz verderbenden Romanen Leks túre, handelte er dem Grundfake getreu, den ihm sein Pfarrer Anfangs gleich mit Wort und Beis spiel eingeschärfet hatte: „Wer früh aufsteht und an ,,die Arbeit geht, wer keinen Augenblick vertändelt, sich bei nichts långer aufhålt, als nöthig ist, der findet immer Zeit genug, was er zu thun hat, recht zu thun; und recht gethan, ist viel gethan."

8. Er erlaubte sich auch mäßige, ehrbare Erhos lungen, Unterhaltungen; Interpone tuis interdum gaudia curis; seine liebsten waren Spaziergänge

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