Immagini della pagina
PDF
ePub

und langer Prüfung und Vorbereitung zum geistlis chen Stande zu.

III. Nun den Schluß dieser langen Abhandlung vom Cölibatsgeseke mache ein Brief, den unlängst ein gebildeter, frommer, rechtschaffener, schon zum zweiten Mal verehelichter Laie an mich schrieb,

Schäßbarster,

theuerster Herr Pfarrer und Freund!

Mit gleichem Vertrauen, wie Sie zu mir fpreche ich zu Ihnen, und stelle Ihnen, nach meis nen Kräften und mit redlicher Aufrichtigkeit, meine Ansichten, Erfahrungen und Wünsche dar.

Ja, theurer Freund! ich kenne den Werth der Virginität, der Enthaltung erwachsener Personen von der Geschlechtslust, aus Erfahrung sowohl, als auch aus der allgemeinen Verehrung der alten und neuen Zeit, welche dieser lieblichen Tugend beis nahe aller Orten geweihet wird. Schon, daß die Hl. Sånger der Psalmen und des hohen Liedes jes den Aufschwung in die Höhe reinster Freuden mit Schilderungen zarter Jungfräulichkeit ausmalten, daß der Kranz, das älteste Attribut der Ehre unter allen Völkern, noch jeht die Zierde der Jungfrau schaft ist; daß sogar der Geist unsrer Zeit das durch, daß er der Unzucht durch gefeßliche Aufhe, bung aller bürgerlichen Strafen für Fornikationen Thür und Thor öffnete es nicht dahin bringen kann, daß der jungfräuliche Stand weniger geehret werde dieses und noch so vieles Andere ist Bez weises genug für den hohen Werth dieses herrlichen Standes. Woher also dieser Werth, dieser Vors zug? Gewiß nur aus der Natur der Sache.

Unschuld der Zustand des Menschen in der Kindheit, in welchem er noch keine Gefahren, und Versuchungen kennt ist das köstlichste Geschenk Gottes. Aber ach! für das ganze erwachsene Mens schengeschlecht ist sie verloren; der aufblühende Jüng ling empfindet die Macht der Liebe, ihm lauschen die reizenden Bilder einer üppigen Phantasie überall auf: so Vieles, was ihn abziehen möchte vom Wege zur Tugend, und auf eine so täuschende, feine, verz hüllte Weise als wäre es der Weg zur Tugend und zum Glücke. Diesen Reizen von Aufsen kommt noch die Anregung von Innen mit Macht zu Hilfe, und · erschwert den Kampf. Aber wenn er schon von Kindheit an zum Gehorsam, Entsagen, Ernst und Arbeit angehalten wurde, wenn ihm die heilige Religion lebendig ins Herz gepflanzt, er besonders auf Schamhaftigkeit und Schüchternheit hingeführt wurde, dann kann, dann wird er den gefährlichs ften Klippen entgehen, wird seine Tugend, seine Keuschheit bewahren, und wird sich im Genusse alls gemeiner Achtung und einer blühenden Gesundheit glücklich fühlen. So Ihnen nur ins Herz ges sprochen konnte ich der Tugend treu bleiben, und zwar in einem Berufe und in einer Umgebung, wo der Reize und Gelegenheiten so viele waren zur Vers führung, da ich schon von meinem 15ten Jahre an elternlos, mir selbst überlassen, in der weiten Welt umbergeworfen, und vielerlei Schicksalen ausgesekt wurde.

-

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Was ich konnte mit einem lebhaften Tempes ramente, unter gefahrvollen Umgebungen hinreiss senden Beispielen und Gelegenheiten, um wie vieles leichter wird es ein Jüngling können, der sich dem geistlichen Stande ergeben will! Seine ganze Bes schäftigung und Thätigkeit ist darauf eingerichtet und

berechnet, um ihn zu seinem hohen Berufe vorzube, reiten: seine Umgebung wenn er sich nicht dem wilden Trosse mancher Studierenden anschließt wird ihn im Guten weiter führen, seine Erholungen sogar werden mit zur Beförderung der Reinheit der Sitren und des Wandels beitragen. Ergriffen von dem erhabenen Reize der Wissenschaften, begeistert von der vorzüglichsten derselben, der Religionslehre, wie leicht bekämpft er die aufkeimenden Sprossen der Sinnlichkeit?

Vor der Hand wåre also der große Werth des jungfräulichen Standes, und daß denselben der werdens de Geistliche, leichter als jeder Andere, halten könne, entschieden. Nun zum Ehestande.

f

Die feinen Gränzen, Distinktionen und Vers mischungen der Freundschaft, Liebe und Neigung beider Geschlechter zu einander, mögen von einem methaphysischen Scheidekünstler ausgemittelt werden; schwerlich wird unter zehen Ehestands - Kandidaten Einer seyn, der hierin seine Beweggründe mit phis losophischer Genauigkeit ausgeschieden hat, oder auch fie ausscheiden kann. Gefesselt durch ein tugendhaftes Liebesverhältniß, und in dem Bewußtseyn, seis ne Familie ernähren zu können, trat ich in meinem zwey und dreifigsten Lebensjahre, als keuscher Jüngs ling in den Ehestand. Allein mit dem Antritte des Ehestandes hört der Kampf gegen die Sinnlichkeit keineswegs auf; und es gehört mehr, als eine ges meine Kraft des Gemüthes dazu, um den Reizen zu verbotener Lust zu widerstehen. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich lebte 3 1/2 Jahr mit meiner ersten Frau, und nun 6 Jahre mit der zweis ten einen Zwischenraum von 1 1/2 Jahren im Wittwerstande. Aber Sie dürfen mir glauben, die gewissenhafte Haltung des an hl. Stätte geleis

[ocr errors]
[ocr errors]

steten Eides der Treue kostet vielen Kampf und Ernst. Der gestillte Geschlechtstrieb ist noch nicht befriediget wie denn auch keine Neigung durch den Genuß es werden kann; gar leicht schleichen sich andere Bilder in die Phantasie ein, und nicht mehr unterstüßen den Kampf die Waffen verschämter Jungfräulichkeit. Mithin ist der Chestand auch in Hinsicht auf Befriedigung der Sinnlichkeit durchs aus keine absolute Schuhwehr gegen die Gefahren der Verführung; und die vielen traurigen Beispiele so vieler zügelloser Eheleute beståttigen meine Bes hauptung, und meine, Ihnen hier ganz aufrichtig mitgetheilte, Erfahrung.

Von den Verhältnissen als Haus- und Famis lienvater zu sprechen: süß und herzerfreuend ist es, an der Seite eines geliebten, und liebenden Weibes, im Kreise hoffnungsvoll heranwachsender Kinder sich geliebt zu sehen, ihnen allen Versorger, Vater zu seyn, mit ihnen innigst verbunden durch das Leben zu wandeln. Und für den Mann, welcher in sich den Muth fühlt, für so viele Geliebte zu sorgen, mag es gewißermassen Pflicht seyn, sich in diesen Stand zu begeben. Aber welches Meer von Sorgen und Rümmernissen! Welche unausgeseßte Folge von Entbehrungen, Aufopferungen, von Wachsamkeit erfordert die gewissenhafte Erfüllung dieser Gatten- und Vaterpflichten! Ich habe das Glück, und hatte es auch in der ersten Ehe, eine rechtschaf fene, tugendhafte, fleißige und häuslich kluge Gattin zu besiken, von ihr mit aller Ergebenheit, Treue und Innigkeit geliebt zu werden, und darf mich in dieser Hinsicht glücklich schäßen, und bin mit meis nem Stande vollkommen zufrieden. Allein der größs te, oder ganze Theil meines Lebens ist nun den Sors gen für das Wohl der Meinigen geweihet. Ich

muß so viele Rücksichten brauchen, so manches Bits tere mir gefallen lassen, wo ich, allein stehend, ges rade heraus auftreten könnte, wo ich einem unter die Augen hin, seine Verkehrtheit vorhalten, seine Lücke mit dürren Worten enthüllen, und seine Schlingen durchschneiden möchte, anstatt sie zu ums gehen. Die Zeit, die ich der Bildung meiner Kin der, so manchen häuslichen Beschäftigungen widmen muß, wie könnte ich sie zu meiner eigenen Bildung und in dem Genuße der Freiheit verwenden?

Hier also die Licht- und Schattenseite des Ehestandes, nach meiner Erfahrung. Ob er für den Geistlichen, Seelsorger, Lehrer Verwalter der Sakramente passend und schicklich wäre? oder viels mehr wie man nur im Ernste daran denke den Ed libat aufzuheben? noch mit einigen Worten.

Ist einmal der zum Geistlichen sich bildende Jüngling in dem gefährlichen Alter der erwachenden Neigungen, der überströmenden Kräfte, der üppig, sten Phantasie, im Stande, wie oben gezeigt wurde, fich vor der Wohllust zu hüten und keusch zu bleis ben; so wird es der ausgebildete Geistliche um so viel leichter können, da ihm die Kräfte zum Widerstande schon geübter sind, und nachdem er mit reis fem Verstande, aus freiem Willen, Keuschheit ans gelobt hat; da er nun in wirklicher Ausübung der erlangten Kenntnisse ein weit geöffnetes Feld für feine Thätigkeit hat, da alle seine Tendenz auf das Geistige hingehet. Wäre die Ehe auch erlaubt, der wahrhaft Geistliche würde sich ihrer freiwillig enthals

Und die Fleischlichen unter ihnen mögen alle ihre Scheingründe zu Hilfe nehmen, mögen ihren ganzen Anhang unter den Neologen, Aufgeklärten, Liberalen und Constitutionellen aufbieten, sie wers

« IndietroContinua »